Verbandsliga – keine Mannschaft ist unschlagbar

Michael Schwöbel, hier noch an der Seitenlinie in Plochingen, hat mit Unterensingen gerade die erste Saisonniederlage kassiert. Fotos: Rudel

„Beim Wetten hätte ich nicht viel gewonnen“, sagte Ralf Wagner, als er am Sonntagabend mit heiserer Stimme in der EZ-Sportredaktion anrief und seine Einschätzung zum 31:29-Sieg seines TSV Denkendorf gegen den TV Steinheim abgab. Ob Wagner tatsächlich gegen seine eigene Mannschaft gewettet hätte? Auf jeden Fall war sie gegen Steinheim klarer Außenseiter. Es war aber längst nicht die einzige Überraschung am Handball-Wochenende in der Verbandsliga.

Die SG Hegensberg/Liebersbronn trotzte dem TV Reichenbach beim 30:30 einen Punkt ab. Ich war in der Halle – und habe schon lange nicht mehr so ein packendes Handballspiel gesehen. Das war echt klasse. Vom zu erwartenden Spitzenquartett gewann am Wochenende nur die MTG Wangen beim Team Esslingen, dem schwächelnden Dritten der Vorsaison. Denn der schon als Übermannschaft gefeierte SKV Unterensingen verlor gegen den TSV Köngen. Grund genug, mal bei Unterensingens in der Region bestens bekanntem Trainer Michael Schwöbel nachzufragen.

Heli gegen Reichenbach – ein packendes Handballspiel.

Zuvor aber noch ein Blick auf die Tabelle: „Vom zu erwartenden Spitzenquartett“ habe ich eben geschrieben, in das hat sich nun als Dritter Heli eingeschlichen: 1. MTG Wangen, 2. TV Reichenbach, 3. SG Hegensberg/Liebersbronn, 4. SKV Unterensingen und TV Steinheim.

Schwöbel hat mit dem Anruf nicht gerechnet. Und ich habe ihm erst einmal vergewissert, dass ich nicht in der Wunde der Niederlage gegen Köngen bohren wollte. Drüber geredet haben wir natürlich trotzdem. Das 33:35 ist aus seiner Sicht der Beweis dafür, „wie stark und ausgeglichen die Liga ist. Wenn einer Mannschaft etwa Spieler fehlen und die andere einen guten Tag erwischt, kann es schon mal in die andere Richtung gehen“. So sei das in diesem Spiel gewesen. Schwöbel musste unter anderem auf Silvan Kenner verzichten, der vor allem für die Abwehr sehr wichtig ist. „Die Köngener haben ihr Tempospiel durchgezogen und wenig Fehler gemacht“, erklärt er. „Und verdient gewonnen.“

Ihn, sagt Schwöbel, hätten die Ergebnisse nicht überrascht. Wobei er das wohl eher grundsätzlich meint. „Naja, dass Denkendorf gegen Steinheim gewinnt, hätte ich jetzt auch nicht getippt“, sagt er. Aber er gibt auch zu bedenken, dass die Köngener schon beim 31:32 gegen Wangen nah an einem Außenseitersieg waren.

Gegen Köngen war Heli klar überlegen. Nun gewann Köngen in Unterensingen.

Andererseits: Beim 30:35 zum Saisonauftakt gegen Heli waren die Köngener klar unterlegen. A propos Heli: Gegen Schwöbels Unterensingen waren die Berghandballer kürzlich beim 27:37 chancenlos, gegen Reichenbach haben sie nun ein Spiel auf Augenhöhe hingelegt. Heißt das, dass Unterensingen viel besser ist als Reichenbach? SG-Coach Sven Strübin verneinte das nach dem Spiel gegen den TVR sofort. Und auch Schwöbel will davon nichts wissen. Spiele laufen eben manchmal, wie sie laufen. „So wie für Köngen bei uns ist es für uns bei Heli gleich von Beginn an gut gelaufen.“ Die SG kam dann nicht mehr ins Spiel.

Am 29. Oktober sehen wir mehr: Unterensingen gegen Reichenbach. Ein Spitzenspiel.

Schwöbel weiß, dass seine Mannschaft zu den Top-Favoriten der Liga gehört. Aber wenn es mit dem Wiederaufstieg in die Württembergliga klappen sollte, „muss da auch bei uns sehr viel passen“.

„Es tut schon weh, so ein Derby vor vielen Zuschauern in der eigenen Halle zu verlieren“, sagt Schwöbel in Bezug auf das Köngen-Spiel. Aber er blickt nach vorne. Und fühlt sich insgesamt sehr wohl beim SKV. „Es ist ein tolles Umfeld, passt“, sagt er und hat das Gefühl, dass es seinem früheren Kapitän beim TV Plochingen, Dominik Werbitzky, genauso geht: „Er hatte keinerlei Anpassungsschwierigkeiten, er ist sehr wichtig für die jungen Spieler.“ Und für Tore. Nur die Köngener unterbanden seine Wege gekonnt.

Schwöbel fühlt sich nach seiner Zeit mit dem TVP in der 3. Liga auch in der Verbandsliga wohl. Das Niveau ist gut. Und dann sind da die Derbys. Unterensingen ist zwar gerade so nicht mehr im Verbreitungsgebiet der Eßlinger Zeitung. „Aber gegen Köngen, das Team Esslingen, Denkendorf, Heli und Reichenbach – das sind meine Derbys“, sagt der langjährige Ostfilderner. Anders herum gilt das genauso. „Und ich lese ja die EZ“, sagt Schwöbel. So hält er sich auch über die Konkurrenten informiert.

Jochen Masching: Früher Heli, jetzt wieder Reichenbach und nun ein Unentschieden zwischen den beiden Mannschaften.

Der vergangene Verbandsliga-Spieltag hat gezeigt: Die Liga macht Spaß, sie bietet guten Handball, gute Mannschaften, gute Spieler, spannende Trainer, macht Lust auf mehr. Und Unterensingen ist nicht unschlagbar. Kein Team in der Liga ist unschlagbar.

Vielleicht sehen sich ja alle beim EZ-Pokal wieder. Die Ausschreibung kommt bald. So viel sei schon verraten: 6. bis 8. Januar, Sporthalle Weil.