2G+ und mehr

Timo Durst wirft, Marvin Fuß schaut zu. Fotos: Rudel/Paesler

Macht es Sinn, heute über Handball zu schreiben? Also über den, so wie er auf dem Feld gespielt wird? Warum nicht, immerhin wird ja gespielt. In den Klassen von der 3. Liga aufwärts. Ob auch darunter der Ball wieder in die Hand genommen wird, entscheidet sich morgen. Ich kann es mir nicht vorstellen. Die Handballer wären wohl die einzigen, die es tun.

Aber selbst bei den Spielen, die gespielt werden, spielt Corona immer mit. Zum Glück im übertragenen Sinne. So wie ich nun monatelang kaum einen Text geschrieben habe, in dem das Wort „Corona“ nicht vorkam, gibt es zurzeit keinen ohne die Kombination „2G+“.

Ein Gläschen in Ehlen – Denise Kunicke (links), Stephanie Frick (rechts).

Es war ein Zufall, dass beide Drittliga-Derbys im EZ-Land innerhalb weniger Tage über die Bühne gingen. Zunächst Nellingen gegen Wolfschlugen bei den Frauen und dann Plochingen gegen Neuhausen bei den Männern. Und natürlich war 2G+ ein Thema. In Nellingen, weil es der allererste Tag war, an dem die Regel galt, und in Plochingen, weil es der allererste Tag war, an dem in allen anderen Hallen der Region nicht mehr gespielt wurde.

Ich war bei beiden Spielen in der Halle. Und zu beiden Spielen kann man sagen: Chapeau dem ausrichtenden Verein und den Zuschauern. Es hat alles geklappt und alle haben sich an alles gehalten. Zumindest soweit, wie ich es gesehen habe.

Über Sinn und Unsinn der Regeln und ob weitergespielt werden soll, will ich mich jetzt nicht auslassen. Vielleicht ein andermal an dieser Stelle.

Der Gesichtsausdruck von Plochingens Trainer Christian Hörner sagt alles.

Deshalb noch kurz zum Sportlichen. Ich habe mich ja bemüht, das alles in der EZ darzustellen. In Nellingen hatte das Spiel den realistischerweise zu erwartenden Ausgang, Wolfschlugen ist zurzeit das bessere Team und hat verdient gewonnen. Ein Bild hat mir gefallen, das ich nach dem Spiel auch mit meinem alten Fairphone aufgenommen habe: Die Spielführerinnen Denise Kunicke und Stephanie Frick hatten im Gespräch mit mir angekündigt, dass sie hinterher noch ein Gläsle Sekt miteinander trinken würden, egal, wie es ausgeht. Ich weiß nicht, warum ich dabei einen Rosé-Sekt im Kopf hatte.

Und was sehe ich, nachdem ich mit Stimmenholen und Online-First und allem fertig war? Kunicke, Frick und einige andere Spielerinnen standen mit einem Gläsle Rosé-Sekt im Foyer der Sporthalle 1.

So sehen Sieger aus.

In Plochingen ein paar Tage später wurde Bier getrunken. Den Neuhausenern hat es besonders gut geschmeckt. Was soll man dazu sagen oder schreiben? Dass es in dieser Saison für beide Mannschaften schwer werden würde, war klar. Aber, so hab ich es ja schon in der EZ-geschrieben, die Neuhausener zeigen halt meistens, was sie können, und die Plochinger meistens nicht. Das 21:37 war ein Debakel für sie.

Wir sind schon in Rückrunde und der TVP hat kein einziges Spiel gewonnen. Und wer gesehen hat, wie die Mannschaft am Samstag gespielt hat, kann sich kaum vorstellen, wie das noch passieren soll. So hart muss man das ausdrücken. Es fehlt an Struktur im Team, es fehlt an Spirit, es fehlt an einem, der das Heft in die Hand nimmt. Die Jungen, vor allem Yannik Leichs, können einem leid tun. Sie versuchen es, bekommen aber kaum Unterstützung.

Umkämpfte Szenen gibt es für ein Derby wenige.

Ganz anders war das bei den MadDogs. Man merkt zwar, wie abhängig sie von Hannes Grundler und Timo Durst sind. Man merkt aber auch, wie es passt, wenn die beiden da und fit sind. Klar, das war nicht immer so in dieser Saison. Und klar, die Plochinger können die Hoffnung haben, dass sie bis zur Abstiegsrunde leistungsmäßig die Kurve kriegen.

2G+ und Masken auf den Rängen – alles funktioniert.

Am kommenden Wochenende ist bei beiden die Chance gering, dass sie etwas holen. Die Plochinger spielen bei Ex-Trainer Daniel Brack in Pfullingen, die Neuhausener beim Spitzenreiter in Konstanz.

Das war’s für heute. Jetzt warten wir mal ab, wie es weitergeht im Handball.