Derbys satt

Da hat unser Fotograf die Spieler festgehalten, die mir beim Derby Wolfschlugen gegen Reichenbach mit am besten gefallen haben: Senedi Radosic (Nummer 76) und Robin Habermeier. Foto: Rudel
Da hat unser Fotograf die Spieler festgehalten, die mir beim Derby Wolfschlugen gegen Reichenbach mit am besten gefallen haben: Senedi Radosic (Nummer 76) und Robin Habermeier. Foto: Rudel

Fünf Spalten geballte Württembergliga-Berichte haben wir heute in der EZ. Es war mal wieder Derby-Zeit am Wochenende. Mein Kollege Andreas Müller war beim knappen 29:28-Sieg des vielleicht künftigen BWOL-Teams TSV Deizisau gegen den hoffentlich nicht künftigen Landesligisten HC Wernau, ich beim etwas überraschenden 30:25 des TV Reichenbach beim TSV Wolfschlugen.

Die Wolfschlugener und die Reichenbacher werden vermutlich in der kommenden Saison wieder in der WL aufeinandertreffen. Der TVR hat den angestrebten Klassenverbleib noch nicht ganz rechnerisch, aber de facto in der Tasche. Es war eine Vorstellung der Mannschaft, die mit sehr, sehr solide am besten umschrieben ist. Die Wolfschlugener, gebeutelt von Verletzungssorgen, werden wohl nicht mehr ernsthaft um den Aufstieg mitspielen. Zumindest Stand jetzt. Die Mannschaft hat gerade einen Negativlauf. Wobei sie mir besser gefallen hat als beim Sieg zwei Wochen zuvor gegen Wernau. Aber irgendwas fehlt zurzeit.

Ich habe den Eindruck, die Wolfschlugener glauben selbst nicht mehr daran, den Teams von Deizisau bis Heiningen gefährlich zu werden, so schaffen es die Spieler nicht, ihr ganzes Leistungsvermögen abzurufen. Darauf angesprochen musste Trainer Lars Schwend kurz nachdenken. Den Ausdruck mit dem fehlenden Glauben wollte er so nicht stehen lassen. „Aber wenn man Glaube mit Selbstvertrauen gleichsetzt, dann stimmt das“, hat der dann gesagt. Da waren wir uns also doch einig.

Auch wenn es in dieser Runde nicht klappt, sind die Wolfschlugener insgesamt auf einem guten Weg. Schwend wird vermutlich weitermachen, im Moment ist von „guten Gesprächen“ die Rede, was so viel heißt, dass bald die weitere Zusammenarbeit verkündet wird. Auch der Großteil der Spieler wird bleiben, hat mir Abteilungsleiter Wolfgang Stoll erzählt. Besonders glücklich hat er aber trotzdem nicht gewirkt. Die vielen Ausfälle nagen, möglicherweise will sich der Verein in der kommenden Runde personell ein bisschen breiter aufstellen. Marcel Riegers erstdiagnostizierter Handbruch hat sich dann als Bänderriss im Daumen herausgestellt. Ob das so viel besser ist, kann ich als Nicht-Mediziner nicht beurteilen.

Es hat Spaß gemacht, das Spiel Wolfschlugen gegen Reichenbach anzuschauen. Spannend war auch, wie unterschiedlich die Mannschaften aufgetreten sind. „Tempohandball gegen Wurfgewalt“ hab ich mir in mein Blöckle geschrieben und dann auch im Text auf der heutigen EZ-Seite 21. Dazu waren beide Teams vor allem in der zweiten Hälfte in der Abwehr stark, Reichenbach am Ende eben etwas stärker. Und so konnte ich auch mal wieder dem Vorurteil entgegenwirken, wir würden in die Rubrik „Beste Spieler“ immer die reinschreiben, die die meisten Tore gemacht haben. Ganz stark fand ich nämlich Reichenbachs Senedi Radosic – ein Tor, aber vor allem in der Schlussphase ganz starke Defensivarbeit. Auch Wolfschlugener Seite hat mir da Robin Habermeier am besten gefallen, der wirklich alles versucht und eine gute Körperhalten gezeigt hat, während manche seiner Kameraden der fehlende Glaube an den Erfolg anzumerken war.

Aber nochmal zu Deizisau. Und damit zu möglichen Fingerzeigen, wer denn am Ende der Runde die Liga wechseln wird. Die Deizisauer sind wieder Tabellenführer, obwohl sie ein Spiel weniger als der Zweite Heiningen absolviert haben. Deizisau 31:5, Heiningen und Schwäbische Gmünd 31:7, das wird eng, aber Deizisau hat beste Karten, auch wenn der Auftritt gestern laut Kollege Müller nicht überragend war.

Eins drüber hat der TSV Neuhausen souverän mit 32:26 in Heddesheim gewonnen. Es ist noch alles drin in Sachen Wiederaufstieg und die Mannschaft hat auch in die Spur gefunden. Ganz glaube ich allerdings nicht daran – lasse mich aber sehr gerne eines Besseren belehren.

Und unsere Landesligisten? Blöderweise spielen sie ja nicht in der gleichen Staffel, wodurch sie sich aber zumindest nicht gegenseitig einen Aufstiegsplatz wegnehmen können. Wobei, das stimmt nicht ganz. Sowohl das Team Esslingen (Staffel 1) als auch die HSG Ostfildern (2) schielen auf Platz zwei, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Werden beide Zweiter, haben wir dann dort das Derby. Das Team hat mit dem 30:30 in Ditzingen einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Ein echter Satz wäre es gewesen, wenn das Team von Thomas Freiwald nicht in den letzten 15 Sekunden einen Zweitore-Vorsprung aus der Hand gegeben hätte. Macht im Moment Rang vier und vier Punkte Rückstand auf den Zweiten Ditzingen. Die HSG ist in ihrer Staffel Zweiter, hat aber beim Mittelfeldteam SG Hirsau/Calw/Bad Liebenzell (das passt auch in keine Überschriftenzeile…) mit 25:29 verloren. So beträgt der Vorsprung auf den Dritten HSG Schönbuch weiter zwei Punkte – weiter, weil Schönbuch das Spitzenspiel in Nürtingen satt mit 33:39 verloren hat.

Es bleibt spannend. Deizisau etwa bekommt es jetzt mit dem Elfen Blaustein (die waren auch mal besser) zu tun und kann schauen, wer sich im Verfolgerduell Heiningen gegen Schwäbisch Gmünd durchsetzt. Gute Woche allen, ich mache mich jetzt mal an die Planung der überregionalen Seiten für morgen. Vermutlich ganz ohne Handball drauf.