Ein menschlicher Handball-Guru

Rolf Brack in seinem Element – beim Handball. Fotos: Rudel

Die Nachricht kam am frühen Morgen und sie hat mich getroffen, wie alle anderen, die ihn kannten: Rolf Brack ist gestorben, mit 69 Jahren viel zu früh. Seither geht mir viel durch den Kopf. Viele kannten Rolf Brack besser als ich. Ich kannte ihn so gut, wie ein Sportjournalist einen Handball-Trainer kennen kann, den er lange kennt und auf den er immer wieder trifft. Und der sich ihm öffnet. Noch öfter, als ich ihn getroffen habe, habe ich mit anderen aus der Szene über ihn gesprochen, auch mit einem Freund und Nachbarn, der unter ihm in Pfullingen in der 2. Bundesliga gespielt hat. Und mir sind immer wieder Dinge eingefallen, die ich mit ihm erlebt oder die ich von ihm erfahren habe. All das fehlt. Meine Gedanken sind bei seiner Eva, seinen Söhnen Daniel und Benjamin und seinen Enkelkindern.

Wie viele von euch, habe ich einige Erinnerungen an Rolf Brack. Und ich kann sagen: ausschließlich positive Erinnerungen, einige prägende. Ich erlaube mir, hier ein paar aufzuschreiben. Viele von euch haben ihre eigenen Erlebnisse und Erinnerungen mit ihm oder etwas, was sie mit ihm verbinden. Lasst es mich ruhig in den Kommentaren wissen.

Ich finde, die Beschreibung seines Freundes Bob Hanning, die er nach der Nachricht von Rolf Bracks Tod gegeben hat, trifft es perfekt: „Rolf war einer der größten Innovatoren unseres Sports. Er konnte wie kein anderer in der Sache streiten, ohne persönlich zu werden. Er hatte einen unglaublich weichen Kern.“ So habe ich ihn erlebt. Superengagiert und supernett. Ein menschlicher Handball-Guru. Ob er den Begriff Guru, der häufig für ihn verwendet wurde, mochte, weiß ich übrigens nicht. Aber ihn zu beschreiben war ohnehin nicht so einfach – menschlich angenehm war er aber auf jeden Fall.

Daniel und Rolf Brack in Plochingen.

Das habe ich schon erlebt, als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Es war im Jahr 1998. Ich war Student in Tübingen und freier Mitarbeiter bei Zeitung und Radio. Nachdem ich für den Sender, ich war damals bei Antenne 1, schon einige Livereportagen vom SSV Reutlingen gemacht hatte, bekam ich meinen ersten Auftrag für einen produzierten Beitrag. Rolf Brack wurde als neuer Handball-Trainer des VfL Pfullingen vorgestellt. Dass er die Mannschaft in die Bundesliga führen würde, wusste da noch niemand. Ich war gleich beeindruckt: was für eine Persönlichkeit. Und nach den ersten persönlichen Gesprächen: was für ein netter Mensch. Und gleichzeitig: was für ein Profi. Ein leidenschaftlicher Profi.

Ob damals als freier Mitarbeiter und Berufseinsteiger oder später als Sportchef der EZ: Rolf Brack begegnete mir gleich freundlich und offen. Das habe ich bei anderen auch anders erlebt, aber für ihn zählte der Mensch. Am liebsten sprach er natürlich über Handball. Was ich mit professionell meine: Man konnte mit ihm über Hintergründe sprechen. Hob man ihm einfach das Mikrofon unter die Nase, konnte er fünf Minuten am Stück reden, was zum Schneiden der O-Töne gar nicht so einfach war. Sagte man ihm aber vorher, dass man einen zwölfsekündigen Ton für eine Vorschau brauche, bekam man zwölf Sekunden, in denen alles gesagt wurde. Das spielte sich meistens vor dem Training in der Kurt-App-Halle ab. In der Regel kam er ziemlich knapp, denn seine Tage zwischen Uni und Handball waren voll. Viel Zeit verbrachte er im Auto – und nahm sich dann noch welche für den jungen Sportjournalisten.

Zwei Mal durfte ich eine längere Interview-Sendung im Antenne-Studio produzieren, ein Mal mit Rolf Brack (und ein Mal mit dem damaligen SSV-Trainer Martin Hägele, den ich später ebenfalls in Esslingen wieder getroffen habe). Ich weiß noch, da ich das nicht so oft gemacht habe, war ich ein bisschen aufgeregt. Rolf Brack hat mir mit seiner zugewandten Art geholfen. Es wurde ein Erfolg.

Damals in Pfullingen: Rolf Brack an der Seitenlinie des VfL.

Für Erfolg steht Rolf Brack ohnehin. Das und welche Spuren er in der Region Esslingen damals schon hinterlassen hatte, habe ich erfahren, als ich zur EZ gewechselt war. Auch da haben wir uns immer wieder getroffen, er war einfach präsent in der Region, auch wenn er zwar dort gewohnt, aber nach seiner Zeit in Scharnhausen immer außerhalb gearbeitet hat.

Ein Mal hat er eine externe Blattkritik in der Redaktion übernommen. Wie er damals die Arbeit der Sportredaktion gelobt hat, tat gut und kam gut an. Er hat sehr genau verfolgt, was wir über ihn geschrieben haben. Und später auch, was wir über seine Söhne geschrieben habe. Als ich Daniel Brack anrief, um ihm mitzuteilen, dass die Leser des Blogs ihn zum Trainer der Saison gewählt hatten, war er gerade bei seinen Eltern zu Besuch. Ich habe gehört, wie sich Rolf und Eva Brack im Hintergrund gefreut haben. Ein Familienmensch war er auch, was er wiederum auf seine Kinder übertragen hat.

Zuletzt habe ich Rolf Brack bei einem Spiel gesehen, bei dem sein Sohn Daniel auf der Trainerbank saß. Als DER Handball-Trainer der Region und einer der größten Deutschlands aber wird Rolf Brack in Erinnerung bleiben. Und als ein besonderer Mensch.