Es muss was gehen

Ich hab hier schon einige Male über die Klasse der Handballszene im EZ-Land geschwärmt. Komisch nur, dass zurzeit ausgerechnet unsere beiden Top-Clubs die größten Sorgen bereiten: Die Drittliga-Männer des TSV Neuhausen und die Zweitliga-Frauen des TV Nellingen. Abgesehen davon, dass sich beide Teams nicht gerade in der Spitzenregion ihrer Liga tummeln, sind die Probleme allerdings völlig unterschiedlich geartet. Während ein Verein nach dem anderen mit seiner Trainerentscheidung durch ist und dadurch bedingt sich auch mit den Spielergesprächen leichter tut, gibt es bei den Maddogs aus Neuhausen einen gewissen Entscheidungsstau. Die Zukunft von Trainer Florian Beck ist völlig ungewiss. Vieles spricht für Trennung, aber nicht alles. Immerhin hat Beck einiges aufgebaut in Neuhausen und meiner Beobachtung zufolge leistet er insgesamt auch gute Arbeit. Aber die Entscheidung steht immer noch aus. Und je länger sie ausbleibt und je länger die Gerüchteküche kocht – und sie kocht wild – desto schwieriger würde es für Florian Beck, falls er doch weitermacht.

Die Spieler warten, wie es in der Trainerfrage weitergeht, aber nicht nur darauf. Immer noch fehlt ein neuer Hauptsponsor und damit die finanzielle Sicherheit. Offensichtlich hat sich immerhin jemand gefunden, der bis zum Saisonende auf die TSV-Brust geht, aber das reicht nicht. Nun ist es nicht so, dass es die Spieler mit Macht wegzieht. So wie ich es sehe, ist sogar bei den meisten die Bereitschaft zum Bleiben groß. Die Spieler wissen, was sie am Verein haben und sie sehen, dass die Macher im Hintergrund rödeln. Aber, das wissen die Verantwortlichen auch, der Kredit hält nicht ewig. Ich sag mal, in ein bis zwei Wochen müssen entscheidende Weichen gestellt sein. Und vor allem die Trainerfrage geklärt sein. Neuhausen steht vor einer schweren Zukunft, es wäre superschade, wenn es nicht für eine ordentliche Drittliga-Mannschaft für die kommende Saison reicht.

Bei den Hornets in Nellingen hat Trainer Arne Kühr noch Vertrag bis 2014 und Geschäftsführer Stefan Wiech lässt keinen Zweifel daran, dass der trotz einer sportlich enttäuschend verlaufenden Saison auch erfüllt wird. Gespart und der Etat etwas reduziert werden muss zwar auch, aber insgesamt ist finanziell beim TVN alles in trockenen Tüchern. Wenn man bedenkt, dass ohne das Geld von Mäzen-Gesellschafter Urs Zondler vor ein paar Jahren gar nichts gegangen wäre, dann muss man sagen, dass gute Arbeit geleistet wurde. Auch dank des Geldes von Sponsor-Mäzen-Gesellschafter Dietmar Hantke natürlich. Zondler hat sein Interesse an den Hornets verloren und steigt zum Saisonende ganz aus, was man ihm nicht verübeln kann. Dafür, dass er eigentlich keinen Bezug zu Nellingen hat, hat er erstaunlich lange mitgemacht, die ganze Geschichte muss ich hier jetzt nicht nacherzählen. Jedenfalls hat Wiech die Lücke offensichtlich so gut wie gestopft.

Das zum Finanziellen. Für die morgige EZ-Ausgabe (Seite 20) habe ich mal zusammengeschrieben, was sportlich so los war und wie es weitergeht. Die Hornets erleben gerade eine spannende Zeit. Dass es sportlich nicht so läuft, hat ganz bestimmt auch mit Verletzungen zu tun. Und falls nicht noch der worst case Abstieg passiert, was ich mir nicht vorstellen kann, dann ist das auch nicht so schlimm. Die ganze Zeit wurde von einer „Übergangssaison“ gesprochen, das macht nach drei Mal Aufstiegsrennen auch Sinn. In Kühr kam ein neuer Trainer, bei dem nicht nur der Dialekt anders ist. Ich hab oft genug mit ihm geredet – ich höre das Thüringisch übrigens gern – und muss sagen, dass er ein „cooler Typ“ ist, wie er wohl selber sagen würde. Auskunftsfreudig, offen und ehrlich, echt. Und ich glaube, er hat auch eine Menge Ahnung von Handball. Trotzdem passt das alles noch nicht so richtig zusammen. Warum, das ist schwer zu fassen. Vielleicht waren die Umstellungen für die Spielerinnen doch größer als erwartet, übrigens auch von ihm. Auch typmäßig muss das noch zusammenfinden. Mein Lieblings-Zitat in der morgigen Geschichte: „Wo ich mich noch verbessern kann, ist den Charakter der Schwaben zu verstehen. Aber ich komme Schritt für Schritt voran.“

Kühr ist stolzer Thüringer, wobei er handballerisch nach eigener Aussage mehr ein Däne ist. In diesem Fall muss einfach noch zusammenwachen, was zusammen gehört. Er selbst hat es sich auch leichter vorgestellt, aber ist zuversichtlich, dass nächste Runde alles besser wird. Bei seiner früheren Station in Halle sei das ähnlich gewesen. Aber wie in Neuhausen ist der Druck groß, dass tatsächlich was geht. So wie es ausschaut wird der Kader für die kommende Saison ordentlich sein, auch wenn es in der Planung noch einige Fragzeichen gibt und der Verein das Problem hat, im württembergischen Frauenhandball zurzeit nur die Nummer vier zu sein. Aber dadurch ergeben sich ja auch Möglichkeiten. Jedenfalls ist klar, dass die kommende Saison keine Übergangssaison mehr sein wird. Da muss es vorangehen. Sonst wird das Umfeld ungeduldig und es auch für Kühr irgendwann eng. Kritiker, die nicht so recht an den Erfolg des Projektes glauben, gibt es jetzt schon. Wobei meiner Meinung nach das Thema Aufstieg trotzdem erst mal tabu ist, obwohl es im Kopf des einen oder anderen Fans und wohl auch Geldgebers immer noch viel Platz einnimmt.    

Ich mach jetzt auch ne Woche Faschings-Urlaub und melde mich dann wieder.


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14 Antworten auf „Es muss was gehen“

  1. Hallo Miteinander,
    wenn auch sehr spät hier kurz ein Versuch einer Beschreibung der Spielzeiten 2007 bis 2011.
    In meinem ersten Jahr wurden wir vierter und scheiterten in den Playoffs knapp am Überflieger des Nordens Borussia Dortmund mit einem Heimsieg (25:21) und einer Auswärtsniederlage (21:30).
    In meiner zweiten Saison gab es einen extremen personellen Umbruch. Die Top-Spielerinnen (Stratmann, Solic, Urbisch) verließen den Verein oder hörten mit dem Handballsport auf. Letzlich wurden wir zehnter und konnten die Klasse halten. Die weiteren Spielzeiten mit zwei Playoff-Finals und den superknappen Nichtaufstiegen sowie ein dritter knapper Nichtaufstieg ohne mich sind bekannt und Geschichte.
    Hier jetzt mein Versuch einer Definition zum Thema Trainer:
    Ein guter Trainer ist jener, der bei der Übernahme eines Teams, den Satus Quo im Bezug auf das Personal und die vorhandene taktische Ausrichtung detailliert und trefflich analysiert und auf der Basis dieser Analyse in der Lage ist, mittelfristig Erfolg samt mannschaftlicher und individueller Zufriedenheit zu generieren.
    Einen lieben Gruß an alle Freunde des Handballs. Stefan Haigis

  2. Ich teile die Meinung von Hornet. Ein Trainer sollte nicht seinen eigenen Stil mit allen Mitteln durchdrücken, sondern vielmehr sein System auf die individuellen Stärken der ihm zur Verfügung stehenden Spielerinnen ausrichten. Allerdings ist das bei dem eher zusammengewürfelten und zudem derzeit wöchentlich wechselnden Haufen kein leichtes Unterfangen. Man sollte deshalb mit einem Nichtabstieg zufrieden sein und das Augenmerk unter maßgeblicher Einbindung des Trainers auf die Zusammenstellung des Kaders für kommende Runde richten. Und ich sehe nicht, dass da trotz der 3. Liga im Kader der 2. Mannschaft weiter gefischt werden kann.

  3. @ Hornets Zuschauer
    Also meiner Beobachtung nach konnte man auch in den letzten Jahren super mitfiebern und es waren auch oft spannende und mitreißende Spiele dabei. Es waren auch knappe Spiele dabei, die sehr oft durch den großen Kampfgeist der Hornets gedreht wurden. Ich muss sagen, bei mir kam keine Langeweile auf, eher der „Ärger“, dass machmal eine kleine Fehlentscheidung oder ein Ballverlust zur Niederlage oder gar zum Nichtaufstieg geführt hat. Zum Thema Trainer und Philosophie: Ich glaube mich erinnern zu können, dass Haigis erst in seiner 2. Saison einen großen Umbruch hatte, in der er ca. 10 neue Spielerinnen integrieren musste, da viele aufgehört haben oder weggegangen sind? Dies war ein großer Umbruch. Deshalb würde ich jetzt gerne einen Satz bzw. Frage zur Diskussion stellen: Was macht für euch einen guten Trainer aus? Ein Trainer der stur seine Philosophie auf eine Mannschaft übertragen will oder ein Trainer der die Stärken der einzelnen Spielerinnen sieht und erkennt und sein System auf diese zuschneidet, auch wenn es bedeutet, dass er ein wenig von seinem gewollten System abweichen muss.
    Mir scheint es nämlich so zu sein, dass es vielleicht einfach so nicht klappt bei den Hornets. Meinen Beobachtungen nach hat das System gar keinen so großen Unterschied zum System Haigis, außer dass die Außenspielerinnen oft ganz außen in der Ecke stehen und somit keinen Druck mehr erzeugen können. In der Abwehr wird wie unter Haigis auch eine 6-0 gespielt. Deswegen verstehe ich den vielgenannten Umbruch nicht?
    Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

  4. @ Hornet Ich weiß auch, dass man in Nellingen als Spielerin nicht „reich“ wird. Aber so sieht man, dass die Spielerinnen auf Grund des Handballspiels in Nellingen auf Torejagd gehen und nicht auf Grund Ihrer Geldbörse. Da gäbe es genügend Alternativen…..
    Zum Thema Trainer und Philosophie: Hat Haigis nicht auch nach seiner Umstrukturierung im ersten Jahr gegen den Abstieg gespielt?
    Man sieht einfach ganz deutlich, dass die jungen Spielerinnen einfach weniger Umstellungsprobleme haben und hatten. Und sich die „älteren“ etwas schwere tun. Wobei bei fast jeder Spielerin auch ein Aufwärtstrend zu erkennen ist. Eine etwas andere Philosophie an die Mannschaft zu bringen braucht einfach Zeit und Geduld. Und die sollte man der Mannschaft und dem Trainerteam einfach auch geben.
    Ein Satz zum Diskutieren: Ist es nicht besser in der Halle zu sitzen und mit zu fiebern, ob sie heute punkten werden, als einen Sieg nach dem anderen zu konsumieren um am Schluß eh wieder zu wissen; 1 Punkt/Tor fehlt?!

  5. Da stimme ich Hornet voll und ganz zu. Logisch kann man auf den Spielerinnen rumhacken zur Abwechslung mal nicht auf dem Trainer wie sonst üblich. Aber mir stellt sich trotzdem die Frage wie man beurteilen soll wenn sich ein Trainer darüber beklagt, wie am Samstag in der EZ zu lesen, dass es manchmal extrem ist wie das Team immer wieder in alte Muster zurück fällt und noch im System Haigis tickt(immerhin waren sie unter diesem System doch recht erfolgreich).
    Unter Haigis, Kolpakova ( die ja recht schnell gehen musste),Hornung oder auch Fleisch standen die Hornets auf anderen Tabellenplätzen.
    Aber wie Hornet schreibt, wir sind gespannt…..

  6. Hallo,

    also ich kann meinem Vorredner leider nicht ganz Recht geben.
    Die meisten Spielerinnen, die schon lange in Nellingen spielen, bekommen eine kleine Aufwandsentschädigung. Nur die Spielerinnen, die die letzten Jahre geholt wurden,
    bekommen mehr.
    Ich glaube eher, dass der Trainer seine Emotionen nicht rüberbringen und auf
    die Spielerinnen übertragen kann.
    Jeder der die letzten Jahre einen Stefan Haigis oder einen Markus Hornung erlebt hat,
    dürfte mir zustimmen.
    Da hat man die Leidenschaft und das Engagement bis auf die Zuschauertribüne gespürt.
    Vielleicht passt es einfach nicht so wie es sein soll.
    Herr Paesler ist ja noch guter Hoffnung, dass es noch was wird.
    Wir sind gespannt…

  7. Man braucht wieder junge hungrige Spielerinnen und keine, die ihren Handballabend in Nellingen gut bezahlt haben wollen. Die Mannschaft ist so tot, da geb‘ ich meinen Vorrednern Recht. Der Bericht ist Schönmalerei, das hilft aber nicht mehr…

  8. Ich denke es wird Zeit für grundlegende Veränderungen im Kader der Hornets. Irgendwie wirkt die Mannschaft selbst in siegreichen Spielen emotionslos und satt

  9. @Monsieur K.
    Du hast Recht: Die Vereine brauchen die Zeit, in Ruhe zu arbeiten. Leider haben wir im Handball aber eben keine Zustände wie im Fußball. Da bekommt ein (!)VfB Spieler ein Jahresgehalt, womit z.B. die Maddogs über viele(!) Jahre hinweg solide wirtschaften und viel für den Handballsport (auch und gerade im Jugendbereich) im Bezirk tun könnten. Das wirkliche Problem ist das liebe, nein s***** Geld! Und ich kapier einfach nicht, weshalb sich mögliche Sponsoren mit ihrem Marketingbudget nicht viel effektiver in ehrlichere Sportarten einkaufen als in die ewig ätzende Fußballgeschichte. Ach so, und noch was- wir, die den Handball einfach g*** finden, brauchen noch viel mehr Paeslers, die unseren Sport in ihren Gazetten weiter in den Blickpunkt rücken, dann wärs auch mit Sponsoren leichter!

  10. Sehr positiver Bericht über die Hornets! Ober-Eschbach ohne Ihre beste Spielerin Wittkopf! Emotionen Fehlanzeige! Erste Halbzeit jeder Schuss ein Treffer! Zweite Halbzeit war der Gegner KO! Das war alles andere als überzeugend! Wichtig sind die Punkte egal wie! Jetzt gilts in den nächsten Spielen nachzulegen…

  11. Um den „worst case Abstieg“ zu vermeiden war der Sieg gestern auf jeden Fall sehr wichtig. Glückwunsch nach Nellingen.

  12. Die Hornets haben mit 28:21 gegen Ober-Eschbach gewonnen und damit das nötige Zeichen gesetzt! Ich war nicht in der Halle, mehr also in der Montag-Ausgabe der EZ von meiner Kollegin Steffi Dörre!

  13. Es ist schade, dass auch in diesen Kreisen bzw. in unserem Handballkreis mittlerweile immer wieder Unruhe herrscht, da die Vereine nicht in Ruhe arbeiten können. Herr Paesler schreibt selber, dass die Verantwortlichen der Maddogs gehörig rödeln. Also muss man diesen Personen auch zugestehen, dass sie die richtige Entscheidung zur rechten Zeit treffen und bekannt geben. Da braucht es keine Tips von der Presse. Ein Bernd Locher ist erst seit wenigen Monaten im Dienst. Er wird das mit Florian Beck (und auch seinem Bruder) bestimmt gut beprechen. Entweder Florian Beck macht weiter (was aus meiner Sichtweise von aussen wahrscheinlich das beste wäre) oder ein anderer guter Trainer wird gefunden. Also bitte keine Zustände wie im Fußball!