Solidarität in verschiedenen Dimensionen

Ein Kuvert von den Denkendorfern für die Steinheimer. Fotos: TSV Denkendorf (1), Rudel

Es sind Zeiten, wie wir sie in dieser Generation noch nicht erlebt haben. Bei allem, was in der Welt passiert, gibt es aber auch noch die kleinen Dramen, die keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, für die Betroffenen aber sehr wohl große Dramen sind. Die Überschrift „Enttäuschung und Solidarität“ über dem Text meiner Mitarbeiterin Laura Dobler in der heutigen EZ-Ausgabe bezieht sich auf etwas, das die Handballszene beschäftigt, speziell die in Steinheim im Kreis Heidenheim – und dort natürlich die gesamte Gemeinde.

Die Wentalhalle in Steinheim ist in der Nacht zum Samstag abgebrannt. Am Samstagabend hatten die dort beheimateten Verbandsliga-Handballer ein Auswärtsspiel, und zwar beim TSV Denkendorf. In vielen Hallen und auch auf vielen Fußball-Plätzen, etwa in Baltmannsweiler, gab es am Wochenende Schweigeminuten und Solidaritätsbekundungen für die Ukraine. In Denkendorf haben sie spontan beschlossen, einen Teil der Einnahmen aus dem Heimspiel den Steinheimern zu überlassen. Eine ganz andere Dimension, aber eine schöne Geste. Eine, wie ich finde, die man nicht mit dem großen Ganzen vergleichen darf, aber die gut ist.

So sehr sich die Denkendorfer auch mühen, Steinheim ist zu stark.

Wenn man auf die Homepage der Steinheimer Handballer schaut, dann sieht man dort ein Statement, mit dem sich der Verein für die überwältigende Solidarität bedankt. Und Fotos der Halle von früher und von Samstag. Es kann sich wohl jeder Sportler ausmalen, was es bedeutet, von einer Nacht auf die andere keine Trainings- und Spielstätte mehr zu haben.

Die Farben stimmen fast: Die Fußballer beim Kreisliga-B-Spitzenspiel in Baltmannsweiler denken an die Ukraine.

Auch die nächste Partie der TV-Handballer findet laut Spielplan auswärts statt. Es ist die Top-Begegnung des Spieltages bei der HSG Ostfildern. Zweiter gegen Erster. In Denkendorf haben die Steinheimer überzeugt und deutlich mit 38:28 gewonnen. Darauf bezog sich der Begriff „Enttäuschung“ in der Überschrift, aus Denkendorfer Sicht natürlich. Mal sehen, wie es am Samstag in der Körschtalhalle sein wird. Die Ostfilderner jedenfalls, da bin ich mir sicher, werden auch mit den Steinheimern mitfühlen. Und trotzdem in der Partie alles geben. Das nächste Heimspiel der Steinheimer ist gegen den TV Reichenbach geplant. Der sich übrigens klammheimlich auf Platz drei hochgearbeitet haben. Also wieder ein Spitzenspiel. Wo auch immer und ob überhaupt es stattfinden wird.

Zu einem anderen Thema: Eine erstaunliche Entwicklung haben die Drittliga-Handballer des TV Plochingen hingelegt. Es sah sehr lange so aus, als könnte der im vergangenen November als Trainer verpflichtete Christian Hörner die Wende mit der Mannschaft nicht schaffen. Hörner aber wiederholte nach jeder Niederlage, dass er die TVP-Handballer bis zur Abstiegsrunde in die Spur bekommen wolle. Die beginnt Ende März – und mittlerweile hat die Mannschaft drei Siege auf dem Konto und ist auch nicht mehr Letzter. Die jüngste Bilanz liest sich gar ganz hervorragend: Drei Siege aus vier Spielen.

Geballte Faust bei Plochingens Trainer Christian Hörner – völlig zurecht.

Schwer wird es in der Abstiegsrunde trotzdem. Aber vor allem der 30:28-Sieg am Samstag gegen die TSG Söflingen dürfte mächtig Auftrieb geben. Aufgrund von Coronafällen wollten die Plochinger das Spiel absagen, aber die Söflinger wollten das nicht und der DHB lehnte den Antrag ab. Das steigerte die Motivation nur – und es wurde tatsächlich ein Sieg.

Das Spannende und Brisante daran: Stand vor dem Spiel wären die Plochinger und Söflinger gemeinsam in eine Abstiegsrundengruppe gegangen, in der man gegen seinen bisherigen Ligakonkurrenten nicht mehr antritt, aber die Punkte mitnimmt. Das kann eine Hypothek oder ein Vorteil sein. Und es führt dazu, dass die Mannschaften sich jetzt eben vor allem auf die Spiele gegen diese Konkurrenten konzentrieren. Durch den Plochinger Sieg aber hat sich die mögliche Konstellation schon wieder geändert – nun wären tatsächlich der TVP und der TSV Neuhausen in einer Gruppe. Gemeinsam mit HSG Rodgau Nieder-Roden, SV 64 Zweibrücken, HSC Coburg II und HSG Friesenheim/Hochdorf II. Nur zwei der sechs Konkurrenten bleiben Drittligist.

Das passende Bild zur EZ-Überschrift: „Mehr Kampf als Taktik“.

3:1-Punkte hieße es da für Neuhausen. Aber es kann sich auch wieder ändern. Plochingen spielt als nächstes beim Letzten Günzburg, Neuhausen erwartet Balingen-Weilstetten II, das gerade auf den Abstiegsrundenplatz sieben abgerutscht ist. Es bleibt spannend.

Und heute Abend geht es für mich noch zum Drittliga-Frauen-Derby zwischen dem TSV Wolfschlugen und dem TV Nellingen. Spielbeginn 20.30 Uhr. Da muss ich es ganz schön laufen lassen, denn der Text wird morgen in der EZ sein. Und ziemlich schnell, ihr kennt das, online.