Eine konsequente Entscheidung

Das ist ziemlich genau zehn Jahre her: Benjamin Brack als Spieler in Wolfschlugen. Im Sommer kehrt er als Trainer zurück. Fotos: Rudel
Das ist ziemlich genau zehn Jahre her: Benjamin Brack als Spieler in Wolfschlugen. Im Sommer kehrt er als Trainer zurück. Fotos: Rudel

Es wurden in den vergangenen Wochen viele Trainernamen mit dem TSV Wolfschlugen in Verbindung gebracht. Ich muss sie hier nicht wiederholen, denn es ist der geworden, der am häufigsten genannt wurde und den ja auch ich sehr schnell zum Top-Favoriten erklärt habe: Benjamin Brack.

Ich sehe jedenfalls noch das Grinsen vor mir, als ich Wolfschlugens Mister Handball Wolfgang Stoll kurz nach dem Rücktritt von Lars Schwend beim EZ-Pokal gefragt habe: „Na, haben Sie den Benni Brack schon angerufen?“ 😉

Benjamin Brack nach Wolfschlugen. Das ist eine konsequente Entscheidung. Für Wolfschlugen. Und für Brack. Eine naheliegende Entscheidung. Und eine gute.

Man könnte meinen, dass Benjamin (Name als Programm ?!?) immer im Schatten seines Vaters Rolf und seines Bruders Daniel stand. Der eine der Trainer-Guru, der andere der Bundesliga-Spieler. Aber es war ganz einfach so, dass Benjamin seinen eigenen Weg gegangen ist. Spieler in Wolfschlugen, Trainer in Pfullingen und Unterensingen und bald Trainer in Wolfschlugen. Dann in der gleichen Liga wie sein bis dahin wahrscheinlich nicht mehr auf dem Spielfeld aktiver Bruder Daniel. Den gleichen Beruf üben die beiden – als Lehrer – auch noch aus.

In der kommenden Saison heißt es wieder: Brack gegen Brack. Hier beim Interview im EZ-Haus vor ihrem ersten Aufeinandertreffen vor zweieinhalb Jahren.
In der kommenden Saison heißt es wieder: Brack gegen Brack. Hier beim Interview im EZ-Haus vor ihrem ersten Aufeinandertreffen vor zweieinhalb Jahren.

Das wird ein Derby. Wolfschlugen gegen Plochingen. Benjamin gegen Daniel. In der Württembergliga hat es das ja schon gegeben. Jetzt folgt es in der BWOL, falls – wovon ich ausgehe – beide in der Liga bleiben. Das Brack-Derby ab Herbst 2016 im Herzen des EZ-Landes.

Die Wolfschlugener haben diesmal zwar nicht wie in den Fällen Beck und Schwend für eine Überraschung gesorgt. Aber sie bleiben ihrem Weg treu, auf einen relativ jungen (Brack ist 31) und innovativen Trainer zu setzen. Und Wolfgang Stoll ist auch seiner Aussage gefolgt, dass Interimstrainer Christoph Massong, der nach dem Rücktritt von Schwend übernommen hat, vermutlich nicht den Kramny machen wird. Wie es mit Massong weitergeht, ist offen. Co-Trainer wird wahrscheinlich Florian Falk.

Christoph Massong soll die Wolfschlugener Mannschaft zum Klassenverbleib führen, dann übernimmt Benjamin Brack.
Christoph Massong soll die Wolfschlugener Mannschaft zum Klassenverbleib führen, dann übernimmt Benjamin Brack.

Ich kenne Benjamin Brack von einigen Gesprächen, habe wenige Spiele seiner Unterensinger gesehen und habe einiges über ihn gehört. Sehr gut kenne ich ihn nicht, dazu hat er vor allem außerhalb des direkten EZ-Landes gewirkt. Aber mein Eindruck ist nur positiv. Auch als ich jetzt mit ihm telefoniert habe, hat er mit einer guten Mischung aus Herzblut und Sachlichkeit – und trotz der erschwerten Bedingungen eines schreienden Kindes im Hintergrund – dargelegt, was er in Wolfschlugen vorhat.

Benjamin Brack hatte einige Anfragen, was ein weiterer Grund dafür ist, die Wolfschlugener zu seiner Verpflichtung zu beglückwünschen.
Gestern haben wir die Brack-News ja schon vermeldet, am morgigen Freitag gibt es in der EZ noch ein bisschen mehr dazu.

Es ist einiges in Bewegung in Sachen Trainer: Wolfschlugen hat einen neuen Männer-, aber noch keinen neuen Frauen-Trainer. Auch die Frauen der HSGDD und aus Reichenbach suchen. In Neuhausen beerbt Ralf Bader Alexandr Prasolov. Und, auch interessant, Steffen Rost hat in Unterensingen verlängert. Das gibt noch viel Stoff für die kommenden Wochen.


Geile Sportart

Ein Bild, das in die Geschichte eingehen müsste (und gestern ganz aktuell die Seite 1 der EZ zierte): EM-Trainer Dagur Sigurdsson wird auf Händen getragen. Fotos: dpa
Ein Bild, das in die Geschichte eingehen müsste (und gestern ganz aktuell die Seite 1 der EZ zierte): EM-Trainer Dagur Sigurdsson wird auf Händen getragen. Fotos: dpa

„Wir haben eine geile Sportart, die Nummer eins hinter dem Fußball.“ Dieser Satz stammt von Andreas Wolff, dem neuen Hexer im deutschen Handball-Tor. Teil eins lässt sich auf jeden Fall unterschreiben. Was Teil zwei betrifft, so ist das im EZ-Land fast ein bisschen anders. Hinter vorgehaltener Hand äußert so mancher Fußballer Neid gegenüber der Stärke des Handballs in der Region.

Und an diese Aufnahme von Jupp Heynckes aus dem Jahr 2013 hat mich das sofort erinnert.
Und an diese Aufnahme von Jupp Heynckes aus dem Jahr 2013 hat mich das sofort erinnert.

Ich finde Handball super, sonst würde ich das hier nicht machen. Aber ich beschäftige mich auch gerne mit Fußball. Gestern Abend hat er mich ganz schön auf Trab gehalten und da hat man auch deutlich gemerkt, dass überregional der Fußball doch noch eine Nummer für sich ist. Im Handball gäbe es so einen Hype um das Ende einer Transferperiode jedenfalls nicht. Ich habe während meines Spätdienstes ständig umgebaut und aktualisiert. Erst Barba, dann Kruse, dann Tasci und dann Cacau. Und bin so auch nicht dazu gekommen, hier was zu schreiben.

Am vergangenen Wochenende aber war Handball angesagt. Das fanden auch die meisten Fußballer, wie man an ihren Reaktionen ablesen kann. Auch der regionale Handball stand im Schatten des Geschehens in Krakau. Als die einzigen höherklassigen Handballer des EZ-Landes, die am Sonntag während des EM-Endspiels auch ran mussten, nach dem Ende ihrer Begegnung nicht wie üblich sofort hier anriefen, war uns in der Redaktion schon klar, woran das lag. War uns recht. Keine Minute nach der Schlusssirene in Krakau kam dann der Anruf aus Remshalden.

Die EZ-Redaktion hat mitgefiebert. Und mit Freude die EM-Texte ins Blatt gerückt. Wie ihr wisst, sind wir Mitglied einer Kooperation von zurzeit 15 deutschen Tageszeitungen, die im Bereich Sport zusammenarbeiten. Da kommt viel Kompetenz zusammen und wir (und damit ihr) profitieren immer wieder davon. Aus Polen haben wir viele sehr gute Texte, wie ich finde, von meinem Wetzlarer Kollegen Arne Wohlfarth mitgenommen. Der hat natürlich auch einen besonders engen Draht zu Andreas Wolff. Ganz großer Sport, Arne!

Immer bemüht, das Überregionale lokal herunterzubrechen: Parallelen gab es zwischen dem Nationalteam und dem TSV Deizisau (Danke für den Hinweis, Steffen!). Nicht, weil Bundestrainer Dagur Sigurdsson schonmal mit den Füchsen in der Ertingerhalle war. Beide Mannschaften haben am Wochenende 24:17 gewonnen und in der ersten Hälfte nur sechs Gegentreffer kassiert. Was lernen wir daraus: Der alte Spruch, dass die Abwehr Spiele gewinnt, stimmt also.

So, genug. Freuen wir uns mit den deutschen EM-Helden. Hoffen wir, dass der Titelgewinn dem Handball weiter guttut und hoffen wir auch, dass „Deutschlands neue Generation Gold“, so titelt die EZ heute auf Seite 15, noch viel gewinnt. Nächstes Jahr ist WM.


Respekt, Alexandr Prasolov

Abschied aus Neuhausen mit Applaus: Alexander Prasolov. Fotos (3): Rudel
Abschied aus Neuhausen mit Applaus: Alexander Prasolov. Fotos (3): Rudel

Handball-Deutschland schaut heute nach Krakau (übrigens eine der schönsten Städte, die ich kenne). Aber nicht nur nach Krakau. Einige an diesem wunderbaren Sport Interessierte aus dem EZ-Land blicken dieser Tage auch nach Neuhausen.

Das habe ich heute aus professionellen Gründen auch getan und einen Text über den Generationenwechsel auf der Trainerbank beim Neuhausener BWOL-Team geschrieben. Nachzulesen in der Samstag-Ausgabe auf Seite 20.

Ab Sommer der Neue in Neuhausen: Ralf Bader, hier als Spieler im Trikot des anderen Neuhausen, das von der Erms. Foto: Pacher
Ab Sommer der Neue in Neuhausen: Ralf Bader, hier als Spieler im Trikot des anderen Neuhausen, das von der Erms. Foto: Pacher

Mir hat gefallen, was Ralf Bader, ab Sommer der Neue, gesagt hat. Und mich hat beeindruckt, was Alexandr Prasolov, ab Sommer der Neuhausener Ex-Trainer, gesagt hat. „Ich bin mit meiner Arbeit als Trainer nicht mehr zufrieden. Ich glaube, dass die Mannschaft mit einem anderen mehr erreichen kann.“

So einen Satz habe ich aus dem Mund eines Trainers noch nie gehört. Okay, vielleicht noch in Einzelsituationen nach einem Spiel, das in die Hose gegangen ist. Aber auch nur sehr selten. Als Generalaussage aber noch nicht. Prasolov, das merkt man, ist einigermaßen ausgebrannt, was vor allem mit seiner beruflichen Situation zu tun hat. Ihm fehlt nach eigener Aussage die Zeit und Energie, um seinen Job in Neuhausen so zu machen, dass er seinen eigenen Ansprüchen genügt.

Ein richtig gutes Trainer-Foto: Alexandr Prasolov im Jahr 2013.
Ein richtig gutes Trainer-Foto: Alexandr Prasolov im Jahr 2013.

Der 52-Jährige ist mit den MadDogs in seinem ersten Jahr auf den Fildern in die 3. Liga aufgestiegen. Als es gleich wieder runterging, hat der Verein an ihm festgehalten. Ein klares Zeichen, wie zufrieden man mit seiner Arbeit war. Jetzt ist der Absteiger wieder auf Aufstiegskurs. Die Neuhausener sind Zweiter. Und zwei steigen auf. Aber Prasolov hätte die Mannschaft handballerisch gerne noch weiter nach vorne gebracht. Und jetzt glaubt er, dass das ein anderer besser kann. Trotzdem: Gute Arbeit. Und für das jetzt: Respekt, Alexandr Prasolov.

Auch ein schönes Bild.
Auch ein schönes Bild.

Neuhausens Linksaußen Daniel Roos hat zwei Dinge zu dem Wechsel zu sagen. Zu Prasolovs bevorstehendem Abschied: „Wir waren sehr überrascht.“ Und zu Baders Antritt: „Ich glaube, das wir einen richtig Guten geholt haben.“

Es ist schon erstaunlich: Bader, 35 Jahre alt, ist noch nicht einmal ein Jahr Trainer im Aktivenbereich und trotzdem hat er einen so guten Ruf. Zu Recht, wenn man sich so umhört. Das haben mir heute auch zwei Kollegen vom Reutlinger GEA bestätigt (Danke für das Bild von Uschi Pacher auch!), die Bader schon lange kennen. Er hat in Pfullingen und Neuhausen/Erms in der Bundesliga gespielt, war dabei immer ein großer Kämpfer. Und er ist seit vielen Jahren als Jugendtrainer dabei, im Moment – aber nicht mehr lange – ist er neben seinem Job beim TV Weilstetten noch Jugendkoordinator der JSG Echaz/Erms, die ja auch recht erfolgreich unterwegs ist.

Interessant ist auch, dass Bader in Neuhausen auf einige alte Weggefährten trifft, auch dazu empfehle ich euch die Lektüre der morgigen EZ. Manche Geschichten schreibt eben nur der Sport.

Das klingt also alles ziemlich gut. Auch ich hatte heute bei meinem Telefongespräch mit Bader einen guten Eindruck. Aber, Phrasenschwein hin oder her, am Ende zählt auf dem Spielfeld. Baders erklärtes Ziel ist es, den Neuhausenern das Image der Fahrstuhlmannschaft zu nehmen. Für den Handball im EZ-Land wäre das super. Wenn er das schafft, und zwar durch ein Etablieren in der 3. Liga, dann wird man irgendwann auch sagen: Respekt, Ralf Bader.


+++ Prasolov geht, Bader kommt +++

Breaking News im EZ-Handball-Land: Trainer Alexandr Prasolov hört am Ende der Saison nach drei Jahren beim Baden-Württemberg-Oberligisten TSV Neuhausen auf. Unter Prasolov ist die Mannschaft in die 3. Liga auf- und wieder abgestiegen und befindet sich im Moment wieder auf Aufstiegskurs.

Was die Nachfolge betrifft, ist den Neuhausenern um Manager Bernd Locher ein Coup gelungen, der auch etwas mit Neuhausen zu tun hat – allerdings mit Neuhausen/Erms. Ralf Bader kommt vom TV Weilstetten. Daneben ist er Jugendkoordinator bei der JSG Echaz/Erms, in der der Nachwuchs des TV Neuhausen und des VfL Pfullingen gemeinsam spielt.

Für beide Vereine war Bader in der Bundesliga aktiv. Bei den Neuhausenern, bei denen er am Ende der vergangenen Saison in der 2. Bundesliga seine aktive Karriere beendet hat, war er Kapitän. In Pfullingen hat übrigens auch Prasolov gespielt.

Mehr bald hier und in der EZ.


Reichenbacher Handball-Geschichten

Volle Gegenwehr: Die Reichenbacher Frauen im Spiel gegen Wolfschlugen. Fotos. Rudel.
Volle Gegenwehr: Die Reichenbacher Frauen im Spiel gegen Wolfschlugen. Fotos. Rudel.

Das EZ-Land ist schon ein ganz besonderes Handball-Land. Hier gibt es nicht nur besonders viele gute Handballer auf wenigen Quadratmetern. Hier gibt es auch außergewöhnlich viele Vereine, die sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern gut sind. Der TSV Wolfschlugen etwa. Oder der TSV Deizisau, bei den Frauen gemeinsam mit dem TSV Denkendorf. Oder – aufstrebend – die SG Hegensberg/Liebersbronn, bei der die Männer mit Macht in die Landesliga streben, die Frauen dort aber schon längst sind.

Einer dieser zu lobenden Vereine ist auch der TV Reichenbach. Besonders gut gefällt mir immer, wenn ein Verein durch gute Arbeit und viel Engagement viel erreicht. Der TVR ist so ein Verein. Und er schafft es auch noch bei den Frauen und den Männern.

Die Männer sind mit Daniel Mayr – dem Trainer der Saison im EZ-Land 2014 – in die Württembergliga aufgestiegen und haben sich dort gehalten. Die Frauen sind im vergangenen Frühsommer ebenfalls in die WL hochgekommen. In dieser Runde schweben beide Teams in Abstiegsgefahr. Die Frauen, weil Aufsteiger in die WL – trotz oft guter Leistung – eh meistens wieder runterrasseln. Und die Männer, weil es nach jedem Halten eben nicht leichter wird und die mittlerweile vom alten zweitligaerfahrenen Neuhausen-und-Deizisau-Recken Daniel Hebisch trainierte Mannschaft in dieser Runde viel Verletzungspech hat.

Daniel Hebisch hat mit den TVR-Männern noch was vor.
Daniel Hebisch hat mit den TVR-Männern noch was vor.

Aber, jetzt kommt’s: 2016 ist bislang ein richtig gutes Jahr für den TVR. Eins, das zum Klassenverbleibsjahr werden könnte. Die Frauen sind mit einer satten 29:36-Schlappe gestartet. Aber dann: 24:24 gegen Spitzenreiter TSV Wolfschlugen und die Woche drauf gleich ein 25:25 gegen das Spitzenteam HC Wernau. Damit ja keiner denkt, das war ein Ausrutscher. Und das alles, ohne Unterstützung eines eigenen Zweitliga-Teams, wie es der TVN II gegen Wolfschlugen (siegreich) gemacht hat. Nee, das Fass mach ich jetzt nicht auf. Ich schreibe gerade über Reichenbach.

Die Reichenbacher Frauen sind dabei, das Motto umzusetzen: Sie haben keine Chance, aber sie nutzen sie. Momentan Platz zehn mit Tuchfühlung zu Platz neun – der Achte ist allerdings schon weiter weg.

Und die Reichenbacher Männer? Ich habe beim EZ-Pokal länger mit dem von mir sehr geschätzten Daniel Hebisch gesprochen. Er war, das darf ich bestimmt berichten, nicht sehr glücklich. Zeitweise hatte er durch Verletzungen und andere Missgeschicke so wenig Leute im Training, dass er gar keine Chance hatte, an einem Spielsystem zu arbeiten. Er war ein bissle frustriert.

Und jetzt? Es sind wieder ein paar Leute mehr da, der eine oder andere Spieler ist neu dazu gekommen und die Jungs haben kapiert, worum es geht. 31:28 in Steinheim, dann 28:24 gegen Laupheim – und der TVR ist wieder dabei bei der Musik. Immer noch Drittletzter, aber wie die Frauen auf Tuchfühlung zu der Mannschaft davor und weiter weg von der noch eins drüber.

Daniel Hebisch war – ich hab vor dem Spiel gegen Laupheim mit ihm gesprochen – so wichtig, dass die Mannschaft nach dem Sieg in Steinheim nachlegt. Nachdem das geklappt hat, sagte er dann meinem Kollegen den entscheidenden Satz: „Mit dieser Einstellung geht die Geschichte gut aus.“ Heutige EZ, Seite 21.

Von den TVR-Frauen hören wir immer die Stimme von Spielerin Meike Kienzlen. Und die sagte nach dem zweiten unerwarteten Remis in Folge (und vier von ihr erzielten Toren gegen Wernau) den vom wiedergewonnenen Selbstvertrauen getränkten Satz (Seite 20): „Wir haben bewiesen, dass wir gegen Wolfschlugen nicht nur Glück hatten und das wir uns nicht verstecken müssen.“

Wir wissen nicht, ob die Geschichte bei den Reichenbachern wirklich gut ausgeht. Ich wünsche es ihnen. Es sieht auf jeden Fall viel besser aus als vor dem Jahreswechsel. Und nachdem schon feststeht, dass bei den Frauen das Trainerduo Haug/Lenz am Ende der Saison aufhört, könnte ich mir vorstellen, dass Hebisch bei den Männern noch einiges weiterentwickeln will.

Es sind schon starke Handball-Geschichten, die da im EZ-Land geschrieben werden. In Reichenbach. Und anderswo.


Rolf Brack ist bald wieder frei

So kennen wir ihn. Nur wird er so bald nicht mehr am Spielfeldrand der Schweizer Nationalmannschaft zu sehen sein: Rolf Brack. Foto: dpa
So kennen wir ihn. Nur wird er so bald nicht mehr am Spielfeldrand der Schweizer Nationalmannschaft zu sehen sein: Rolf Brack. Foto: dpa

Was hab ich hier in den vergangenen Wochen über Trainer geschrieben. Und heute flattert diese Agenturmeldung (unten im Originalwortlaut) in unsere gemütliche Redaktionsstube. Bin mal gespannt, wo unser Scharnhausener Trainer-Urgestein Rolf Brack demnächst wieder auftauchen wird.

Bern (dpa) – Rolf Brack verliert zum Saisonende seinen Job als Trainer der Schweizer Handball-Nationalmannschaft. Nach dem Ausscheiden in der Qualifikation für die WM 2017 in Frankreich wird der Vertrag des Deutschen nicht verlängert. Das teilte der Schweizerische Handball-Verband (SHV) am Freitag mit. Damit endet das Engagement des ehemaligen Bundesliga-Trainers von HBW Balingen-Weilstetten in der Eidgenossenschaft nach zwei Jahren.
Die Schweizer hatten zuletzt in der Qualifikation für die WM-Playoffs den Kürzeren gegenüber der Niederlande gezogen. Auch in der Ausscheidung für die laufende EM in Polen waren Brack und seine Spieler gescheitert. Noch im Januar will der Verband einen Nachfolger benennen, der dann im Juni den nächsten Auswahl-Lehrgang leiten soll.


Zeit der Suche

Wenn nach der kurzen Winterpause die ersten Tore geworfen werden, beginnen für die Handball-Macher die heißen Tage. Es heißt: Gespräche führen, den Kader für die neue Saison zusammenstellen. Nach neuen Spielern schauen, umworbene Spieler zum Bleiben überreden oder ihnen alles Gute wünschen. Das Ganze betrifft auch die Trainer. Wolfgang Stoll etwa ist in diesem Punkt gerade nicht zu beneiden.

Der Abteilungsleiter des TSV Wolfschlugen muss gleich zwei Trainer suchen: Einen für die BWOL-Mannschaft der Männer, wobei er da nach dem Abgang von Lars Schwend in Christoph Massong erstmal eine ordentliche Interimslösung zur Verfügung hat. Auch für die Württembergliga-Frauen – die in der kommenden Saison wahrscheinlich endlich auch in der BWOL spielen – braucht er auch einen Neuen.

Überhaupt ist bei den Frauen in der Region gerade viel in Bewegung: Pascal Morgant hat bei Zweitligist TV Nellingen bereits verlängert. Aber dann geht’s los: Die JSG Deizisau/Denkendorf sucht den Wager-Nachfolger, Wolfschlugen den Korreik-Nachfolger und Reichenbach die Lenz&Haug-Nachfolger. Die Telefondrähte glühen.

Gerade in Wolfschlugen kann nach dem Wechsel von Wager zur HSGDD nicht gerade von Kontinuität die Rede sein, wofür aber wohl keiner was kann. Ob Wager zurückkehrt? Glaub ich nicht. Macht’s sein HSGDD-Vorgänger Horst Fritz? Glaub ich auch nicht. Der könnte was für Reichenbach sein. Aber die Funktionäre haben ja ihr ganzes Handy-Telefonbuch voll und gerade im Frauenbereich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder einer ausgegraben, den hier keiner auf der Rechnung hatte. Warten wir’s ab.

In den vergangenen Wochen hab ich hier ja schon ein bissle rumspekuliert. Ich gebe zu, das reizt, es fallen einem für alle möglichen Vereine alle möglichen Namen ein. Fritz, Wager, Greiner, Beck, Brack (Benjamin), Abele, Haigis (immer) undsoweiter. Hab ich einen vergessen? Aber andererseits warte ich auch gerne ab. Wir werden es erfahren.

Wie sieht es sonst so aus? Ich bin mir sicher, dass noch weitere Vereine aus dem EZ-Land eine Veränderung auf der Trainerposition vor sich haben. Wolfschlugen kann da zumindest schon frühzeitig planen. Plochingen, Deizisau und Wernau eher nicht. Beim Rest unserer Top-Teams bin ich mir schon nicht so sicher. Da sind einige lange dabei, einige nicht so zufrieden, bei anderen hat der Verein mehr erwartet. Und ein Privatleben gibt es ja auch noch. Fast jeden Abend und jedes Wochenende in der Halle und das neben einem normalen Job – das lässt sich mit Familie nicht so leicht vereinbaren. Aber viele kennen es nicht anders und brauchen es. Da sind Handballer und Sportjournalisten gar nicht so verschieden.

Und die, die gerade keinen Club haben – oder im Sommer keinen mehr haben werden – tauchen auch irgendwann irgendwo wieder auf.

Aber neben der Suche nach Personal müssen erst mal die Ziele für die laufende Saison angegangen werden. Beides kann ja zusammenhängen. Und da hat eine Mannschaft, über die ich vergangene Woche in der EZ und hier am Kreis geschrieben habe, mächtig geschwächelt: Das Team Esslingen, das viele gerne zumindest wieder in der Landesliga sehen würden, hat das Bezirksliga-Derby gegen Köngen verloren. Die SG Hegensberg/Liebersbronn geht vorne noch einsamer ihres Weges. Das Team hatte seinen Trainerwechsel in der laufenden Runde schon, HeLis Jochen Masching gehört alles andere als zu den Wackelkandidaten. Bei allen anderen schauen wir genau hin. Gutes Gelingen, Wolfgang Stoll und allen anderen Funktionären.


EHC

Hier entsteht das Foto, das heute das Doppelinterview auf der Lokalsportseiter der EZ ziert. Foto: Greppo
Hier entsteht das Foto, das heute das Doppelinterview auf der Lokalsportseiter der EZ ziert. Foto: Greppo

Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Baden-Württemberg Oberliga, Württembergliga, Landesliga, Bezirksliga.

Bezirksliga. In dieser Spielklasse sind die beiden höchstklassigen Esslinger Handball-Mannschaft beheimatet: Das Team Esslingen und die SG Hegensbgerg/Liebersbronn. Auf alle Fälle ist das weit weg von oben. Und weit von der Spitze im EZ-Land. Neuhausen, Deizisau, Wolfschlugen, Plochingen, Reichenbach, Ostfildern, Wernau. Alle spielen höher. Und alle sind nicht aus Esslingen.

Schade eigentlich. Und es war ja auch nicht immer so. Es gab sogar mal Bundesliga. Turnscherschaft Esslingen. Aber das ist schon laaaaaange her. Später gab es in der Oberliga ebenfalls die Turnerschaft und die TSG. War auch nicht gerade gestern.

Zu sehr in der Vergangenheit schwelgen bringt nichts. Aber am Rande des EZ-Pokals habe ich schon (mal wieder) mitbekommen, dass sich viele schwer damit tun, dass Esslingen nur noch in Liga sieben zu finden ist. Vor allem die, die die Oberligazeiten noch aktiv miterlebt haben.

Warum ich das alles schreibe? Ich habe am Rande des EZ-Pokals mit den Trainern der beiden Top-Aufstiegskandidaten der Bezirksliga, Volker Pikard und Jochen Masching gesprochen. Maschings SG Hegensbgerg/Liebersbronn hat dabei noch bessere Karten als Pikards Team. Das Doppel-Interview ist heute auf Seite 17 in der EZ zu lesen.

Natürlich war die aktuelle Situation ein Thema. Und da sieht es in sofern rosig aus, dass die Chance groß ist, dass mindestens eine der beiden Mannschaften in der kommenden Runde in der Landesliga spielen wird. Beide wollen aber noch weiter hoch, wo ja zumindest das Team schon war.

Und natürlich war auch Thema, wie es mit dem Esslinger Handball wieder aufwärts gehen kann. Die Königslösung hat keiner, sonst würde es ja gemacht werden. Auch Pikard und Masching haben sie nicht. Eine weitere Bündelung der Kräfte sehen sie im Moment nicht. Immerhin sind im Team ja auch schon drei und in der SG zwei Vereine zusammengeschlossen. Ob es ein Fünferpack bringen würde? Oder sogar – die beiden in der SG Esslingen zusammengeführten Vereine dazugerechnet – ein Siebenernpack.

Im Moment haben das Team und HeLi das Problem, dass sie zwar eine gute Jugendarbeit haben und auch sonst das eine oder andere richtig machen – aber die richtig guten Nachwuchshandballer werden eher überlegen, ob sie nach Neuhausen oder Plochingen gehen und nicht, ob zum Team oder zu HeLi.

Ich bin der Meinung, dass eine große Esslinger Handball-Fusion zwar nicht automatisch der Weg zum Glück ist, dass es letztlich aber nicht ohne geht. Zumindest ein Modell, wie es die ebenfalls gebeutelten Fußballer mit dem FC Esslingen zurzeit angehen – und damit auch viele Probleme haben – sollte angestrebt werden. Sollen die Vereine ihre Identität behalten und ihr Ding machen – aber ein Esslinger Top-Handball-Team als Überbau wäre es doch. Das Kürzel EHC müsste man nicht länger nur mit Eishockey oder Hockey in Verbindung bringen, sondern könnte für Esslinger Handball-Club stehen. Ein Traum.

Obwohl mir das mit dem „Team“ ja eigentlich auch schon gut gefällt, aber da könnte HeLi natürlich nicht mitmachen. Wobei, zurück auf den Boden der Tatsachen, ja eh alle nicht mitmachen.

Wir werden das hier nicht lösen. Aber ich bin mal gespannt, ob ich als EZ-Sportredakteuer die Wiedergeburt des Esslinger Spitzenhandballs noch miterleben darf. Die Ziele, die Volker Pikard und Jochen Masching da erst einmal vor Augen haben, lesen sich da eher bescheiden. Heute in der EZ.

Es gibt in nächster Zeit noch einige Handball-Themen in der EZ zu lesen. Unter anderem eine Geschichte über den wohl spannendsten EZ-Land-Transfer der vergangenen Wochen: Der ehemalige Bundesliga-Spieler und Zweitliga-Geschäftsführer Alexander Trost hat am Samstag sein erstes Spiel für den TSV Neuhausen absolviert.


Nach dem EZ-Pokal…

Das Tor des Turniers: Marcel Planitz trifft nach der Halbzeitsirene per Freiwurf. Fotos: Rudel
Das Tor des Turniers: Marcel Planitz trifft nach der Halbzeitsirene per Freiwurf. Fotos: Rudel

So, der EZ-Pokal 2016 ist schon wieder Geschichte. Und ich glaube, wir haben alle zusammen ein gutes Kapitel EZ-Pokal-Geschichte geschrieben.
... und hier erklärt er, wie es dazu kam.
… und hier erklärt er, wie es dazu kam.

Bevor ich meine Eindrücke vom Turnier schildere, möchte ich noch Dank sagen. Ich darf das, denn ich war in diesem Jahr der Organisator von EZ-Seite. Ich möchte meinen Kollegen von der Sportredaktion danken – meinen Redakteurskollegen Hannes Kern und Andreas Müller, dem Fotografen Herbert Rudel und Holger Strehlow und unseren freien Mitarbeitern Steffi Gauch-Dörre und Patrick Kuolt. Und, wie sagt man so schön, mein besonderer Dank gilt Jan Geißler und Lorena Greppo, die Facebook bedient haben. Guter Job.
Über Facebook immer auf Ballhöhe.
Über Facebook immer auf Ballhöhe.

Lorena ist seit dem vergangenen Jahr Volontärin bei der EZ und seit ein paar Tagen in unserer Online-Redaktion. Als ich sie gefragt habe, ob sie beim EZ-Pokal mitmachen möchte, hat sie keinen Moment gezögert. Ich glaube, es hat ihr Spaß gemacht. Das Ergebnis habt ihr, sofern ihr bei Facebook seid, gesehen.

Danke auch den anderen Abteilungen der EZ wie Marketing und Vertrieb, ohne die das alles auch nicht geht.

Ein riesen Dankeschön gilt dem diesjährigen Ausrichter Team Esslingen, den vielen, vielen Helfern. Ich möchte euch dazu Patricks Geschichte „Eine echte Team-Leistung“ heute in der EZ (Seite 18) ans Herz legen. Ich hatte im Rahmen der Vorbereitung und dann auch in der Halle vor allem mit Nils Fehrlen, Joachim Steimle und Reinbert Ulrich zu tun. Die Jungs und ihr ganzes Team haben einen super Job gemacht. Was mir aber vor allem gefallen hat: Es war ein sehr, sehr angenehmes Miteinander. Keine Spur von Stress, obwohl ja genug Stress war. Kompliment!

Überhaupt war die Stimmung in der Halle super. Guter Sport, gute Zuschauer, gute Gespräche. Viel positives Feedback.

Das Siegerteam.
Das Siegerteam.

Das Turnier hat im TSV Wolfschlugen einen sehr würdigen Gewinner. Schwach gestartet und dann mächtig durchgestartet. Es hätte ja sein können, dass die Mannschaft nach dem Rücktritt von Trainer Lars Schwend kurz vor Weihnachten verunsichert gewesen wäre. Viele haben wohl tatsächlich kein gutes Turnier von den Wolfschlugenern erwartet. Und so hat es ja auch angefangen. Aber dann hat die Mannschaft eine ganz andere Reaktion gezeigt.
Und der Siegertrainer.
Und der Siegertrainer.

Wie sagte mir Deizisaus Trainer Mike Wolz nach dem verlorenen Finale, durchaus zufrieden mit seiner Mannschaft: „Wir haben ein Spiel verloren und Wolfschlugen hat ein Spiel verloren.“ Nur haben die Wolfschlugener ihr erstes (gegen Unterensingen) und die Deizsauer ihr letztes (gegen Wolfschlugen) verloren.

Dem Siegerteam wird der unerwartet Triumph jedenfalls gut tun. Ob Interimstrainer Christoph Massong nun den Jürgen Kramny machen und dauerhaft bleiben darf, will ich hier jetzt nicht weiter vertiefen. Kann ich auch nicht beantworten. Wolfgang Stoll und seine Mitstreiter können jetzt jedenfalls ganz ohne Hast nachdenken.

Auf mich hat Christoph Massong jedenfalls einen guten Eindruck gemacht. Wie, um bei dem Vergleich zu bleiben, übrigens auch der neue VfB-Cheftrainer. Beide haben eine sehr ruhige, verbindliche Art, eine gute Analyse und scheinen was von ihrem Geschäft zu verstehen. Die Wolfschlugener Spieler, zu einem guten Teil Massongs ehemaligen Mitspieler, sehen das wohl ähnlich. Klar, als Dauerlösung ist das immer etwas anderes als kurzfristig. Man wird sehen.

Volle Ränge in der Neckarsporthalle. Davor die Neuhausener Bank.
Volle Ränge in der Neckarsporthalle. Davor die Neuhausener Bank.

Positiv fand ich auch andere Mannschaft. Der TV Reichenbach hat mir gut gefallen, vor allem die jungen In-die-Bresche-Springer. Auch der SKV Unterensingen, der das Turnier bereichert hat. Und die beiden Bezirksligisten Team Esslingen und SG Hegensberg/Liebersbronn, die es überraschend ins Viertelfinale geschafft haben. Dort war zwar Endstation, aber gut war ihr Auftritt trotzdem.

Ich habe mich wie angekündigt mit den beiden Trainern Volker Pikard und Joachen Masching unterhalten, das Ergebnis ist demnächst in der EZ zu lesen. Ach ja, der Esslinger Handball. Das ist ein Thema für sich. Beim EZ-Pokal war das Viertelfinale ein Erfolg. Gewonnen hat Wolfschlugen.

Nun heißt es: Nach dem EZ-Pokal ist vor dem Liga-Endspurt. Und irgendwann wieder vor dem EZ-Pokal. War eine klasse Veranstaltung. Danke. Auch denen, die ich nicht erwähnt habe und die ihren Beitrag geleistet haben.

Und allen Handballern alles Gute für eben den Liga-Endspurt. Ich bleibe am Ball.