An diesem Wochenende sind viele Handballer aus dem EZ-Land im Pokal unterwegs. Nächste Woche geht es dann richtig los – auch hier. Denkt schon mal über eure Saison-Prognose nach, ich lege mir meine bis dahin auch zurecht. Derweil arbeiten wir in der Redaktion an unseren Handball-Sonderseiten, die im Laufe der kommenden Woche erscheinen werden.
Falsches Signal
Ich denke, ich lasse das Ende der Am-Kreis-Sommerpause diesmal schleichend auslaufen. Habe sie beim Marktplatzturnier ja eh nicht durchgehalten. Richtig loslegen will ich hier wieder Mitte September mit meiner Saisonprognose. Aber es passieren immer wieder Dinge, die ein paar Zeilen wert sind. Zum einen hatte ich doch Recht mit meiner Vermutung, dass Dagur Sigurdsson Bundestrainer wird. Auf meine Frage danach im Interview am Rande des Marktplatzturniers hat DHB-Präsident Bernhard Bauer noch abgewehrt. Konnte er wohl nicht anders, obwohl es meinen Informationen nach damals schon auf den Isländer herausgelaufen ist.
Ja, und dann kam heute der Freispruch für Mimi Kraus. Ziemlich überraschend. Ich hab hier einfach mal den ersten Agentur-Überblick angehängt, der gegen Mittag gelaufen ist. Und meinen Kommentar, der morgen ebenso in der Printausgabe der EZ erscheint wie ein ausführlicher Text inklusive Vorschau auf das morgige Auswärtsspiel von Frisch Auf.
Was haltet ihr von der Sache?
(dpa) – Handballer Michael Kraus ist vom Vorwurf des Verstoßes gegen Anti-Doping-Regeln freigesprochen worden. Das entschied die Anti-Doping-Kommission des Deutschen Handballbundes (DHB) nach der Verhandlung am Mittwoch in Hamburg, teilte der Verband am Donnerstag mit. Zugleich wurde die Suspendierung des Nationalspielers aufgehoben. Er ist bereits an diesem Wochenende wieder für seinen Club Frisch Auf Göppingen spielberechtigt. Die Entscheidung der fünfköpfigen Anti-Doping-Kommission fiel einstimmig.
Dem 30-Jährigen war vorgeworfen worden, dreimal innerhalb von 18 Monaten nicht für Dopingkontrollen angetroffen worden zu sein. „Beim Kontrollversäumnis am 20. November 2013 ist Michael Kraus kein Verschulden nachzuweisen. Damit gibt es keine Grundlage für eine Sperre“, erlärte Anja Matthies, DHB-Vizepräsidentin Recht und Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission (ADK). Bei der mehr als zweistündigen Verhandlung waren sowohl der Kontrolleur als auch Kraus und seine Freundin angehört worden.
Laut Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA) war Kraus in den vergangenen sechs Jahren 24 Mal kontrolliert worden. Alle Tests sind negativ ausgefallen. Kraus hatte betont, kein Dopingvergehen begangen zu haben.
Kommentar:
Von Sigor Paesler
Falsches Signal
Der Freispruch für Michael Kraus vom Vorwurf eines Anti-Doping-Kontrollversäumnisses kommt überraschend. Nach dem Bekanntwerden des Falls und der Suspendierung war schnell von einem möglichen Karriereende des Göppinger Handball-Nationalspielers die Rede – nun scheinen alle Beteiligten froh und erleichtert zu sein, dass ein Schlupfloch gefunden wurde, um den 30-Jährigen, der als sympathischer Kerl und schlampiges Genie gilt, freizusprechen. Eine möglicherweise nicht funktionierende Haus-Klingel? Zweifel bleiben. Und zwei weiterhin klare Verstöße gegen die Meldepflicht. Nicht umsonst droht die Nationale Anti-Doping-Agentur eine Sperre nicht nach einem, sondern erst nach drei Versäumnissen an und und spricht bei jedem einzelnen Vergehen klare Warnungen aus. Die haben Kraus und sein Umfeld jedoch nicht ausreichend alarmiert und ihn dazu veranlasst, sich professioneller zu verhalten.
So sehr die Freude bei Kraus und den Göppingern sowie die Erleichterung bei den Verbandsfunktionären verständlich ist, so schön es für alle Beteiligten ist, dass der Spielmacher nun wieder seinem Sport nachgehen kann, und so unwahrscheinlich es ist, dass Kraus tatsächlich ein Doping-Vergehen verschleiern wollte: Das Urteil ist ein falsches Signal. Die unklaren Begleitumstände bei der Kontrolle am 20. November 2013 hätten zu einem geringen Strafmaß führen müssen, nicht aber zu einem Freispruch.
Hallo, liebe Freunde des Handballs im EZ-Land.
Nach dem Marktplatzturnier kehrt der Blog in die Sommerpause zurück. Ich möchte euch aber noch meine Geschichten über den Reichenbacher Frisch-Auf-Filmer Jochen Masching und den DHB-Bildungsreferenten und Wolfschlugen-Trainer Lars Schwend ans Herz legen, die in den kommenden Tagen in der EZ erscheinen werden.
Hier geht es dann wie gewohnt Anfang September weiter. Themen gibt es genug, denn so geballt war die Handball-Power im EZ-Land schon lange nicht mehr. Vielleicht sogar noch nie.
Viele Grüße
Sigor Paesler
Wetter gut, Handball gut, alles gut
… wenn da nicht die Sache mit Mimi Kraus wäre – aber dazu später.
Über das Wetter schreiben wir bei der Zeitung, zumindest im Sportteil, nicht so oft. Diesmal ging es aber nicht anders. Das Besondere am Esslinger Marktplatzturnier ist eben, dass es eine Freiluftveranstaltung ist – und da spielt es für den Erfolg der Veranstaltung eine große Rolle, ob es regnet oder ob die Sonne scheint.
Nur drei Spiele der beiden Top-Turniere vom Wochenende mussten in der Schelztorhalle ausgetragen werden, dann ging es raus auf den Marktplatz – klasse. Das Finale zwischen Bietigheim und Kriens-Luzern unter freiem Himmel sehen zu können, hat Spaß gemacht. Gestern beim Turnier der regionalen Teams war es dann richtig super – alle Spiele draußen. Es war Regen angekündigt, ich hab stattdessen meine Sonnenbrille gebraucht.
Gewonnen haben Bietigheim bei den Top-Teams und Plochingen bei den regionalen. Der Auftritt des TVP war beeindrucken – ich glaube in der kommenden Württembergliga-Runde können wir von dem Team von Trainer Daniel Brack einiges erwarten.
Etwas schade war, dass am Samstag Frisch Auf Göppingen den Finaleinzug verpasst hat. Zum einen hat die Mannschaft gegen Zweitligist Bittenfeld einfach schlecht gespielt. Aber hier spielte eben auch der unglückliche Umstand eine Rolle, dass die Begegnungen am Samstag über zwei Mal 20 Minuten gingen, die vorgezogenen Spiele am Freitagabend aber über zwei Mal 30. Und nun ist genau das passiert, dass alle drei Teams ein Mal gewonnen hatten, dass Frisch Auf gegen Kriens-Luzern den deutlichsten Sieg eingefahren hat, spielte dann keine Rolle mehr.
Es gab ein Siebenmeterwerfen. Die Schweizer setzten sich durch – und unterlagen dann im Finale Bietigheim. Kriens-Luzern hat mir mit seiner dynamischen Spielweise gut gefallen und auch der Schweizer Nationaltrainer Rolf Brack war glücklich – ich hatte mich aber ehrlich gesagt ein bisschen auf ein Finale zwischen Göppingen und Bietigheim gefreut.
Naja. Tatsächlich war zumindest am Samstag nicht das Geschehen auf dem Spielfeld das Hauptthema beim Turnier. An allen Ecken wurde vor allem über das Thema Mimi Kraus diskutiert. Was passiert ist, werden alle wissen. Auch ich hab dazu viele Gespräche geführt, unter anderem ein sehr ausführliches mit dem DHB-Präsidenten Bernhard Bauer. Wir machen damit morgen auf unserer ersten Sportseite auf – das Marktplatzturnier kommt dann groß im Lokalen.
Natürlich hat sich Bauer nicht dazu geäußert, was er für ein Strafmaß für Kraus erwartet. Aber er hat ausführlich erzählt, was er von der Sache hält.
„Er ist so eine Art schlampiges Handball-Genie und deshalb wird die Kommission sicher auch würdigen müssen, wie die Verstöße zustande gekommen sind“, sagt er.
Und: „Mimi habe ich immer als liebenswerten, sympathischen Chaoten erlebt, dem man eigentlich nicht böse sein kann. Deshalb müsste ich mich sehr täuschen, wenn Mimi das bewusst gemacht hätte.“
Das ausführliche Interview also morgen in der EZ. Ich persönlich, und ich muss mich da ja nicht so zurückhalten wie der DHB-Präsi, glaube, dass Kraus nicht mit einer Sperre von drei Monaten wegkommen wird, dass ihn aber auch nicht die Höchststrafe von zwei Jahren trifft. Aber die Göppinger werden so oder so in den kommenden Tagen wohl einen Nachfolger auf der Spielmacherposition präsentieren. Und ob Kraus überhaupt noch mal für Frisch Auf spielen wird, ist die Frage. Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen.
Ansonsten habe ich alles hinbekommen, was ich mir rund um das Marktplatzturnier vorgenommen habe. Ein Bauer-Interview hatte ich geplant, allerdings nicht unbedingt gleich für die morgige Ausgabe – war so halt ein bissle mehr Stress. Macht aber nichts, wenn das Ergebnis stimmt.
Dazu habe ich mich mit dem früheren Göppinger Torhüter Jaume Fort unterhalten. Ein hochinteressanter und hoch sympathischer Typ. Die Geschichte gibt es gleich morgen. Aus meinen Gesprächen mit dem bald diplomierten Film-Produzenten Jochen Masching und dem neuen DHB-Bildungsreferenten Lars Schwend werde ich in den kommenden Tagen noch etwas machen. Nachzulesen dann natürlich auch in der EZ.
So, nach einem sehr langen Handball-Wochenende ist jetzt Feierabend.
Endlich auf dem Marktplatz
Ich sitze hier gerade am Schreibtisch in unserer Marktplatzredaktion und sehe mit Freuden durch das Fenster, dass die Vorbereitungen für das erste Martkplatzturnierspiel AUF dem Esslinger Marktplatz laufen. TuSEM Essen gegen SG BBM Bietigheim, da geht es noch um den Einzug ins Finale und das Spiel um Platz drei. Schade, dass ich keinen Foto dabei habe – Bilder werden nachgereicht und die gibt es am Montag auch auf www.esslinger-zeitung.de. Hier halt nochmal zwei von gestern Abend beim Auftaktspiel in Deizisau.
Die ersten drei Spiele des Einladungsturniers wurden in der Schelztorhalle ausgetragen – pünktlich zum Beginn um kurz nach zwölf hatte es angefangen zu regnen. Trotzdem waren Stimmung und Spiele gut, die Halle voll.
Das Schöne an dem Turnier ist ja, dass sich ähnlich wie beim EZ-Pokal Anfang Januar die ganze Szene trifft, vor allem morgen dann, wenn die regionalen Teams antreten. Heute war viel Prominenz da, unter anderem DHB-Präsident Bernhard Bauer. Ich hatte die Gelegenheit, ein längeres Interview mit ihm zu führen. Das plane ich für die Montagausgabe im überregionalen Sportteil der EZ ein. Im Lokalen werde ich wie angekündigt fast eine ganze Seite füllen – habe eben die ersten Splitter geschrieben. Viel zu tun also, aber es macht richtig Spaß.
Deshalb hier jetzt auch nur kurz, ich gehe jetzt raus auf den Marktplatz, wo bald dann auch die Finalspiele anstehen. Melde mich morgen wieder.
Der Magier, der Marktplatz – und Mimi
Eigentlich wollte ich ja wie gewohnt bis Anfang September Sommerpause machen. Aber Vlado Stenzel wird heute 80 Jahre alt. Und am Wochenende ist Marktplatzturnier. Ein Muss für die Handball-Fans und auch für mich. Als es in der Redaktion darum ging, wer sich um die Veranstaltung journalistisch kümmert, habe ich jedenfalls ganz schnell den Finger gehoben.
Und dann kam eben diese Eilmeldung rein: „Nationalspieler Michael Kraus ist wegen Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regeln vom Deutschen Handballbund suspendiert worden. Dem 30-Jährigen werden drei Meldepflicht- und Kontrollversäumnisse vorgeworfen, teilte der Verband am Mittwoch mit.“ Ich habe sofort umgeplant. Mehr dazu morgen in der EZ!
Wie das Marktplatzturnier und Vlado Stenzel für mich zusammen gehören? Ganz einfach: Vor vier Jahren war er in Esslingen als Zuschauer dabei und ich habe mich mit ihm unterhalten. Ein hoch interessanter Typ mit jeder Menge mehr oder weniger verrückten Ideen. Aus gegebenem Anlass habe ich hier einfach noch mal meine Geschichte von damals angehängt. Viel Spaß beim Lesen.
Auch dieses Mal werde ich wieder einige Zeilen vom Markplatzturnier und drumherum zusammenkriegen. Die große Vorschau ist heute schon in der EZ (Seite 17). Am Freitag werde ich beim Eröffnungsspiel in Deizisau zwischen Frisch Auf Göppingen und HC Kriens-Luzern sein ein einen aktuellen Mehrspalter für die Samstagausgabe schreiben. Und für den Montag wird es fast eine ganze Seite geben – hoffentlich mit Bildern vom sonnendurchfluteten Marktplatz. Denn das hat auch Göppingens Manuel Späth vor seinem Fast-Heimspiel betont: „Ich hoffe, dass das Wetter gut wird und wir nicht in Schelztorhalle umziehen müssen.“
Und wenn doch: Nicht nur „unser“ Manu aus Ostfildern freut sich auf das Turnier, auch die Macher und die Fans dürfen sich freuen, dass Frisch Auf endlich mal mitspielt. Leider wird Mimi Kraus nun nicht dabei sein. Ich bin mal gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Aber wie gesagt, viel mehr kann man dazu noch nicht sagen.
Was ich sonst noch vorhabe beim Marktplatzturnier? Kann ich ruhig verraten, wobei ich natürlich nicht weiß, ob ich auch alle Geschichten gebacken bekommen – und einige werden auch nicht auf der Seite für Montag Platz haben, sondern später erscheinen: Ich möchte mich mit dem dreifachen spanischen Weltmeister Jaume Fort unterhalten, der früher ja mal bei Frisch Auf im Tor stand und jetzt die Nationalmannschaft von Südkorea trainiert, die auf dem Markplatz mitspielt. Dann hoffe ich, dass DHB-Präsident Bernhard Bauer nicht wie im vergangen Jahr absagen muss und dass er sich ein paar Minuten für den EZ-Mann Zeit nimmt.
Mit Lars Schwend, dem Trainer des TSV Wolschlugen, möchte ich mich über seine neue Tätigkeit als Bildungsreferent des DHB unterhalten. Und dann ist Jochen Masching vom TV Reichenbach da, dessen Mannschaft zwar leider nicht mitspielt, der in seiner Funktion als (fast fertiger) Filmstudent aber an einem Imagefilm über Frisch Auf arbeitet. Spannende Sache das.
So, ich hoffe, das hier bekommen trotz eigentlicher Am-Kreis-Pause ein paar mit – lasst mich doch einfach wissen, ob ihr am Wochenende auch auf dem Marktplatz dabei seid.
Und jetzt wie angekündigt, der Magier:
Der Reformator und die Trägheit der Masse
Der frühere Bundestrainer Vlado Stenzel kämpft auch in Esslingen für einfachere Handball-Regeln (Eßlinger Zeitung vom 26. Juli 2010)
Von Sigor Paesler
Esslingen – Für Holger Fleisch und
Jürgen Rieber war es so etwas wie
das höchste erlangbare Lob. „Die
haben gut gepfiffen“, sagte Vlado
Stenzel über das Handballschiedsrichter-
Duo aus Nellingen, fügte
dann aber – fast ein bisschen über
sich selbst erschrocken – an: „Die
haben mich überrascht.“ Ansonsten
sind von dem früheren Bundestrainer,
der die deutsche Nationalmannschaft
1978 in Kopenhagen zum
Weltmeistertitel geführt hatte, üblicherweise
Sätze zu hören wie dieser:
„Die Schiedsrichter entscheiden
das Spiel, nicht die Sportler.“
Am Freitag wurde Stenzel 76 Jahre
alt. Doch statt zuhause in Wiesbaden
zu feiern, kam der Kroate nach
Esslingen zum Marktplatzturnier,
wo er in den 60er-Jahren schon mal
mit Medvescak Zagreb im Finale
stand. Er kam, um Handball zu sehen,
um über Handball zu diskutieren
– und um für seine Ideen zur Reformation
seines geliebten Sports zu
werben. Denn das tut er unermüdlich
und und so leidenschaftlich, wie
er früher an der Seitenlinie mitlebte.
Handball war sein Sport, Handball
ist sein Sport. Aber wenn es nach
ihm ginge, wäre der Handball der
Zukunft nicht mehr der der Gegenwart.
„In Deutschland ist Handball
populär, aber fragen sie die Leute in
anderen Ländern mal danach“, sagt
er. „Da kennen sie Basketball und
Fußball, aber nicht Handball. Unser
Sport muss bekannter werden.“ Er
wird konkreter: „In Amerika kommen
wir nicht durch, in England
nicht und auch nicht in Bayern – da
sind die Leute etwas simpler gestrickt.“
Heißt für Stenzel: Die Regeln
müssen nachvollziehbarer sein,
damit sich der Sport auch dort
durchsetzt. Württemberg hat der
selbst ernannte Handball-Forscher
höflicherweise bei der Beschreibung
der Handball-Diaspora ausgenommen.
Auf Nachfrage wird er aber
auch hier deutlich: „Es gibt Göppingen
und ein bisschen Balingen, aber
ansonsten ist in Süddeutschland
praktisch kein Leistungshandball
vorhanden, das ist Überlebenskunst.“
Der Mann hat seine Meinung,
und er vertritt sie.
Und er macht Vorschläge. Zum Teil
sind sie ziemlich radikal. Sein Ausgangspunkt:
„Es gibt keine Ballsportart,
bei der es so viele Regeln
gibt, nach denen man so oder so
pfeifen kann.“ Also müssen sie vereinfacht
und teilweise ganz abgeschafft
werden. Als Vorbilder dienen
Stenzel die Sportarten, die es
weltweit zu mehr Popularität geschafft
haben und seiner Meinung
nach präziser sind: „Die Regeln, die
man vom Fußball und vom Basketball
übernehmen kann, muss man
übernehmen.“ Beispielsweise ist er
für die Einführung der Vorteilsregel
– wie im Fußball. Und dafür, dass
nur im Angriff gewechselt werden
darf – wie im Basketball. Zudem
fordert er die Abschaffung des Zeitspiels
(„die blödeste Regel überhaupt“)
und des „Mists mit den
Zweiminutenstrafen“. Der frühere
Torhüter hat noch unzählige weitere
Ideen auf Lager, die er zum Teil
schon mit Mannschaften ausprobiert
hat.
Stenzel bekommt in der Szene Gehör,
weil es Stenzel ist, der „Magier“,
der so viel für den deutschen
Handball getan hat. So sagt er selbst
und nicht ganz zu Unrecht: „Ich
denke, dass es auch mein Werk ist,
dass Deutschland heute in der Weltspitze
ist. Ich habe etwa die eingleisige
Bundesliga durchgesetzt.“ Aber
im Gegensatz zu früher („alles was
ich wollte, habe ich geschafft“) bekommt
er heute vor allem Ablehnung
für seine Vorschläge. „Vlado,
das war nix“, schreibt etwa ein
Handball-Fan in einem Internet-Forum.
Der Reformator zuckt mit den
Schultern und haut wieder einen
Spruch raus: „Ich habe nicht erwartet,
dass die Masse intelligent ist.
Die meisten denken mit den Muskeln
und sind zu sehr im System.“
Er selbst, gibt er zu, wurde auch erst
zum Handball-Theoretiker, nachdem
er sich von der vordersten Trainerreihe
verabschiedet hatte.
Stenzel aber ist Optimist und glaubt
weiter fest daran, den Handball voranbringen
zu können. „Seine Zeit
ist vorbei“, hat der jetzige Bundestrainer
Heiner Brand mal über seinen
früheren Nationalcoach gesagt.
Der aber winkt ab und grinst: „Heiner
ist meiner Meinung, auch wenn
er es nicht offen sagt.“ Und er ist
überzeugt: „Durch meine Schimpferei
hat sich schon ein bisschen geändert.“
So oder so bleibt es der Sport,
der sein Leben ist. „Die Spannung
ist es, die den Handball ausmacht“,
sagt Stenzel mit leuchtenden Augen,
die sich dann noch mal verfinstern:
„Aber die Spannung machen
die Schiedsrichter.“ Vielleicht mit
Ausnahme von Holger Fleisch und
Jürgen Rieber.
Volltreffer und voll daneben
Puh, das war knapp. Durch die 28:29-Niederlage der Wolfschlugener Handball-Frauen in Steißlingen fällt die letzte Entscheidung der Saison im EZ-Land am Donnerstag ohne direkte Beteiligung eines EZ-Land-Teams. Während die Wolfschlugenerinnen (ohne Trainer Veit Wager) auf Mallorca chillen, sind sie darauf angewiesen, dass das Ergebnis im Spiel zwischen Ketsch II und Steißlingen genau so läuft, dass sie als lachende Dritte den Aufstieg in die BWOL schaffen. So riesig groß ist die Chance nicht, aber sie ist vorhanden.
Es ist also eher wahrscheinlich, dass die Wolfschlugenerinnen in der Württembergliga bleiben, da können sie dann in der kommenden Saison unter dem neuen Trainer Thorsten Findeis einen weiteren Anlauf starten. Bevor ich mich in die Am-Kreis-Sommerpause verabschiede, möchte ich hier noch wie gewohnt meine Saisonprognose vom Rundenstart auf den Prüfstand stellen. Ich finde, ich war gar nicht so schlecht. Wer’s nochmal nachlesen will, was ich damals geschrieben habe, bitteschön: 11.September 2013.
Zu Bundesligist Frisch Auf Göppingen und Zweitligist TV Nellingen hatte ich keine Meinung, Nellingen II sah ich in der 3. Frauen-Liga vor einer schweren Saison – am Ende war der Abstieg.
Bei den Männern des TSV Neuhausen lag ich mit meiner mutigen Aussage richtig. „Trotz verpatztem Heimauftakt klappt es wieder“, habe ich in Bezug auf den Wiederaufstieg in die 3. Liga geschrieben – es war eng, hat aber geklappt.
In der BWOL der Frauen habe ich der HSG Deizisau/Denkendorf einen guten Mittelfeldplatz vorausgesagt und vermutet, dass der HC Wernau „relativ weit oben mitspielen“ wird. Die HSG ist Fünfter geworden – passt. Die HCW-Frauen haben lange vorne mitgespielt, dann gab es große Verletzungsprobleme und am Ende Rang sieben. Knapp daneben.
Die schon erwähnten Wolfschlugenerinnen habe ich in der Württembergliga „im vorderen Drittel“ erwartet. Falls am Donnerstag nicht doch noch die frohe Kunde gen Ballermann geschickt werden kann (was ich den Mädels natürlich wünsche), lag ich zumindest nicht falsch – Platz zwei (und die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation) ist im vorderen Drittel.
Zur EZ-Land-Liga, der Württembergliga der Männer: „Eine der beiden Mannschaften schafft den Aufstieg“, habe ich über den TSV Deizisau und den TSV Wolfschlugen geschrieben. „Und das dürfte vielleicht ein bisschen eher Deizisau sein“. Tärä – Deizisau ist Meister und Aufsteiger geworden, gefeiert wurde nach dem letzten Spiel bei den Wolfschlugenern, die nach einer von Verletzungen geprägten Saison nur Siebter geworden sind. Aber ohne zu weit vorwegzugreifen: In der kommenden Runde ist Wolfschlugen wieder voll da und ein Aufstiegskandidat, da bin ich mir sicher.
Dem TV Reichenbach und dem TV Plochingen trotz einiger Fragezeichen nach dem Ligazugehörigkeitshickhack und dem Punkteabzug habe ich den Klassenverbleib zugetraut. Reichenbach hat das viel souveräner geschafft als erwartet und Plochingen hat lange für die von mir vermutete „positive Überraschung“ mit einigen richtig guten und unerwarteten Ergebnissen gesorgt. Dass sich der HC Wernau trotz „Hammer-Auftaktprogramm“ „irgendwo im Mittelfeld einpendelt“, hat nicht hingehauen. Die Mannschaft muss in die Landesliga runter.
Von der Landesliga hoch kommt die HSG Ostfildern. Da lag ich richtig daneben. Während ich mich beim Team Esslingen, das in der Aufstiegsrelegation an der HSG gescheitert ist, wegen der unbekannten Ligastaffel um eine Aussage gedrückt habe, waren meine Worte über Ostfildern: „Ich glaube, mehr als ein guter Platz im oberen Drittel ist nicht drin.“ Wie gerne stelle ich fest, dass es ganz anders gekommen ist.
Halten wir fest: Es war wieder eine interessante Handball-Saison, auch für den Blog-Schreiber. Es hat viel Spaß gemacht, viel Zeit gekostet, und es war schön zu sehen, wie ihr mitgemacht habt – gerade zuletzt bei der Wahl zum Trainer der Saison. Und halten wir auch fest: Es gab mehr Auf- als Abstiege, in der kommenden Runde ist das Handball-Niveau im EZ-Land noch höher: 2. Bundesliga Frauen, 3. Liga Männer, ein Mal BWOL Männer, drei Mal BWOL Frauen (mindestens), vier Mal Württembergliga Männer, zwei Mal Württembergliga Frauen (wahrscheinlich), zwei Mal Landesliga Männer und vier Mal Landesliga der Frauen. Wow.
So, jetzt verabschiede ich mich in die Pause. Kommt gut über den Sommer. Und wenn es etwas gibt in Sachen Handball: Meldet euch hier oder über Facebook.
Daniel Mayr ist Trainer der Saison
Bevor ich zur Verkündung des Ergebnisses komme, erst einmal ein riesen Kompliment: Ihr habt mich mit euerm Abstimmen in den vergangenen Tagen schwer auf Trab gehalten – die Resonanz war überragend. Vielen Dank dafür, so macht ihr mich zu einem glücklichen Am-Kreis-Blogger.
88 Stimmen und einige tausend Zugriffe auf der Blog-Seite und auf der Facebook-Seite, die Community Im EZ-Handball-Land lebt.
Und die in Reichenbach feiert. Denn das für mich durchaus überraschende Ergebnis lautet: Daniel Mayr ist Trainer der Saison im EZ-Land
1. Daniel Mayr (TV Reichenbach) 47,06 %
2. Veit Wager (TSV Wolfschlugen) 25,88 %
3. Michael Schwöbel (HSG Ostfildern) 9,41 %
4. Alexandr Prasolov (TSV Neuhausen) 8,24 %
Daniel Brack (TV Plochingen) 8,24 %
6. Mike Wolz (TSV Deizisau) 1,18 %
Hier nochmal der „Siegertext“ vom vorherigen Post: „Der TV Reichenbach schloss die Württembergliga-Saison einen Platz hinter dem TVP als Sechster ab. Das war ein Ergebnis, das sich die Reichenbacher erwünscht hatten, mit dem aber in der zweiten Runde nach dem Aufstieg nicht unbedingt zu rechnen war. Mayr, ein echter Reichenbacher, hat die Mannschaft insgesamt von der Bezirksliga in die Württembergliga geführt und dort etabliert. Das ist bei einem kleineren Verein wie dem TVR ähnlich hoch einzuschätzen wie ein absoluter Spitzenplatz bei einem anderen. Mayr hat in Reichenbach viel Aufbauarbeit geleistet und hinterlässt seinem Nachfolger Daniel Hebisch eine funktionierende Mannschaft.“
Überrascht hat mich vor allem das Ergebnis von Wolz, der zumindest bei mir persönlich deutlich weiter oben liegt. Aber wie manche eben schon geschrieben haben: Verdient hätten es alle. Und ein bisschen – oder auch ein bisschen mehr – hat die Wahl auch mit der Vernetzung zu tun. Die Reichenbacher sind nicht nur aktive Handballer, sie sind auch wild im weltweiten Netz unterwegs. Und so hat Mayr den anfangs führenden Veit Wager noch dicke überholt. 40 Stimmen von 85 – ein krasses Ergebnis. Gratulation dazu, Daniel Mayr.
Ich habe eben mit ihm telefoniert. Sein erster Satz war: „Ich habe das interessiert beobachtet.“ Und dann hat er sich natürlich gefreut.
Da wir bei der EZ ja crossmedial arbeiten, schreibe ich das Ergebnis auch für die morgige Print-Ausgabe zusammen (Seite 17), da könnt ihr noch ein bissle was nachlesen. Jetzt aber erst nochmal Danke fürs Mitmachen.
Dem knapp unterlegenen Veit Wager wünsche ich am Samstag im Relegationsspiel viel Glück. Anfang kommender Woche melde ich mich hier dann nochmal und verabschiede mich dann in die Sommerpause (nur hier, in der Redaktion gibt es bis Anfang September genug zu tun).
Und an dieser Stelle auch noch ein spezieller Dank an den TSV Deizisau, hab mich über das Kärtle aus der Sonne (siehe unten) sehr gefreut.
Wer ist der Trainer der Saison?
Das virtuelle EZ-Land-Trainer-der-Saison-Wahllokal ist geschlossen. Das Ergebnis wird in Kürze bekanntgegeben. Danke fürs Mitmachen – überragend!
Während Mallorca schon von Handballerinnen und Handballern aus ganz Deutschland bevölkert wird, sind die Frauen des TSV Wolfschlugen die Einzigen im EZ-Land, die immer noch spielen müssen. Oder dürfen, denn es fehlt ihnen noch ein Sieg bis zum Aufstieg in die Baden-Württemberg Oberliga. Oder eine Niederlage, bis zur großen Enttäuschung. Ich habe heute mit Trainer Veit Wager gesprochen. Das Interview, das daraus entstanden ist, ist – falls nachrichtentechnisch nichts dazwischen kommt – für die Mittwochausgabe der EZ geplant.
Mit der angekündigten Wahl zum Trainer der Saison im EZ-Land will ich aber nicht warten. Denn vielleicht fällt die endgültige Entscheidung für die Wolfschlugenerinnen erst eine Woche später ohne TSV-Beteiligung.
Sodele. Ich hatte ja angekündigt, drei bis vier Trainer auszuwählen und zur Wahl vorzuschlagen. Jetzt sind es sechs geworden: Daniel Brack, Daniel Mayr, Alexandr Prasolov, Michael Schwöbel, Veit Wager und Mike Wolz. Zu allen (in alphabetischer Reihenfolge) noch ein paar Worte – und ihr könnt dann hier über die Kommentarfunktion oder auf der EZ-Handballpokal-Seite auf Facebook (die Umbenennung hat FB noch nicht gebacken bekommen) abstimmen. Einfach, indem ihr den Namen eures Favoriten in das Kommentarfeld schreibt, gerne mit ein paar Worten der Begründung.
Daniel Brack
Der ehemalige Bundesliga-Spieler mit dem Trainergen ist vor einem Jahr aus der Schweiz zum Württembergligisten TV Plochingen gekommen. Als dann der Zwangsabstieg wegen einem Passvergehen im Raum stand, gab es schnell Gerüchte, er würde wieder abspringen. Tat er aber nicht. Und als die Mannschaft dann doch in der Württembergliga antreten durfte (mit der Bürde, dass am Ende der Runde vier Punkte abgezogen werden würden), legte er sich ins Zeug. Der Kader war klein, der Saisonstart nahe. Was dann geschah, darf ruhig als große Leistung betrachtet werden: Der TVP spielte vorne mit. Wäre der Punkteabzug nicht im Hinterkopf gewesen, hätte die Mannschaft vielleicht sogar ganz vorne angreifen können. Am Ende Platz fünf in einer Saison, zu deren Anfang viele den TVP als Abstiegskandidaten sahen, ist stark. Und das ist nicht nur Bracks Verdienst, aber er hat einen sehr großen Anteil daran. In der kommenden Saison könnte es noch besser laufen.
Daniel Mayr
Der TV Reichenbach schloss die Württembergliga-Saison einen Platz hinter dem TVP als Sechster ab. Das war ein Ergebnis, das sich die Reichenbacher erwünscht hatten, mit dem aber in der zweiten Runde nach dem Aufstieg nicht unbedingt zu rechnen war. Mayr, ein echter Reichenbacher, hat die Mannschaft insgesamt von der Bezirksliga in die Württembergliga geführt und dort etabliert. Das ist bei einem kleineren Verein wie dem TVR ähnlich hoch einzuschätzen wie ein absoluter Spitzenplatz bei einem anderen. Mayr hat in Reichenbach viel Aufbauarbeit geleistet und hinterlässt seinem Nachfolger Daniel Hebisch eine funktionierende Mannschaft. Deshalb ist er hier nominiert.
Alexandr Prasolov
Der Mann, der früher selbst ein klasse Handballer war (unter anderem in Pfullingen) kam zu Saisonbeginn mit viel Vorschusslorbeeren aus Schmiden zum TSV Neuhausen, der gerade aus der 3. Liga in die BWOL abgestiegen war. Die Aufgabe war nicht einfach: Die Zeit, die ein neuer Trainer und eine neue Mannschaft brauchen, gerade wenn es auch noch in eine neue Liga geht, hatte er eigentlich nicht. Wer direkt wiederaufstiegen will, braucht von Anfang an die Punkte. Und tatsächlich standen die Maddogs nicht gleich ganz vorne. Sie blieben aber in Lauerstellung und arbeiteten ruhig an der Verbesserung ihres Spiels. Je länger die Saison dauerte, desto stabiler wurde das Mannschaftsgefüge. Und die Erfolge stellten sich ein. Auch durch Patzer der Konkurrenz (unter anderem Pfullingen) landete die Mannschaft schließlich auf einem Aufstiegsplatz, und gab den nicht mehr her. Mittlerweile spielen die Neuhausener einen sehr soliden Prasolov-Handball, hinter dem das ganze Team steht. Der Wiederaufstieg ist geschafft – und damit ist die Konstellation Prasolov und TSV Neuhausen bislang eine Erfolgsgeschichte.
Michael Schwöbel
Auch er war neu im Job und hat direkt den Aufstieg geschafft. Bei Michael Schwöbel kam allerdings dazu, dass er beim Landesligisten HSG Ostfildern seinen ersten Cheftrainerposten übernahm. Und das auch noch beim Heimatclub, was auch eine gefährliche Konstellation sein kann. Lassen wir doch den Trainerkollegen Thomas Freiwald sprechen, dessen Team Esslingen in der Aufstiegsrelegation an der HSG gescheitert ist. „Das Feuer, das er als junger Trainer mitbringt, gefällt mir. Und die Bereitschaft, die Mannschaft emotional zu pushen“, sagte Freiwald im EZ-Interview über Schwöbel. Wer seinen Club im ersten Trainerjahr in die Württembergliga zurückgeführt hat, muss viel richtig gemacht haben.
Veit Wager
Okay, noch ist er in dieser Saison kein Aufstiegstrainer, aber das kann am Samstag ja noch werden (siehe oben). So oder so hat er die Wolfschlugener Frauen zu einem erfolgreichen Team geformt, das in der zweiten Saison nach dem Aufstieg in der Württembergliga schon wieder dicht vor dem Aufstieg steht. Viel Handballsachverstand und eine akribische Vorbereitung sagt man ihm nach. Er macht in Wolfschlugen so einen guten Job, dass sie ihn bei der HSG Deizisau/Denkendorf unbedingt haben wollten. Hat geklappt.
Mike Wolz
Auch Wolz kam, sah und stieg auf. Früher hat er mal selbst Tore für den TSV Deizisau geworfen, über einige Umwege kam er zurück und machte den TSV zumindest wieder zur Nummer zwei im EZ-Land. Die Württembergliga-Meisterschaft und der Aufstieg in die BWOL kamen ziemlich souverän zustande, beim Showdown in Wolfschlugen hielten auch die Nerven. Die Deizisauer Mannschaft trägt eindeutig Wolz‘ Handschrift, vor allem in der Abwehr. Was ihn auch ausmacht: Das Team hatte schon die beste Defensive der Liga, der Trainer sah aber immer noch Luft nach oben und forderte die Spieler immer weiter. So einen braucht es, um Erfolg zu haben. Und den hatte er mit Deizisau.
So, jetzt bin ich gespannt, was ihr denkt. Wer wird der Trainer der Saison im EZ-Land? Nur keine Zurückhaltung.
Karriere-Beender
Das Ende der Saison, das für die meisten Handballer im EZ-Land ja erreicht ist, ist immer auch die Zeit der Abschiede. Wobei meine Erfahrung lehrt, dass in keinem Sport wie im Handball so viele Namen, die die Vereine in die Liste der Abgänge schreiben, irgendwann wieder in einem Spielbericht auftauchen. Und sei es in der zweiten Mannschaft.
Das wird auch den einen oder anderen betreffen, der in diesem Jahr seine Karriere beendet. Aber erst einmal hören einige auf, die sich einen guten Namen gemacht und uns mit guten Spielen begeistert haben. Dabei ist es vermehrt so, dass nicht nur Altersgründe eine Rolle spielen. Ich habe den Eindruck, dass immer mehr Handballer im besten Handballer-Alter aufhören, weil sie sonst ihre berufliche Karriere nicht gebacken kriegen. Ist ja auch klar, vier Mal die Woche Training, jedes Wochenende auf Achse – das ist mit der sich immer mehr verdichtenden Arbeitswelt schwer zu vereinbaren. Und wenn ein Amateur-Sportler vor der Frage steht, eine berufliche Chance zu ergreifen oder weiter diese für den Handball zu opfern, wird er sich manchmal – oder auch öfter – schweren Herzens für den Beruf entscheiden. Der Verein findet das dann schade, wird es aber verstehen. Vielleicht gibt es ja eine Familie zu ernähren und/oder ein Häusle abzuzahlen. Das alles gibt es aber auch in anderen Sportarten, ich erinnere mich an Geschichten aus dem Wasserball oder dem Drittliga-Fußball, bei denen talentierte Sportler ihre Karriere für den Beruf aufgegeben haben.
Aber wie gesagt, wenn in der Klammer hinter den Abgänger-Namen nicht ein anderer Vereinsname auftaucht, sondern „Karriere beendet“ steht, gibt es ja immer noch den Weg zurück. Einige Karriere-Beender gibt es auch jetzt wieder. Meine Geschichte über Marion Radonic kürzlich – mit dem schönen Freisteller – habt ihr in der EZ vielleicht gelesen. Dazu fallen mir Namen ein wie Martin Rapp, Alexander Wahl, Thomas Holl, Wolfgang Kroll, Joshua Munz, Kai Bohle und Michael Hackius. Es sind noch mehr, dürft ihr gerne ergänzen.
Hackius hat zwar zuletzt nicht mehr im EZ-Land gespielt, sondern beim SKV Unterensingen, er hat aber hier vor allem beim TSV Deizisau seine Spuren hinterlassen. Und auch beim TV Neuhausen/Erms waren sie mit ihm zufrieden, wie ich mitbekommen habe.
Kroll ist für mich so ein Rückkehrer-Kandidat. Er war zuletzt beim TSV Wolfschlugen, davor beim TSV Neuhausen – ich habe nie so richtig verstanden, warum sie ihn da haben gehen lassen. Mal sehen, ob er wieder auftaucht – er könnte der einen oder anderen Mannschaft helfen. Mir hat jedenfalls immer gefallen, wie er gespielt hat. Wenn er andere Pläne hat, wünsche ich ihm dabei viel Glück. Und was es etwa heißt, mal ein freies Wochenende zu haben – glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.
Rapp und Wahl dürfen am Sonntag nochmal ran im letzten Saisonspiel der Deizisauer. Die Luft ist raus, der Aufstieg geschafft. Deshalb geht es im Rückspiel um die Württemberg-Meisterschaft gegen den SV Remshalden nach der 14-Tore-Klatsche im Hinspiel nur noch darum, eine Leistung zu zeigen, nach der das Saisonabschlussbier gut schmeckt.
Da geht es für die Frauen des TSV Wolfschlugen noch um mehr, deshalb schicken wir unseren Fotografen am Sonntag auch nicht nach Deizisau, sondern nach Wolfschlugen. Ob die Wolfschlugenerinnen den Sprung in die BWOL noch schaffen? Ich würde es ihnen wünschen, und auch Trainer Veit Wager, der ja dann in der kommenden Saison mit der HSG Deizisau/Denkendorf gegen seinen Ex-Club spielen würde.
Veit Wager bringt mich zum letzten Punkt für heute: Ich hab ja schon die Wahl zum Handball-Trainer des Jahres im EZ-Land angekündigt. Kommende Woche werde ich meine Vorauswahl bekanntgeben, über die ihr dann hier oder auf Facebook abstimmen könnt. Ob Veit Wager dabei ist? Darüber mache ich mir Anfang kommender Woche Gedanken. Seid ihr in einer der Hallen, in denen es noch um was geht? Wenn ja, wünsche ich spannende Unterhaltung.