Zwischen Metzingen und Trier

35:30 gegen Trier. Wieder haben die Nellinger Zweitliga-Handballfrauen einen Bundesligisten aus dem DHB-Pokal geworfen. Auch wenn ich vor einer Woche erst über Nellingen geschrieben habe Grund genug, es wieder zu tun. Zumal es diesmal deutlich positiver ist. Wenn man die vergangenen Jahre anschaut, dann sind die Hornets in der zweiten oder dritten Pokal-Runde auf einen Bundesligisten getroffen, der in der Tabelle unten steht, und haben gewonnen. In der nächsten Runde haben sie es dann wieder mit einem Bundesliga-Team zu tun bekommen, diesmal aber mit einem aus den oberen Tabellenregionen. Dieses Spiel lief dann, wie man es bei zweite Liga gegen erste Liga erwartet: Der Underdog hält gut mit, bekommt Lob, aber unterliegt am Ende gegen die Routine des Favoriten.

Was schließen wir daraus? Ich will es mal an der Frage aufhängen, wie die Nellingerinnen wohl dastehen würden, wenn sie im Frühjahr den Aufstieg ins Oberhaus nicht knapp verpasst, sondern geschafft hätten. Angesichts des enttäuschenden Starts in die laufende Zweitliga-Saison sind ja manche froh, dass es nicht geklappt hat. Aber seisdrum. Nicht nur das Beispiel Nellingen gegen Trier oder in den Jahren zuvor gegen Dortmund oder Bietigheim zeigt: Die Spitzenteams der 2. Bundesliga sind mindestens so gut wie die Kellerteams der Bundesliga. Wenn man mal abzieht, dass das Selbstvertrauen eine große Rolle spielt – Trier hatte am Freitag keins, Nellingen nach dem Sieg gegen Nord Harrislee zumindest wieder mehr -, dann müsste man trotzdem rein leistungsbezogen die Grenze eigentlich nicht zwischen Liga eins und zwei ziehen, sondern irgendwo zwischen der Mitte der Bundesliga und der Mitte der 2. Bundesliga. Dass es nicht so ist, macht es aber spannender.

Ich erinnere mich an ein interessantes Gespräch mit Buxtehudes Trainer Dirk Leun vor dem Pokalspiel (und Sieg) seines Teams gegen Nellingen. Er sagte, dass die Aufsteiger in der Bundesliga immer ein halbes Jahr lang gut mithalten, dann aber aus Kraft- und Kadergründen Probleme bekommen. Der Mann hat Recht, das hat man in den vergangenen Jahren bei Teams wir Bietigheim oder Rosengarten gesehen. Ordentlich gestartet, am Ende wieder abgestiegen.

Ich will noch den Vergleich zu Metzingen dazu ziehen. Die Tussies sind auf einem guten Weg, nach dem Aufstieg den Klassenverbleib in der Bundesliga zu schaffen. Und das, obwohl sie im Moment kaum mit Neuzugängen spielen. Sie haben ein tolles Team. Aber: Es ist erst der Anfang, die Rückrunde mit den von Dirk Leun erwähnten Problemen steht noch bevor. Die Tussies waren in der vergangenen Zweitliga-Saison stabiler als die Hornets aus Nellingen und sind absolut verdient aufgestiegen.

So, fassen wir zusammen. Was bedeutet das für die Nellingerinnen und die Frage, wo sie im Falle des Aufstiegs in der Bundesliga stünden? Selbst wenn sie den Kader noch etwas verstärkt hätten, wovon auszugehen ist, stünden sie vermutlich irgendwo zwischen Metzingen und Trier. Metzingen ist Drittletzter (5:11 Punkte), Trier Vorletzter (2:14, durch einen Sieg gegen Metzingen). Es würde ganz schön knapp. Aber Nellingen und Bundesliga bleibt im Moment eben ein Gedankenspiel.

Übrigens: Der momentane Zweitliga-Tabellenführer Bietigheim hat gegen den Bundesliga-Viertletzten Leverkusen im Pokal klar (26:34) verloren. Mmh.

Nachdem mein Interview mit Neuhausens neuem Manager Bernd Locher und meine Am-Kreis-Worte dazu eure Gedanken nicht gerade beflügelt haben (oder hat sie die Klatsche des TSV in Horkheim gelähmt?), was meint ihr hierzu? Oder doch noch zu Neuhausen?


Starker Mann

Sie haben lange gesucht, jetzt haben ihn die Neuhausener Drittliga-Handballer gefunden: Nein, nicht den neuen Hauptsponsor, aber den neuen Manager. Und der soll auch mithelfen, den neuen Hauptsponsor zu finden. Ich habe gestern mit Bernd Locher telefoniert, der ja ein paar Jahre aus den Handballhallen verschwunden war – zumindest in offizieller Funktion. Zuletzt war er Trainer in Wolfschlugen, dann kam die Babypause.

Das Anforderungsprofil sah so aus: Der Neue sollte sich im Handball auskennen, sollte sich im Speziellen im Handball der Region auskennen, noch besser einen Bezug zum TSV Neuhausen haben. Er sollte einen starken wirtschaftlichen Hintergrund haben. Eine gewisse kommunikative Stärke sollte er auch haben, dazu genug Zeit für diesen Job. Ich würde nach meinem ersten Eindruck sagen, dass Bernd Locher fünf dieser sechs Punkte erfüllt. Das ist nicht schlecht. Als ehemaliger Spieler und Trainer und Bruder des Ex-Chef- und jetzigen Co-Trainers Markus Locher nimmt er die ersten drei Punkte im Vorbeigehen mit. Ein angenehmer und kompetenter Gesprächspartner ist er auch, das habe ich gestern miterlebt. Er ist Diplom-Kaufmann bei der großen Versicherung, bei der auch der Kickers-und-Reutlingen-Ex-Präsident Hans Kullen ein hohes Tier war. Damit sprechen wir ihm auch mal die Finanzkompetenz zu.

Allein bei der Sache mit der Zeit bin ich mir nicht ganz so sicher. Okay, seine Familie wird wissen, worauf sie sich einlässt, und das wird beim Abendessen auch mal besprochen worden sein. Aber der Mann hat seinen Hauptberuf – was nun mal nicht anders geht, wenn den Managerposten beim TSV einer (zumindest zunächst) komplett ehrenamtlich machen soll. Stefan Wiech bei den Nellinger Zweitliga-Frauen etwa macht das hauptberuflich, wenn auch nicht zu hundert Prozent. Der kann sich einen Sponsorentermin natürlich mal eher dann einrichten, wann es dem Sponsor – oder dem potenziellen – passt.

Das Wichtigste aber: Beim TSV müssen sie genau klären, wer für was zuständig ist. Locher wird neuer Manager, trotzdem wird noch jemand gesucht, der sich um die Sponsorensuche kümmert. Fürs Marketing ist wiederum Markus Scherbaum zuständig, Alexander Adam wirkt auch mit. Und andere. Wichtig wird sein, Bernd Locher, nachdem er sich eingearbeitet hat, wirklich zum starken Mann zu machen, zum wichtigsten Ansprechpartner für Mannschaft, Trainer, Hauptverein, Sponsoren, Fans und Medien. Sonst braucht man den Posten eines Managers nicht zu besetzen. Natürlich hat und braucht er seine Mitstreiter und muss delegieren. Aber der Manager ist der Manager. Und mein erster Eindruck sagt, der Mann kann das. Mit der Berufung von Bernd Locher wurde ein entsprechendes Signal gesetzt, jetzt muss das mit Leben gefüllt werden.

Schwer genug wird es trotzdem, den Dorfverein (sorry) TSV Neuhausen dauerhaft in der dritthöchsten deutschen Handballliga zu halten. Dass die MadDogs dort spielen, ist schon stark genug. Und das soll auch so bleiben. 

Mein Gespräch mit Bernd Locher hat natürlich die Form eines Interviews angenommen, das morgen in der EZ auf Seite 20 zu lesen ist. Lasst mich doch wissen, was euer Eindruck ist, was ihr von seiner Verpflichtung erwartet. Gerne lese ich hier auch Binnensichten aus Neuhausen… Dann kann ich noch was lernen über das Leben in und um den dortigen TSV. 

So, nachher gehe ich nach Nellingen, schauen ob die Hornets den Pokal-Coup von Januar gegen Bundesligist Trier wiederholen.

 

Hier nicht gerade ein Jugendfoto von Bernd Locher, aber eines von 2004 in Wolfschlugen, das neueste, das wir im Archiv haben. Aber demnächst kann unser Herbert Rudel in der Egelseehalle ja ein aktuelles machen.


Starke Aufsteiger

Der Handball im EZ-Land lässt mich auch im hohen Norden nicht los. Natürlich hab ich gestern Abend in Hamburg, nachdem ich von dem (sehr sehenswerten) Spiel des VfB ins Hotel gekommen bin, im Internet nachgeschaut, wie unsere Clubs so gespielt haben. Nicht schlecht soweit, vor allem das 36:25 der Neuhausener gegen Münster liest sich beeindruckend. Jetzt 8:8 Punkte ist okay. Dass die Hornets in der 2. Bundesliga gegen Nord Harrislee (das ist noch ne ganze Ecke nördlich von Hamburg) trotz der obligatorischen Startschwierigkeiten auch ordentlich gespielt und vor allem gewonnen haben, hat mir mein Kollege Hannes Kern gestern schon am Telefon erzählt. Genau nachlesen werde ich alles erst heute Abend – ich sitze gerade im Zug zwischen Göttingen und Kassel (halbe Stunde Verspätung), und eine EZ habe ich am Bahnhof in Altona komischerweise nicht bekommen.

Was mir beim Blick auf hvw-online aufgefallen ist: Unsere Aufsteiger schlagen sich ziemlich gut. Am Wochenende hat nur Frauen-Drittligist TV Nellingen II verloren, das aber gleich richtig. 20:37 gegen Haunstetten mit vier Toren der Ex-Nellingerin Annika Schmid klingt derbe. Mit 4:8 Punkten sind die kleinen Hornets Elfter, da ist noch Luft nach oben. Elfter sind auch eine Liga drunter die Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf, sie haben in Holzheim immerhin einen Punkt geholt (21:21). Die Mädels müssen kämpfen und haben jetzt drei Pluspunkte für den Klassenverbleib auf dem Konto.

In die Württembergliga – und da sieht es richtig gut aus. Bei den Männern wie bei den Frauen. Das die HCW-Frauen durch die Liga fegen würden, war ja zu erwarten. Sie jagen von einem Kantersieg zum nächsten und sind mit 10:0 Punkten Tabellenführer. Wenn es die Bayern in der Fußball-Bundesliga nicht machen, wie es der frühere Nationalmannschaftstorhüter Sepp Maier vorausgesagt hat – die HCW-Frauen haben beste Chancen, ungeschlagen aufzusteigen. Und das als Neuling. Richtig überraschend und erfreulich ist aber, dass Mitaufsteiger TSV Wolfschlugen Dritter ist, mit 8:2 Zählern. Bei den Männern haben wir einen Aufsteiger, den TV Reichenbach. Die Mannschaft ist Sechster, im so genannten und nicht wirklich existierenden gesicherten Mittelfeld also. Gerade gab es ein 27:27 bei den Wernauer Männern. Das ist respektabel, auch wenn ich gehört habe, dass der TVR zwischenzeitlich hoch geführt hat. Das ist dann natürlich ärgerlich für die Reichenbacher, aber wenigstens bleiben die Punkte ja im EZ-Land. Zusammenfassend kann man glaube ich sagen, dass alle unsere Aufsteiger auf dem besten Weg sind, ihr Saisonziel zu erreichen. Auch der TVN II und die HSGDD.

So, das war diesmal nicht so ein kontroverses Thema wie vergangene Woche (sorry, Herr Wiech…), aber vielleicht habt ihr ja trotzdem Lust, euren Kommentar dazu abzugeben, was die Aufsteiger so machen. Oder zu anderen Spielen, die ihr gesehen habt. Oder wie ich in der Welt des www. Am Freitag sehe ich dann wieder Handball live, die Hornets im DHB-Pokal gegen Bundesliga-Kellerteam Trier mit Silvia Solic. Dafür überlasse ich sogar das Spiel der VfB-Fußballer am Abend vorher gegen Kopenhagen meinem Kollegen. Besser als in Hamburg könne sie da eh nicht spielen.


Kühr wie Labbadia? Nicht ganz

Eine Sport-Woche, die ich nicht so schnell vergessen werde, liegt hinter mir. Am Sonntag die Wutrede von Bruno Labbadia und gestern die Wutrede von Arne Kühr. Ich habe in meinem Text für die morgige EZ-Ausgabe (Seite 23!) zwar auch das Wort „Wutrede“ verwendet, weil Kührs Worte nach der Schlappe der Nellinger Handball-Frauen gegen Halle-Neustadt damit am besten umschrieben sind. Einen direkten Bezug zu Labbadia habe ich in meinem Text aber nicht gezogen. Ich denke, darauf kommen die meisten Leser selbst. Aber es gab eben einen entscheidenden Unterschied: Labbadia hat in der VfB-Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen Leverkusen gegen die schreibenden Journalisten geschossen (und dabei vor allem einen geschätzten Kollegen aus dem Stuttgarter Pressehaus gemeint), Kührs Ärger aber galt den Nellinger Spielerinnen. Zu mir als Journalist war er wie immer ganz freundlich.

Der Mann war sauer. Ich hab längst nicht alles, was ich in meinem Block stehen habe, in meinem Artikel untergebracht, obwohl ich das Foto zugunsten von Text schon ein gutes Stück kleiner gezogen habe. Dass Kühr mit der Leistung der Hornets nicht zufrieden war, ist eine Sache. Das habe ich bei seinen Vorgängern Stefan Haigis oder Heiko Fleisch auch schon erlebt. Bemerkenswert und Sorgen bereitend finde ich, dass es da um sehr grundsätzliche Dinge ging: Er hat die Mentalität kritisiert, die Einstellung, das Auftreten. Und das auf massive Weise. Wobei ich allgemein das Gerede über die Einstellung eigentlich nicht so richtig verstehe. Eigentlich sollte man ja davon ausgehen, dass alle Sportler rausgehen und gewinnen wollen. Das hab ich ein paar Spielerinnen gestern auch gefragt. Die Antwort: „Ja schon, aber…“

Kühr ist nach dem Spiel in der Kabine ziemlich laut geworden und ich musste ziemlich lange auf ihn warten. Jetzt will er eine Reaktion sehen, hat er gesagt. Die hat er nach der Schlappe in der Woche davor bei Ober-Eschbach aber auch schon verlangt. Und mein Eindruck ist (zumindest war er es gestern), dass er seine Zweifel hat, dass diese Reaktion kommen wird. Man wird sehen.

Kühr weiß, dass auch er irgendwann in die Kritik geraten wird, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. 4:6 Punkte und Platz zwölf sind nicht das, was man sich in Nellingen vorgestellt hat – auch wenn von Aufstieg diesmal keiner redet. Vielleicht ist ja auch die totale Kehrtwende von „Wir müssen unbedingt“ zu „Wir müssen gar nicht“ zu groß gewesen. Aber das ist ein anderes Thema und nicht in ein paar Sätzen abzuhandeln. Zumal ich das „Unbedingt“ vergangene Saison ja ein paar mal kritisiert habe. Gestern waren alle einfach nur sauer und frustriert.

Und hat Kühr Recht? Die Spielerinnen haben gleich kleinlaut „Ja“ gesagt. Es ist schon so, dass den Hornets Typen fehlen, die den anderen auch mal in den Allerwertesten treten, wenn sie es für nötig erachten. Marion Radonic war so eine, Steffi Urbisch (die ich gestern mal wieder in der Halle gesehen habe) noch früher auch. Annika Schmid, die im Sommer aus beruflichen Gründen gegangen ist, hätte ich das auch zugetraut. Kühr hofft auf die noch verletzten Neuzugänge Zofia Fialekova und Lucyna Wilamowska. Andererseits haben auch die vorhandenen Spielerinnen gezeigt, dass man mit ihnen gewinnen kann. Und vielleicht hat der Trainer mit seinem Ausbruch ja auch die eine oder andere wachgekitzelt. Andere Spielerinnen backen kann er sich jedenfalls nicht. Deshalb liegt in seiner Offenheit, die ich gut finde, auch ein gewisses Risiko. Für ihn und für den Verein. Am Samstag gibt`s gleich das nächste Heimspiel. Spannend wird das.


Ohne und mit Block

Gestern Abend war ich seit gefühlten hundert, aber tatsächlich wohl sechs oder sieben Jahren wieder bei einer Sportveranstaltung, über die ich nicht schreiben musste. Das letzte Mal war glaube ich mit einem Kumpel das Fußball-Bundesliga-Spiel Bremen gegen Hertha, mit Kurve, Bier und so – das geht ja sonst nicht. Gestern hab ich mir auch Bundesliga angeschaut, aber Handball-Frauen-Bundesliga Metzingen gegen Buxtehude (ohne Bier). Buxtehude hatte ich Anfang 2011 schonmal im Pokal in Nellingen gesehen. Mal von den Anfangsminuten abgesehen war Metzingen chancenlos. Ähnlich wäre es wohl auch den Hornets gegen dieses Spitzenteam aus dem Norden ergangen, wenn sie den Aufstieg geschafft hätten.

Aber die Tussies wissen, dass sie gegen solche Teams nicht gewinnen müssen. Sie haben gar nicht schlecht gespielt, obwohl man das Fehlen von Annamaria Ilyes natürlich gemerkt hat und obwohl nur Spielerinnen auf dem Feld standen, die schon vergangene Saison im Zweitligakader waren. Aber zu nervös halt. Was mich bei Buxtehude begeistert hat, war die Ruhe im Spiel. Und das Rückzugsverhalten. Alexandra Kubasta hat am Anfang einen Tempogegenstoß versemmelt, danach haben es die Metzingerinnen gar nicht mehr versucht, weil die Buxtehuderinnen so schnell wieder am eigenen Kreis standen – super. Die wussten, dass sie gewinnen und haben das Spiel aus ihrer Sicht ordentlich heimgeschaukelt.

Gut war auch die Stimmung in der Öschhalle. Nach dem Ende gab es minutenlangen Applaus für die unterlegenen Tussies. Aber, ich muss es einfach sagen, mir ist wieder einmal aufgefallen, was Schiedsrichter so aushalten müssen. Nichts gegen das Metzinger Publikum im Speziellen, aber das wundert mich schon manchmal. Die Jungs waren echt gut, haben wie immer ein paar kleinere und eine größere Fehlentscheidung (nur Freiwurf statt Siebenmeter und Zweiminuten) getroffen, aber sie hatten das Spiel voll im Griff. Und wenn sie dann unter Pfiffen in die Kabine müssen, ist das schade. Oder wenn sie sich vorher schon beschimpfen lassen müssen, weil Julia Smideliusz nach einem Foul zwar getroffen, aber eben auch einen Schrittfehler begangen hatte und sie das abpfeifen. So sind halt die Regeln.  

Spaß hat es gestern trotzdem gemacht. Ich hoffe, das tut es auch morgen. Dann werde ich wieder mit Block und Stift in der Sporthalle 1 zu Nellingen sitzen und mir die Hornets in der 2. Bundesliga gegen Halle-Neustadt anschauen. Heute hab ich schon mit Spielführerin Daniela Stratmann gesprochen, die mir ihre Sicht zum Saisonstart undsoweiter erzählt hat. Das Ganze gibt es morgen in der EZ auf Seite 19 als Interview. Und den Text vom Spiel am Montag.

Wo seid ihr denn so am Wochenende?


Wollen, sollen, müssen

Was ist nur mit dem TSV Deizisau los? Drei (Auswärts-) Niederlagen in Folge, 6:6 Punkte – das ist ein bisschen mager für einen Aufstiegsfavoriten. Und dürfte die Macher beim Württembergligisten nachdenklich machen. Während die Niederlage beim direkten Konkurrenten Zizishausen von der Papierform her noch verkraftbar scheint – obwohl sich Trainer Michael Gengenbach auch da mächtig über das „Wie“ geärgert hat – waren die Schlappen in Reichenbach und das 25:28 am Samstag in Wernau nicht eingeplant. Im Gegenteil. Nach der Niederlage gegen Zizishausen hatte ich Gengenbach am Rohr und da kam für ihn nichts anderes als ein Sieg gegen Aufsteiger Reichenbach in Frage.

In Reichenbach war mein Kollege Andreas Müller dabei, in Wernau meine Kollegin Sabrina Erben. Beide berichten, dass die Deizisauer da lange das Spiel in der Hand hatten, dann aber eingebrochen sind, vor allem, weil sie nix mehr getroffen haben. Und sie berichten von einem ziemlich angefressenen und ratlosen Gengenbach.

Woran liegt’s? Ist natürlich schwer zu beurteilen. Eigentlich können es die Jungs ja. Vielleicht kommen sie doch nicht so ganz mit der Situation zurecht, dass nun alle mit dem Aufstieg rechnen. In der vergangenen Saison war die Mannschaft erstaunlich gut und hat etwas überraschend – zumindest für mich – die Aufstiegsspiele erreicht. Jetzt müssen sie, oder sollten zumindest. Und wollen.

Noch ist die Saison aber lang und das ist alles zu korrigieren, nur müssen Gengenbach und sein Trainerteam schnell den Hebel finden, an dem es anzusetzen gilt. Ich sachma Wurftraining alleine reicht da nicht. Am Sonntag haben die Deizisauer wieder ein Heimspiel, es kommt der Vorletzte Weilstetten. Da ist ein Sieg Pflicht.

Aus EZ-Land-Sicht gibt es ja zumindest einen Trost, wenn auch nicht für die Deizisauer selbst: Die Reichenbacher und die Wernauer haben so den ersten Saisonsieg eingefahren, der beiden gut tun wird – auch wenn der TVR gestern wieder knapp bei H2Ku verloren hat.

Verloren haben am Samstag auch die Hornets. Eine Woche nach dem Coup gegen Top-Favorit Bietigheim ist die Schlappe der Zweitliga-Frauen beim Aufsteiger Ober-Eschbach ziemlich ärgerlich. 4:4 Punkte sind bei dem Startprogramm sogar vertretbar, allerdings hätte man da eher auf eine Niederlage gegen Bietigheim und einen Sieg in Bad Homburg (wo Ober-Eschbach spielt) getippt. Am Samstag bin ich auch endlich mal wieder in der Halle, nachdem ich zuletzt in Sachen VfB unterwegs war (wobei Labbadias Wutrede gestern schon was hatte). Die Nellingerinnen erwarten Halle-Neustadt. Ein interessantes Spiel, weil das der Ex-Club von Trainer Arne Kühr ist. Und von Zofia Fialekova, die allerdings verletzt ist. Beim Wechsel der Slowakin im Sommer von Halle auf die Fildern ging es nicht ganz harmonisch zu. Wichtiger im Moment aber: Wie die Deizisauer stehen auch die Hornets gegen einen Vorletzten (0:6 Punkte) unter Sieg-Druck.   

 


Überraschung

Nur ganz kurz am Ende eines langen Spätdienstes: Waswarndas? Deizisau verliert trotz langer Führung in Reichenbach. Der Aufstiegsanwärter beim Aufsteiger. So was nennt man eine Überraschung. Mein Kollege Andreas Müller war heute dort und hat auch gestaunt. Die Reichenbacher waren natürlich ziemlich happy und Deizisaus Coach Michael Gengenbach angefressen. „TV Bayer Reichenbach“ lautet seine schöne Überschrift des Textes morgen in der EZ – Seite 20, unbedingt lesen. Gute Nacht.

übrigens: die Zeitangabe hier im Blog geht eine Stunde nach, warum auch immer. Gleich ist es halb zwölf.


59:12

In der vergangenen Wochen hatte ich zwei Mal Spätdienst in der EZ-Redaktion. Am Mittwoch habe ich meinen Kollegen Hannes Kern betreut, der im Stadion das 0:3 des VfB gegen Hoffenheim miterleben musste. Am Freitag war auch viel zu tun (Schumacher-Aus, Vukcevic-Unfall, aktuelles Bundesliga-Spiel…), aber hin und wieder hab ich doch in den Liveticker vom Spiel der Nellinger Zweitliga-Handballerinnen gegen Bietigheim reingeschaut. Ist schon klasse, wenn die Zeitnehmer in der Halle auf eine Taste drücken, kann man fast zeitgleich überall auf der Welt sehen, wie es steht. Zumindest, wenn es funktioniert.

Am Anfang dachte ich: Wow, die Hornets gehen tatsächlich in Führung. Und Dani Stratmann trifft und trifft. Als dann Bietigheim auf 16:10 vorbeigezogen war, dachte ich (womit ich wahrscheinlich nicht alleine war): Jetzt nimmt das Ganze seinen erwarteten Gang und die favorisierten Bietigheimerinnen schaukeln das Ding nach Hause. Hoffentlich wird es nicht zu heftig für Nellingen. Beim nächsten Reinschauen, die Pause (13:18) war schon rum und im Fernsehen führte Schalke gegen Düsseldorf mit 2:0, wurde der Abstand immer geringer. Und die Hornets gingen sogar in Führung. Dann tauchte folgende Meldungszeile auf: „59:12 (29:28) 7-Meter-Versuch durch Nr.69 Bagocsi, Barbara (SG BBM Bietigheim)“. Nicht einmal eine Minute vor Schluss verwirft die SG-Spielerin, die kurz davor noch einen Siebenmeter verwandelt hatte. Ob die Nellingerinnen den knappen 29:28-Vorsprung halten? Wäre ja ne echte Überraschung und ein Big Point. Naja, gleich ist das Spiel ja rum, der Ticker wird sich ein paar Sekunden später aktualisieren und ich weiß es.

Von wegen. Mindestens eine halbe Stunde lang – hab nicht auf die Uhr geschaut, hatte ja noch zwei überregionale Seiten offen und damit genug zu tun – hing der Ticker. Nix ging. Stromausfall in der Halle? Rechner abgestürzt? Spiel abgebrochen? Keine Ahnung. Irgendwann, Düsseldorf hatte inzwischen zum 2:2 ausgeglichen, das Bundesligaspiel war vorbei und ich hatte die entsprechende Seite in Richtung Druckmaschine geschickt, war dann der Ticker wieder aktuell. Die Spielzeit stand bei 60:00 und in der Meldungsspalte war nur noch die Auszeit von Bietigheim nach 59:31 dazu gekommen. Die Hornets hatten tatsächlich gewonnen. Hätte ich nicht gedacht, schon gar nicht nach der verdienten Auftakt-Niederlage gegen Bensheim/Auerbach. Kompliment.

Die EZ-Seite mit dem Nellinger Spiel („Ganz großer Sport“) hab ich dann irgendwann nach 23 Uhr belichtet. Ich war dann um kurz vor Mitternacht zu Hause, gestern bin ich dann nach Augsburg gefahren und hab dem VfB beim 2:0-Sieg gegen den „Club“ zugeschaut. Sport vor Ort ist halt doch schöner als digital. Live ohne Ticker.

Das nächste Heimspiel der Hornets am 13. Oktober gegen Halle-Neustadt (der Ex-Club von Trainer Arne Kühr) schau ich mir wieder in der Sporthalle 1 an. Da kann mir dann egal sein, was zwischen Halle, Satellit und dem Rest der Welt passiert oder auch nicht.

Was haltet ihr von der Entwicklung in Nellingen? Und, da ich ja immer zwischen Handball, Fußball und allem anderen Sport pendele, würde mich auch interessieren: Gibt es auch Handballer, die verfolgen, was beim VfB passiert?

Die 13-fache Torschützin Daniela Stratmann im Spiel gegen Bietigheim


Hinrundenauswärtspunkt

Diese Überschrift hatte ich gestern auch schon auf der Seite in der EZ stehen, als ich mit unserer Mitarbeiterin die Texte durchgegangen bin. Aber naja, im Print geht das nicht so, obwohl ich solche Überschriften ja sehr mag. Zum Glück gibt es den Blog. Und hier kann ich’s auch erklären. Unsere Drittliga-Männer aus Neuhausen haben in Zweibrücken einen Punkt geholt. Na und? In der ganzen Hinrunde der vergangenen Saison haben sie das meiner Erinnerung nach nicht geschafft. Und so ziehen die Neuhausener aus dem Spiel eine Menge Selbstvertrauen, auch wenn Co-Trainer Markus Locher meinte, der TSV hätte auch gewinnen können.

Auf alle Fälle tat das angesichts der ganzen (Geld-) Probleme und Unsicherheit auf den Fildern schon mal gut und wird vielleicht auch ein bisschen der Spenden-Aktion helfen, die gerade bei den Maddogs läuft. Der Aufruf auf der Homepage ist ja einigermaßen dramatisch formuliert. Auch an dem Thema werden wir bei der EZ dranbleiben, aber mich freut es erst einmal, dass wir Erfreuliches aus dem Sport berichten können.

Ansonsten hat das Wochenende gezeigt, dass es zumindest bislang in die Richtung läuft, wie ich es kürzlich getippt habe. Und wie. Schauen wir mal unsere Württembergligisten an. Sorgen machen mir da nur ein bisschen die Männer aus Wernau und Plochingen, die knappe Auftakt-Niederlage der Reichenbacher hingegen ist nicht so schlimm, die Jungs werden schon bald die ersten Erfolgserlebnisse feiern. Offensichtlich haben sie ja gar nicht schlecht gespielt. Die Plochinger (gegen die Drei-Siege-Wolfschlugener verloren) und die Wernauer holen hoffentlich auch bald ihren ersten Sieg.

Die Wernauer Frauen jedoch – aber Hallo. 45 Tore in der Hölle Süd in Wangen zu erzielen, das ist schon ein Ding. Ich konnte nicht anders als das Gespräch mit Trainer Michael Steinkönig gestern etwas flapsig mit den Worten „na, ist der Aufstiegssekt schon kalt gestellt?“ zu beginnen. Das hat er schon richtig verstanden und natürlich gleich abgewinkt (habe gerade gelernt, dass „abgewunken“ laut Duden verboten ist…) – um dann nicht verbergen zu können, dass er ganz schön beeindruckt von dem Team war. Naja, so eine Besetzung – Brückmann, Radonic, Haas, ich weiß, ich wiederhole mich – hat sonst auch niemand in der Liga vorzuweisen. Das wird wohl einen Durchmarsch geben. Für die Sache mit dem Sekt bleibt aber noch genug Zeit und vorher muss noch der eine oder andere Schweißtropfen vergossen werden.

Richtig gut gestartet sind auch die Deizisauer Männer. Von der Mannschaft ist in dieser Saison viel zu erwarten. Mich beeindruckt, wie die Deizisauer nach dem Abstieg vor anderthalb Jahren gearbeitet haben. Ganz unaufgeregt, so wie es Coach Michael Gengenbach verkörpert. Der Mann ist in seinem ersten Jahr so richtig in den Trainer-Schuh reingekommen, und in dieser Saison wird geerntet. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Noch kurz nach Nellingen – oder ins schöne Travemünde. Die Hornets haben ja vergangene Runde so ihre Erfahrungen mit den weiten Reisen gemacht. Umso besser, dass sie jetzt nach der Auftaktpleite im Norden so souverän gewonnen und den ersten Saisonsieg eingefahren haben. Natürlich ist Travemünde nach dem Abgang von Franziska Haupt nicht das Maß aller Dinge, aber der Sieg war schon wichtig. Ich bin mal gespannt, wie das Team jetzt am Freitag gegen Bietigheim auftritt. Außenseiter waren die TVN-Frauen in den vergangenen Jahren ja nicht so oft – gegen das aktuelle Bietigheimer Team sind sie es. Da müssen sie ganz schon dagegen halten, ich hoffe, sie sind schon so weit. Und vielleicht gibt es für die Hornets ja sogar die ersten Hinrundenheimpunkte…

So, ich wünsche eine gute Handball-Woche, ich genieße jetzt erst mal meinen freien Tag.

 


Wohin geht’s?

Das erste komplette Handball-Wochenende liegt hinter uns. Wie versprochen hier meine Saisonprognose für die Teams im EZ-Land. Ich werde versuchen, mich nicht vor klaren Aussagen zu drücken, die mir später um die Ohren gehauen werden können. Das halt ich schon aus.

Fangen wir mit den Zweitliga-Frauen des TV Nellingen an. Ich habe ehrlich gesagt damit gerechnet, dass der Saisonstart gegen Bensheim/Auerbach in die Hose geht. Und ich glaube auch nicht, dass die Hornets im vierten Anlauf den Aufstieg in die Bundesliga schaffen werden. Mit dem neuen Trainer Arne Kühr braucht das Team noch eine Weile, zudem ist die Liga insgesamt stärker geworden, der Kader der Nellingerinnen aber nicht. Also: Die Hornets landen vorne, aber nicht ganz vorne auf den ersten beiden Plätzen. Irgendwann später aber werden wir in Nellingen Bundesliga-Handball sehen.

3. Liga Männer, TSV Neuhausen. Die Maddogs stehen vor einer sehr schweren Saison. Nicht nur, aber auch wegen der Finanzlücke. Sie werden länger gegen den Abstieg spielen als ihnen lieb ist, es am Ende aber schaffen. Den ersten Saisonsieg haben sie jetzt ja immerhin in der Tasche. Die große Frage ist im Moment eh, wie es nach der gerade begonnenen Runde (finanziell, und damit sportlich) weitergeht. Es wäre extrem schade, wenn wir keinen Drittligisten mehr hätten. Also: Durchhalten.

3. Liga Frauen, TV Nellingen II: Die kleinen Hornissen werden sich nach dem Aufstieg in der Liga halten und weiter Spielerinnen für das Zweitliga-Team ausbilden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Eine Liga drunter werden sich die ebenfalls aufgestiegenen Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf ganz schön für den Klassenverbleib strecken müssen. Schaffen sie es? Mmh, das 16:24 zum Auftakt bei der WSG Eningen/Pfullingen (die allerdings der Top-Aufstiegsfavorit ist) nährt die Zweifel, aber ich sachma: Ja.

In die Württembergliga. Sieben Teams haben wir da bei den Männern und den Frauen. Ich glaube, in einem Jahr werden es weniger sein. Weil die Männer des TSV Deizisau und die Frauen des HC Wernau dann in die BWOL aufgestiegen sein werden. Die Deizisauer haben zuletzt für mich etwas überraschend daran geschnuppert, machen sich keinen Druck und schaffen es jetzt. Und die HCW-Frauen werden, so wie sie sich verstärkt haben, nach dem Aufstieg den Durchmarsch machen. Beide Teams haben ja schonmal Ausrufezeichen gesetzt. Der Rest wird sich im Mittelfeld wiederfinden, die Männer des TSV Wolfschlugen davon im oberen, die Plochinger und Wernauer mit ebenfalls neuen Trainern dahinter. Für die Männer des TV Reichenbach und die Wolfschlugener Frauen (nach dem ersten Spieltag Tabellenführer!) heißt das, dass sie den Klassenverbleib schaffen. Beide Aufsteiger werden das recht locker schaffen.  

In der Landesliga muss die HSG Ostfildern erstmal den Abstieg verkraften. Ich fänd’s superklasse, wenn sie bald wieder in der Württembergliga dabei wäre. Aber ich glaube nicht, dass es die Ofis sofort schaffen.  Das Wort „Wiederaufstieg“ hört man von den Fildern momentan auch nicht. Aber vielleicht überraschen sie mich ja. Das Team Esslingen erwartet selbst eine schwere Saison, wird wohl irgendwo im Mittelfeld landen.

So. Nach dem Motto „Und erstens kommt es anders…“: Ist jemand anderer Meinung? Ihr seid dran mit eurer Prognose. Gerne auch, was Teams in den Ligen drunter betrifft.