Gestern hatte ich zum ersten Mal Kontakt mit dem neuen Hornets-Trainer Arne Kühr. Irgendwo in den österreichischen Bergen hab ich ihn erreicht. Denn im Moment ist er noch Trainer in Dornbirn. Was ich witzig fand: Als er da im Dezember als Feuerwehrmann eingesprungen ist, hatte er sein allererstes Spiel gegen Feldkirch. Sagt euch nichts? Da ist sein Zwillingsbruder Nils Trainer. Und hat gewonnen.
Mein erster Eindruck von Arne Kühr vom Telefon: Sympathischer und offener Typ, der weiß, was er will. Die Nellinger Verantwortlichen um Stefan Wiech und Stefan Haigis haben sich Zeit gelassen mit der Suche. Ich finde es aber gut, dass die Sache entschieden ist, bevor klar ist, in welcher Liga die TVN-Frauen in der kommenden Saison spielen. Und es spricht auch für den Neuen, dass ihm das nicht das Wichtigste ist. Kühr hat mir ganz klar gesagt, dass er beide Aufgaben reizvoll findet. Er weiß, dass in den letzten Jahren in der Bundesliga oft „der Aufsteiger in der kommenden Runde der Absteiger war“. Das anders zu machen als jetzt zum Beispiel Celle, ist eine große Herausforderung. Und wenn es mit dem Aufstieg (wieder) nicht klappt – die eingleisige 2. Bundesliga ist auch attraktiv und mit einem Jahr mehr wäre der Verein auch noch besser vorbereitet. Denn im Moment, das muss man ehrlich sagen, wäre Bundesliga eine klasse Sache. Aber mit dem Kader, den die Hornets hätten, schwer zu halten. Aber auch nicht unmöglich.
Kühr gilt als einer, der einzelne Spielerinnen noch ein Stück weiter bringen kann. Das war Vor-Vor-Vorgänger Haigis besonders wichtig. Überhaupt ist es bei Kühr wie bei manchem nicht soo bekannten Musiker: Unter Kollegen ist er fast anerkannter als beim breiten Publikum. Man hört jedenfalls nur Gutes von ihm. Und als er in Halle-Neustadt damals gegangen wurde, hieß es auch, dass es nicht an der fachlichen Kompetenz lag, sondern dass es einfach Zeit für einen Wechsel war. So hab ich es zumindest nachgelesen. Ich bin jedenfalls mal gespannt auf den ersten persönlichen Kontakt.
Schwäbisch schwätzt der neue Trainer der „Schwaben Hornets“ allerdings nicht. Ganz deutlich. Sein Dialekt erinnert mich ganz stark an Wilfried Gröbner, den ehemaligen DDR-U-21-Trainer (im Fußball), mit dem ich zu seiner Trainer- und Managerzeit beim SSV Reutlingen vor mittlerweile einiger Zeit viel zu tun hatte. Und überhaupt ist Kührs Verpflichtung beim TVN eine neue Kategorie. Es ist der erste Trainer zumindest zu meiner EZ-Zeit (und wenn man Interimslösungen weglässt), der davor keine Verbindung zum Verein hatte. Heiko Fleisch ist Nellinger, Stefan Haigis kommt auch von den Fildern, Irina Kolpakowa war vor ihrem Amtsantritt auch schon lange da und fest integriert (sie kommt immer noch in die Halle), Markus Hornung war lange im Verein tätig. Das hat wohl was mit Professionalisierung zu tun. Aber ganz ehrlich, und es gab ja auch Kandidaten von näher: Wenn der Mann gut ist, dann ist es gut. Geben wir ihm die Chance, sich mit Nellingen zu identifizieren. Die Rotts etwa haben die TuS Metzingen ja auch zu ihrem Kind gemacht. Eine Garantie hat man nie und wie die Spielerinnen, der Verein, das Umfeld und der neue Trainer zusammenfinden, muss sich einfach zeigen. Mein erster Eindruck jedenfalls ist nicht schlecht.
So, zum Schluss noch ein paar Ligen runter: Die Männer und die Frauen des TV Reichenbach – ich weiß, treue Am-Kreis-Leser – starten am Wochenende in die Relegation. Viel Glück.
Und noch was: Ich verspreche, dass ich mir Wortspiele mit Pflicht und Kühr und so verkneifen werde.