Die Saisonprognose

In der Verbandsliga wird es viele Derbys geben, auch wieder das zwischen der HSG Ostfildern und dem Team Esslingen, wie hier im Jahr 2017. Fotos: Rudel, Vereine

Die Sommerpause war lang. Für die Handballer und damit auch für den Blog. Aber Handball geht wieder los – wobei ich gestern vor der Pressekonferenz des Esslinger Landrates Heinz Eininger kurz meine Zweifel daran hatte, ob es so kommen würde. Jetzt wird erst mal gespielt, aber ohne Zuschauer. Wobei ich gerade erfahren habe, dass in der einen oder anderen Halle im Landkreis doch ein paar Leute kommen dürfen. Ausführlicher lest ihr darüber morgen in der EZ und heute natürlich schon auf esslinger-zeitung.de.

Über Corona und die Folgen für den Sport habe ich in den vergangenen Monaten so viel recherchiert und geschrieben – jetzt möchte ich hier das machen, was ich immer mache, wenn es am Kreis wieder losgeht: Ich wage mich an meine Saisonprognose. Ist vielleicht ein bisschen herausfordernder als in den vergangenen Jahren und wer weiß, ob die Saison überhaupt zu Ende gespielt wird. Ich hoffe es natürlich sehr, weil das dann auch heißt, dass die Infektionszahlen nicht zu sehr gestiegen sind. 18 Teams von der Landesliga aufwärts sind zu berücksichtigen. Also: Los geht’s. Vielleicht habt ihr ja auch eine Meinung dazu, lasst sie mich wissen.

3. Liga

Schon ein Spiel gewonnen: Drittligist TV Plochingen.

Zwei Mal Frauen, ein Mal Männer haben wir im EZ-Land in der dritthöchsten Spielklasse. Die Männer des TV Plochingen haben ja schon ein Spiel hinter sich und das etwas überraschend in Balingen gewonnen, jetzt kommt morgen die „Zweite“ der Löwen nach Plochingen. Ich habe das Glück, als einer der wenigen Menschen in die Schafhausäckerhalle zu dürfen und für die EZ zu berichten. Bin sehr gespannt. Was die Runde betrifft, glaube ich, dass die Plochinger aus der vergangenen Premierensaison in Liga drei gelernt haben und dass sie sich gut genug verstärkt haben. Heißt: Es wird Höhen und Tiefen geben und eng bis zum Schluss, aber ich traue ihnen zu, dass sie gerade so den Klassenverbleib schaffen.

Auch die Frauen des TV Nellingen wären abgestiegen, wäre die vergangene Runde nicht ohne Absteiger abgebrochen worden. Aber sie haben die Spielzeit ohnehin als Lern-Saison gesehen. Glück gehabt, drin geblieben, weiterentwickelt – diesmal schafft das Team sportlich den Klassenverbleib, wird aber auch keine Bäume einreißen. Für den TSV Wolfschlugen, der zuletzt deutlich vor dem TVN lag, wird es schwer. Das Team hat mit vielen Verletzten zu kämpfen. Abstiegskampf also, aber irgendwie wird es auch hier klappen. Wir hatten ja schon alles Saisonvorschauen in der EZ, mit Ausnahme der 3. Frauen-Liga, die kommt nächste Woche.

Baden-Württemberg Oberliga

Den TSV Neuhausen drängt es zurück in die 3. Liga.

Nach dem freiwilligen Rückzug des TV Nellingen II sind hier noch die Männer des TSV Neuhausen übrig. Auf dem Weg zurück in die 3. Liga wurden die MadDogs von Corona ausgebremst. Sie haben sich damit abgefunden und greifen jetzt wieder an. Mit der Rolle des Top-Favoriten muss man erst einmal umgehen. Aber die Mannschaft und ihre Trainer haben so viel Erfahrung, außerdem ist der Kader gut, zu dem Spielmacher Timo Durst nach langer Verletzung irgendwann zurückkehren wird. Um aufzusteigen, muss vieles klappen und vieles ist eben auch unvorhersehbar. Aber ich sage mal: In der Saison 2021/2022 kommt es in der 3. Liga zum Derby zwischen Plochingen und Neuhausen.

Württembergliga

Der TSV Deizisau startet ambitioniert in die Saison.

Schöner könnte es aus EZ-Land-Sicht nicht sein: Der TSV Deizisau und der TSV Wolfschlugen sind bei den Männern in der Württembergliga dabei und beide wollen oben mitspielen. Die Wolfschlugener gehören als Zweiter der vergangenen beiden Spielzeiten beinahe automatisch zu den Favoriten. Die Deizisauer haben den Stamm der Mannschaft gehalten und sich gut verstärkt, auch mit dem ambitionierten Trainer Stefan Eidt. Und sie gehen die Runde sehr selbstbewusst an. Aber: Die Liga ist jetzt eingleisig mit dem Besten, was die Süd- und die Nord-Staffel zuletzt zu bieten hatten. Ich will mich ja festlegen: Ich würde es beiden wünschen, aber aus dem Bauchgefühl heraus sage ich: Deizisau und Wolfschlugen spielen in der Spitzengruppe mit, den Aufstieg in die BWOL aber schaffen andere.

Auf dieses Spiel freuen sich die Spielerinnen beider Teams: Reichenbach gegen Denkendorf.

Bei den Frauen sind im TSV Denkendorf, dem TV Reichenbach – beide mit neuen Trainern – und dem TV Nellingen II drei Teams dabei, die vorne zu erwarten sein dürften. Wie weit vorne, ist die Frage. Ich glaube, die Denkendorferinnen werden zumindest ernsthaft um den Aufstieg mitspielen, die Reichenbacherinnen hören sich zumindest selbst etwas vorsichtiger an. Der TVN ist nach der vergangenen Murks-Saison in der BWOL die große Unbekannte. Nur soweit kann man sich da wohl aus dem Fenster lehnen: Ohne Sieg wird es diesmal vermutlich nicht bleiben. 

Verbandsliga

Kommen wir zur neuen Verbandsliga, die bei den Männern auch die neue EZ-Land-Liga ist, oder Derbyliga, wie ich über die Vorschauseite geschrieben habe. Sechs Teams aus der Region, mit dem VfL Kirchheim sieben aus dem Bezirk – wow. Aber zur Prognose, einer nach dem anderen: Die HSG Ostfildern wird Meister, alle anderen landen im Mittelfeld, keiner steigt ab – in der Reihenfolge TSV Denkendorf, TV Reichenbach, SG Hegensberg/Liebersbronn, TSV Köngen (oder soll ich dem Tiefstapler Simon Hablizel nicht glauben?),  Team Esslingen. Oder ein bisschen anders, wird alles sehr eng beieinander sein.

Bei den Frauen ist nur der TSV Köngen übrig, nachdem es alle anderen Teams aus der vergangenen Württembergligasaison in die eingleisige Staffel geschafft haben. Auch die Köngenerinnen haben in Johannes Martin einen neuen Trainer. Ich denke, das Team wird weit vorne, aber nicht ganz vorne landen.

Landesliga

Bei den Männer ist hier kein einziges Team aus dem EZ-Land mehr dabei, bei den Frauen die SG Hegensberg/Liebersbronn und Aufsteiger TSV Wolfschlugen II. Da die Top-Teams nicht mehr da sind, wird HeLi diesmal nicht so weit hinten landen wie zuletzt und keine Abstiegssorgen haben. Die Wolfschlugenerinnen sind schwer einzuschätzen, wohl auch für sich selbst. Aber sind wir mal optimistisch: Das Team ist jung und schnell, wird dazulernen und so genug Siege sammeln, um den Klassenverbleib zu schaffen.

Sodele, mal schauen, ob ich Recht behalte. Es kann losgehen. Ich wünsche uns allen, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Und vor allem, dass alle gesund bleiben. Falls wieder Zuschauer in die Hallen dürfen, haltet euch an die Regeln!


Spannende Wahl, würdiger Sieger

Steffen Irmer-Giffoni. Foto: Herbert Rudel

Von einem Preis fürs Lebenswerk würde ich nicht sprechen. Aber es ist schon etwas Besonderes, dass Steffen Irmer-Giffoni von der HSG Deizisau/Denkendorf von euch Lesern des Blogs zum Trainer der Saison gewählt wurde. Eine gute Wahl, ein würdiger Siger. Und eine Wahl-Woche, die viel Spaß gemacht hat. Mir jedenfalls und ich habe auch entsprechende Reaktionen bekommen. Es hat kein Meistertrainer gewonnen, sondern einer, der sich nach insgesamt neun Jahren von einem Verein – in diesem Fall einer Spielgemeinschaft – verabschiedet und dafür so eine fette Wertschätzung erfährt. Das freut mich. Und ich kann mit gut vorstellen, dass auch die Kollegen auf den Plätzen dahinter gut damit leben können.

Ich war sehr gespannt, wie groß die Resonanz sein würde. Und siehe da, die Handballgemeinde hat mitgemacht.

Vielen Dank dafür. Die Wahl verläuft über Facebook ja ziemlich offen und so kann man ein bisschen verfolgen, wie es läuft. Irmer-Giffoni und Simon Hablizel haben sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, dann ist Irmer-Giffoni etwas davongezogen und im Laufe der Woche hat Volker Haiser Hablizel noch überholt.

Hier das Ergebnis, die ganze Geschichte könnt ihr schon auf www.esslinger-zeitung.de lesen.

1. Steffen Irmer- Giffoni  34,41 %

2. Volker Haiser  27,60 %

3. Simon Hablizel  25,81 %

4. Markus Locher  11,11 %

5. Rouven Korreik  1,08 %

Schön, dass es so eng war, das spricht für die Trainer. Wobei es mich auf der anderen Seite wundert, dass Markus Locher und Rouven Korreik so weit abgeschlagen sind. Ein Grund ist bestimmt, dass vor allem die Wolfschlugener in den sozialen Medien nicht so sehr getrommelt haben wie die anderen Vereine. Beide Trainer haben aber auch super Arbeit geleistet –  sonst hätte ich sie ja nicht vorgeschlagen.

Als ich vorhin mit Steffen Irmer-Giffoni telefoniert habe, hat er sich sehr gefreut – für sich und sein Team. Er ist ein echter Teamplayer und überhaupt ein sympathischer Typ. Gefreut hat mich auch, dass er gesagt hat, dass er nach der Pause, die er nun einlegen will, auf jeden Fall wieder eine Aufgabe im EZ-Land übernehmen will – obwohl er als Schorndorfer außerhalb davon wohnt. Ich bin gespannt, wo er landen wird und freue mich dann wieder auf die Zusammenarbeit.

Und weil es alle fünf nominierten Trainer verdient gehabt hätten, als Sieger aus dem Rennen zu gehen, hier noch ein paar Zitate von euch aus Facebook über die Unterlegenen.

Ich verabschiede mich derweil in die Am-Kreis-Sommerpause. Bleibt gesund. Und wohl noch nie kam der Wunsch so von Herzen: Man sieht sich in der Halle!

Jens Uckmann: „Volker Haiser…Einfach top, wie er die letzten drei Jahre den TVR aufgebaut und nach vorne geführt hat.“

Murat Ertugrul: „Simon Hablizel (TSV Köngen). Fairer Sportsmann, auch gegenüber dem Schiedsrichter.“

Andrea Schiele: „Markus Locher! Er hat aus einem Scherbenhaufen wieder eine handballgeile Truppe gemacht! Chapeau!!“

Nadine Wiume: „Rouven Korreik ganz klar. Die 3. Liga ist in meinen Augen die härteste Liga. Es geht um Geld, Sponsern,…. da kommen zum Teil richtige Brocken auf einen zu. Man spielt gegen 2. Mannschaft (manchmal auch indirekt gegen die 1.), hat zum Teil weite Auswärtsfahrten,…. die Klasse zum einen zu halten und zum anderen dann auch noch so einen klasse Platz zu machen, da gehört viel dazu.“


Wer ist der Trainer der Saison?

Symbolfoto: dpa

!!! Montag, 17 Uhr: Die Wahl ist beendet. Vielen Dank fürs eifrige Mitmachen, bald gibt es das Ergebnis!!!

Die Handball-Saison ist beendet – auf eine ganz andere Art, als wir uns das jemals vorstellen konnten und wir uns gewünscht haben. Die Corona-Krise macht auch im Sport einen dicken Strich durch viele Rechnungen. Aber viele Spiele wurden gespielt und Ergebnisse gibt es auch. Deshalb spricht überhaupt nichts dagegen, auch in diesem Jahr die traditionelle Wahl zum Trainer der Saison im EZ-Land hier am Kreis durchzuführen. Ich bin gespannt auf das Ergebnis.

Es wurde viel gute Arbeit geleistet, nicht nur von den Trainern, die ich ausgewählt habe – von ihnen aber besonders, wie ich finde. Klar ist, dass es einen neuen Trainer der Saison geben wird. Denn von den Kandidaten stand der eine oder andere zwar schonmal zur Wahl, aber von den bisherigen Gewinnern ist niemand dabei.

Über den Sieger entscheidet wie immer ihr, nach bewährtem System: Ihr könnt in der Kommentarfunktion bei Facebook oder hier am Kreis abstimmen. Gerne auch mit einer kurzen Begründung. Und unbedingt sportlich fair: Bitte hier oder auf Facebook abstimmen, also jeder nur ein Mal. Gewählt werden kann bis zum Montag, 4. Mai, um 17 Uhr, dann wird ausgezählt und gekürt.

Ich hoffe, dass ihr nicht schon zu sehr im handballfreien Modus seid und so kräftig mitmacht wie in den vergangenen Jahren!

Also, wer wird Nachfolger von Ralf Wagner vom TSV Denkendorf? Zur Wahl stelle ich, und schreibe (in alphabetischer Reihenfolge) noch ein paar Zeilen zu ihnen: Simon Hablizel (TSV Köngen), Volker Haiser (TV Reichenbach), Steffen Irmer-Giffoni (HSG Deizisau/Denkendorf), Rouven Korreik (TSV Wolfschlugen) und Markus Locher (TSV Neuhausen).

Simon Hablizel (TSV Köngen)

Fotos: Rudel

Simon Hablizel ist selbst noch als Spieler aktiv und lebt auch als Trainer von seiner großen Erfahrung auf dem Feld. Sein größter Trumpf neben dem Handball-Sachverstand aber ist seine Begeisterungsfähigkeit. Er liebt und lebt seinen Sport und kann mitreißen. So hat er mit der Köngener Landesliga-Mannschaft auch eine kleine Leistungsdelle während der Saison durchstanden, den Fans viele begeisternde Spiele geboten und die Meisterschaft in der Staffel 2 gefeiert. Auf die kommende Saison in der Verbandsliga dürfen sich die Köngener freuen – mit Hablizel auf der Bank. Oder meistens antreibend davor.

Volker Haiser (TV Reichenbach)

Drei, zwei, eins – Meister. So haben es die Landesliga-Handballer des TV Reichenbach in den vergangenen drei Spielzeiten gemacht und feiern jetzt den Titel in der Staffel 3. Kontinuierliche Verbesserung nennt man das. Und Vater des Erfolges ist Volker Haiser. Kompetent, ruhig und immer über den eigenen Tellerrand hinausschauend arbeitet er. Und eben kontinuierlich. Klar, dass sie in Reichenbach hoch zufrieden mit ihm sind und auch das Abenteuer Verbandsliga gemeinsam angehen. Reichenbach und Haiser, das ist eine Erfolgsgeschichte.

 Steffen Irmer-Giffoni (HSG Deizisau/Denkendorf)

Nach der Tabellenführung zum Hinrundenende ist es am Ende für die Württembergliga-Handballerinnen der HSG Deizisau/Denkendorf zwar „nur“ Platz vier geworden, die Qualifikation für die eingleisige Staffel war aber nie in Gefahr. Steffen Irmer-Giffoni kann sich so mit einem sehr guten Gefühl verabschieden und das Team, das in Zukunft als TSV Denkendorf aufläuft, an Jana Novak übergeben. Irmer-Giffoni hat die HSG geprägt: Von 2006 bis 2011 und dann wieder von 2016 bis jetzt war er bei der Spielgemeinschaft tätig und hat es geschafft, ein erfolgreiches und in jeder Hinsicht funktionierendes Team aufzubauen.

Rouven Korreik (TSV Wolfschlugen)

Vor einem Jahr stand Rouven Korreik als Aufstiegstrainer zur Wahl – jetzt darf er stolz darauf sein, mit den Wolfschlugenerinnen die 3. Liga auf Platz sechs abgeschlossen zu haben. Drinbleiben ist schwieriger als hochkommen, heißt es. So betrachtet ist das ein hervorragendes Ergebnis. Mit viel Kompetenz und Teamführung hat Korreik einen etablierten Drittligisten geformt. Das Team weiter zu stabilisieren, ist das Ziel für die kommende Saison.

 Markus Locher (TSV Neuhausen)

Es hat nicht ganz gereicht für den Wiederaufstieg in die 3. Liga. Wäre die Saison zu Ende gespielt worden –  die Maddogs hätten eine realistische Chance gehabt, den gerade verlorenen Aufstiegsplatz zwei zurückzuerkämpfen. Trainer Markus Locher aber nimmt die Situation sportlich fair und schaut optimistisch in die Zukunft. Nach mehreren Jahren als Co-Trainer ist Locher zu Saisonbeginn auf den Chefcoachposten zurückgekehrt – die meisten Spieler waren begeistert und blühten unter ihm auf. Das spricht für den Trainer, das Gezeigte auf dem Spielfeld tut es auch. Locher kann was, kommt an. Und macht mit Alexander Trost an seiner Seite weiter.


Entschieden

Ziemlich ungewöhnlich: So feierte der TSV Köngen gestern Abend die Meisterschaft. Das Bild kommt demnächst auch noch in der gedruckten EZ und auch eins des anderen Landesliga-Meisters TV Reichenbach. Foto: Simon Hablizel

Hier am Kreis war jetzt auch eine Weile Sendepause. Das heißt nicht, dass wir bei der EZ nichts zu berichten hatten. Es war erstaunlich: Keine Wettkämpfe heißt noch lange nicht, dass es keine Themen gibt. Und wir hatten ja auch unsere Serie „Sportler in der Warteschleife“, die nach 26 Folgen in der heutigen Donnerstagausgabe zu Ende ging und in der wir auch den einen oder anderen Handballer porträtiert haben.

Den Einfall zu der Serie hatte ich, als ich ganz am Anfang des Shutdowns als Beispiel für die Auswirkungen auf den Sport einen Text über den TV Plochingen und Christos Erifopulos geschrieben habe. Als Überschrift für den Anreißer auf der Titelseite ist mir „Sportler in der Warteschleife“ eingefallen – und dann ging es los.

Und so sah die Feier beim TSV Neuhausen II aus. Foto Marco Schwab

Nichts mehr los ist in den Sporthallen. Endlich ist eine Entscheidung gefallen, wie die Tabellen gewertet werden. Dass es keine optimale Lösung geben kann, war allen klar. Es sollte eine sein, mit der möglichst viele Vereine leben können. Und das ist, glaube ich, gelungen.

In Württemberg war das zusätzliche Problem, dass geklärt werden musste, ob die geplante Strukturreform kommt oder nicht. Sie kommt. Natürlich gab es Einwände. Ich finde zum Beispiel den Vorschlag von Reichenbachs Trainer Volker Haiser interessant, der meint, man hätte zunächst nur eine Verbandsligastaffel einführen sollen, in die dann nur die Aufsteiger aus den Landesligen kommen. Nachzulesen in meinem aktuellen Text in der EZ. Ich hätte mir auch vorstellen können, dass man die Reform ganz um ein Jahr verschiebt. Ob man mit der jetzigen Lösung Schiedsrichtereinsätze einspart, was ja ein Grund für die Reform war, weiß ich nicht.

Aber: Wie in der Politik muss entschieden werden. Und das müssen die machen, die in die Gremien gewählt wurden. Die haben das nach bestem Wissen und Gewissen und langen (Video-)Beratungen getan und vor dem Hintergrund, dass es eine Situation wie die jetzige noch nie gab. Deshalb sind die Entscheidungen zu akzeptieren und ich habe Respekt davor.

Interessant finde ich übrigens die Reaktionen auch von denen, die einen Nachteil aus der jetzigen Situation haben. Was sagt etwa Neuhausens Trainer Markus Locher, der nun mit seiner Mannschaft nicht mehr in die 3. Liga aufsteigen kann? „Es ist völlig in Ordnung, wie die Entscheidung gefallen ist.“ Der Mann ist mit sich und der Sportwelt im Reinen. Hut ab. In anderen Sportarten haben wir das während der Recherche für unsere Serie ähnlich erlebt.

Gratulation an dieser Stelle auch an die EZ-Land-Meister TSV Köngen, TV Reichenbach (beide Landesliga) und TSV Neuhausen II (Kreisliga A). Mit einem Bierchen per Videokonferenz feiern ist auch eine neue Erfahrung. Siehe Fotos.

Da die Saison beendet ist, können wir nun auch den Trainer der Saison im EZ-Land wählen. Denn das lassen wir uns nicht nehmen. Ich werde hier in der kommenden Woche ein paar Vorschläge machen und hoffe, dass ihr dann so eifrig mitwählt wie in den vergangenen Jahren.

Haltet euch fit und bleibt gesund!


Der Ball ruht

Foto: dpa

Der Ball nicht nur im Handball ruht. Das ist mit Sicherheit die richtige Entscheidung, wenngleich die Absagen und ihre Folgen auch den Sport vor große Herausforderungen stellen.

Wir werden in der Sportredaktion der EZ noch einige Tage damit beschäftigt sein, zu schildern, wie die Verbände und die Sportler mit der Situation umgehen. Aber der Sportteil wird dünner. Wie lange, kann noch niemand abschätzen.

Bleibt gesund und helft denen, die Hilfe brauchen! Hoffentlich geht es bald weiter. In den Hallen, auf den Plätzen, und dann auch wieder hier am Kreis.


Interessante Konstellation bei HeLi

Die Bank der SG Hegensberg/Liebersbronn: Henning Richter (ganz links), Simon Hablizel (Nummer 4). Fotos: Rudel

Wer sich für verschiedene Trainerkonstellationen interessiert, der muss sich die Südstaffel der Handball-Württembergliga anschauen. Vier Mannschaften aus dem EZ-Land sind dort in dieser Saison dabei, und alle vier liefern ein anderes Beispiel.

Am Unspektakulärsten ist die Situation beim TSV Wolfschlugen: Veit Wager war in der vergangenen Saison der Trainer, er ist es in der laufenden und wird es auch in der kommenden sein. Zwischen den anderen drei Teams gibt es spannende Verbindungen: Die HSG Ostfildern hat sich während der Runde von Frank Ziehfreund getrennt, spielt mit der Interimslösung Marco Gassmann und Magnus Gründig die Runde zu Ende, bis dann im Sommer Sinisa Mitranic übernimmt –  der wiederum vor drei Wochen vorzeitig bei der SG Hegensberg/Liebersbronn gehen musste.

Es wird noch komplizierter: Bei HeLi übernimmt zur neuen Saison Olaf Steinke, der beim TSV Deizisau vom Noch-TG-Nürtingen-Frauentrainer Stefan Eidt beerbt wird. Hegensberg/Liebersbronn wird derzeit von Henning Richter gemeinsam mit Simon Hablizel und unter Mithilfe von Fabian Sokele trainiert. Noch Fragen?

Henning Richter (rechts) als Spieler, wie man ihn kennt: immer voller Einsatz und immer Zug zum Tor.

HeLi ist der größte Wackelkandidat der genannten Teams, was die Ligazugehörigkeit in der kommenden Saison betrifft. Zu gerne wäre die Mannschaft in der wiedereingeführten Verbandsliga dabei, im Moment aber steht sie auf dem vorletzten Platz, der den Abstieg in die Landesliga – und damit de facto zwei Ligen nach unten – bedeuten würde.

Auf Richter/Hablizel/Sokele kommen also herausfordernde Wochen zu. Aber das Trio geht die Sache mit viel Herzblut an. Mir hat gefallen, wie mir Richter nach der 25:33-Niederlage gegen Tabellenführer TSV Heiningen grinsend erzählt hat, was er sich hat einfallen lassen: Die Spielweise soll eine Mischung aus den Ex-Trainern Jochen Masching und Mitranic mit ein paar Ideen von ihm sein.

Henning Richter (links) und Simon Hablizel beratschlagen sich.

Richter, den es nach dem Ende seiner aktiven Karriere in die Trainerrichtung zieht, wird im Sommer wieder ins zweite Glied rücken. Während sich Hablizel auf seinen Haupt-Trainerjob beim möglicherweise künftigen SG-Konkurrenten TSV Köngen konzentrieren und als Spieler nach Wolfschlugen wechseln wird, werden Richter und Sokele Steinkes Assistenten.

Nach eigener Aussage befürchtet Richter nicht, dass er bis dahin das Chefcoach-Sein so sehr verschmeckt hat, dass er dann keine Lust mehr auf die zweite Reihe hat. Zudem will er ja noch ein bisschen spielen. Er sieht die Zeit also als Lehrjahre. „Ich bin voller Vorfreude auf die Zusammenarbeit mit Olaf Steinke, ich brenne darauf“, erklärte er mir, „die Gespräche mit ihm waren so gut, er ist so analytisch.“

Ab Sommer der Neue auf dem Berg: Olaf Steinke.

Das kann ich bestätigen. Steinke befasst sich schon mit dem Thema HeLi, ohne – da bin ich mir sicher – Deizisau zu vernachlässigen. Er war am Samstag in der Halle an der Römerstraße, bevor er mit Deizisau nach Gerhausen fuhr und dort wie versprochen einem zukünftigen Club Schützenhilfe im Abstiegskampf leistete. Auf dem Weg zum Ausgang hat er mir mal kurz in ein paar Minuten erklärt, wie sich das HeLi-Spiel von Mitranic zu Richter verändert hat und signalisiert, dass er für die Zukunft auch ein paar Ideen hat. Vorfreude also auch bei ihm. Auch das wird in der kommenden Saison eine interessante Trainerkonstellation.


TSV Neuhausen – Phase gut überstanden

Der Ball ist durch die Neuhausener Abwehr durch – aber dahinter steht ja noch Magnus Becker. Fotos. Rudel

Ein Text, zwei Überschriften. „Hinten sicher, vorne schnell“, steht über dem Artikel in der heutigen EZ über das Spiel des TSV Neuhausen in der Baden-Württemberg Oberliga gegen den HC Neuenbürg. Die Online-Version, die schon am Vorabend im Netz war, ist nachrichtlicher überschrieben: „TSV Neuhausen ist wieder Zweiter.“

Die beiden Varianten weisen auf zwei verschiedene Punkte hin, die wichtig sind über die Neuhausener zu wissen: Sie stehen durch den 36:25-Sieg gegen Neuenbürg und die 29:32-Niederlage der HSG Konstanz II beim TSV Weinsberg wieder auf Platz zwei. Das – ganz wichtig – ist ein Aufstiegsplatz! Und sie spielen trotz der personellen Probleme einen soliden und schnellen Handball.

Es ist insgesamt beeindruckend, wie die MadDogs in den vergangenen Wochen den Ausfall erst von Hannes Grundler und dann von Timo Durst und dem gerade erst wiedergenesenen Grundler weggesteckt haben. Und immer noch auf Aufstiegskurs sind.

Ohne das Leistungsträger-Duo hat die Mannschaft von den sechs Spielen im Jahr 2020 drei gewonnen und drei verloren. Das sieht jetzt nicht ganz nach Spitzenteam aus. Aber wenn man bedenkt, dass eine der Niederlagen beim souveränen Tabellenführer SG Pforzheim/Eutingen (22:24) und die anderen beiden auch gegen Top-Teams waren (nur der Auftritt bei Köndringen/Teningen war nicht so gut) – und wenn man dazu nimmt, dass in dieser Phase ein deutlicher 29:24-Erfolg gegen eben den größten Aufstiegskonkurrenten Konstanz sowie zuletzt ein Sieg gegen Verfolger Neuenbürg gelang, dann kann man sagen: Phase gut überstanden.

Insgesamt funktioniert die Defensive der MadDogs.

Denn zumindest Kapitän Grundler kehrt nun wieder zurück. Und die Neuhausener haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass sie sich auch auf die Breite ihres Kaders verlassen können. Und dass dieser Kader gut zusammengestellt ist. Patrik Letzgus, Florian Distel und Roman Fleisch – der auch zwischenzeitlich gefehlt hat – haben ihre Chance genutzt. Und in den Texten unserer Neuhausen-Expertin Steffi Gauch-Dörre habe ich auch lobend Namen wie Philipp Keppeler, Luis Sommer oder Moritz Hipp gelesen. Und natürlich Torwart-Routinier Magnus Becker. Daniel Roos, unser Berichterstatter aus der Mannschaft, hat mir zudem berichtet, dass „Aushilfskraft“ Ferdinand Michalik auch immer besser in die Mannschaft integriert wird, vor allem in der Abwehr.

Das alles heißt nicht, dass das Gewinnen in den kommenden Wochen viel leichter wird. Es bleibt eng. Aber Neuhausen ist noch dabei und kann auch immer mal mit einem Ausrutscher eines Konkurrenten rechnen. Der jüngste Sieg der Pforzheimer beim Vorletzten TSB Schwäbisch Gmünd (33:32) war auch nicht gerade glanzvoll. Insgesamt ist die Leistungsdichte im oberen Tabellendrittel so hoch, dass sich die Mannschaften gegenseitig die Punkte wegnehmen. Jetzt fahren die Neuhausener nach Herrenberg, dann kommen Weilstetten und Weinsberg.

Luis Sommer steigt hoch und hat das Tor fest im Blick.

Ich glaube, es hat sich ausgezahlt, dass die MadDogs in den vergangenen Wochen nicht nur gefloskelt haben, dass sie von Spiel zu Spiel schauen anstatt sich zu sehr mit dem Thema Wideraufstieg zu befassen, sondern dass sie das gelebt haben. So zumindest mein Eindruck.  Trainer Markus Locher wird da die richtigen Worte gefunden haben. Wie die Spieler ohnehin, so ebenfalls mein Eindruck, mit seinem Umgang mit ihnen sehr zufrieden sind.

Die Mannschaft bringt einfach – oder auch nicht so einfach – aufs Feld, was sie kann. Und das ist jedem Fall gut anzuschauen und ist auch meistens erfolgreich.

Es sieht nicht schlecht aus. Zumindest besser, als man es vor ein paar Wochen befürchten musste. Und besser, als es der 3:3-Lauf aussagt, wenn man die Geschichte hinter den Ergebnissen anschaut. Ich wünsche den Jungs jedenfalls, dass sie es zurück in die 3. Liga schaffen. Aber lasst euch jetzt bloß nicht unter Druck setzen da oben auf den Fildern!

Und den Jungs des TV Plochingen wünsche ich, dass sie drinbleiben in Liga drei. Aber das ist ein anderes Thema. Und zurzeit kein ganz so erfreuliches.


Anruf nach Kroatien

Hanna Hojczyk und der TV Nellingen müssen sich im Abstiegskampf mächtig strecken. Fotos: Rudel

Am vergangenen Wochenende haben die Handballer nicht Handball gespielt, sondern waren bei der Fasnet unterwegs. Alle Handballer? Nein, von der 3. Liga aufwärts wurde Handball gespielt. Für das EZ-Land hieß das: Der TV Plochingen, der TV Nellingen und die Frauen des TSV Wolfschlugen waren im Einsatz. Dazu, warum auch immer, die Landesliga-Frauen der SG Hegensberg/Liebersbronn.

Das Ergebnis von drei Mal Abstiegskampf und einem Spiel gegen den Tabellenführer: Zwei wichtige Siege, zwei Niederlagen. Immerhin. Wobei die HeLi-Frauen trotz des Erfolges in Winterbach Letzter bleiben, die Plochinger trotz des Sieges in Blaustein Vorletzter. Die Nellingerinnen stehen nach der Niederlage gegen Allensbach auch auf dem vorletzten und damit einem Abstiegsplatz. Die Wolfschlugenerinnen haben bei Metzingen II verloren. Nicht schlimm, das ist der Tabellenführer, der neben vielen hoch talentierten Spielerinnen auch eine frisch gebackene Weltmeisterin auf dem Feld hatte.

David Spiler (rechts, neben TVP-Trainer Michael Schwöbel) spielt mittlerweile schon wieder in Kroatien.

Auf der Lokalsportseite in der EZ haben wir heute also die Spielberichte von Nellingen, Wolfschlugen und HeLi. Und dazu einen Text über den TV Plochingen. Der hat schon am Freitagabend in Blaustein gewonnen. In dem Text dazu in der Samstagausgabe hatten wir schon vermeldet, dass sich David Spiler – 134-facher slowenischer Nationalspieler – nach wenigen Wochen wieder aus Plochingen verabschiedet hat. Ich habe dann nochmal nachgefragt. Bei Dieter Hermann vom TVP-Management. Bei Spiler selbst konnte ich das nicht, denn er spielt mittlerweile schon in Kroatien.

Wo genau, steht heute auch in der EZ. Das ist ein Beispiel dafür, dass man einer Information, die in der Zeitung steht, nicht immer ansieht, dass es gar nicht so leicht war, sie zu beschaffen. Beim TVP wussten sie, dass sich Spiler nach Kroatien verabschiedet hat, wo er zuvor schon bei verschiedenen Vereinen gespielt hatte. Aber wohin genau?

Was also tun? Das Internet, zumindest auf deutsch- und englischsprachigen Seiten, gab dazu nichts her. Also ein Anruf bei der netten kroatischstämmigen Nachbarin. „Duhu, kannst du mir einen Gefallen tun?“ Konnte sie. Ein Anruf in Kroatien, die dortige Kontaktperson holte Erkundigungen bei handballinteressierten Mitmenschen ein – zwei Rückrufe später konnte der Text auf EZ-Seite 13 ergänzt werden: „…ist bereits bei RK Bjelovar in der ersten kroatischen Liga untergekommen…“ Bjelovar war immerhin schonmal Champions-League-Sieger. Oder Europapokalsieger der Landesmeister, wie das damals hieß. Denn das war 1972. Danke jedenfalls nach Kroatien für die Hilfe!

Vroni Goldammer dirigiert das Hornets-Team von der Bank aus.

Spiler wird den Plochingern jedenfalls nicht mehr helfen, den Klassenverbleib zu schaffen. Wobei er eben keine große Hilfe war. Die Gründe dafür sind nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber das macht eigentlich nichts. Weil es nichts daran ändert, dass es halt nicht geklappt hat. Interessant fand ich den Satz von Dieter Hermann: „Wir waren vielleicht noch nicht so weit, einen Halbprofi zu beschäftigen.“ Bestätigt fühlen dürfen sich nun diejenigen im Umfeld der Plochinger und in der Handballszene überhaupt, die die Sache von Anfang an skeptisch gesehen haben. Ich finde trotzdem, dass es einen Versuch wert, zumal das Problem nicht war, dass Spiler irgendwie arrogant oder so aufgetreten ist.

Mir tat er in den Spielen, in denen ich ihn gesehen habe, fast schon leid. Er hat ganz offensichtlich selbst gemerkt, dass er nicht das bringt, was der Verein von ihm und er selbst von sich erwartet. Also hat er versucht, anders auf dem Spielfeld den Anführer zu geben. Das kam bei den Kameraden aber auch nicht so richtig gut an. Was ebenso verständlich ist wie sein Versuch, zu helfen. Das Kapitel Spiler (ich muss schon wieder nach dem ersten Schreiben des Namens das „e“ rausmachen…) und TVP ist nun jedenfalls beendet.

Leonie Dreizler hatte im Spiel gegen Allensbach eine hundertprozentige Quote von der Siebenmeterlinie, konnte sonst wegen einer Verletzung aber nicht helfen.

Ich hoffe, dass bei den Plochingern das Kapitel 3. Liga am Ende der Saison nicht schon wieder beendet ist. Eine Niederlage gegen Mitaufsteiger und Schlusslicht Blaustein wäre ein großer Rückschlag gewesen. So ist ein Nicht-Abstiegsplatz nur einen Punkt entfernt. Es wird schwer, ist aber machbar. Die Parallele zu den Nellinger Frauen, deren Niederlage gegen Allensbach ich am Samstag angeschaut habe: Auch da ist der Abstand nicht groß (zwei Punkte) und auch da wäre der Klassenverbleib für die weitere Entwicklung sehr wichtig.

Bei den Plochingern, weil das Umfeld weiter mitwächst und die Bedingungen in der kommenden Saison wohl nochmal besser wären. Bei den Nelllinerinnen, weil das junge Team Potenzial hat und mit der Erfahrung der ersten Saison in der dritthöchsten Spielklasse in der kommenden Runde vermutlich etwas besser dastehen würde. Und so vielleicht auch noch die eine oder andere etwas erfahrenere Verstärkung geholt werden könnte.

Auch Chiara Baur versucht alles – kann die Niederlage aber nicht verhindern.

Das Spiel gegen Allensbach aber hat gezeigt: Es wird sehr schwer, meinem Gefühl nach noch schwerer als für die Plochinger. Die Liga besteht eben vor allem aus deutlich erfahreneren Teams.

Ein Unterschied zwischen Plochingen und Nellingen ist mir am Samstag auch nochmal aufgefallen: Während Plochingen zurzeit die Hanball-Boomtown im EZ-Land ist und die Ränge bei den Heimspielen sehr gut gefüllt sind (auch mit Nicht-Plochingern), müssen die Nellingerinnen das Vertrauen des Publikums, das jahrelang Bundesliga- und Zweitligahandball erlebt hat, erst zurückgewinnen. Mit Ausnahme des Derbys gegen Wolfschlugen muss bei den Spielen nur eines von drei Tribünenteile ausgezogen werden. Gegen Allensbach waren gerade einmal 250 Zuschauer in der Sporthalle 1.

Es wäre schön, wenn sich das wieder ändert. Aber dazu, das wissen sie bei den Hornets, muss das Team vorlegen. 


Über Radonic und Mitranic

Nicht mehr im HeLi-Schwarzweiß: Sinisa Mitranic: Foto: Rudel

Zwei Handball-Themen haben mich in dieser Woche beschäftigt, in der Handball ja eigentlich nicht so ein großes Thema ist. Über den Grund darüber hat wiederum meine Kollegin Karla Schairer eine lesenswerte Geschichte geschrieben: Handball und Fasnet.

Die zwei Themen, die ich meine: Sinisa Mitranic ist nicht mehr Trainer der SG Hegensberg/Liebersbronn und Marion Radonic wird Cheftrainerin der Männermannschaft des SKV Unterensingen. Dazu ein paar Gedanken:

„Die Liga frisst ihre Trainer“, hat Olaf Steinke, Noch-Coach des TSV Deizisau, im vergangenen Herbst gesagt, als es mit den Beurlaubungen in der Württembergliga los ging. In einer Saison, in der viele Teams den Druck verspüren, sich für die eingleisige Württembergliga zu qualifizieren. Und manche, nicht in die Landesliga abzurutschen und damit in der kommenden Saison sogar zwei Ligen unter einigen ihrer jetzigen Gegnern zu spielen.

Immerhin die Hälfte der vier EZ-Land-Clubs in Liga fünf hat es mittlerweile erwischt. Aktuell Steinkes zukünftigen Club Hegensberg/Liebersbronn und vor Weihnachten schon die HSG Ostfildern – die nächste Mannschaft des frischen Ex-HeLi-Trainers Mitranic. Das bedeutet auch, dass nur eine „unserer“ vier Württembergliga-Teams in die kommende Saison mit dem Trainer gehen wird, mit dem sie auch in die aktuelle gestartet ist. Jedenfalls wurde Veit Wagers Vertrag beim TSV Wolfschlugen gerade verlängert.

Die Sache Mitranic und HeLi ist irgendwie nicht gut gelaufen. Man habe sich „zum Abschied umarmt“ sagte mir Abteilungsleiter Christian Scharl am Montag. Auch Mitranic betonte, dass er im Guten von der SG gegangen sei. Ob die Serie von zehn Niederlagen etwas damit zu tun hat, dass Mitranic vor einigen Wochen angekündigt hatte, den Verein am Ende der Saison schon wieder verlassen zu wollen, ist schwer zu beantworten. Vielleicht auch gar nicht. Nicht ganz glücklich waren aber wohl einige auf dem Berg über seine Aussage: „Ich hoffe, dass es besser wird. Aber glauben tue ich es angesichts dieses Kaders nicht.“

Ich schätze an Sinisa Mitranic seine offene und ehrliche Art. Er ist kein Mann der Floskeln. Und man muss ihm wohl auch zu Gute halten, dass er bei seiner Aussage den momentanen Kader mit den vielen verletzten und angeschlagenen Spielern meinte. Denn er ist ja vor der Saison mit den vorhandenen Handballern angetreten, um zumindest die Qualifikation für die neu geschaffene Verbandsliga zu schaffen. Ich verstehe aber, dass niemand bei HeLi einen solchen Satz gerne lesen möchte. Und die Tabellensituation lässt sich auch nicht wegdiskutieren.

HeLi steht auf einem Abstiegsplatz. Das wollte dort keiner. Die Frauen des Vereins sind schon am Ende der vergangenen Saison abgestiegen und stehen jetzt in der Landesliga ganz hinten. Die Männer haben sich bislang in der Württembergliga gehalten, ein Abstieg in die Landesliga würde den Aufschwung der vergangenen Jahre, der kontinuierlich guter Arbeit entsprang, endgültig abwürgen.

Deshalb wünsche ich den Interimstrainern Henning Richter und Simon Hablizel, dass sie die Mannschaft in die Verbandsliga führen. Dass dann ein personeller Umbruch her muss, wissen die Verantwortlichen.

Schaffen es die Berghandballer in die Verbandsliga, würden sie dort in der EZ-Land-Superliga antreten. Und vermutlich auf Ostfildern (mit Mitranic), den TSV Köngen, den TV Reichenbach, den TSV Denkendorf und das Team Esslingen treffen. Und auf den SKV Unterensingen. Zwar hat die Mannschaft des scheidenden Trainers Steffen Rost noch die Chance, die Qualifikation für die Württembergliga zu schaffen. Aber realistisch betrachtet wird das sehr schwer.

Bald-SKV-Trainerin Marion Radonic neben Noch-SKV-Trainer Steffen Rost. Foto: Luithardt

Im Sommer übernimmt dann beim SKV die Deizisauerin Marion Radonic vom Deizisauer Steffen Rost. Ich habe mich echt gefreut, als ich erfahren habe, dass Marion Cheftrainerin wird. Weil ich glaube, dass sie das kann. Dass sie das sogar sehr gut kann. Und weil ich ja hier am Kreis erst vor Kurzem etwas über sie geschrieben habe. Thema war, dass sich keiner traut, einer Frau einen Cheftrainerposten bei einem Männerteam zu geben. Jetzt traut sich ein Verein.

Der Text im Blog hat, so hat mir Marion erzählt, einiges bewirkt. Sie hat viele Reaktionen bekommen – und sechs Angebote. Drei von Frauen- und drei von Männerteams. Das im wahrsten Sinne naheliegendste in Unterensingen hat sie angenommen. Ich habe mit Marion ein Interview geführt, das, wie ich finde, sehr lesenswert ist. Darin kann man erkennen, dass sie die Aufgabe selbstbewusst und voller Vorfreude angeht. Und dass in Sachen Emanzipation auch im Sport noch viel Luft nach oben ist. Würde Radonic Mario mit Vornamen heißen und die Frauen des SKV Unterensingen übernehmen, wäre das jedenfalls kein Thema für ein Interview.

Mir hat es großen Spaß gemacht, das Interview zu führen. Ich wünsche ihr, dass es klappt in Unterensingen und dass sie nicht allzu viele blöde Sprüche zu hören bekommt. Vielleicht wäre es für sie sogar leichter, wenn die Mannschaft in der kommenden Saison nicht in der Württemberliga antritt. Auch wenn sie das als Leistungssportlerin, als die ich sie seit vielen Jahren kenne, niemals so sagen würde.

Für den Fall, dass es sportlich beim SKV nicht laufen sollte, hat Marion übrigens völlig zurecht die Einstellung (der Satz steht nicht im Interview): „Bei einem Mann als Trainer ist die Chance genauso groß, dass es funktioniert oder dass es nicht funktioniert.“

Ein schönes Wochenende allen. Handballfrei oder (wie für mich) in der Halle etwa in Nellingen.


Mehr davon in der Verbandsliga

Derby in der sechsten Liga: Volle Ränge in der Köngener Burgschulhalle. Fotos: Rudel, Paesler (1)

Das war mal wieder ein geballtes Handball-Wochenende. Welche Erkenntnisse gab es? Die Drittligisten TV Plochingen und TV Nellingen werden es im Abstiegskampf und das BWOL-Spitzenteam TSV Neuhausen im Aufstiegsrennen schwer haben. Der TSV Deizisau ist in der Württembergliga der Männer die Mannschaft der Stunde und bei den Frauen muss der TV Reichenbach einen Rückschlag verkraften.

Ein Blick auf meinen Schreibtisch: Rechts die heutige EZ, links die morgige.

Und: Wenn man ein richtig gutes Handballspiel sehen möchte, kann man auch in die sechste Liga gehen.

Ich habe in der Samstag- und der Montagausgabe meiner Begeisterung über das Landesligaspitzenderby zwischen dem TSV Köngen und dem TSV Denkendorf am Freitagabend genug Zeilen und Raum gegeben. Deshalb, und auch weil mein Kollege Herbert Rudel eine Menge starker Fotos gemacht hat, hier noch ein paar visuelle Eindrücke von dem Spiel in der mit 600 Leuten rappelvollen Burgschulhalle.

Nur so viel noch (einmal): Wenn es tatsächlich so kommt, dass sich Köngen, Denkendorf, der TV Reichenbach und das Team Esslingen für die neu geschaffene Verbandsliga qualifizieren und aus der Württembergliga die HSG Ostfildern und die SG Hegensberg/Liebresbronn dazu kommen, dann kann man sich auf diese Liga ab der kommenden Saison wirklich freuen. Egal, wie man sonst zur Strukturreform des HVW steht.  

Super Choreo der Denkendorfer. Viele von ihnen sind zu Fuß gekommen.
Los geht’s: Die Köngener vor ihrem Fanblock.
Simon Hablizel (links) und Ralf Wagner – man kennt sich, man versteht sich.
Lukas Taxis auf dem Weg zum Tor. Es ist kein leichter.
Wurfgewaltig: Niklas Schmid.
Auszeit Denkendorf.
Christoph Müllerschön (links) und Lukas Taxis am Boden? Nur in dieser Spielszene.
Manuel Tremmel dreht ab. Zwölf Tore erzielt der Köngener Routinier beim 32:26-Sieg.
Und am Ende jubeln alle Köngener.