Ein richtiges Handballspiel

Darauf haben die Plochinger Handballer lange gewartet – los geht’s! Fotos: Paesler

Ein Hallensprecher in seinem gläsernen Kabuff, drei Funktionäre des HBW Balingen-Weilstetten und zwei des TV Plochingen auf der einen Tribünenseite. Fünf Trommler, die Leute, die den Livestream produzierten und die Journalisten des Zollern-Alb-Kuriers, des Schwarzwälder Boten sowie der Eßlinger Zeitung auf der anderen. Hinter dem Tor zwei Fotografen. Das waren die Menschen, die den Drittligahandballern des HBW II und des TVP am Samstagabend zugeschaut haben.

Auswärtsfahrt…

Es war nach den Wasserballern des SSV Esslingen vor drei Wochen das erste Spiel einer Mannschaft aus dem EZ-Land seit dem Beginn der zweiten Lockdown-Phase Anfang November. Und das erste einer Handball-Mannschaft. Grund genug, die vorgezogene Am-Kreis-Sommerpause kurz zu unterbrechen.

Natürlich fehlte die Atmosphäre eines Ligaspiels vor vollen Rängen. Und das war es ja auch nicht – nicht nur aufgrund der fehlenden Zuschauer. Es ging „nur“ um den Ligapokal, nachdem die reguläre Spielzeit längst abgebrochen wurde. Aber es war ein richtiges Handballspiel. Und für alle Beteiligten war es etwas Besonderes. Für die, die nach mehr als fünf Monaten Pause wieder spielen – und für die, die zuschauen durften.

Gruß an die Fans – am Bildschirm.

Ich gehöre zu der großen Mehrheit der Menschen in unserem Lande, die die Maßnahmen der Politik im Grundsatz richtig finden und die auch der Meinung sind, dass der Sport bei allen negativen Folgen – vor allem für die Kinder – im Moment nicht das Wichtigste ist. Schon gar nicht der privilegierte Leistungssport. Das sehen auch die Sportler so, die da am Samstag zum Auftakt des Ligapokals in der Balinger Sparkassen-Arena Tore warfen. Zumindest die, mit denen ich gesprochen habe – für die anderen glaube ich es auch. Aber darf man deshalb nicht zugeben, dass es Spaß gemacht hat?

Erste Hälfte.

Es hat Spaß gemacht. Ich hatte in den vergangenen Monaten wenig Mühe, Themen für die Lokalsportseiten der EZ zu finden. Aber für die Samstagausgabe habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit gleich zwei Vorschauen geschrieben. Und am Samstagabend in Balingen habe ich mich bemüht, meine Rolle als Multiplikator gut auszufüllen. Ihr dürft nicht rein – also ist es gut, dass ich für euch berichten kann.

Erste Auszeit beim Stand von 4:8 – aus Plochinger Sicht.

Der Stress, wenige Minuten nach dem Spielende den ersten Online-First-Bericht auf www.esslinger-zeitung.de zu bringen – dafür macht man das. Es ist das, was man einen guten Stress nennt. Und eine ganze aktuelle Seite Lokalsport in der Montagausgabe hab ich auch schon lange nicht mehr produziert. Das letzte Mal war Mitte November des vergangenen Jahres nach den deutschen Nachwuchs-Turnmeisterschaften in Berkheim. Diesmal Plochinger Handball, Wasserball-Bundesliga mit dem SSV Esslingen und ein paar Meldungen. Ein mal Erfolgserlebnis, ein mal Enttäuschung.

Natürlich hab ich schon hochklassigere Handballspiele gesehen. Aber die Wettkampfatmosphäre hat sich auf dem Spielfeld schon irgendwann eingestellt, obwohl sich die Balinger als zweite Mannschaft eines Bundesligisten gar nicht für den DHB-Pokal qualifizieren dürfen. Und für die Plochinger ist es nicht das Wichtigste. Hauptsache spielen. Obwohl ein Satz, den ich im Vorfeld häufiger gehört habe, der war: „Wenn wir auf dem Spielfeld stehen, wollen wir auch gewinnen.“ Und spannend war es ja auch.

Zweite Hälfte.

Die Plochinger haben gewonnen. Interessanterweise mit 30:29 und damit exakt demselben Ergebnis, mit dem sie im vergangenen Herbst auch in die reguläre Saison gestartet sind. Und das auch in Balingen. HBW-Trainer André Doster fand es nicht so witzig, TVP-Coach Michael Schwöbel schon.

Man könnte jetzt die Fehler in der Abwehr und vor allem im Angriff analysieren. Das darf und wird Michael Schwöbel bestimmt tun, ich brauche das im Moment nicht. Bei mir bleiben vor allem die positiven Dinge hängen: Wie die jungen Spieler und dabei vor allem Maximilian Hejny aufgedreht haben. Wie sich die Plochinger nach langem Rückstand zurückgekämpft haben. Dass sie immer mal wieder etwas versucht haben. Wie sie sichtlich Spaß hatten. Und wie sie nach dem Spiel das Gefühl genossen haben, das man nur nach einem Spiel hat. Nach einem Sieg dazu.

Geschafft! Der erste Sieg seit 167 Tagen.

Und wie sie sich gleichzeitig darüber bewusst sind, dass die Austragung eines Handballspiels in diesen Tagen alles andere als selbstverständlich ist. Und dass dies den allermeisten Sportlern bis auf weiteres verwehrt bleibt.

Schön war’s.

Auch ich habe es genossen. Mehr davon. Gleich am Samstag. Um 19 Uhr erwarten die Plochinger die HSG Leutershausen zum zweiten Ligapokalspiel. Nachdem die SSVE-Wasserballer entgegen ihrer eigenen Vorstellungen am Wochenende ja erneut in Hannover antreten mussten, wird es das erste Pflichtspiel des Jahres einer Mannschaft im EZ-Land sein. Ich werde mich wieder bemühen, meine Rolle als Multiplikator so gut es geht auszufüllen.


Hoffen auf die Saison 2021/2022

Die Bälle ruhen… Fotos: Rudel

Kein Jahresauftakt mit EZ-Pokal, keine Spiele seit Anfang November und jetzt gar keine mehr in der Saison 2020/2021 – höchstens vielleicht noch das eine oder andere in der 3. Liga. Ich werdet bestimmt verstehen, dass es so auch keinen Sinn macht, hier am Kreis einen Trainer der Saison zu wählen. Auch das fällt in diesem Jahr aus, zunächst gibt es keinen Nachfolger von Steffen Irmer-Giffoni.

Ich hab mir natürlich auch Gedanken gemacht, wie es hier am Kreis weitergeht. Ich habe hier schon 2020 so wenig geschrieben wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Kein Handball, weniger Themen. Also habe ich mich entschlossen, am Kreis schon jetzt in die Sommerpause zu gehen. Bisher war immer die Trainer-Wahl der Abschluss irgendwann Anfang Mai. Das heißt nicht, dass ich mich nicht doch mal melde, wenn mir etwas auf- oder einfällt.

Aber stellt euch mal darauf ein, dass es im September mit der Saisonprognose 2021/2022 weitergeht. Das ist zumindest mal eine Perspektive. Wir wissen nicht, was die Mutanten oder die Pandemie-Entwicklung im Allgemeinen machen. Aber ich hoffe sehr, dass wir dann nach zwei Spielzeiten fast zum Vergessen wieder loslegen können.

Torhüter Tobias Funk wechselt von HeLi nach Altbach, darüber haben wir in der EZ berichtet.

Themen für die Zeitung gibt es trotzdem. Auch über Handball. Es werden Verträge verlängert oder sie laufen aus, Spieler wechseln. Und natürlich wird diskutiert und entschieden, wie es weitergeht – oder auch nicht. Nächste Woche werde ich mich journalistisch intensiv damit beschäftigen, wie die Sportverbände auf die nächsten Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz einwirken wollen. Sie nehmen ihre Lobbystellung ernst und das ist auch richtig so. Andererseits bleibt ein ungutes Gefühl. Alles schreit nach Öffnung, aber so einfach ist es nicht.

Wie wir uns in der EZ-Sportredaktion über Wasser halten? Seit mehr als einem Jahr machen wir Lokalsport fast, seit Ende November ganz ohne Termine. Ende November, denn am 28. und 29. hatten wir in Berkheim noch die deutschen Nachwuchs-Turnmeisterschaften. Das letzte Handballspiel, auch für mich, war das in der 3. Frauenliga zwischen dem TV Nellingen und der TuS Metzingen II – immerhin gab es einen überraschenden TVN-Sieg.

Drittligist TV Plochingen darf zumindest trainieren – und vielleicht, vielleicht in dieser Saison auch noch mal spielen.

Während etwa die geschätzten Kollegen der Nürtinger Zeitung noch die Zweitliga-Frauen der TG Nürtingen haben und die des Teckboten in Kirchheim ihre Zweitliga-Basketballer, haben wir in Esslingen wirklich nichts. Das ist schon spannend in einer Region mit so viel hochklassigem Sport. Sollte es tatsächlich so kommen, fangen Mitte März zumindest die Bundesliga-Wasserballer des SSV Esslingen wieder an. Und wie erwähnt, vielleicht spielen auch die Handball-Drittligisten noch mal. Zumindest Reportagen vom Training in Plochingen und Nellingen haben wir gemacht.

Trotzdem bringen wir fünf Mal in der Woche einen Lokalsport auf den Markt, manchmal noch zusätzlich eine Sonderseite wie die zu Fans und ihrem Sportentzug während des Lockdowns in der vergangenen Donnerstagausgabe. Die Spiele fehlen, aber es macht auch Spaß, nach Themen zu suchen. Und was wir an Feedback bekommen, werden die Texte und Geschichten gerne gelesen. Unsere Serie „Sportler in der Warteschleife“ etwa hatte schon mehr als 40 Folgen und es wird nicht langweilig. Wir haben auch einige Handballer porträtiert, zuletzt etwa HeLi-Coach Frank Haas. Einige der Texte sind auch entstanden, weil jemand angerufen hat und in etwa gefragt hat: „Mir gefällt die Serie sehr gut, wollt ihr nicht auch mal über XY was machen?“ Meistens wollen wir. Danke für die Hinweise – mehr davon.

Und, auch das macht Spaß, wir arbeiten noch enger mit den Kolleginnen und Kollegen der Lokalredaktion zusammen. Wer hätte gedacht, dass ich mal den Abschiedstext der Waldheim-Wirte Isabella und Alexander Koutny schreibe oder eine Geschichte über den Abi-Jahrgang 2020 und was die jungen Leute heute machen?

Solche Bilder wollen wir gerne bald wieder sehen – das hier ist das Aufmacherfoto der EZ vom Donnerstag, verweist auf die Seite über Fans und Corona – und kommt leider aus dem Archiv.

Viele der Texte – und jetzt wird’s ein bissle traurig – hat meine Kollegin Karla Schairer geschrieben. Zehn Jahre lang haben wir in der EZ-Sportredaktion zusammengearbeitet, zuletzt als schlagkräftiges Duo. Die Seite über die Fans, denen die Spiele fehlen, war unsere gemeinsame Abschiedsgeschichte. Jetzt verlässt sie die Eßlinger Zeitung und wechselt zu den Kollegen der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten oben in Möhringen. Ihr Wirken werdet ihr weiter verfolgen können, denn sie wird am so genannten Manteldesk auch überregionale EZ-Seiten bauen. Das wird sie sehr gut machen, das weiß ich – aber ihren Namen wird man in der Zeitung nicht mehr so oft lesen.

Viel gesehen haben wir uns im vergangenen Jahr nicht, denn oft waren wir abwechselnd im Homeoffice und hier im Büro – heute sitzen wir uns aber nochmal (mit Abstand) gegenüber.

Abschiednehmen in der EZ-Sportredaktion. Foto: Johannes M. Fischer

Karla wird mir fehlen und ich denke, denen, die telefonisch oder in den Hallen mit ihr zu tun hatten, bestimmt auch. Allen anderen ihre Geschichten. Ich sage: Danke Karla, alles Gute!

Auch euch alles Gute, kommt gut über den Sommer. Beschäftigt und bewegt euch irgendwie. Bleibt der EZ gewogen, lest die Texte im Print oder (immer mehr) online. Spätestens im September bin ich wieder am Kreis.


Zehn Jahre „Am Kreis“

Das hätte ich mir im Januar 2011 nicht vorstellen können: Den Blog „Am Kreis“ gibt es jetzt schon zehn Jahre lang. Wie viele Texte ich geschrieben habe, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Aber es waren viele. Mir hat es Spaß gemacht und macht es immer noch. Erlaubt mir, ein bisschen Bilanz zu ziehen.

Wie alles begann

Das erste Kopfbild, mit einem geliehenen Ball von einem Kumpel aus Neckartenzlingen und aufgenommen von meiner langjährigen Online-Kollegin Nicole Rabus.

Das kommt davon, wenn man sich in Arbeitsgruppen engagiert. In der Online-Gruppe der EZ-Redaktion machte die damalige Online-Chefin Nicole Rabus einen Vorschlag: „Wir sollten nochmal einen Blog haben.“ Damals gab es nur den – allerdings sehr beliebten – „Falken-Blog“ auf esslinger.zeitung.de. Und was sagt der Paesler? „Wir haben hier eine super Handball-Szene, darüber könnte ich einen Blog schreiben.“ Widerspruch gibt es natürlich selten, wenn sich jemand freiwillig meldet. Das war irgendwann im Herbst 2010. Und so ging es mit „Am Kreis“ im Januar 2011 los, der EZ-Pokal wurde als perfekter Start-Anlass auserkoren. Die erste Überschrift eines Blog-Beitrages lautete entsprechend: „Wer gewinnt den EZ-Pokal?“ Es gewann dann übrigens der HC Wernau durch einen 14:12-Finalsieg gegen den TSV Deizisau.

Und dann?

Das waren noch Zeiten: Der HC Wernau gewinnt 2011 den EZ-Pokal. Foto: Rudel

Zunächst gab es täglich einen Text mit persönlichen Einschätzungen zum Geschehen in der Neckarsporthalle. Das war nach einem langen EZ-Pokal-Tag mit aktueller Berichterstattung für die gedruckte Zeitung und online anspruchsvoll – und ein Vorbote für die Zukunft. Vorbote, denn in der langen Zeit danach habe ich (während die Saison lief) ein bis zwei Mal in der Woche im Blog geschrieben, alles ebenfalls neben dem normalen Redaktionsalltag. Oft noch am Montagabend.

„Am Kreis“ und der EZ-Pokal

Die damalige EZ-Volontärin Lorena Greppo während des EZ-Pokals 2016 bei der Arbeit. Foto: Rudel

Die Überschrift „Wer gewinnt den EZ-Pokal?“ wurde jedes Jahr wiederholt – nur nicht im Januar 2021, weil das Turnier zum ersten Mal in seiner 27-jährigen Geschichte abgesagt wurde – beziehungsweise verschoben. Denn auch wenn die Chancen sinken, haben wir uns gemeinsam mit dem diesjährigen Ausrichter TSV Denkendorf immer noch offen gehalten, vor einem möglichen Re-Start der Saison einen Mini-EZ-Pokal zu spielen. Während des Turniers wurde die Zahl der Texte im Blog in den vergangenen Jahren jedoch reduziert. Angesichts des immer weiter ausgebauten Programms der Online-Kollegen, vor allem der jungen und technisch fitten, mit Live-Ticker, Videos und Bildergalerien wäre das „auf die Miste gedünkt“, wie der Schwabe sagt. Es waren nach dem Turnier aber immer einige Geschichten in meinem Block, die in den Tagen und Wochen danach abgearbeitet wurden – in der gedruckten EZ und im Blog. Die Facebook-Seite aber, auf der der Blog und andere Handballthemen in der EZ gepostet werden, heißt nicht umsonst immer noch „EZ-Handballpokal“ – einmal im Jahr wird sie natürlich für das Turnier verwendet.

Das Layout

„Am Kreis“, Version zwei.

„Am Kreis“ ist technisch ein ganz normaler WordPress-Blog, der von meinen Kollegen in der Technik gebastelt wurde. WordPress bietet optisch viel mehr Möglichkeiten als die, die ich nutze. Aber dafür fehlen die Zeit und das Knowhow. Im Gegensatz zu hauptberuflichen Bloggern mache ich das neben meiner täglichen Arbeit in der Redaktion. Der Text steht im Mittelpunkt und dazu gibt es ein paar Fotos – fertig. Zwei Mal wurde der Blog dennoch relaunched. Einmal innerhalb von ein paar Stunden, weil das System völlig zusammengebrochen und alles kaputt war – inklusive aller Texte. Die meisten davon sind zwar wieder da, trotzdem musste alles neu gemacht werden. Beim zweiten Mal wurde vor allem der Kopf ein bisschen aufgefrischt – und ich hatte mittlerweile einen Bart, weshalb es auch ein neues Foto gebraucht hat.

Die Reaktionen

Auch der gelegentliche Blick hinter die Kulissen der Redaktionsarbeit kam gut an. Foto: Paesler

Positiv. Allerallermeistens. Vor allem Montags während der Saison gingen die Klickzahlen schon rauf, noch bevor ich geschrieben hatte. Allerallermeistens habe ich dann auch noch was geschrieben. Nach einem Text über eine Trainertrennung gab es eine verbale Schlammschlacht mit so vielen Kommentaren, die ich nicht freigeben konnte, dass ich mich mit meinen Online-Kollegen entschieden habe, eine Registrierschranke einzubauen. Seither ist die Zahl der Kommentare deutlich zurückgegangen oder hat sich auf Facebook verlagert. Das entspricht gleichzeitig dem Zeitgeist, denn die Kommentierfreudigkeit im Netz hat in den vergangenen Jahren insgesamt abgenommen. Einmal haben mich Reaktionen auch persönlich getroffen. Insgesamt wurde ich auch in den Hallen oft von Handballfans angesprochen, die mir gesagt haben, dass sie den Blog regelmäßig und gerne lesen. Das motiviert natürlich.

Wiederkehrende Elemente

Kennt ihr ihn noch? Ogu Nwagbara (rechts) auf der Bank des HASPO Ostfildern. Die Jungs links haben sich auch verändert. Foto: Rudel

Gleich im September 2011 habe ich meine erste Saisonprognose geschrieben, zu allen Teams von der Landesliga aufwärts. Manchmal lag ich daneben, oft richtig. Die Leser haben mir Recht gegeben oder auch nicht. Und auch sie lagen damit manchmal daneben und oft richtig. Ein schöner kleiner Wettstreit. Die Rubrik „Was macht eigentlich?“ schreibe ich viel zu selten. Auch das ist eine Frage der Zeit. Aber sie macht Spaß. Ich habe sogar schon Mails mit Listen zugeschickt bekommen, welche Namen ich abarbeiten könnte. Mit Ogu Nwagbara ging es im Januar 2014 los, Heiko Fleisch, Simon Wohlrabe, Florian Beck und andere folgten. Auch Marion Radonic, doch dazu später mehr.

Steffen Irmer-Giffoni, von euch zum Trainer der Saison 2019/2020 gewählt. Foto: Rudel

2012 habe ich die Leser gebeten, die Mannschaft des Jahres zu wählen – es gewann etwas überraschend der TV Nellingen II. Danach habe ich mich entschieden, nach dem Trainer der Saison zu fragen. Das war ein tolle Geschichte und viele von euch haben mitgewählt – Danke dafür! Auch hier gab es immer mal wieder einen Überraschungssieger. Interessante Trainer haben gewonnen, etwa Lars Schwend, Daniel Mayr, das Duo Daniel Brack/Alexis Gula, Michael Schwöbel (noch in Ostfildern) und zuletzt Steffen Irmer-Giffoni. Dieses Jahr wird es etwas schwierig mit der Suche nach Kandidaten – wie mit allem. Mal sehen.

Die Highligts

Die Sonderseite zur Aktion „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“.

Davon gab es viele. Es ist immer schön, wenn ich merke, dass jemandem ein Text gefällt. Die Wahl zum Trainer der Saison ist natürlich immer ein Highlight. Schön ist es auch, wenn aus einem Text im Blog eine Geschichte für die gedruckte Zeitung entsteht. Zwei von einigen Beispielen fallen mir dazu vor allem ein, eines davon ging sogar noch darüber hinaus: Im Herbst 2018 habe ich in einem Text meine Eindrücke geschildert, wie teilweise mit Schiedsrichtern in den Hallen umgesprungen wird. Die Reaktionen haben mich überwältigt. Es war Kritik dabei, aber viel mehr Zuspruch. Darüber hat meine Kollegin Karla Schairer einen Text für die EZ geschrieben und ich habe das Thema nochmal im Blog aufgenommen.

„Keine Pfiffe gegen Pfiffe“ – das Plakat hängt auch in Plochingen.

So habe ich mich entschieden, dazu aufzurufen, an einem Wochenende das Geschimpfe bleiben zu lassen. Dazu habe ich Prominente, Sportler, Funktionäre und Leser gebeten, sich für eine Sonderseite mit Aufrufen zu beteiligen. Unser Mediengestalter Thomas Schwab hat ein Logo dazu entwickelt. Nachdem der TV Reichenbach nach Rücksprache ein Plakat davon produzieren ließ und in der Brühlhalle aufgehängt hat, haben wir von der EZ die Idee aufgenommen, Michael Abele hat noch viel mehr Plakate gedruckt – die heute in vielen Hallen in der Region hängen.  Klar, ein paar Wochen später wurde geschimpft wie vorher, aber cool war die Aktion trotzdem. Und vielleicht wirft – wenn wieder gespielt wird – ja mal ein Zuschauer einen Blick auf das Plakat, bevor er losbruddelt.

Marion Radonic an der Seitenlinie des SKV Unterensingen. Der Männer des SKV. Foto. Rudel

Das zweite Beispiel: Beim EZ-Pokal 2019 habe ich mit Marion Radonic gesprochen und einen Text über ihre Schwierigkeiten geschrieben, trotz unbestrittener Kompetenz als Trainerin im Männerbereich anerkannt zu werden. Die Frau hat was zu sagen, und ich habe es geschrieben. Und siehe da, plötzlich bekam sie Angebote – als Cheftrainerin im Männerbereich. Als sie beim SKV Unterensingen unterschrieben hatte, habe ich ein ausführliches Interview für die gedruckte EZ mit ihr gemacht.    

Wie geht es weiter?

Wegen Corona habe ich noch nie so wenig Texte im Blog geschrieben wie 2020, nämlich nur 23. Klar, oft ging es eben um Corona – das Thema des Jahres, auch im Sport. Ich hoffe, dass es bald besser wird. Ein allgemeiner Trend geht dahin, dass Blogs an Bedeutung verlieren und Podcasts wichtiger werden. Ehrlich gesagt fange ich damit trotz meiner Radio-Vergangenheit nicht an, sondern schreibe – spätestens, sobald wieder Handball gespielt wird – weiter „Am Kreis“. So lange ihr Interesse daran habt. Mir macht es auch nach zehn Jahren noch Spaß. Und übrigens: Einen Podcast („EZ Talk„) gibt es mittlerweile auch bei esslinger-zeitung.de.


Eigentlich

Handball in der Saison 2020/2021: Eines der wenigen Spiele – in Plochingen und ohne Zuschauer. Fotos: Rudel

Es ist die Zeit der Weihnachtskarten und (vermehrt) -Mails, die Zeit der Weihnachtswünsche. In diesem Jahr gleichen sie sich inhaltlich ziemlich. Auch die, die ich geschrieben habe. Es geht vor allem darum, was man wegen Corona nicht oder trotz Corona in 2020 gemacht hat. Urlaub in Deutschland war angesagt. Homeoffice. Fast alle von uns sind zu Videokonferenz-Experten geworden und wissen, dass sie das Mikro ausschalten müssen, wenn sie nicht sprechen.

Der Sport und damit auch der Handball als schönste Nebensache der Welt ist, wie es das Wort ausdrückt, nicht das Wichtigste zurzeit. Beileibe nicht. Aber auch der Sport ist massiv von der Pandemie betroffen. Der Spitzensport und der Amateursport, der wiederum eine große gesellschaftliche und gesundheitspolitische Bedeutung hat. Es wird lange bis nach dem Ende der Pandemie dauern, bis sich der Sport wieder erholt hat und sich in ruhigem Fahrwasser bewegt. Wie viele andere Bereiche der Gesellschaft auch.

So sah es vor dem Lockdown aus. Julian Reinhardt trifft und die vielen Fans in Neuhausen freuen sich.

Im EZ-Land ging handballerisch irgendwann gar nichts mehr. Selbst in der 3. Liga, die eigentlich spielen durfte – es aber nicht tat, weil zu viele Vereine aufgrund von regionalen Entscheidungen nicht trainieren konnten. Hätten die Hornets aus Nellingen ihr Team nicht aus der Bundesliga zurückgezogen, gäbe es in der Region zumindest noch eine Mannschaft, die regelmäßig zu Spielen antritt. Aber die Hornets sind nicht mehr dabei, sondern nur noch in Liga drei. Nachdem „unsere“ drei Drittligisten TV Plochingen, TSV Wolfschlugen und eben TV Nellingen beschlossen haben, auch nicht mehr zu trainieren, ist im gesamten EZ-Land meiner Wahrnehmung nach Wasserball-Bundesligist SSV Esslingen die einzige Mannschaft, die noch gemeinsam in die Halle geht.

Weil am Kreis in den Hallen nichts los war, war es auch im Am-Kreis-Blog viel ruhiger als sonst. So wenig habe ich hier während eines Jahres noch nie geschrieben, und auch noch nie so unregelmäßig. Und das ausgerechnet im zehnten Jahr, seit ich das mache. Das war ganz schön unbefriedigend. Aber während wir es in der Zeitung geschafft haben, trotz fehlender Termine fast täglich lokale Sporttexte zu bringen, haben einfach die Themen gefehlt. Klar, die Folgen der Absage, des dann doch Saisonstarts, des Ausschlusses der Zuschauer und dann der erneuten Absage konnte ich kommentieren und habe es auch getan. „Der Ball ruht“, „Geister-Spieltag“, „Wie lange geht das noch gut?“ und „Warteschleife, die Zweite“ lauteten einige Überschriften. Und es gab auch sonst noch ein paar Themen. Scrollt doch nochmal durch, ich habe es auch eben getan.

Was für ein schöner Jahresauftakt: Die Spieler des TSV Deizisau und Trainer Olaf Steinke jubeln über den EZ-Pokal.

Das Jahr ging noch gut los mit dem EZ-Pokal und mal wieder einem Sieg des TSV Deizisau nach vielen Jahren. Dann gab es die Trainertrennung und Neuausrichtung bei der SG Hegensberg/Liebersbronn, den Abgang von David Spiler aus Plochingen, die Erwartungen an die wiedereingeführte Verbandsliga. Und auch die traditionelle Wahl zum Trainer der Saison hat stattgefunden – mit dem Außenseiter-, aber dennoch verdienten Sieg von Steffen Irmer-Giffoni. Die Sommerpause war – wie für die Teams – länger als gewohnt, aber auch die ebenso traditionelle Saisonprognose habe ich gemacht. Für eine Saison, die vielleicht nie zu Ende gespielt wird.

Der Trainer der Saison 2019/2020: Steffen Irmer-Giffoni. Er ist möglicherweise froh, dass er zurzeit pausiert.

Mein persönliches Am-Kreis-Highlight des Jahres war der Text über Marion Radonic in der Rubrik „Was macht eigentlich…“, die ich eigentlich viel öfter machen sollte. Es entwickelte sich eine Diskussion, warum kompetente Frauen kaum eine Chance als Trainerin im Männerbereich haben. Marion Radonic bekam anschließend tatsächlich ein paar Angebote und ist mittlerweile Chef-Trainerin der Württembergliga-Männer des SKV Unterensingen. Darüber habe ich später noch ein Interview mit ihr für die EZ gemacht. Eine beeindruckende Frau und eine schöne Geschichte.

Was macht eigentlich Marion Radonic? Sie ist mittlerweile Cheftrainerin der Männer des SKV Unterensingen. Hier ein Bild vom (Geister-)Vesalius-Cup in Köngen kurz vor dem Saisonstart.

Mein gerade einmal 22. und vor diesem hier letzter Am-Kreis-Text 2020 handelte von der Verschiebung des EZ-Pokals. Eigentlich wären wir jetzt gemeinsam mit dem TSV Denkendorf in der heißen Phase der Vorbereitung und am 4. Januar würde es losgehen, nach 26 Jahren in der Neckarsporthalle zum ersten Mal in der Sporthalle Weil. Aber „Eigentlich“ ist neben und als Folge von „Corona“ irgendwie das Wort des Jahres. Für den Sport. Und für alle anderen Bereiche des Lebens.

Auch von mir ein herzlicher Weihnachtswunsch: Habt ein paar schöne Festtage im kleinen Kreis, schaut möglichst optimistisch auf 2021. Ich hoffe, dass wir uns so bald wie möglich und nachdem es sich aufgrund der Pandemielage rechtfertigen lässt wieder in einer Handballhalle sehen. Sobald sich Themen auftun, werde ich mich hier melden.


EZ-Pokal 2021: keine Maultaschen, aber jubelnde Sieger?

So sahen die Sieger des EZ-Pokals 2020 aus. Es gewann mal wieder der TSV Deizisau.

Drei Tage eine volle Halle, guter Handball, viele Gespräche, Maultaschen, jubelnde Sieger – was hatten wir in den vergangenen Jahren für schöne Tage beim EZ-Handballpokal in der Esslinger Neckarsporthalle. Dass es nach 26 Ausgaben eine Veränderung geben wird, war klar: Es war der Umzug in die chic renovierte und größere Sporthalle in Weil geplant. Überhaupt nicht geplant war, dass der EZ-Pokal 2021 nicht am gewohnten Termin um den Dreikönigstag stattfinden kann und bestimmt nicht als große Veranstaltung.

Normalerweise machen wir immer während der zweiten Oktoberwoche die Ausschreibung, kurz darauf veröffentlichen wir zuerst das Teilnehmerfeld und dann den Spielplan. Und dann geht es an die Beilage, die wir seit dem Jubiläumsturnier im Jahr 2000 machen. Zum größten Teil sind es die gleichen Mannschaften, die jedes Jahr mitspielen – und auch bei ihnen ist die Vorfreude immer groß.

Ihr werdet es gemerkt und euch nur zum Teil gewundert haben: Diesmal gab es keine Ausschreibung im Oktober. Aber auch keine Absage. Die wollten wir von der EZ unbedingt vermeiden und waren uns damit mit dem diesmaligen Ausrichter TSV Denkendorf einig. Im Sommer hatten wir schon den EZ-Fußballpokal beim VfB Reichenbach absagen müssen, das war sehr schade. Zumindest wollten wir so lange wie möglich abwarten. Aber es war klar, einen EZ-Handballpokal wie immer wird es während der Coronapandemie nicht geben. Tatsächlich ist der Text in der morgigen Dienstagausgabe der erste in der Zeitung zum EZ-Pokal 2021.  

Dann kam der zweite Lockdown mit dem Amateursportverbot für den November, dann die Verlängerung  – und mittendrin der Gedanke, ob es nicht die Möglichkeit gibt, den EZ-Pokal zumindest im kleineren Rahmen auszurichten. In 26 Jahren ist unser Handballturnier nie ausgefallen.

Die Denkendorfer, und das fand ich echt stark, waren sofort offen dafür. Ich hätte es verstanden, wenn sie zurückgezogen hätten. Aber nein, nach ein paar internen Abstimmung kam die Aussage: Wir sind dabei. Für das Turnier und für die Handballer.

Die Gedanken wurden weiter gesponnen. Wenn es schon keinen EZ-Pokal als Treff der gesamten Handballszene geben kann, dann vielleicht zumindest einer als Vorbereitungsturnier für die Mannschaften. Denn irgendwann soll es mit dem Spielbetrieb ja weitergehen – und davor ist der eine oder andere Test nicht schlecht. Warum dann nicht bei einem EZ-Pokal? Dann eben mit wenigen oder auch ohne Zuschauer (und damit ohne Maultaschen) – aber natürlich der gleichen umfangreichen Print- und Online-Berichterstattung der EZ.

Irgendwann war auch klar, dass aus dem Termin Anfang Januar nichts werden würde. Aber auch mein Vorschlag, das Turnier dann eben eine Woche vor dem Wiederstart – wann auch immer er sein würde – durchzuführen, traf bei meinen EZ-Kollegen und bei den Denkendorfern auf offene Ohren. Mit solche Leut kammer schaffa, würde der Schwabe sagen.

Natürlich gibt es noch eine Menge Fragezeichen. Aber ich bin richtig froh, dass wir uns die Möglichkeit offen lassen, einen EZ-Pokal 2021 zu haben. Ein Grund, dass wir uns dafür engagieren, ist auch, dass ich in vielen Gesprächen mit Handballern erfahren habe, dass sie froh darum und dabei wären, wenn es die Umstände zulassen.

Jetzt hoffen wir, dass sie es tun, die Umstände. Irgendwann. Und dass sie Anfang 2022 wieder so sind, dass wir einen EZ-Pokal in einer vollen Halle in Weil mit gutem Handball, vielen Gesprächen, Maultaschen und jubelnden Siegern haben werden. Auf die, also auf die jubelnden Sieger, hoffe ich aber auch noch 2021.

Zur Überbrückung noch ein paar Eindrücke aus dem Januar 2020. Viel Spaß beim Schwelgen in Erinnerungen – was waren das für schöne drei Tage:


Warteschleife, die Zweite

Nellingen gegen Metzingen II – es könnte das letzt Handballspiel des Jahres im EZ-Land gewesen sein. Es sieht jedenfalls stark danach aus. Fotos: Rudel (2), Kehle.

Ich habe eben mit Frieder Gänzle telefoniert. Er ist einer von vielen Menschen, denen gerade ihr Sport fehlt. Aber die wissen, dass es zurzeit Wichtigeres gibt. Der Verbandsliga-Spieler des TSV Köngen ist mit aller Kraft damit beschäftigt, die Firma F. Zimmermann aus Neuhausen durch die Corona-Krise zu lotsen. Der Betrieb hat 180 Mitarbeiter, stellt Fräsmaschinen her. Und Gänzle ist ihr geschäftsführender Gesellschafter.

Den Text über Frieder Gänzle lest ihr vermutlich kommende Woche in der EZ. Wir haben nämlich unsere Serie „Sportler in der Warteschleife“ aus dem Frühjahr wiederbelebt. Damals wie heute porträtieren wir Sportler und erzählen ihre Geschichte, wie sie mit der Pause im Sport umgehen – und wie sich die Corona-Krise auf ihr sonstiges Leben auswirkt. Spannende Texte waren das damals und sind es auch jetzt wieder.

Es macht Spaß, die Porträts zu recherchieren und zu schreiben. Zum Auftakt von „Warteschleife, die Zweite“, hatte ich ja vor einer Woche Trainer Stefan Eidt vom TSV Deizisau. Aber genauso gerne würde ich darüber berichten, was ein Trainer nach dem Spiel sagt. Und Porträts schreiben, die nichts mit einer Krise zu tun haben.

Frieder Gänzle – spielt zurzeit nicht Handball.

Als ich am 1. November bei der Drittliga-Begegnung der Nellinger Frauen mit Metzingen II in der Sporthalle 1 war (die bald einen Nachfolger bekommt), hatte ich noch Hoffnung, dass es nicht das letzte Handballspiel des Jahres im EZ-Land sein würde. Aber die 3. Liga ist mittlerweile bis Jahresende abgesagt. Für die Spiele auf HVW-Ebene ist noch keine Entscheidung gefallen. Das will der Verband wie angekündigt erst auf seinem Verbandstag am 28. November machen, wie mir Präsident Hans Artschwager gestern noch mal bestätigt hat. Aber ich kann mir im Moment nicht vorstellen, dass wir im Dezember Spiele sehen werden.

Selbst wenn Sportveranstaltungen wieder erlaubt wären, haben die Teams von der BWOL abwärts – im Gegensatz zu den hiesigen Drittligisten – bis kurz davor nicht trainiert. Wenn sie das im Dezember wieder dürfen, macht es Sinn, im Januar wieder anzufangen. Bleibt es beim Trainingsverbot, verschiebt sich alles weiter. Und die Verbände müssen sich weiter Gedanken darüber machen, welche Szenarien für die Durchführung einer Saison Sinn machen.

Ich finde zum Beispiel die Idee aus der 3. Liga charmant, eine einfache Runde mit anschließenden Playoffs zu spielen. Aber erst einmal muss es Licht am Ende des Coronatunnels und die Aussicht auf Spiele geben. Das betrifft alle Sportarten.

Auch Stefan Eidt ist handballerisch ausgebremst.

Für uns in der Sportredaktion heißt es wie im Frühjahr und Sommer: Wir müssen produzieren ohne die Grundlage der Berichterstattung: Sportereignisse. Die Themen gehen uns trotzdem nicht aus. Zurzeit füllen wir täglich eine halbe Seite mit Lokalsport, manchmal auch mehr. Wie euch aufgefallen sein wird, leider oft nicht am angestammten Platz im Seitenverlauf. Aber auch Zeitungsmacher müssen in diesen Zeiten improvisieren und wir versuchen immer, unser Thema auf der Titelseite anzukündigen (mit Seitenzahl). Und wie das Wetter wird, wissen die Lokalsportleser dann auch gleich…

Ich habe trotz Sportpause viele, viele Themen im Kopf, die ich gemeinsam mit meiner Kollegin Karla Schairer abarbeiten und aufbereiten werde. Und manchmal kommen ja auch Neuigkeiten auf den Schreibtisch, vor allem aus den Verbandszentralen. Auf eine Weise kommt mir diese Art der Arbeit entgegen: Ich predige schon seit vielen Jahren den Abschied vom so genannten Termin-Journalismus – oder im Sport 1:0-Journalismus. Spielberichte und vor allem Vorschauen kleiner, dafür mehr Hintergründe, Analysen und Porträts. Ihr kennt das als EZ-Leser. Ich bin fest davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Zurzeit geht es nicht anders.

Aber die Spiele in der Halle fehlen schon. Oder auf dem Sportplatz. Und so manche Idee zu einer Geschichte ist ja erst beim Eindruck dessen entstanden, was man da auf dem Spielfeld gesehen hat. Zurzeit aber befinden sich die Sportler in der Warteschleife. Frieder Gänzle wird nicht der letzte Handballer gewesen sein, über den ich in dieser Rubrik schreibe. Bleibt gesund!   


Unter dem Radar des DHB

Leonie Dreizler (Mitte) steht für die Weiterentwicklung des Nellinger Teams. Fotos: Jörn Kehle

Es war noch mal so etwas wie Handball-Normalität. Und ich muss gestehen: Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es richtig war, dass überhaupt noch gespielt wurde, habe ich es genossen. Beim Drittligaspiel des TV Nellingen gegen die TuS Metzingen II war ich einer von 90 Menschen auf der Tribüne. Es war alles bestens organisiert und alle haben sich an die Regeln gehalten. Vor dem Spiel, in der Pause und danach war es mir auf dem Gang hinter der Tribüne trotzdem etwas zu voll. Aber da trugen alle Masken.

Das Spiel hat Spaß gemacht. Auch zu sehen, wie sich das Nellinger Team weiterentwickelt hat. Trainerin Veronika Goldammer scheint Recht zu behalten: Die vergangene Saison, die erste der Hornets nach dem Rückzug aus der Bundesliga, sollte eine Übergangsrunde sein. Die TVN-Frauen hatten Glück, dass sie weiterhin in der dritthöchsten Spielklasse dabei sein dürfen, obwohl sie zum Zeitpunkt des Abbruchs auf einem Abstiegsplatz standen.

Goldammer war davon überzeugt, dass das Team in Runde zwei besser dastehen und damit zeigen würde, dass es zurecht in der 3. Liga antreten darf. Zwei Spiele, zwei Siege steht im ersten Zwischenzeugnis. Der Auftakterfolg gegen Aufsteiger TSV Heiningen ist nicht überzubewerten. Das 29:28 gegen die TuSsies II aber ist ein Ausrufezeichen. Die Metzinger Verantwortlichen um Manager Ferenc Rott haben mit dem Team eine feine Kaderschmiede für ihr Bundesligateam aufgebaut. Viele Talente stehen im Kader, die irgendwann im Oberhaus zum Einsatz kommen sollen und vermutlich auch werden.

Das hat man individuell auch gesehen. Dass die Stärke der Metzingerinnen nicht gänzlich zum Tragen kam, war ein Verdienst der Nellingerinnen. Im Angriff haben sie zwar viel verballert, leichtfertig verballert. Aber die Abwehr stand. Meistens. Am meisten beeindruckt hat mich, dass die Hornets mental über 60 Minuten da waren und jede heikle Situation gemeistert haben. Etwa eine Viertelstunde vor Schluss habe ich damit gerechnet, dass das Spiel kippt. Vielleicht haben das auch die Metzingerinnen gedacht. Die Nellingerinnen haben zwar den Ausgleich kassiert, lagen aber nie in Rückstand – und kurz vor Schluss hat Leonie Dreizler den Siegtreffer erzielt. Ganz schön selbstbewusst.

Da musste es ohne Abstand gehen – aber sie spielen und trainieren ja auch gemeinsam: Die Nellingerinnen nach dem letzten Metzinger Freiwurf.

„Wenn sie vorne einen Fehler gemacht haben, haben sie hinten umso mehr gekämpft“, sagte Goldammer und war sichtlich stolz. Geadelt wurden die Hornets von Metzingens Trainerin Alexandra Kubasta, die früher selbst eine klasse Spielerin war und viele Derbys gegen Nellingen auf dem Spielfeld miterlebt hat. „Wir haben nie aufgegeben, aber das Spiel nicht an uns reißen können und kamen nicht mit der relativ offensiven Deckung Nellingens zurecht“, sagte Kubasta dem Kollegen vom Reutlinger General-Anzeiger am Telefon. Und: „Das war ein Spiel, aus dem man lernen muss.“ Klar, das Metzinger Team hat jede Menge Talent, aber ist jung. Wie das Nellinger.

Die Nellingerinnen werden aus dem Spiel vor allem lernen, dass sie in ihrer Entwicklung zwar auch noch eine weite Strecke vor sich haben, dass sie sich aber auf das verlassen können, was in ihnen steckt. Ähnlich drückte sich Dreizler aus. Auf meine Frage, ob sie in der Schlussphase auch befürchtet hatte, dass das Spiel kippen könnte, erklärte sie: „Wir haben schon gemerkt, dass es eng wird. Aber wir wussten aus der ersten Hälfte, dass wir es können.“ So kann es weitergehen.

Es geht aber – Themawechsel – zunächst nicht weiter. Wobei heute eine Meldung kam, die Mut macht. Zwar hat der DHB den Spielbetrieb der 3. Liga für zwei Wochen ausgesetzt, aber nach den Plochinger Männern haben nun auch die Nellingerinnen und die Frauen des TSV Wolfschlugen von ihrer jeweiligen Kommune das Go bekommen, dass sie zumindest trainieren dürfen. Das heißt, sollte es nach den zwei Wochen – oder auch nach vier – weitergehen, würde es kein Kaltstart. Wobei ich im Moment keinen Überblick darüber habe, wie es bei den Konkurrenten aussieht. Denn Sinn macht das ja nur, wenn zumindest die allermeisten Teams in der Lage sind zu trainieren. Bei den Mannschaften von der BWOL abwärts ist die Situation klar. Wie sie mit der Pause umgehen, ist in der Mittwochausgabe der EZ zu lesen.

Die momentane Situation ist kompliziert und der Stopp im Sport richtig. Der DHB macht jedoch eine sehr unglückliche Figur. Grundlage dafür, welche Teams spielen und trainieren dürfen, ist vereinfacht ausgedrückt die Frage, ob sie zum Profitum gezählt werden und damit vom Amateursportverbot ausgenommen sind oder nicht. Ich will das jetzt nicht im Detail ausführen, ich habe für die Montagausgabe der EZ ja ausführlich darüber geschrieben. Es gibt mehrere Kriterien, die für die eine oder die andere Auslegung sprechen. Aber: Während die Sportverbände insgesamt aus dem ersten Lockdown im Frühjahr gelernt und Lösungen für die verschiedensten Szenarien erarbeitet haben, hat es der DHB verpennt, diese wichtige Frage im Vorfeld zu klären. Hätte er das getan, hätte er auf die jetzige zweiwöchige Pause verzichten können. Denn die hat er ausgerufen, um Zeit für die Klärung genau dieser Frage zu gewinnen und ein Stimmungsbild bei den Vereinen einzuholen.

Im Moment spricht einiges dafür, dass es in der 3. Liga wie in den beiden Ligen drüber bald weiter geht. Nach meinem Gefühl zumindest etwas mehr als noch vor ein paar Tagen. Aber klar ist zurzeit wenig. Und am Ende sollte Hintergrund aller Entscheidungen die Frage der Gesundheit sein. Das Spiel am Sonntag in Nellingen, das vorerst letzte im EZ-Land, hat Lust auf mehr gemacht. Also: Haltet euch an die Regeln und Abstand. So kann jeder einen kleinen Teil dazu beitragen, dass es auch im Handball irgendwann wieder so etwas wie Normalität gibt.


Wie lange geht das noch gut?

Es wird Handball gespielt – aber nicht mehr viel.

Der TV Plochingen ist nach dem 33:30-Sieg gegen den HC Erlangen II Dritter der 3. Liga, der TSV Deizisau in der Württembergliga nach dem 34:26-Erfolg gegen den SKV Oberstenfeld Zweiter, die HSG Ostfildern nach dem 27:24 im Derby gegen die SG Hegensberg/Liebersbronn Zweiter der Verbandsliga. Es gibt das eine oder andere Erfreuliche aus dem EZ-Handballland zu berichten.

Aber ist das das Thema zurzeit? Ja, ganz bestimmt. Wir von der EZ waren bei den drei erwähnten Spielen vor Ort und haben in der Montagausgabe darüber berichtet. Platz genug war dafür. Denn wo es sonst aufgrund der vielen Handball-Teams von der Landesliga aufwärts eng wird, konnte unsere Sonntags-Planerin Karla Schairer große Texte mit großen Bildern platzieren. Oder musste.

Denn das augenscheinlichste Bild vom vergangenen Handball-Wochenende bekommt man, wenn man auf die Internetseite des HVW geht und dort auf „Spielbetrieb“ klickt. „abgesetzt, COV19“ ist dort x-fach unter der Rubrik „Bemerkung“ zu lesen. Wenn man auf die Unter-Rubrik des Bezirks Esslingen-Teck geht, steht dort fast nur das Wort „abgesetzt“. Ab der BWOL aufwärts wird dagegen regelmäßig gespielt. Es ist so: Corona ist das Thema zurzeit – in der Gesellschaft, im Sport und damit auch in den Medien. Es interessiert, und wir machen unseren Job.

Jannik Hausmann und der TV Plochingen haben am Wochenende gespielt – und gewonnen. Fotos: Rudel

Es ist eine verrückte Situation. Von Spielen mit Zuschauern über welche ohne bis zu den vielen Absagen findet alles statt – oder eben nicht. Wobei weiterhin mehr Spiele abgesetzt werden, weil einzelne Mannschaften oder Vereine nicht spielen wollen, als dass es konkrete Corona-Fälle gibt.

Die Frage ist: Wie lange geht das noch gut? Oder: Wann entscheidet der HVW wie etwa der bayerische Verband und verordnet der Runde eine Pause, wo doch eh kaum gespielt wird? Im Gegensatz zu den Fußballern, die bereits kräftig am nachholspielen sind, stellt sich auch die Frage, wann denn die ganzen Begegnungen, die jetzt nicht angepfiffen werden, neu angesetzt werden sollen. Von einer Schräglage der Tabellen und möglicherweise Wettbewerbsverzerrung gar nicht zu sprechen. Vom HVW ist im Laufe der Woche noch eine Erklärung zu erwarten.

Wie haben wir uns auf die Verbandsliga-Derbys gefreut. Das zwischen Ostfildern und HeLi fand statt, und sogar ein paar Fans waren dabei.

Ich lasse es für heute mal dabei. Das Thema wird noch viele Zeilen nötig machen. Dass ich seit mehr als einem halben Jahr mehr Corona- als Sport-Reporter bin, daran habe ich mich gewöhnt. Versprochen: Wir werden euch in der EZ informiert halten. In Sachen Corona. Und falls am kommenden Wochenende gespielt wird, werden wir vor Ort sein und für euch darüber berichten. Und ich werde hier am Kreis auch sehr gerne wieder über sportliche Erfolge und Misserfolge schreiben. Etwa des TV Plochingen, des TSV Deizisau oder der HSG Ostfildern.

Ich freue mich darauf – wahrscheinlich ungefähr genauso sehr, wie ihr darauf, mal wieder unbeschwert Handball spielen zu können oder zuzuschauen.

Und es gibt ja auch noch andere Sportarten. Am Freitagabend etwa werde ich beim Fußball-Landesligaderby zwischen Köngen und Deizisau sein. Falls das Spiel stattfindet.


Absage von unten

An der Römerstraße wurde am Samstag ohne Zuschauer gespielt. Den Unterschied kann man auf diesem Bild nicht erkennen – denn die Halle ist so gebaut, dass unsere Fotografen Spieler und Fans gar nicht gleichzeitig ablichten können. Fotos: Rudel

Zu gerne würde ich mehr Texte schreiben, in denen es nicht um Corona geht. Deshalb habe ich auch für die Samstagausgabe der EZ die Geschichte über Neuhausens Timo Durst und sein bevorstehendes Comeback nach langer Verletzung gemacht.

Aber auf dem Rest der Lokalsportseite gab es fast nur ein Thema – und das wird auch das beherrschende Thema der kommenden Wochen bleiben. Im Sport und in der gesamten Gesellschaft. Und damit auch in der Zeitung. Im Sport und (noch mehr) in allen anderen Ressorts.

An diesem Montag sind in Baden-Württemberg neue Bestimmungen in Kraft getreten. Inwieweit sie den Sport und damit auch den Handball betreffen, ist (zumindest mir) nicht ganz klar. Aber das war schon in den vergangenen Wochen so. Und das ist auch mit das Problem. Darf man jetzt mit Zuschauern spielen? Darf man nicht? Wie lange darf man überhaupt noch spielen?

100 Menschen sind ab jetzt „bei der Durchführung von Veranstaltungen“ erlaubt. Also auch bei Handballspielen? „Beschäftigte und sonstige Mitwirkende“ bleiben „außer Betracht“. Also Mannschaften, Betreuer, für den Spielbetrieb nötige Personen? Ausnahmen soll es geben. Es gibt eine Menge Klärungsbedarf.

Die Nellinger Drittligafrauen haben mit Unterstützung der Trommler und ein paar Zuschauern den ersten Saisonsieg geholt.

Was bei der ganzen Sache komplett neu ist: Im Frühjahr waren es die Sportverbände, die den Spielbetrieb eingestellt haben. Ich werde diesen Donnerstag in der Redaktion wohl nie vergessen, an dem eine Sportart nach der anderen abgebrochen hat. Jetzt kommt die Absage von unten.

Die Verbände, also auch der HVW, hängen sich an die Politik und empfehlen, ohne Zuschauer zu spielen. Das hat auch dazu geführt, dass die Vereine, die in ihr zuvor ja überprüftes und abgesegnetes Hygienekonzept vertraut haben und vor (ein paar) Fans aufgelaufen sind, zum Teil mächtig Kritik abbekommen haben. Das ist keine gute Situation für alle. Die Vereine wünschen sich auch diesmal eine klare Vorgabe von den Verbänden. Die erklären wiederum, dass sie das ohne entsprechende Beschlüsse der Politik nicht tun können. Also sagen viele Vereine die Spiele von sich aus ab. Davon war am vergangenen Wochenende vor allem die Staffel 2 der Männer-Verbandsliga betroffen. Mit Köngen, Denkendorf, Reichenbach und Team. Auch in der Jugend fand viel nicht statt.

Dass es schwierig ist, die Vorgaben der Politik für den Sport zu übersetzen, ist unbefriedigend. Es zeigt aber, dass der Sport in der momentanen Situation nicht die Hauptrolle spielt. Und das ist angemessen. Trotzdem muss auch der Sport, in den so viele Menschen so viel Herzblut – und Freizeit – stecken, planen können.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es sehr, sehr schwer ist, den weiteren Verlauf vorherzusagen. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Entscheidungen aus dem Sport heraus einen vorzeitigen – also sehr vorzeitigen – Saisonabbruch oder eine Unterbrechung zumindest beschleunigen. Warten wir es ab, etwas anderes bleibt uns nicht übrig.

Naja, nicht ganz: Wir können und sollten uns dringend an die Regeln halten. Das Problem ist allerdings, dass Maßnahmen mit einer Verzögerung von ungefähr zwei Wochen greifen. Bis dahin werden noch viele Spiele abgesetzt sein. Mindestens.

Wir Sportjournalisten werden also weiter viel über Corona schreiben müssen. Und flexibel sein. Noch flexibler jedenfalls, als wir es in diesem Beruf ohnehin sind – was grundsätzlich ein Bereich ist, den ich daran mag.

Wir mussten etwa auch die Montagausgabe umplanen. Zwei Mal TSV Denkendorf gegen TV Reichenbach, in der Württembergliga der Frauen und in der Verbandsliga der Männer. Wir hatten uns schon was überlegt, wie wir das aufbereiten mit einem interessanten Layout. Alles ausgefallen. Stattdessen haben wir unseren Mitarbeiter Max Bruns an die Römerstraße zur SG Hegensberg/Liebersbronn geschickt.

Am kommenden Samstag tritt HeLi zum Derby in Ostfildern an. Das ist wieder ein interessanter Termin, den wir eingeplant haben. Ob gespielt wird? Zurzeit kann man das ein paar Tage vorher nicht sagen. Alles dazu erfahrt ihr wie immer in der EZ.


Geister-Spieltag

Ein ungewohntes Bild: So sah es am Samstag in der Schafhausäckerhalle vor dem Anpfiff des Drittliga-Spiels zwischen dem TV Plochingen und den Rhein-Neckar Löwen II aus. Fotos: Paesler, Rudel (1)

Wenig Zuschauer, viel Gesprächsbedarf. So kann man den ersten kompletten Handball-Spieltag der Saison 2020/2021 zusammenfassen. Dazu kommt ein ungewisser Blick in die Zukunft.

Bevor am vergangenen Donnerstag der Esslinger Landrat Heinz Eininger seine angekündigte Pressekonferenz gab, in der er weitere Maßnahmen zur Corona-Krise bekanntgab, habe ich zumindest nicht ausgeschlossen, dass (unter anderem) der Handball abgesagt wird, bevor er richtig angefangen hat. Dann kam die Empfehlung, Sportveranstaltungen in der Halle ohne Zuschauer durchzuführen. Es konnte also gespielt werden, aber vor leeren Rängen.

So sah es EZ-Fotograf Herbert Rudel vom Innenraum aus.

Vor leeren Rängen? Nicht ganz. Zwar schlossen sich der HVW und der Handball-Bezirk Esslingen-Teck Einingers Empfehlung an. Aber Empfehlung ist nur Empfehlung – und so wurde zum Teil mit Fans gespielt, unter anderem in Deizisau und in Ostfildern. Davon waren bei anderen Vereinen nicht alle begeistert, das Unverständnis war teilweise sogar mächtig. Die Deizisauer und Ostfilderner begründeten ihre Entscheidung damit, dass ihr Hygienekonzept mit der Kommune abgestimmt worden sei. Das war es bei anderen Vereinen allerdings auch – und da wurde angesichts der neuen Entwicklung trotzdem ohne Zuschauer gespielt.

Das Thema wird uns noch lange beschäftigen. Auch dahingehend, wie Vereine in anderen Kreisen damit umgehen. In einigen Hallen, so berichten Heimkehrer von Auswärtsspielen, war es auf den Rängen „fast wie früher“, in anderen wurden Teams aus dem Risikogebiet Kreis Esslingen ausgeladen. Wie in Altenstadt – wo die Denkendorfer nicht spielen durften, Jugendteams aber doch. Auch das sorgte für Unverständnis. Wobei insgesamt wenige Erwachsenen-, aber viele Jugendspiele abgesagt wurden.

Beste Sicht vom Presseplatz aus.

Auch wie damit umgegangen werden soll, wenn einzelne Spieler in der aktuellen Situation nicht zu einem Handballspiel antreten wollen und damit ihre Mannschaft geschwächt aufläuft, muss geklärt werden – Beispiel Köngen. Oder wenn der wichtigste Mann fehlt, weil er Lehrer ist und wegen eines Falles an seiner Schule in Quarantäne muss – Beispiel Neuhausen. Das Ganze ist sportlich schon etwas verzerrt. Andererseits, und das sagen ja auch alle Beteiligten, geht die Gesundheit vor. Und jeder Spieler fühlt sich zurzeit mit dem Handball in der Hand unterschiedlich wohl.

Eines ist spätestens seit dem vergangenen Wochenende deutlich: Es braucht klare Ansagen!

Die Gremien von HVW und Bezirk tagen am heutigen Montagabend und diskutieren genau darüber. Deshalb werde ich in der EZ auch (erst) für die Mittwochausgabe etwas Größeres zur aktuellen Lage und zur weiteren Entwicklung schreiben.

Gute Laune bei Livestream-Kommentator Michael Ehret (rechts) und „Experte“ Daniel Hebisch.

Ich selbst hatte am Samstag mein erstes Geister-Punktspiel. Es war tatsächlich ein bisschen gruselig, gemeinsam mit nur 13 anderen Menschen weit verteilt auf der Tribüne der Schafhausäckerhalle zu sitzen und das Drittliga-Spiel zwischen dem TV Plochingen und den Rhein-Neckar Löwen II (32:37) anzuschauen. Okay, Gedränge wäre mir sicher nicht lieber gewesen. Die Fans mussten draußen bleiben, auch die meisten Funktionäre mussten draußen bleiben.

Im Innenraum habe ich neben den Mannschaften und ihren Betreuern nur die zwei Schiedsrichter, zwei Wischer, einen Löwen-Funktionär und zwischenzeitlich den EZ-Fotografen Herbert Rudel gesehen. Auf den Rängen waren nur Leute, die für den Ablauf dringend notwendig waren plus meine Wenigkeit als Multiplikator für die Leser. Einen ähnlichen Job hatten Livestream-Kommentator Michael Ehret und sein „Experte“ Daniel Hebisch. Ich konnte das auf sportdeutschland.tv ja nicht anschauen, weil ich live dabei war. Aber ich denke, sie werden das gut gemacht haben.

Das hat sich alles ziemlich komisch angefühlt. Und es wird vermutlich komisch bleiben, wenn die Saison nicht ganz abgebrochen wird. Dabei war die Vorfreude auf Handball nach der langen Pause so groß. To be continued.