Das ist ein Paukenschlag. Dass der TV Nellingen nach den letzten Ergebnissen und Leistungen Trainerin Irina Kolpakowa rauswerfen würde, hatte sich das Wochenende über angedeutet. Dass aber Markus Hornung übernimmt, hat mich schon überrascht. Der ehemalige Sportliche Leiter und Co-Trainer hatte sich zuletzt immer mehr vom TVN zurückgezogen und wollte am Ende der Saison ganz aufhören. Wie seine Frau Andrea im Hornets-Tor übrigens, die sich auf ihren Job als Lehrerin konzentrieren möchte.
Erst mal zu Irina Kolpakowa: Für sie tut es mir ehrlich leid. Ich fand sie als Spielerin immer klasse. Solide und nie nachlassend hat sie ihre Arbeit auf dem Platz gemacht. Und so war sie dann auch als Co- und als Cheftrainerin. Aber ehrlich gesagt, war die Chance von Anfang an nicht so riesig, dass sie durch die Saison einfach so durchflutschen würde. Man stelle sich das auch mal vor: Es war ihr erster Job als verantwortliche Trainerin. Und dann wurde von ihr nichts anderes verlangt, als mit dem Team, das zuvor zweimal knapp gescheitert war, den Aufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse zu schaffen. Und das auch noch mit Spielerinnen, deren Kameradin sie nicht lange zuvor noch war. Die Zeit, reinzufinden, wie sie etwa Edina Rott einstmals beim jetzigen Tabellenführer TuS Metzingen hatte, und wie sie jeder Neuling braucht, hatte Kolpakowa nicht.
Fehler, wie sie jeder Anfänger (und nicht nur der) macht, haben Punkte gekostet. Und das kann man sich nicht leisten, wenn man aufsteigen will. Und Fehler hat sie gemacht. Sie jetzt hier aus meiner Sicht alle aufzuzählen, bringt nichts. Die Sache hat mehrere Seiten und ich tu mich mit Kritik schwer. Kann man den Nellinger Verantwortlichen vorwerfen, dass sie Kolpakowa jetzt fallen lassen? Kaum, denn das Saisonziel ist in Gefahr und die letzten Spiele haben die Annahme reifen lassen, dass der Zug in die falsche Richtung abgedampft ist. Kann man den Verantwortlichen vorwerfen, dass sie vor der Saison das Risiko mit Kolpakowa eingegangen sind? Vielleicht, aber es sprach auch eine ganze Menge für die Lösung mit ihr. Kann man Kolpakowa Vorwürfe machen? Kritik an einzelnen Entscheidungen und an Teilen der Teamführung ja, aber insgesamt nein, sie hat alles gegeben. Garantien hat man nie. Auch der von mir sehr geschätzte Stefan Haigis hat zweimal den Aufstieg nicht geschafft – wie unglücklich das lief, gerät mit zeitlichem Abstand immer mehr in Vergessenheit. Auf jeden Fall spricht es für Haigis‘ Aufrichtigkeit, dass er bei seiner Aussage bleibt, nicht als sein eigener Nach-Nachfolger zur Verfügung zu stehen. Glaubt mir, dass er jetzt nicht übernimmt, überrascht auch viele. Mich nicht. Für die kommende Runde könnte es da anders aussehen . . .
Und was ist von der Lösung Hornung zu halten? Eine interne Lösung ist immer schwierig. Aber externe Kandidaten – ein paar fielen mir da schon ein – geben auch keine Garantie, zudem muss man sie erst einmal bekommen und vor allem bezahlen. Markus Hornung ist auf alle Fälle ein ausgesprochener Fachmann, der schon wissen wird, was er nun tun muss. Er kennt die Spielerinnen, was in der jetzigen Situation wohl mehr Vor- als Nachteil ist. Ob es die richtige Lösung ist, wird man in ein paar Wochen sehen. Zumindest, so leid es mir für Irina Kolpakowa tut, mussten die Nellinger Verantwortlichen was tun. Und das haben sie.
Hier ein bald fünf Jahre altes Bild von Markus Hornung. Ein neueres haben wir nicht, aber er hat sich gut gehalten und sieht immer noch so aus. Am Samstag beim Spiel gegen Wismar macht unser Fotograf bestimmt ein paar neue Fotos.