Knurren in Nellingen

Der Lichtblick im Nellinger Spiel: Chiara Baur. Fotos: Rudel (4)/Kehle

Es liegt mal wieder ein Handball-Wochenende hinter uns, das es in sich hatte. Und das, obwohl für einzelne Teams die Saison schon beendet ist – Stichwort Aufstieg des TSV Wolfschlugen in die BWOL. Zwei Hauptthemen hatte das Wochenende: Alle drei Drittligisten aus dem EZ-Land hatten in der Abstiegsrunde ein Heimspiel und alle drei haben gewonnen. Und in der Verbandsliga spitzt sich der Abstiegskampf zu – so ungefähr übrigens auch die Überschrift heute in der EZ.

Drei Drittligisten haben ein Heimspiel, davon zwei am Sonntagabend. Da heißt es in der Redaktionsplanung: Abwägen. Das Ergebnis: Ich bin nach Nellingen gegangen, unsere Mitarbeiterin Steffi Gauch-Dörre ist nach Plochingen gegangen und nach Neuhausen haben wir „nur“ unseren Fotografen geschickt.

Evi Valsama ist eine der Nellinger Talente – und hat zurzeit viele Spiele zu absolvieren.

Die Entscheidung war insofern richtig, als dass die Nellingerinnen einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben, die Plochinger einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben und die Neuhausener einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben. Aber: Hätten die Plochinger verloren, wären sie so gut wie weg vom Fenster gewesen, hätten die Nellingerinnen verloren, wäre es für sie sehr schwierig geworden und hätten die Neuhausener verloren, wäre für sie trotzdem noch alles drin gewesen.

Einer von mehreren Lichtblicken im Neuhausener Spiel: Philipp Keppeler.

Ich werde am kommenden Samstag so vermutlich das Vergnügen haben, von der endgültigen Sicherung der MadDogs zu berichten. Aus Plochingen berichtete Steffi an diesem Sonntag Erstaunliches und Erfreuliches: Angesichts gewisser personeller Probleme überzeugen beim TVP gerade in der entscheidenden Phase der Saison Spieler, von denen man das über den bisherigen Verlauf der Saison nicht uneingeschränkt sagen kann. Und die Mannschaft hat sich vom schwachen Auftritt in Kirchzell nicht aus der Ruhe bringen lassen und durch den Sieg im Rückspiel die Chance auf den Klassenverbleib am Leben gehalten. Mehr noch: Ich glaube, jetzt klappt es auch.

Hat sich gut bei den MadDogs eingefunden: Simon Kosak.

Die Situation in Nellingen war eine ganz andere. Auch die Hornets haben das Hinspiel bei Gegner TG Pforzheim verloren. Und auch sie haben das Rückspiel gewonnen und dadurch beste Chancen, in der kommenden Runde in der 3. Liga zu spielen. Aber im Gegensatz zu den Männern aus Neuhausen und Plochingen war vor der Saison nicht zu erwarten gewesen, dass sie in die Entscheidungsspiele müssen. Und im Gegensatz zu den Neuhausenern und den Plochingern sind sie dem nervlich kaum gewachsen.

Ich kann es nicht anders sagen: Ich habe selten ein schwächeres Handballspiel gesehen. Die sichtbar unterlegenen Pforzheimerinnen haben gekämpft, die Nellingerinnen waren gehemmt und haben sich nur so irgendwie zum wichtigen Sieg durchgewurstelt. Dazu kamen – ihr wisst, ich bin Schiri-Freund und schreibe das nur ungern – Unparteiische, die nie ein Gefühl für das Spiel bekommen haben. Das kommt auch mal vor. Insgesamt haben wohl die Hornets-Fans Recht behalten, die nicht wie ich vom Grillen mit Freunden aufgestanden und in die Halle gegangen sind. Gerade mal gut 150 Zuschauer waren da, und das beim vielleicht wichtigsten Spiel der Saison.

Grund zur Freude beim TV Plochingen.

Bin ich zu hart? Ich schreibe ja auch, und das natürlich viel lieber, wenn ich gut finde, was ich sehe – und das war in meiner langen Geschichte als Handballberichterstatter wahrscheinlich sogar kaum so oft wie über Nellingen.

Was ich in diesem Zusammenhang auch noch erwähnen muss: Mein extra zum Spiel lanciertes Porträt über Nellingens Mit-Trainer Dieter Döffinger hat großen Spaß gemacht. Kein einfacher Typ, ein guter Typ – ich hoffe und habe zu meiner Freude dahingehende Rückmeldungen bekommen, dass ich ihn mit meinem Text gut getroffen habe. Irgendwie hat mich Dieter Döffinger und auch meine Herangehensweise an seine Person an zwei Trainer erinnert, mit denen ich zuvor zu tun hatte, die ich sehr schätze, die ich gerne getroffen und über die ich gerne geschrieben habe: Stefan Haigis und Huub Stevens. Wer alle drei kennt, persönlich oder aus dem Fernsehen, wird es verstehen. Der Knurrer von Nellingen? So weit würde ich nicht gehen. Das Geknurre kam am Samstag in der Sporthalle 1 vor allem von den spärlich besetzten Rängen.

Oskar Neudeck hat in dieser Saison nicht immer überzeugt – gegen Kirchzell aber schon.

Noch über den Abstiegskampf in der Verbandsliga zu schreiben, schenke ich mir jetzt. Das mache ich diese Woche noch in der gedruckten Zeitung (und damit natürlich auch im Online-Angebot der Eßlinger Zeitung) und es bleibt auch hier am Kreis noch die Gelegenheit dazu. Nur so viel: Zwischen HeLi, Denkendorf, Köngen und WiWiDo – in der Tabelle in dieser Reihenfolge – bleibt es spannend und beteiligt sind dabei drei Teams aus dem EZ-Land.


Das Wochenende des Aufstiegsjubels

Jubel eins: Die HSG Ostfildern in Altenstadt. Fotos: oh

Montags kurz vor zehn abends in Süddeutschland (wer versteht die Werbeanspielung noch?). Ein langer Arbeitstag, der nicht richtig enden wollte – aber irgendwie muss ich nach diesem Handball-Wochenende noch was schreiben. Wenn es dann erst morgen fertig wird, auch gut.

Ich habe heute wieder unser Fußball-Nachspiel geschrieben – der Klassiker in der EZ-Sportberichterstattung. Habt ihr als Handballer es gelesen? Der Einstieg lautete: „Es war zwar kein Fußball-Wochenende der Entscheidungen. Das blieb den Handballern der Region vorbehalten, die im Saisonendspurt allerdings auch schon einige Meter weiter sind.“

Genau, im Fußball sind am Wochenende einige Vorentscheidungen gefallen. Das gilt für den Handball auch, wenn man etwa den Sieg der Köngener Männer oder die Niederlage der Denkendorfer Frauen anschaut. Oder vielleicht auch den Sieg der Neuhausener Drittliga-Männer. Aber im ein oder anderen Fall kann man das „Vor“ vor dem „Entscheidung“ weglassen. Gleich bei drei Köngener Teams, den Kreisliga B-Männern, den Bezirksklasse-Frauen und den Verbandsliga-Frauen. Und bei den Verbandsliga-Männern der HSG Ostfildern.

Jubel zwei: Der TSV Köngen in Unterhausen.

In der Montagausgabe der EZ geht es ja recht eng zu. Das liegt vor allem daran, dass es – das wurde mir kürzlich erst wieder bestätigt – in Deutschland keine solche Breite in der Handballspitze gibt wie hier. Was also tun? Wir haben vom Aufstieg der Köngener Frauen und der Ostfilderner Männer berichtet und ein Jubelbild veröffentlicht  – und ziehen in dieser Woche noch mit zwei Aufstiegsgeschichten nach. Die zu Köngen habe ich schon anrecherchiert, die zu Ostfildern wird auch noch.

Die Köngener Frauen haben die Nicht-Qualifikation zur eingleisigen Württembergliga korrigiert. Und das so was von souverän. Auch das Spitzenspiel bei der SG Ober-/Unterhausen haben sie gewonnen und damit ihre weiße Weste behalten und sich vorzeitig die Meisterschaft gesichert. Es wird in der Mittwochausgabe der EZ noch genauer nachzulesen sein, aber auch ohne große Veränderungen im Team dürfte es auch in der Württembergliga für eine ordentliche Rolle reichen. Wobei sich die Köngenerinnen durchaus noch mit ihren Bekannten beim TSV Denkendorf und TV Reichenbach unterhalten dürfen, worauf es da ankommt.

Ostfildern, da dürften sich alle einig sein und das habe ich in den vergangenen Wochen auch immer wieder gehört, ist der verdiente Meister der Verbandsliga. Das Projekt HSG unterscheidet sich durchaus ein bisschen von dem der anderen Vereine in der Region, ist aber ein spannendes. Die Mannschaft ist souverän durch die Saison gelaufen. Was sie aber vielleicht am meisten ausgezeichnet hat: Auch wenn es auf dem Spielfeld nicht so souverän war, hat sie sich durchgesetzt.

Jetzt könnte man Abstriche beim jüngsten 32:32 beim bisherigen Schlusslicht TV Altenstadt machen. Nur durch die Schützenhilfe des Team Esslingen gegen den TV Steinheim, der seit dem Abbrennen seiner Halle und der anschließenden Klatsche in Ostfildern ziemlich durch ist, hat die HSG den Aufstieg vorzeitig sicher. Vorzeitig heißt in diesem Fall aber, dass sie es sonst eben im nächsten Spiel gemacht hätten.

Nun wird es ein Schaulaufen, begleitet schon von Gedanken an die kommende Saison. Das wird richtig spannend. Manuel Späth wird nach seiner Rückkehr aus Hamburg der mit weitem, weitem Abstand prominenteste Spieler der Württembergliga sein. Er ist ein Trumpf, aber weiß wie alle seine zukünftigen Mitspieler, dass einer allein die Liga nicht rocken kann. Handball ist und bleibt ein Mannschaftssport.

Ziemlich sicher werden die Ostfilderner in der Württembergliga auf den TSV Deizisau treffen und möglicherweise auch auf den TSV Wolfschlugen – obwohl der am Wochenende einen großen Schritt Richtung BWOL gemacht hat. Warum das Duell der beiden Teams am kommenden Sonntag nun höchst wahrscheinlich doch nicht das Endspiel um den Aufstieg wird, lest ihr in dieser Woche noch in der EZ. Wie ihr es kennt, in Form einer Personality-Geschichte. Auch die steht bei mir in den kommenden Arbeitstagen auf der Agenda. Und das hier mache ich morgen fertig. Dienstagvormittag in Süddeutschland ist auch okay, statt Montagabend, 22:18 Uhr.


Fehler im System

Nachdem mein Kommentar zum Text über die Abstiegsrunde des TV Nellingen noch nicht online ist, nutze ich die Gelegenheit, ihn einfach hier im Blog zu bringen. Was meint ihr dazu?

Fehler im System

Die Abstiegsrunde in der 3. Handball-Liga nach dem momentanen Muster war kein guter Wurf.

Es ist richtig: Lösen die Handballerinnen des TV Nellingen ihre Aufgaben in der Abstiegsrunde, zu der sie durchaus selbstbewusst antreten können, dann bleiben sie in jedem Fall in der 3. Liga. Es ist grundsätzlich auch gut, das es der Deutsche Handball-Bund (DHB) wie andere Verbände den Vereinen angesichts der Coronapandemie erleichtert, Spiele zu verlegen oder abzusagen. Und es stimmt, dass Lösungen für den Auf- und Abstieg gesucht werden mussten, die ohne die Pandemie nicht nötig gewesen wären.
Aber: Dass Teams zu so – nicht nur für sie selbst – wichtigen Wettbewerben wie einer Abstiegsrunde nicht antreten, obwohl sie das personell könnten, ist unsportlich und unfair gegenüber den Konkurrenten, die um ihre sportliche Chance spielen und bangen. Dass der DHB den Vereinen aber überhaupt die Gelegenheit gibt, dies zu tun, ist ein Fehler im System.


Die momentane Regelung mit der Abstiegsrunde, in die die Punkte mit Konkurrenten aus der eigenen vorherigen Staffel mitgenommen werden, und den daraus resultierenden Rechenspielen am Ende der regulären Saison, war ein Versuch – aber kein guter Wurf. Das dürften sie selbst bei den Männern des TV Plochingen so sehen, die in einer normalen Saison vermutlich längst abgestiegen wären und nun gute Chancen haben, Drittligist zu bleiben. Der DHB muss aus dieser Situation lernen – oder hoffen, dass die Pandemie in Zukunft keine Experimente erfordert, die scheitern können.


Anständige Spieler, gute Schiedsrichter

So muss es sein: Die Handballerinnen spielen Handball und der Schiri arbeitet im Hintergrund. So gesehen am Samstag in Nellingen. Fotos: Rudel, Paesler

Was gab es in den vergangenen Wochen wieder Diskussionen über die Handball-Schiedsrichter. Naja, die gibt es ja in jedem Spiel, egal, wie gut die Damen oder Herren ihren Job machen. Das ist eins meiner Lieblingsthemen, wie ihr nicht erst seit „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“ wisst.

Beim Verbandsliga-Derby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen vor drei Wochen etwa hallte nicht nur – und hallt bis heute – der Zwist zwischen einigen Fans beider Mannschaften nach. Auch auf den Text meines Kollege Andreas Pflüger, in dem er, ganz sachlich, festgehalten hatte, dass das Unparteiischen-Duo mit einigen unglücklichen Entscheidungen die Hektik im Spiel zumindest begünstigte, zog ein paar Reaktionen nach sich. Aber alles geklärt und alles gut.

Sachlich formulierte Kritik muss möglich sein, gegenüber Handballern, Trainern, Schiedsrichtern und Journalisten. Lob aber auch. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle an diesem Nach-dem-Handball-Wochenende-Montag einfach mal festhalten: Ich war am Freitag beim Verbandsliga-Derby zwischen Köngen und Ostfildern und am Samstag beim Frauen-Drittligaspiel zwischen Nellingen und Allensbach. Und sowohl die Herren Kai-Peter König und Thomas Leykauf aus Flein und Biberach als auch André Geiss und Marco Kretzler (Kronau/Östringen) fand ich richtig klasse.

Freitagabend in Köngen: Der Mann in Rot hat alles im Blick.

Die beiden Duos hatten einen unterschiedlichen Stil, der von beiden war gut. König/Leykauf kommunizierten viel, zogen ihre Linie durch und zeigten in einigen Situationen Fingerspitzengefühl. HSG-Coach Marco Gaßmann meinte hinterher, er hätte sich den einen oder anderen Pfiff anders gewünscht. Aber welcher Trainer kann das nach einem Spiel nicht sagen? Eine gewisse Fehlerquote muss man allen zugestehen, Spielern, Trainern wie Schiedsrichtern.

Als ich in der Halbzeit einem der beiden auf dem Weg zur Kabine von meinem Presseplätzle aus kurz zurief „alles im Griff“, bekam ich die einfache, nette und schwäbische Antwort: „Ach, die send ja au oaständig.“

Geiss und Kretzler in der 3. Liga kamen sehr professionell rüber. Ganz ruhig und sich ihrer Sache sicher. Sie kommunizierten auch, aber vor allem miteinander. Als ich mir mit Hallensprecher, Spielleiter und was weiß ich sonst noch beim TVN Bernd Aichele einig war, dass da was gepfiffen wurde, was da nicht war, hab ich einen Blickkontakt zwischen den Schiris beobachtet. „Da war nix“ schien der eine zu signalisieren, der nicht gepfiffen hatte. „Okay“, nickte der andere. Nichts passiert, die neue Szene wird neu bewertet. Auch Aichele fand nicht alles gut, ein bisschen Vereinsbrille hat man ja schon. Aber er ist selbst Schiedsrichter und konnte wohl mit dem Auftritt der Kollegen sehr gut leben.

Ich fand es sehr angenehm. Ein Wochenende, zwei gute Handballspiele und vier gute Schiedsrichter.

Habt eine gute Woche. Nächstes Wochenende stehen wieder spannende Spiele an – aber nicht erst dann: Am Mittwoch treffen sich die zweiten Mannschaften von Team und HeLi zum kleinen Derby. Alle „oaständig“ bleiben bitte!


Erster und Drittletzter – gar nicht so weit voneinander entfernt

Kein leichtes Spiel für Reichenbachs Alexander Stammhammer im Derby gegen Köngen. Fotos: Rudel

Am Freitagabend erwartet der TSV Köngen in der Handball-Verbandsliga die HSG Ostfildern. Es ist eines dieser Spiele, die zeigen, welche verrückte Geschichten der Sport schreiben kann – in diesem Fall im Vorfeld. Die Köngener haben in der laufenden Saison 17 Spiele absolviert, sieben davon gewonnen und zehn verloren. Das ist freilich keine gute Bilanz, aber nach dem drittletzten Platz sieht das auch nicht aus. Ist aber so.

Ostfildern dagegen hat ebenfalls 17 Begegnungen hinter sich, davon 14 gewonnen und drei verloren – und ist Erster. Dass am Freitag die Favoritenrollen zwar klar verteilt ist, es aber doch nicht ganz so klar ist, zeigt ein Blick auf die Bilanz des Jahres 2022 – und damit die nach dem letzten Aufeinandertreffen, in dem im für beide Mannschaften letzten Spiel in 2021 die HSG deutlich mit 30:24 gewann.

Vor dem Spiel setzen beide Teams ein Zeichen – es gibt Wichtigeres als Handball.

Beide Mannschaften sind mit einer Niederlage ins Jahr gestartet – Ostfildern daheim gegen die die MTG Wangen, in deren „Hölle Süd“ die Köngener anschließend gewannen. Die Bilanz 2022: Ostfildern sieben Spiele, davon sechs gewonnen – Köngen ebenfalls sieben Spiele, davon fünf gewonnen.

Das klingt jetzt nicht mehr nach so einem großen Unterschied, zumal die Köngener auch unerwartete Erfolge eingefahren haben: Der gegen Wangen eben und am Sonntag der mit 32:27 beim TV Reichenbach. Die Niederlagen gab es gegen Kirchheim und ganz knapp gegen den Nachbarn aus Denkendorf, der übrigens am Samstag einen ganz wichtigen Sieg gegen WiWiDo geschafft hat.

Köngens Niklas Schmid wirft mit Wucht aufs Tor.

Es ist also angerichtet für ein möglicherweise spannendes Spiel am Freitag. Zusätzlich Brisanz, aber das will ich hier gar nicht so groß ausdappen, liegt freilich in den Personalien der beiden Trainer. Köngens bislang sehr erfolgreicher „Feuerwehrmann“ Sinisa Mitranic war zuvor Marco Gaßmanns Chef bei der HSG, ehe sich die Spielgemeinschaft von ihm trennte und Gaßmann beförderte. Das Ganze ging nicht ganz reibungslos und nicht ohne Emotionen ab – und es ist nun am Freitag auch das Duell der Generationen und überhaupt der Herangehensweise. Ich kenne beide aber gut genug, dass ich mir sicher bin, dass sie nicht nachkarten und sich die Hand geben werden.

Jubel beim TV Plochingen.

Zum Abschluss für heute noch was sehr Erfreuliches – und ein Thema, das uns auch noch in den kommenden Wochen beschäftigen wird: Sowohl der TV Plochingen als auch der TSV Neuhausen sind erfolgreich in die Abstiegsrunde der 3. Liga gestartet – die der DHB offiziell „Klassenverbleibsrunde“ nennt. Die Neuhausener sind auswärts beim mutmaßlich stärksten Gegner HSG Bieberau/Modau angetreten und haben mit 34:31 gewonnen. Damit hat die Mannschaft schon 6:0 Punkte und wirklich beste Chancen. Aber bloß nicht nachlassen, heißt das Motto.

Axel Goller zeigt gegen Großsachsen wieder mal ein starkes Spiel.

Gut sieht es auch für den TVP nach dem 28:22-Heimauftakt gegen Germania Großsachsen aus. Tabellenführer! Das Gefühl hatten die Plochinger schon lange nicht mehr, auch wenn es jetzt nur in einer Fünfergruppe ist. Mein Kollege Dominic Berner war in der Halle und erzählt von einem über weite Strecken selbstbewussten Auftritt. Vielleicht wird ja doch noch alles gut für unsere Drittligisten. Nach dem Ende ihrer regulären Saison am kommenden Samstag sind dann auch die Frauen des TV Nellingen in der Abstiegsrunde gefordert. Und auch für sie sehe ich gute Chancen, den Klassenverbleib zu schaffen.

Gute Woche allen, vielleicht schaut ihr euch an deren Ende ja das Derby in Köngen an.


Pikard: Ich würde es vielleicht nicht mehr machen

Helis Noah Herda beim Wurf. Team-Trainer Volker Pikard (hinten, kniend) beobachtet die Szene. Fotos: Jörn Kehle

Kaum zu glauben, aber aus verschiedenen Gründen hatte es das, also DAS, Esslinger Stadtderby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen seit sieben Jahren nicht mehr gegeben. Über das am Samstagabend an der Römerstraße wird man in der hiesigen Handballszene aber noch eine Weile reden. Und es wird wohl fast eben diese Weile brauchen, bis alle Emotionen verraucht sind. Es war klar, dass es heiß werden würde. Es war klar, dass es umkämpft sein würde. Aber, sagen wir mal so: Der Autor dieser Zeilen lag mit seiner Einschätzung im Vorfeld, zwischen den beiden Spielgemeinschaften gebe es eine „Rivalität mit einer freundschaftlichen Note“ nicht ganz richtig. Zumindest, was dieses Spiel betrifft. Es gibt auf beiden Seiten Leute, die sich schätzen, es gibt welche, die sich mögen, es gibt welche, die schon immer sticheln.

Die Stichler haben nun ein bisschen mehr Futter bekommen. Das hat auch mit der Szene 29 Sekunden vor Schluss zu tun. Aber nicht ausschließlich, wie der erklärt, der sie ausgelöst hat. Bei einer Fünf-Tore-Führung eben zu diesem Zeitpunkt nahm Team-Trainer Volker Pikard eine Auszeit. Da, das ist klar, ging es nicht mehr um taktische Anweisungen, um den Vorsprung über die Zeit zu bekommen. „Ich habe lange mit mir gerungen, dann habe ich mich dazu entschieden“, erklärt der Coach – und bezeichnet es angesichts des sicheren Sieges als Reaktion „auf einen respektlosen Instagram-Post von Hegensberg/Liebersbronn am Freitag“. Eine Provokation als Reaktion auf eine Provokation.

Die Team-Spieler Marco Adelt (links) und Jakob Guhl nehmen Fabian Sokele in die Zange.

Er wisse nicht, von wem dieser Post kam und ob er in der SG-Mannschaft bekannt sei, sagt Pikard. Jedenfalls ist er mittlerweile gelöscht. Seine Reaktion aber ist in der Welt. HeLi-Trainer Armin Dobler, der sich im Vorfeld sehr wertschätzend über den Kollegen geäußert hatte, wollte die Sache gleich nach Spielschluss mit Pikard klären. Das Gespräch fiel offensichtlich kurz aus. Am heutigen Montag, der Ärger ist noch nicht ganz abgeklungen, sagt Dobler: „Für mich bleibt das ein unsportliches Verhalten.“ Was dem vorausgegangen sei, habe er nicht mitbekommen und sei für ihn auch nicht entscheidend: „Ich versuche, mich aufs Sportliche zu konzentrieren. Vor und während des Spiels lag darauf auch der Fokus.“

Pikard hat derweil einige Reaktionen auf die Aktion bekommen – in der Natur der Sache und des Blickwinkels liegend positive wie negative. „Ich wäre vielleicht auch sauer gewesen“, zeigt er ein gewisses Verständnis für die andere Seite. Und antwortet auf die Frage, ob er es wieder tun würde: „Ich glaube, vielleicht nicht.“

Auch Henning Richter hat einen schweren Stand.

Dabei hätte das Sportliche nach dem 30:25-Sieg des Teams alleine genug Stoff für Diskussionen gegeben. Etwa die Frage, ob die Rote Karte gegen Marcel Planitz in der 23. Minute gerechtfertigt war. Für die meisten bei HeLi war sie das nicht und auch mein Kollege Andreas Pflüger, der in der Halle war (und selbst ehemaliger Handballer ist) bezeichnetet die Szene als „harmlose Abwehraktion“. Pikard sah das anders. „Ich hätte vielleicht nicht Rot gegeben, aber das wird nach der neuen Regelauslegung oft so entschieden“, sagt er, „aber zwei Minuten waren es mindestens, es war ein Stoßen in der Luft.“

Beide Trainer betonen indes, dass sie die Stimmung drumherum und etwa die Gesänge beider Fanlager in Ordnung fanden. Und auch ein gewisses Maß an Emotionen. Die Heli-Anhänger müssen erdulden, dass sich das Team nun wieder als die Nummer eins des Esslinger Handballs fühlt und feiert. Wobei gerade Pikard betont, dass der Unterschied wahrlich nicht groß sei. In Zahlen: Drei Tabellenplätze und aufgrund der unterschiedlichen Zahl an Spielen ein Minus- beziehungsweise drei Pluspunkte.

Und am Ende jubelt an der Römerstraße das Team.

Auszeit-Nehmer Pikard hofft indes, „dass sich die Wogen bald glätten“. Er wolle auch noch mal mit Dobler das Gespräch suchen. Immerhin haben die beiden Spielgemeinschaften auch gemeinsame Projekte wie das Marktplatzturnier oder den kommenden EZ-Pokal. Und überhaupt ein gemeinsames Interesse, den Esslinger Handball voranzubringen. Dafür sind Derbys durchaus gut. Und das Salz in der Suppe. Derbys mit Emotionen. Aber in einem fairen Rahmen.

Pikard präzisiert noch, in welchem Zeitraum er sich das Glätten der Wogen vorstellt. Bis zum nächsten Aufeinandertreffen dauert es keine sieben Jahre, sondern laut Plan knapp zehn Wochen. Letzter Spieltag, 20. Mai, 20 Uhr 15, Schelztorhalle.


Solidarität in verschiedenen Dimensionen

Ein Kuvert von den Denkendorfern für die Steinheimer. Fotos: TSV Denkendorf (1), Rudel

Es sind Zeiten, wie wir sie in dieser Generation noch nicht erlebt haben. Bei allem, was in der Welt passiert, gibt es aber auch noch die kleinen Dramen, die keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, für die Betroffenen aber sehr wohl große Dramen sind. Die Überschrift „Enttäuschung und Solidarität“ über dem Text meiner Mitarbeiterin Laura Dobler in der heutigen EZ-Ausgabe bezieht sich auf etwas, das die Handballszene beschäftigt, speziell die in Steinheim im Kreis Heidenheim – und dort natürlich die gesamte Gemeinde.

Die Wentalhalle in Steinheim ist in der Nacht zum Samstag abgebrannt. Am Samstagabend hatten die dort beheimateten Verbandsliga-Handballer ein Auswärtsspiel, und zwar beim TSV Denkendorf. In vielen Hallen und auch auf vielen Fußball-Plätzen, etwa in Baltmannsweiler, gab es am Wochenende Schweigeminuten und Solidaritätsbekundungen für die Ukraine. In Denkendorf haben sie spontan beschlossen, einen Teil der Einnahmen aus dem Heimspiel den Steinheimern zu überlassen. Eine ganz andere Dimension, aber eine schöne Geste. Eine, wie ich finde, die man nicht mit dem großen Ganzen vergleichen darf, aber die gut ist.

So sehr sich die Denkendorfer auch mühen, Steinheim ist zu stark.

Wenn man auf die Homepage der Steinheimer Handballer schaut, dann sieht man dort ein Statement, mit dem sich der Verein für die überwältigende Solidarität bedankt. Und Fotos der Halle von früher und von Samstag. Es kann sich wohl jeder Sportler ausmalen, was es bedeutet, von einer Nacht auf die andere keine Trainings- und Spielstätte mehr zu haben.

Die Farben stimmen fast: Die Fußballer beim Kreisliga-B-Spitzenspiel in Baltmannsweiler denken an die Ukraine.

Auch die nächste Partie der TV-Handballer findet laut Spielplan auswärts statt. Es ist die Top-Begegnung des Spieltages bei der HSG Ostfildern. Zweiter gegen Erster. In Denkendorf haben die Steinheimer überzeugt und deutlich mit 38:28 gewonnen. Darauf bezog sich der Begriff „Enttäuschung“ in der Überschrift, aus Denkendorfer Sicht natürlich. Mal sehen, wie es am Samstag in der Körschtalhalle sein wird. Die Ostfilderner jedenfalls, da bin ich mir sicher, werden auch mit den Steinheimern mitfühlen. Und trotzdem in der Partie alles geben. Das nächste Heimspiel der Steinheimer ist gegen den TV Reichenbach geplant. Der sich übrigens klammheimlich auf Platz drei hochgearbeitet haben. Also wieder ein Spitzenspiel. Wo auch immer und ob überhaupt es stattfinden wird.

Zu einem anderen Thema: Eine erstaunliche Entwicklung haben die Drittliga-Handballer des TV Plochingen hingelegt. Es sah sehr lange so aus, als könnte der im vergangenen November als Trainer verpflichtete Christian Hörner die Wende mit der Mannschaft nicht schaffen. Hörner aber wiederholte nach jeder Niederlage, dass er die TVP-Handballer bis zur Abstiegsrunde in die Spur bekommen wolle. Die beginnt Ende März – und mittlerweile hat die Mannschaft drei Siege auf dem Konto und ist auch nicht mehr Letzter. Die jüngste Bilanz liest sich gar ganz hervorragend: Drei Siege aus vier Spielen.

Geballte Faust bei Plochingens Trainer Christian Hörner – völlig zurecht.

Schwer wird es in der Abstiegsrunde trotzdem. Aber vor allem der 30:28-Sieg am Samstag gegen die TSG Söflingen dürfte mächtig Auftrieb geben. Aufgrund von Coronafällen wollten die Plochinger das Spiel absagen, aber die Söflinger wollten das nicht und der DHB lehnte den Antrag ab. Das steigerte die Motivation nur – und es wurde tatsächlich ein Sieg.

Das Spannende und Brisante daran: Stand vor dem Spiel wären die Plochinger und Söflinger gemeinsam in eine Abstiegsrundengruppe gegangen, in der man gegen seinen bisherigen Ligakonkurrenten nicht mehr antritt, aber die Punkte mitnimmt. Das kann eine Hypothek oder ein Vorteil sein. Und es führt dazu, dass die Mannschaften sich jetzt eben vor allem auf die Spiele gegen diese Konkurrenten konzentrieren. Durch den Plochinger Sieg aber hat sich die mögliche Konstellation schon wieder geändert – nun wären tatsächlich der TVP und der TSV Neuhausen in einer Gruppe. Gemeinsam mit HSG Rodgau Nieder-Roden, SV 64 Zweibrücken, HSC Coburg II und HSG Friesenheim/Hochdorf II. Nur zwei der sechs Konkurrenten bleiben Drittligist.

Das passende Bild zur EZ-Überschrift: „Mehr Kampf als Taktik“.

3:1-Punkte hieße es da für Neuhausen. Aber es kann sich auch wieder ändern. Plochingen spielt als nächstes beim Letzten Günzburg, Neuhausen erwartet Balingen-Weilstetten II, das gerade auf den Abstiegsrundenplatz sieben abgerutscht ist. Es bleibt spannend.

Und heute Abend geht es für mich noch zum Drittliga-Frauen-Derby zwischen dem TSV Wolfschlugen und dem TV Nellingen. Spielbeginn 20.30 Uhr. Da muss ich es ganz schön laufen lassen, denn der Text wird morgen in der EZ sein. Und ziemlich schnell, ihr kennt das, online.


Das Wochenende der EZ-Land-Teams

Köngens Chiara Stuttfeld auf dem Weg zum Tor – Verzweiflung ob der Übermacht bei den Zizishausenerinnen. Fotos: Kehle (1), Rudel

Wer so wie ich auf Facebook einigen Handball-Teams aus dem EZ-Land folgt, der sah heute viele schöne Bilder. Bilder aus Kabinen, auf denen Handballerinnen und Handballer beim Jubeln zu sehen sind. Vom TSV Köngen gab es diese Bilder, vom TSV Wolfschlugen, von der SG Hegensberg/Liebersbronn. Zum Teil hatten sie Seltenheitswerte. Das gilt nicht für die Wolfschlugener Drittliga- und die Köngener Verbandsliga-Frauen. Erstere gewinnen meistens, Zweitere in dieser Saison bislang immer. Andere Erfolgsgeschichten waren eben nicht ganz so selbstverständlich.

Auch in der EZ hatten wir in der Montagausgabe vor allem positive Ergebnisse zu vermelden (die Erfolge der Nellinger Frauen und der Denkendorfer Männer im Derby gegen das Team Esslingen waren ja schon am Freitagabend und damit am Samstag im Blatt). Besonders erfreulich aus regionaler Sicht waren die Siege der Verbandsliga-Männer aus Köngen und von Hegensberg/Liebersbronn. Schon erstaunlich irgendwie: Da verlieren die Köngener ständig, aber fast immer knapp. Dann übernimmt Sinisa Mitranic von Alen Dimitrijevic und der Knoten platzt. So war der Plan, so kommt es aber längst nicht immer, wie wir alle wissen. Wobei „Sascha“ Mitranic gestern am Telefon nicht besonders euphorisch klang. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte er im Bezug auf den Klassenverbleib. Das stimmt, es ist noch lange nicht vorbei und Köngen ist zwar nicht mehr gemeinsam mit Altenstadt Vorletzter, sondern alleiniger Drittletzter. Aber in dieser ausgeglichenen Liga ist nun wieder was möglich.

Zwei Spiele, zwei Siege – für Köngen und Sinisa Mitranic läuft es bislang.

Was bei den Berghandballern möglich ist? Schwer zu sagen. Armin Dobler hat wie in Köngen Mitranic als Interimscoach bis zum Saisonende übernommen. Und er klang richtig erleichtert nach dem Erfolg gegen Altenstadt. Klar, fünf Mal in Folge hatte die Mannschaft davor verloren und sich nicht nur aus der Spitzengruppe verabschiedet, sondern deutlich in Richtung Tabellenkeller begeben. Vier dieser fünf Schlappen erlebte schon Dobler am Spielfeldrand mit, für ihn war es so der erste Sieg seit seinem Comeback bei der SG.

12:12 Punkte hat Hegensberg/Liebersbronn jetzt. Ausgeglichen. Und das muss in dieser Saison dann auch reichen. Der Abstand ist nicht groß, nach unten wie nach oben. Aber Doblers Job ist es, die Mannschaft zu stabilisieren und im Sommer ordentlich an Sven Strübin zu übergeben. Das sollte machbar sein, und dann geht es in der Verbandsliga wieder von vorne los.

Endlich der erste Sieg: Armin Dobler an der Seitenlinie von Hegensberg/Liebersbronn.

Gerne hätten wir neben Reichenbach gegen Denkendorf in der Frauen-Württembergliga auch vom Derby Deizisau gegen Wolfschlugen bei den Männern berichtet. Ich war echt schon gespannt auf das Spiel. Aber aufgrund von Coronafällen bei den Wolfschlugenern wurde es verschoben. Der neue Termin ist durchaus interessant: 1. Mai.

Der 1. Mai wird so für die Wolfschlugener ein besonderer Tag der Arbeit. Es ist für sie das letzte Saisonspiel und ich wage mal die Prognose, dass es nicht nur ein Derby, sondern auch ein Spitzenspiel und das entscheidende um den Aufstieg sein wird. Zu beneiden sind die Wolfschlugener nicht, denn nur zwei Tage vorher haben sie ihr vorletztes Spiel gegen Lauterstein. Da es das letzte Heimspiel ist, träumen sie natürlich davon, dort den Sprung in die BWOL zu feiern. Und wenn nicht – war da nicht mal eine Aufstiegsfeier im Spiel gegen Deizisau? Ist schon ne Weile her.

Die Konstellationen lauten jedenfalls beim momentanen Stand der Tabelle: Wolfschlugen gegen Lauterstein –  Erster gegen Dritter, Deizisau gegen Wolfschlugen – Vierter gegen Erster. Und ganz abschreiben sollten wir auch die Deizisauer nicht.

Das Frauenderby in Reichenbach fand statt, das der Männer in Deizisau nicht.

Das gilt im Übrigen auch für den TV Plochingen, wenn auch am anderen Ende der jeweiligen Tabelle. Null Saisonsiege, dann zwei Erfolge in Serie und jetzt wieder eine Niederlage – so sieht es aus für den Drittligisten. Es wird sehr, sehr spannend, wie das ausgeht. Bei den Siegen gegen Blaustein und Willstätt hat man gesehen, dass die Mannschaft zumindest mit Teams auf Augenhöhe – mittlerweile – mithalten kann. Bei der 20:29-Niederlage am Samstag gegen Balingen-Weilstetten II dagegen, was schon zu einem Mittelfeldteam der Liga fehlt.

Zum großen Glück für die Plochinger ist in der Abstiegsrunde am Ende das Hauptrunde noch fast alles drin. Zumindest in Sachen Klassenverbleib. Zwar nimmt man die Punkte gegen ein Team aus der eigenen Gruppe mit und vier von sechs Teams schaffen es nicht. Aber es ist auf jeden Fall nicht so aussichtslos, wie es aussehen würde, wenn einfach nach dem Ende der jetzigen Liga abgerechnet würde.

Die Plochinger Bank fiebert mit.

Was mir gefällt, ist der Realitätssinn bei den Plochingern. In der Vereinsführung werden sie wissen, dass sie in der kommenden Saison mit einem stärkeren Team antreten müssen, sollte es irgendwie mit dem Klassenverbleib klappen. Wobei davon auszugehen ist, dass das eine oder andere Talent des jetzigen Kaders dann nicht mehr da sein wird. Die Zukunft von Trainer Christian Hörner ist eine andere Frage. Und was die Abstiegsrunde betrifft, die für die Plochinger der Saison-Höhepunkt werden soll, so wollen sie sich nicht auf die häufig gehörte Annahme verlassen, dass die Gegner aus den anderen Staffel, die in der Abstiegsrunde warten, schwächer sein werden. Kapitän Dominik Werbitzky drückte es nach dem Spiel gegen HBW so aus: „Die sind auch alle nicht zu Unrecht Drittligisten und können Handball spielen.“  

Zum Schluss noch zum meiner Meinung nach stärksten Handball-Foto in der heutigen EZ-Ausgabe. Es steht beim Text unserer Mitarbeiterin Laura Dobler (und hier im Blog ganz oben), die vom Spiel der Köngener Frauen und ihrem möglichen Weg in die Württembergliga berichtet. Chiara Stuttfeld wirft aufs Tor, vielsagen ist aber auch die Geste und Körpersprache der chancenlosen Zizishausenerinnen.

Eine gute Woche allen. Mal sehen, was der Handball uns bringt. Nicht erst am Wochenende, denn es beginnt die Zeit der Unter-der-Woche-Nachholspiele.


Woche der Trainerentscheidungen

Was war das für eine Handball-Woche? Ein Trainerthema jagte das nächste und es zeigte sich mal wieder, dass dieser wunderbare Sport manchmal gerade in der Zeit zwischen den Spielen spannende Themen liefert. Wir sind im Lokalsport der EZ jedenfalls ziemlich handballlastig zurzeit, was die Leser hier „am Kreis“ wahrscheinlich nicht stören wird. Eine Geschichte über Volleyball, die ich seit ein paar Tagen im Block habe, musste jedenfalls schon ein paar Mal geschoben werden – die ist aber noch kommende Woche gut. Zumindest kam gerade noch ein bevorstehender Trainerwechsel in Plochingen dazu – bei den FV-Fußballern.

Das Bild täuscht: Sinisa „Sascha“ Mitranic geht nicht, er kommt zurück. Fotos: Rudel

Erst die Ankündigung von Sascha Fischer, bei den Denkendorfer Frauen am Ende der Saison aufzuhören, dann die Nachricht, dass Michael Schwöbel im Sommer den SKV Unterensingen übernimmt und, das hat die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen, der sofortige Wechsel beim TSV Köngen von Alen Dimitrijevic zu Sinisa Mitranic.

Dimitrijevic war zwar enttäuscht, hat das Ganze aber mitgetragen. Wirklich. Man sagt das sportarten- und ligaübergreifend bei den Vereinen ja meistens, aber diesmal lief es wirklich recht geräuschlos ab. Dass Dimitrijevic und Mitranic gemeinsam zur Mannschaft gesprochen haben, um ihnen den Schritt kundzutun, sagt viel aus. Der gegenseitigen Wertschätzung der beiden tut der Wechsel jedenfalls keinen Abbruch.

Alen Dimitrijevic fand selbst, dass es in Köngen einen Cut geben musste.

Die Köngener spielen nicht schlecht, gewinnen aber selten. Deshalb ist die Situation auch nicht aussichtslos, aber es wird dennoch schwer, dass es noch mit dem Klassenverbleib klappt. Eines ist aber auf jeden Fall klar: Die Person Mitranic ruft in der Handball-Region großes Interesse hervor. Der Mann hat einen Ruf. Mit ihm als Person kommen, glaube ich, alle gut zurecht. Mit seiner Art Handball manche nicht, andere aber sehr wohl. Er ist, wie er ist – und das ist gut so. Die vier jungen Spieler im Köngener Kader, die unter ihm schon A-Jugend-Bundesliga in Wolfschlugen gespielt haben, haben sich jedenfalls klar für sein Engagement ausgesprochen. Auch das hat Aussagekraft.

Ich bin natürlich komplett neutral, eh, was die Verbandsliga mit sechs Teams aus dem EZ-Land betrifft. Aber ich wünsche Sascha viel Erfolg und den Köngenern den Klassenverbleib. Wäre doch cool, wenn es auch in der kommenden Saison sechs Teams von uns blieben.

Michael Schwöbel hat den ersten Saisonsieg seiner früheren Plochinger aus der Ferne beobachtet, an der Seitenlinie des FVP steht er nicht mehr.

Es könnte sein, dass dann auch Michael Schwöbel in der Verbandsliga auftaucht. Der frühere Coach der HSG Ostfildern und des TV Plochingen übernimmt – ganz knapp außerhalb des EZ-Landes, aber für die Clubs dennoch Derbygegner – den SKV Unterensingen. Der schwebt in der Württembergliga in Abstiegsgefahr. Kampf um den Klassenverbleib dort oder Favorit in der Verbandsliga ist das, was Schwöbel selbst von seiner neuen Aufgabe erwartet.

Was ich angenehm finde: Schwöbel könnte nach seinem Engagement in Plochingen sagen, dass er jetzt ein Drittliga-Trainer und alles andere unter seinem Niveau ist. Das hat er aber gar nicht nötig. Er schaut, was passt – und Unterensingen scheint zu passen. Nach Steffen Rost und Marion Radonic ist er ja schon der dritten Coach aus der Region, den es auf der B 313 runter Richtung Nürtingen zieht. Auch hier zeigen die Reaktionen: Die Handballszene freut sich, dass Michael Schwöbel nach seiner Entlassung in Plochingen im Oktober so schnell wieder da ist.

Sascha Fischer ist bald nicht mehr Denkendorfer Frauentrainer, bleibt dem Verein aber in vielfältiger Weise erhalten.

Mindestens genauso beliebt ist Sascha Fischer. Mir ist er auch sympathisch, das geht ja irgendwie auch gar nicht anders, aber so richtig habe ich das erst in dieser Woche mitbekommen. Mareike Boltjes, die Spielführerin und außerdem Co-Teammanagerin der Denkendorfer Württembergliga-Frauen, war richtig traurig über Fischers Abschiedsankündigung. Das ist auch in sofern etwas ungewöhnlich, weil das Team ziemlich unten drin hängt und wie die Köngener Männer um den Klassenverbleib bangen muss. Aber das ist eben nicht alles im Sportler- und Vereinsleben.

Bezeichnend ist auch die Aussage von Abteilungsleiter Markus Steinle: „Schlimmer wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er ganz aufhört mit dem Handball.“ Denn Fischer ist in Denkendorf viel mehr als Frauentrainer. Für die Finanzen der Abteilung ist er zuständig, aber er macht dazu noch eine Menge, wofür es keine Bezeichnung gibt. Ein richtiger Vereinsmensch eben. So einer, wie ihn sich jeder Club wünscht. Einen neuen Trainer kann man finden, einen neuen Sascha Fischer nicht.

Es bleibt spannend. Wenn die Nachricht raus ist, wer Fischers Nachfolger in Denkendorf wird, gibt es dazu wieder einen Text in der EZ – und es kommt in näherer Zukunft sicher auch noch das eine oder andere, woran wir jetzt noch nicht denken. Nun geht es aber erst einmal in die Hallen. Die EZ ist dabei, bei allen drei Derbys: Denkendorf gegen Nellingen, Denkendorf gegen Ostfildern und Hegensberg/Liebersbronn gegen Köngen. Mit Sascha Mitranic gegen seinen Ex-Club.


Gemischtes Doppel

Erfolgreich: Die Drittliga-Frauen des TSV Wolfschlugen. Fotos: Rudel / Kehle (1), SG HeLi (1)

Der TV Reichenbach macht es, der TSV Denkendorf, der TSV Köngen und die SG Hegensberg/Liebersbronn auch – am erfolgreichsten mit diesem Modell ist zurzeit aber der TSV Wolfschlugen. Alle diese Vereine sind im Handball sowohl mit ihrem Männer- als auch mit ihrem Frauenteam auf hohem Amateurniveau unterwegs, mindestens in der Landesliga. Ein gemischtes Doppel der besonderen Art.

3. Liga Frauen und Württembergliga Männer können im EZ-Land aber eben nur die Wolfschlugener bieten. Dazu kommt noch, dass sie in beiden Ligen ganz oben mitspielen und so sogar die Aussicht besteht, dass das Niveau noch besser wird. Die Frauen sind in der dritthöchsten deutschen Spielklasse Vierter, die Männer in der Top-Liga Württembergs sogar Spitzenreiter, was seit der Einführung der Eingleisigkeit wirklich was heißt.

Erfolgreich: Philip Toth und die Wolfschlugener Württembergliga-Männer.

Die beiden Teams haben es in der Montagausgabe der EZ zum Aufmacher auf den beiden Lokalsportseiten geschafft. Die Männer mit dem Pflichtsieg gegen den HV Laupheim – wobei das mit der Pflicht so eine Sache ist, die schiefgehen kann, wie die beiden Konkurrenten VfL Waiblingen und TSV Deizisau eine Woche zuvor erlebt haben. Die Frauen haben sogar den Tabellenführer TSV Haunstetten geschlagen und damit die Nellinger Hornets auf der Seite 13 als Aufsetzer, wie man in der Zeitungssprache sagt, runterrücken lassen.

Nellingen ist übrigens ein Beispiel für ein anderes Konstrukt: Innerhalb einer Kommune teilen sich die Vereine den Spitzenhandball bei den Männern (TSV Neuhausen und HSG Ostfildern) und den Frauen (TV Nellingen) auf. Die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen – bei immerhin in der 3. Liga – war in den vergangenen Jahren allerdings nicht (mehr) sehr ausgeprägt. Neuhausen und Ostfildern dagegen sind im männlichen Bereich durch die Jugendspielgemeinschaft JANO enger zusammen gerückt.

Durchsetzungsstark: Wolfschlugens Harriet Seckinger.

Kleiner Nebenaspekt: Wolfschlugen befindet sich ja am Rand des Verbreitungsgebietes der EZ. Wir haben uns in der Redaktion aber entschieden, die Teams dort genauso abzubilden wie alle anderen. Und ich glaube, das passt auch, denn es ist interessant, was dort passiert.

Das Erfolgsrezept in Wolfschlugen ist neben einer gehörigen Professionalität, einer guten Personalpolitik und bestimmt auch dem einen oder anderen Sponsoren-Euro das Gleiche wie in Reichenbach, Denkendorf und in den anderen Clubs, die zweigleisig fahren: Die Teams laufen nicht nebeneinander her, so wie es auch schon war. Von Abteilungsseite, in diesem Fall in Person von Wolfgang Stoll, gibt es keine Priorisierung, auch wenn ich glaube, dass ihm persönlich die Männer noch ein bisschen näher sind. Die Trainer tauschen sich aus. Die SpielerInnen kennen sich. Wenn Doppelspieltag ist, was nicht immer gelingt, feuern die Frauen die Männer an und die Männer die Frauen.

Was man am vergangenen Samstag gesehen hat: In Wolfschlugen sind die Männer sozusagen der Opening Act für die Frauen. Meistens ist das historisch gewachsen ja anders herum. Aber Liga drei ist nunmal Liga drei!

Wo geht die Reise hin in Wolfschlugen? Die Frauen, das hat mir Trainer Marco Melo erzählt, fühlen sich in der Liga sehr wohl. Aufstieg? Vielleicht irgendwann, aber im Moment würde das der Verein nicht packen. Wobei so ein Derby gegen die TG Nürtingen schon was hätte. Bei den Männern sieht es anders aus, die würden ganz gerne in die BWOL hoch gehen. Und für die Region wäre es auch gut.

Denn das EZ-Land ist in Liga vier im Moment nicht vertreten. Zizishausen ist ein bisschen außerhalb – und gerade eher unterwegs in Richtung Württembergliga.

Sven Strübin, ab dem Sommer Trainer der Berghandballer.

Heli hatte ich am Anfang auch kurz erwähnt. Die SG kommt in den vergangenen Wochen überproportional häufig in der EZ vor. Selbst verschuldet sozusagen. Aber die Art der Geschichten ändert sich: Der Rücktritt von Trainer Olaf Steinke sorgte für eine Negativ-Schlagzeile, dann übte Co-Spieler-Interimstrainer Henning Richter Kritik. Nach dem Jahreswechsel kam dann die Nachricht, dass Armin Dobler bis zum Saisonende bei seinem Herzensclub einspringt und auch die vom bevorstehenden – völlig reibungslosen – Wechsel bei den Frauen von Frank Haas zu Manfred Haase. Und jüngst der Coup mit der Verpflichtung von Sven Strübin als Männercoach für die kommende Runde. Den Mann werde ich im Laufe der Woche noch ein bisschen näher vorstellen.