Anständige Spieler, gute Schiedsrichter

So muss es sein: Die Handballerinnen spielen Handball und der Schiri arbeitet im Hintergrund. So gesehen am Samstag in Nellingen. Fotos: Rudel, Paesler

Was gab es in den vergangenen Wochen wieder Diskussionen über die Handball-Schiedsrichter. Naja, die gibt es ja in jedem Spiel, egal, wie gut die Damen oder Herren ihren Job machen. Das ist eins meiner Lieblingsthemen, wie ihr nicht erst seit „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“ wisst.

Beim Verbandsliga-Derby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen vor drei Wochen etwa hallte nicht nur – und hallt bis heute – der Zwist zwischen einigen Fans beider Mannschaften nach. Auch auf den Text meines Kollege Andreas Pflüger, in dem er, ganz sachlich, festgehalten hatte, dass das Unparteiischen-Duo mit einigen unglücklichen Entscheidungen die Hektik im Spiel zumindest begünstigte, zog ein paar Reaktionen nach sich. Aber alles geklärt und alles gut.

Sachlich formulierte Kritik muss möglich sein, gegenüber Handballern, Trainern, Schiedsrichtern und Journalisten. Lob aber auch. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle an diesem Nach-dem-Handball-Wochenende-Montag einfach mal festhalten: Ich war am Freitag beim Verbandsliga-Derby zwischen Köngen und Ostfildern und am Samstag beim Frauen-Drittligaspiel zwischen Nellingen und Allensbach. Und sowohl die Herren Kai-Peter König und Thomas Leykauf aus Flein und Biberach als auch André Geiss und Marco Kretzler (Kronau/Östringen) fand ich richtig klasse.

Freitagabend in Köngen: Der Mann in Rot hat alles im Blick.

Die beiden Duos hatten einen unterschiedlichen Stil, der von beiden war gut. König/Leykauf kommunizierten viel, zogen ihre Linie durch und zeigten in einigen Situationen Fingerspitzengefühl. HSG-Coach Marco Gaßmann meinte hinterher, er hätte sich den einen oder anderen Pfiff anders gewünscht. Aber welcher Trainer kann das nach einem Spiel nicht sagen? Eine gewisse Fehlerquote muss man allen zugestehen, Spielern, Trainern wie Schiedsrichtern.

Als ich in der Halbzeit einem der beiden auf dem Weg zur Kabine von meinem Presseplätzle aus kurz zurief „alles im Griff“, bekam ich die einfache, nette und schwäbische Antwort: „Ach, die send ja au oaständig.“

Geiss und Kretzler in der 3. Liga kamen sehr professionell rüber. Ganz ruhig und sich ihrer Sache sicher. Sie kommunizierten auch, aber vor allem miteinander. Als ich mir mit Hallensprecher, Spielleiter und was weiß ich sonst noch beim TVN Bernd Aichele einig war, dass da was gepfiffen wurde, was da nicht war, hab ich einen Blickkontakt zwischen den Schiris beobachtet. „Da war nix“ schien der eine zu signalisieren, der nicht gepfiffen hatte. „Okay“, nickte der andere. Nichts passiert, die neue Szene wird neu bewertet. Auch Aichele fand nicht alles gut, ein bisschen Vereinsbrille hat man ja schon. Aber er ist selbst Schiedsrichter und konnte wohl mit dem Auftritt der Kollegen sehr gut leben.

Ich fand es sehr angenehm. Ein Wochenende, zwei gute Handballspiele und vier gute Schiedsrichter.

Habt eine gute Woche. Nächstes Wochenende stehen wieder spannende Spiele an – aber nicht erst dann: Am Mittwoch treffen sich die zweiten Mannschaften von Team und HeLi zum kleinen Derby. Alle „oaständig“ bleiben bitte!


Erster und Drittletzter – gar nicht so weit voneinander entfernt

Kein leichtes Spiel für Reichenbachs Alexander Stammhammer im Derby gegen Köngen. Fotos: Rudel

Am Freitagabend erwartet der TSV Köngen in der Handball-Verbandsliga die HSG Ostfildern. Es ist eines dieser Spiele, die zeigen, welche verrückte Geschichten der Sport schreiben kann – in diesem Fall im Vorfeld. Die Köngener haben in der laufenden Saison 17 Spiele absolviert, sieben davon gewonnen und zehn verloren. Das ist freilich keine gute Bilanz, aber nach dem drittletzten Platz sieht das auch nicht aus. Ist aber so.

Ostfildern dagegen hat ebenfalls 17 Begegnungen hinter sich, davon 14 gewonnen und drei verloren – und ist Erster. Dass am Freitag die Favoritenrollen zwar klar verteilt ist, es aber doch nicht ganz so klar ist, zeigt ein Blick auf die Bilanz des Jahres 2022 – und damit die nach dem letzten Aufeinandertreffen, in dem im für beide Mannschaften letzten Spiel in 2021 die HSG deutlich mit 30:24 gewann.

Vor dem Spiel setzen beide Teams ein Zeichen – es gibt Wichtigeres als Handball.

Beide Mannschaften sind mit einer Niederlage ins Jahr gestartet – Ostfildern daheim gegen die die MTG Wangen, in deren „Hölle Süd“ die Köngener anschließend gewannen. Die Bilanz 2022: Ostfildern sieben Spiele, davon sechs gewonnen – Köngen ebenfalls sieben Spiele, davon fünf gewonnen.

Das klingt jetzt nicht mehr nach so einem großen Unterschied, zumal die Köngener auch unerwartete Erfolge eingefahren haben: Der gegen Wangen eben und am Sonntag der mit 32:27 beim TV Reichenbach. Die Niederlagen gab es gegen Kirchheim und ganz knapp gegen den Nachbarn aus Denkendorf, der übrigens am Samstag einen ganz wichtigen Sieg gegen WiWiDo geschafft hat.

Köngens Niklas Schmid wirft mit Wucht aufs Tor.

Es ist also angerichtet für ein möglicherweise spannendes Spiel am Freitag. Zusätzlich Brisanz, aber das will ich hier gar nicht so groß ausdappen, liegt freilich in den Personalien der beiden Trainer. Köngens bislang sehr erfolgreicher „Feuerwehrmann“ Sinisa Mitranic war zuvor Marco Gaßmanns Chef bei der HSG, ehe sich die Spielgemeinschaft von ihm trennte und Gaßmann beförderte. Das Ganze ging nicht ganz reibungslos und nicht ohne Emotionen ab – und es ist nun am Freitag auch das Duell der Generationen und überhaupt der Herangehensweise. Ich kenne beide aber gut genug, dass ich mir sicher bin, dass sie nicht nachkarten und sich die Hand geben werden.

Jubel beim TV Plochingen.

Zum Abschluss für heute noch was sehr Erfreuliches – und ein Thema, das uns auch noch in den kommenden Wochen beschäftigen wird: Sowohl der TV Plochingen als auch der TSV Neuhausen sind erfolgreich in die Abstiegsrunde der 3. Liga gestartet – die der DHB offiziell „Klassenverbleibsrunde“ nennt. Die Neuhausener sind auswärts beim mutmaßlich stärksten Gegner HSG Bieberau/Modau angetreten und haben mit 34:31 gewonnen. Damit hat die Mannschaft schon 6:0 Punkte und wirklich beste Chancen. Aber bloß nicht nachlassen, heißt das Motto.

Axel Goller zeigt gegen Großsachsen wieder mal ein starkes Spiel.

Gut sieht es auch für den TVP nach dem 28:22-Heimauftakt gegen Germania Großsachsen aus. Tabellenführer! Das Gefühl hatten die Plochinger schon lange nicht mehr, auch wenn es jetzt nur in einer Fünfergruppe ist. Mein Kollege Dominic Berner war in der Halle und erzählt von einem über weite Strecken selbstbewussten Auftritt. Vielleicht wird ja doch noch alles gut für unsere Drittligisten. Nach dem Ende ihrer regulären Saison am kommenden Samstag sind dann auch die Frauen des TV Nellingen in der Abstiegsrunde gefordert. Und auch für sie sehe ich gute Chancen, den Klassenverbleib zu schaffen.

Gute Woche allen, vielleicht schaut ihr euch an deren Ende ja das Derby in Köngen an.


Pikard: Ich würde es vielleicht nicht mehr machen

Helis Noah Herda beim Wurf. Team-Trainer Volker Pikard (hinten, kniend) beobachtet die Szene. Fotos: Jörn Kehle

Kaum zu glauben, aber aus verschiedenen Gründen hatte es das, also DAS, Esslinger Stadtderby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen seit sieben Jahren nicht mehr gegeben. Über das am Samstagabend an der Römerstraße wird man in der hiesigen Handballszene aber noch eine Weile reden. Und es wird wohl fast eben diese Weile brauchen, bis alle Emotionen verraucht sind. Es war klar, dass es heiß werden würde. Es war klar, dass es umkämpft sein würde. Aber, sagen wir mal so: Der Autor dieser Zeilen lag mit seiner Einschätzung im Vorfeld, zwischen den beiden Spielgemeinschaften gebe es eine „Rivalität mit einer freundschaftlichen Note“ nicht ganz richtig. Zumindest, was dieses Spiel betrifft. Es gibt auf beiden Seiten Leute, die sich schätzen, es gibt welche, die sich mögen, es gibt welche, die schon immer sticheln.

Die Stichler haben nun ein bisschen mehr Futter bekommen. Das hat auch mit der Szene 29 Sekunden vor Schluss zu tun. Aber nicht ausschließlich, wie der erklärt, der sie ausgelöst hat. Bei einer Fünf-Tore-Führung eben zu diesem Zeitpunkt nahm Team-Trainer Volker Pikard eine Auszeit. Da, das ist klar, ging es nicht mehr um taktische Anweisungen, um den Vorsprung über die Zeit zu bekommen. „Ich habe lange mit mir gerungen, dann habe ich mich dazu entschieden“, erklärt der Coach – und bezeichnet es angesichts des sicheren Sieges als Reaktion „auf einen respektlosen Instagram-Post von Hegensberg/Liebersbronn am Freitag“. Eine Provokation als Reaktion auf eine Provokation.

Die Team-Spieler Marco Adelt (links) und Jakob Guhl nehmen Fabian Sokele in die Zange.

Er wisse nicht, von wem dieser Post kam und ob er in der SG-Mannschaft bekannt sei, sagt Pikard. Jedenfalls ist er mittlerweile gelöscht. Seine Reaktion aber ist in der Welt. HeLi-Trainer Armin Dobler, der sich im Vorfeld sehr wertschätzend über den Kollegen geäußert hatte, wollte die Sache gleich nach Spielschluss mit Pikard klären. Das Gespräch fiel offensichtlich kurz aus. Am heutigen Montag, der Ärger ist noch nicht ganz abgeklungen, sagt Dobler: „Für mich bleibt das ein unsportliches Verhalten.“ Was dem vorausgegangen sei, habe er nicht mitbekommen und sei für ihn auch nicht entscheidend: „Ich versuche, mich aufs Sportliche zu konzentrieren. Vor und während des Spiels lag darauf auch der Fokus.“

Pikard hat derweil einige Reaktionen auf die Aktion bekommen – in der Natur der Sache und des Blickwinkels liegend positive wie negative. „Ich wäre vielleicht auch sauer gewesen“, zeigt er ein gewisses Verständnis für die andere Seite. Und antwortet auf die Frage, ob er es wieder tun würde: „Ich glaube, vielleicht nicht.“

Auch Henning Richter hat einen schweren Stand.

Dabei hätte das Sportliche nach dem 30:25-Sieg des Teams alleine genug Stoff für Diskussionen gegeben. Etwa die Frage, ob die Rote Karte gegen Marcel Planitz in der 23. Minute gerechtfertigt war. Für die meisten bei HeLi war sie das nicht und auch mein Kollege Andreas Pflüger, der in der Halle war (und selbst ehemaliger Handballer ist) bezeichnetet die Szene als „harmlose Abwehraktion“. Pikard sah das anders. „Ich hätte vielleicht nicht Rot gegeben, aber das wird nach der neuen Regelauslegung oft so entschieden“, sagt er, „aber zwei Minuten waren es mindestens, es war ein Stoßen in der Luft.“

Beide Trainer betonen indes, dass sie die Stimmung drumherum und etwa die Gesänge beider Fanlager in Ordnung fanden. Und auch ein gewisses Maß an Emotionen. Die Heli-Anhänger müssen erdulden, dass sich das Team nun wieder als die Nummer eins des Esslinger Handballs fühlt und feiert. Wobei gerade Pikard betont, dass der Unterschied wahrlich nicht groß sei. In Zahlen: Drei Tabellenplätze und aufgrund der unterschiedlichen Zahl an Spielen ein Minus- beziehungsweise drei Pluspunkte.

Und am Ende jubelt an der Römerstraße das Team.

Auszeit-Nehmer Pikard hofft indes, „dass sich die Wogen bald glätten“. Er wolle auch noch mal mit Dobler das Gespräch suchen. Immerhin haben die beiden Spielgemeinschaften auch gemeinsame Projekte wie das Marktplatzturnier oder den kommenden EZ-Pokal. Und überhaupt ein gemeinsames Interesse, den Esslinger Handball voranzubringen. Dafür sind Derbys durchaus gut. Und das Salz in der Suppe. Derbys mit Emotionen. Aber in einem fairen Rahmen.

Pikard präzisiert noch, in welchem Zeitraum er sich das Glätten der Wogen vorstellt. Bis zum nächsten Aufeinandertreffen dauert es keine sieben Jahre, sondern laut Plan knapp zehn Wochen. Letzter Spieltag, 20. Mai, 20 Uhr 15, Schelztorhalle.


Solidarität in verschiedenen Dimensionen

Ein Kuvert von den Denkendorfern für die Steinheimer. Fotos: TSV Denkendorf (1), Rudel

Es sind Zeiten, wie wir sie in dieser Generation noch nicht erlebt haben. Bei allem, was in der Welt passiert, gibt es aber auch noch die kleinen Dramen, die keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, für die Betroffenen aber sehr wohl große Dramen sind. Die Überschrift „Enttäuschung und Solidarität“ über dem Text meiner Mitarbeiterin Laura Dobler in der heutigen EZ-Ausgabe bezieht sich auf etwas, das die Handballszene beschäftigt, speziell die in Steinheim im Kreis Heidenheim – und dort natürlich die gesamte Gemeinde.

Die Wentalhalle in Steinheim ist in der Nacht zum Samstag abgebrannt. Am Samstagabend hatten die dort beheimateten Verbandsliga-Handballer ein Auswärtsspiel, und zwar beim TSV Denkendorf. In vielen Hallen und auch auf vielen Fußball-Plätzen, etwa in Baltmannsweiler, gab es am Wochenende Schweigeminuten und Solidaritätsbekundungen für die Ukraine. In Denkendorf haben sie spontan beschlossen, einen Teil der Einnahmen aus dem Heimspiel den Steinheimern zu überlassen. Eine ganz andere Dimension, aber eine schöne Geste. Eine, wie ich finde, die man nicht mit dem großen Ganzen vergleichen darf, aber die gut ist.

So sehr sich die Denkendorfer auch mühen, Steinheim ist zu stark.

Wenn man auf die Homepage der Steinheimer Handballer schaut, dann sieht man dort ein Statement, mit dem sich der Verein für die überwältigende Solidarität bedankt. Und Fotos der Halle von früher und von Samstag. Es kann sich wohl jeder Sportler ausmalen, was es bedeutet, von einer Nacht auf die andere keine Trainings- und Spielstätte mehr zu haben.

Die Farben stimmen fast: Die Fußballer beim Kreisliga-B-Spitzenspiel in Baltmannsweiler denken an die Ukraine.

Auch die nächste Partie der TV-Handballer findet laut Spielplan auswärts statt. Es ist die Top-Begegnung des Spieltages bei der HSG Ostfildern. Zweiter gegen Erster. In Denkendorf haben die Steinheimer überzeugt und deutlich mit 38:28 gewonnen. Darauf bezog sich der Begriff „Enttäuschung“ in der Überschrift, aus Denkendorfer Sicht natürlich. Mal sehen, wie es am Samstag in der Körschtalhalle sein wird. Die Ostfilderner jedenfalls, da bin ich mir sicher, werden auch mit den Steinheimern mitfühlen. Und trotzdem in der Partie alles geben. Das nächste Heimspiel der Steinheimer ist gegen den TV Reichenbach geplant. Der sich übrigens klammheimlich auf Platz drei hochgearbeitet haben. Also wieder ein Spitzenspiel. Wo auch immer und ob überhaupt es stattfinden wird.

Zu einem anderen Thema: Eine erstaunliche Entwicklung haben die Drittliga-Handballer des TV Plochingen hingelegt. Es sah sehr lange so aus, als könnte der im vergangenen November als Trainer verpflichtete Christian Hörner die Wende mit der Mannschaft nicht schaffen. Hörner aber wiederholte nach jeder Niederlage, dass er die TVP-Handballer bis zur Abstiegsrunde in die Spur bekommen wolle. Die beginnt Ende März – und mittlerweile hat die Mannschaft drei Siege auf dem Konto und ist auch nicht mehr Letzter. Die jüngste Bilanz liest sich gar ganz hervorragend: Drei Siege aus vier Spielen.

Geballte Faust bei Plochingens Trainer Christian Hörner – völlig zurecht.

Schwer wird es in der Abstiegsrunde trotzdem. Aber vor allem der 30:28-Sieg am Samstag gegen die TSG Söflingen dürfte mächtig Auftrieb geben. Aufgrund von Coronafällen wollten die Plochinger das Spiel absagen, aber die Söflinger wollten das nicht und der DHB lehnte den Antrag ab. Das steigerte die Motivation nur – und es wurde tatsächlich ein Sieg.

Das Spannende und Brisante daran: Stand vor dem Spiel wären die Plochinger und Söflinger gemeinsam in eine Abstiegsrundengruppe gegangen, in der man gegen seinen bisherigen Ligakonkurrenten nicht mehr antritt, aber die Punkte mitnimmt. Das kann eine Hypothek oder ein Vorteil sein. Und es führt dazu, dass die Mannschaften sich jetzt eben vor allem auf die Spiele gegen diese Konkurrenten konzentrieren. Durch den Plochinger Sieg aber hat sich die mögliche Konstellation schon wieder geändert – nun wären tatsächlich der TVP und der TSV Neuhausen in einer Gruppe. Gemeinsam mit HSG Rodgau Nieder-Roden, SV 64 Zweibrücken, HSC Coburg II und HSG Friesenheim/Hochdorf II. Nur zwei der sechs Konkurrenten bleiben Drittligist.

Das passende Bild zur EZ-Überschrift: „Mehr Kampf als Taktik“.

3:1-Punkte hieße es da für Neuhausen. Aber es kann sich auch wieder ändern. Plochingen spielt als nächstes beim Letzten Günzburg, Neuhausen erwartet Balingen-Weilstetten II, das gerade auf den Abstiegsrundenplatz sieben abgerutscht ist. Es bleibt spannend.

Und heute Abend geht es für mich noch zum Drittliga-Frauen-Derby zwischen dem TSV Wolfschlugen und dem TV Nellingen. Spielbeginn 20.30 Uhr. Da muss ich es ganz schön laufen lassen, denn der Text wird morgen in der EZ sein. Und ziemlich schnell, ihr kennt das, online.


Das Wochenende der EZ-Land-Teams

Köngens Chiara Stuttfeld auf dem Weg zum Tor – Verzweiflung ob der Übermacht bei den Zizishausenerinnen. Fotos: Kehle (1), Rudel

Wer so wie ich auf Facebook einigen Handball-Teams aus dem EZ-Land folgt, der sah heute viele schöne Bilder. Bilder aus Kabinen, auf denen Handballerinnen und Handballer beim Jubeln zu sehen sind. Vom TSV Köngen gab es diese Bilder, vom TSV Wolfschlugen, von der SG Hegensberg/Liebersbronn. Zum Teil hatten sie Seltenheitswerte. Das gilt nicht für die Wolfschlugener Drittliga- und die Köngener Verbandsliga-Frauen. Erstere gewinnen meistens, Zweitere in dieser Saison bislang immer. Andere Erfolgsgeschichten waren eben nicht ganz so selbstverständlich.

Auch in der EZ hatten wir in der Montagausgabe vor allem positive Ergebnisse zu vermelden (die Erfolge der Nellinger Frauen und der Denkendorfer Männer im Derby gegen das Team Esslingen waren ja schon am Freitagabend und damit am Samstag im Blatt). Besonders erfreulich aus regionaler Sicht waren die Siege der Verbandsliga-Männer aus Köngen und von Hegensberg/Liebersbronn. Schon erstaunlich irgendwie: Da verlieren die Köngener ständig, aber fast immer knapp. Dann übernimmt Sinisa Mitranic von Alen Dimitrijevic und der Knoten platzt. So war der Plan, so kommt es aber längst nicht immer, wie wir alle wissen. Wobei „Sascha“ Mitranic gestern am Telefon nicht besonders euphorisch klang. „Es ist noch nicht vorbei“, sagte er im Bezug auf den Klassenverbleib. Das stimmt, es ist noch lange nicht vorbei und Köngen ist zwar nicht mehr gemeinsam mit Altenstadt Vorletzter, sondern alleiniger Drittletzter. Aber in dieser ausgeglichenen Liga ist nun wieder was möglich.

Zwei Spiele, zwei Siege – für Köngen und Sinisa Mitranic läuft es bislang.

Was bei den Berghandballern möglich ist? Schwer zu sagen. Armin Dobler hat wie in Köngen Mitranic als Interimscoach bis zum Saisonende übernommen. Und er klang richtig erleichtert nach dem Erfolg gegen Altenstadt. Klar, fünf Mal in Folge hatte die Mannschaft davor verloren und sich nicht nur aus der Spitzengruppe verabschiedet, sondern deutlich in Richtung Tabellenkeller begeben. Vier dieser fünf Schlappen erlebte schon Dobler am Spielfeldrand mit, für ihn war es so der erste Sieg seit seinem Comeback bei der SG.

12:12 Punkte hat Hegensberg/Liebersbronn jetzt. Ausgeglichen. Und das muss in dieser Saison dann auch reichen. Der Abstand ist nicht groß, nach unten wie nach oben. Aber Doblers Job ist es, die Mannschaft zu stabilisieren und im Sommer ordentlich an Sven Strübin zu übergeben. Das sollte machbar sein, und dann geht es in der Verbandsliga wieder von vorne los.

Endlich der erste Sieg: Armin Dobler an der Seitenlinie von Hegensberg/Liebersbronn.

Gerne hätten wir neben Reichenbach gegen Denkendorf in der Frauen-Württembergliga auch vom Derby Deizisau gegen Wolfschlugen bei den Männern berichtet. Ich war echt schon gespannt auf das Spiel. Aber aufgrund von Coronafällen bei den Wolfschlugenern wurde es verschoben. Der neue Termin ist durchaus interessant: 1. Mai.

Der 1. Mai wird so für die Wolfschlugener ein besonderer Tag der Arbeit. Es ist für sie das letzte Saisonspiel und ich wage mal die Prognose, dass es nicht nur ein Derby, sondern auch ein Spitzenspiel und das entscheidende um den Aufstieg sein wird. Zu beneiden sind die Wolfschlugener nicht, denn nur zwei Tage vorher haben sie ihr vorletztes Spiel gegen Lauterstein. Da es das letzte Heimspiel ist, träumen sie natürlich davon, dort den Sprung in die BWOL zu feiern. Und wenn nicht – war da nicht mal eine Aufstiegsfeier im Spiel gegen Deizisau? Ist schon ne Weile her.

Die Konstellationen lauten jedenfalls beim momentanen Stand der Tabelle: Wolfschlugen gegen Lauterstein –  Erster gegen Dritter, Deizisau gegen Wolfschlugen – Vierter gegen Erster. Und ganz abschreiben sollten wir auch die Deizisauer nicht.

Das Frauenderby in Reichenbach fand statt, das der Männer in Deizisau nicht.

Das gilt im Übrigen auch für den TV Plochingen, wenn auch am anderen Ende der jeweiligen Tabelle. Null Saisonsiege, dann zwei Erfolge in Serie und jetzt wieder eine Niederlage – so sieht es aus für den Drittligisten. Es wird sehr, sehr spannend, wie das ausgeht. Bei den Siegen gegen Blaustein und Willstätt hat man gesehen, dass die Mannschaft zumindest mit Teams auf Augenhöhe – mittlerweile – mithalten kann. Bei der 20:29-Niederlage am Samstag gegen Balingen-Weilstetten II dagegen, was schon zu einem Mittelfeldteam der Liga fehlt.

Zum großen Glück für die Plochinger ist in der Abstiegsrunde am Ende das Hauptrunde noch fast alles drin. Zumindest in Sachen Klassenverbleib. Zwar nimmt man die Punkte gegen ein Team aus der eigenen Gruppe mit und vier von sechs Teams schaffen es nicht. Aber es ist auf jeden Fall nicht so aussichtslos, wie es aussehen würde, wenn einfach nach dem Ende der jetzigen Liga abgerechnet würde.

Die Plochinger Bank fiebert mit.

Was mir gefällt, ist der Realitätssinn bei den Plochingern. In der Vereinsführung werden sie wissen, dass sie in der kommenden Saison mit einem stärkeren Team antreten müssen, sollte es irgendwie mit dem Klassenverbleib klappen. Wobei davon auszugehen ist, dass das eine oder andere Talent des jetzigen Kaders dann nicht mehr da sein wird. Die Zukunft von Trainer Christian Hörner ist eine andere Frage. Und was die Abstiegsrunde betrifft, die für die Plochinger der Saison-Höhepunkt werden soll, so wollen sie sich nicht auf die häufig gehörte Annahme verlassen, dass die Gegner aus den anderen Staffel, die in der Abstiegsrunde warten, schwächer sein werden. Kapitän Dominik Werbitzky drückte es nach dem Spiel gegen HBW so aus: „Die sind auch alle nicht zu Unrecht Drittligisten und können Handball spielen.“  

Zum Schluss noch zum meiner Meinung nach stärksten Handball-Foto in der heutigen EZ-Ausgabe. Es steht beim Text unserer Mitarbeiterin Laura Dobler (und hier im Blog ganz oben), die vom Spiel der Köngener Frauen und ihrem möglichen Weg in die Württembergliga berichtet. Chiara Stuttfeld wirft aufs Tor, vielsagen ist aber auch die Geste und Körpersprache der chancenlosen Zizishausenerinnen.

Eine gute Woche allen. Mal sehen, was der Handball uns bringt. Nicht erst am Wochenende, denn es beginnt die Zeit der Unter-der-Woche-Nachholspiele.


Woche der Trainerentscheidungen

Was war das für eine Handball-Woche? Ein Trainerthema jagte das nächste und es zeigte sich mal wieder, dass dieser wunderbare Sport manchmal gerade in der Zeit zwischen den Spielen spannende Themen liefert. Wir sind im Lokalsport der EZ jedenfalls ziemlich handballlastig zurzeit, was die Leser hier „am Kreis“ wahrscheinlich nicht stören wird. Eine Geschichte über Volleyball, die ich seit ein paar Tagen im Block habe, musste jedenfalls schon ein paar Mal geschoben werden – die ist aber noch kommende Woche gut. Zumindest kam gerade noch ein bevorstehender Trainerwechsel in Plochingen dazu – bei den FV-Fußballern.

Das Bild täuscht: Sinisa „Sascha“ Mitranic geht nicht, er kommt zurück. Fotos: Rudel

Erst die Ankündigung von Sascha Fischer, bei den Denkendorfer Frauen am Ende der Saison aufzuhören, dann die Nachricht, dass Michael Schwöbel im Sommer den SKV Unterensingen übernimmt und, das hat die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen, der sofortige Wechsel beim TSV Köngen von Alen Dimitrijevic zu Sinisa Mitranic.

Dimitrijevic war zwar enttäuscht, hat das Ganze aber mitgetragen. Wirklich. Man sagt das sportarten- und ligaübergreifend bei den Vereinen ja meistens, aber diesmal lief es wirklich recht geräuschlos ab. Dass Dimitrijevic und Mitranic gemeinsam zur Mannschaft gesprochen haben, um ihnen den Schritt kundzutun, sagt viel aus. Der gegenseitigen Wertschätzung der beiden tut der Wechsel jedenfalls keinen Abbruch.

Alen Dimitrijevic fand selbst, dass es in Köngen einen Cut geben musste.

Die Köngener spielen nicht schlecht, gewinnen aber selten. Deshalb ist die Situation auch nicht aussichtslos, aber es wird dennoch schwer, dass es noch mit dem Klassenverbleib klappt. Eines ist aber auf jeden Fall klar: Die Person Mitranic ruft in der Handball-Region großes Interesse hervor. Der Mann hat einen Ruf. Mit ihm als Person kommen, glaube ich, alle gut zurecht. Mit seiner Art Handball manche nicht, andere aber sehr wohl. Er ist, wie er ist – und das ist gut so. Die vier jungen Spieler im Köngener Kader, die unter ihm schon A-Jugend-Bundesliga in Wolfschlugen gespielt haben, haben sich jedenfalls klar für sein Engagement ausgesprochen. Auch das hat Aussagekraft.

Ich bin natürlich komplett neutral, eh, was die Verbandsliga mit sechs Teams aus dem EZ-Land betrifft. Aber ich wünsche Sascha viel Erfolg und den Köngenern den Klassenverbleib. Wäre doch cool, wenn es auch in der kommenden Saison sechs Teams von uns blieben.

Michael Schwöbel hat den ersten Saisonsieg seiner früheren Plochinger aus der Ferne beobachtet, an der Seitenlinie des FVP steht er nicht mehr.

Es könnte sein, dass dann auch Michael Schwöbel in der Verbandsliga auftaucht. Der frühere Coach der HSG Ostfildern und des TV Plochingen übernimmt – ganz knapp außerhalb des EZ-Landes, aber für die Clubs dennoch Derbygegner – den SKV Unterensingen. Der schwebt in der Württembergliga in Abstiegsgefahr. Kampf um den Klassenverbleib dort oder Favorit in der Verbandsliga ist das, was Schwöbel selbst von seiner neuen Aufgabe erwartet.

Was ich angenehm finde: Schwöbel könnte nach seinem Engagement in Plochingen sagen, dass er jetzt ein Drittliga-Trainer und alles andere unter seinem Niveau ist. Das hat er aber gar nicht nötig. Er schaut, was passt – und Unterensingen scheint zu passen. Nach Steffen Rost und Marion Radonic ist er ja schon der dritten Coach aus der Region, den es auf der B 313 runter Richtung Nürtingen zieht. Auch hier zeigen die Reaktionen: Die Handballszene freut sich, dass Michael Schwöbel nach seiner Entlassung in Plochingen im Oktober so schnell wieder da ist.

Sascha Fischer ist bald nicht mehr Denkendorfer Frauentrainer, bleibt dem Verein aber in vielfältiger Weise erhalten.

Mindestens genauso beliebt ist Sascha Fischer. Mir ist er auch sympathisch, das geht ja irgendwie auch gar nicht anders, aber so richtig habe ich das erst in dieser Woche mitbekommen. Mareike Boltjes, die Spielführerin und außerdem Co-Teammanagerin der Denkendorfer Württembergliga-Frauen, war richtig traurig über Fischers Abschiedsankündigung. Das ist auch in sofern etwas ungewöhnlich, weil das Team ziemlich unten drin hängt und wie die Köngener Männer um den Klassenverbleib bangen muss. Aber das ist eben nicht alles im Sportler- und Vereinsleben.

Bezeichnend ist auch die Aussage von Abteilungsleiter Markus Steinle: „Schlimmer wäre es gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er ganz aufhört mit dem Handball.“ Denn Fischer ist in Denkendorf viel mehr als Frauentrainer. Für die Finanzen der Abteilung ist er zuständig, aber er macht dazu noch eine Menge, wofür es keine Bezeichnung gibt. Ein richtiger Vereinsmensch eben. So einer, wie ihn sich jeder Club wünscht. Einen neuen Trainer kann man finden, einen neuen Sascha Fischer nicht.

Es bleibt spannend. Wenn die Nachricht raus ist, wer Fischers Nachfolger in Denkendorf wird, gibt es dazu wieder einen Text in der EZ – und es kommt in näherer Zukunft sicher auch noch das eine oder andere, woran wir jetzt noch nicht denken. Nun geht es aber erst einmal in die Hallen. Die EZ ist dabei, bei allen drei Derbys: Denkendorf gegen Nellingen, Denkendorf gegen Ostfildern und Hegensberg/Liebersbronn gegen Köngen. Mit Sascha Mitranic gegen seinen Ex-Club.


Gemischtes Doppel

Erfolgreich: Die Drittliga-Frauen des TSV Wolfschlugen. Fotos: Rudel / Kehle (1), SG HeLi (1)

Der TV Reichenbach macht es, der TSV Denkendorf, der TSV Köngen und die SG Hegensberg/Liebersbronn auch – am erfolgreichsten mit diesem Modell ist zurzeit aber der TSV Wolfschlugen. Alle diese Vereine sind im Handball sowohl mit ihrem Männer- als auch mit ihrem Frauenteam auf hohem Amateurniveau unterwegs, mindestens in der Landesliga. Ein gemischtes Doppel der besonderen Art.

3. Liga Frauen und Württembergliga Männer können im EZ-Land aber eben nur die Wolfschlugener bieten. Dazu kommt noch, dass sie in beiden Ligen ganz oben mitspielen und so sogar die Aussicht besteht, dass das Niveau noch besser wird. Die Frauen sind in der dritthöchsten deutschen Spielklasse Vierter, die Männer in der Top-Liga Württembergs sogar Spitzenreiter, was seit der Einführung der Eingleisigkeit wirklich was heißt.

Erfolgreich: Philip Toth und die Wolfschlugener Württembergliga-Männer.

Die beiden Teams haben es in der Montagausgabe der EZ zum Aufmacher auf den beiden Lokalsportseiten geschafft. Die Männer mit dem Pflichtsieg gegen den HV Laupheim – wobei das mit der Pflicht so eine Sache ist, die schiefgehen kann, wie die beiden Konkurrenten VfL Waiblingen und TSV Deizisau eine Woche zuvor erlebt haben. Die Frauen haben sogar den Tabellenführer TSV Haunstetten geschlagen und damit die Nellinger Hornets auf der Seite 13 als Aufsetzer, wie man in der Zeitungssprache sagt, runterrücken lassen.

Nellingen ist übrigens ein Beispiel für ein anderes Konstrukt: Innerhalb einer Kommune teilen sich die Vereine den Spitzenhandball bei den Männern (TSV Neuhausen und HSG Ostfildern) und den Frauen (TV Nellingen) auf. Die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen – bei immerhin in der 3. Liga – war in den vergangenen Jahren allerdings nicht (mehr) sehr ausgeprägt. Neuhausen und Ostfildern dagegen sind im männlichen Bereich durch die Jugendspielgemeinschaft JANO enger zusammen gerückt.

Durchsetzungsstark: Wolfschlugens Harriet Seckinger.

Kleiner Nebenaspekt: Wolfschlugen befindet sich ja am Rand des Verbreitungsgebietes der EZ. Wir haben uns in der Redaktion aber entschieden, die Teams dort genauso abzubilden wie alle anderen. Und ich glaube, das passt auch, denn es ist interessant, was dort passiert.

Das Erfolgsrezept in Wolfschlugen ist neben einer gehörigen Professionalität, einer guten Personalpolitik und bestimmt auch dem einen oder anderen Sponsoren-Euro das Gleiche wie in Reichenbach, Denkendorf und in den anderen Clubs, die zweigleisig fahren: Die Teams laufen nicht nebeneinander her, so wie es auch schon war. Von Abteilungsseite, in diesem Fall in Person von Wolfgang Stoll, gibt es keine Priorisierung, auch wenn ich glaube, dass ihm persönlich die Männer noch ein bisschen näher sind. Die Trainer tauschen sich aus. Die SpielerInnen kennen sich. Wenn Doppelspieltag ist, was nicht immer gelingt, feuern die Frauen die Männer an und die Männer die Frauen.

Was man am vergangenen Samstag gesehen hat: In Wolfschlugen sind die Männer sozusagen der Opening Act für die Frauen. Meistens ist das historisch gewachsen ja anders herum. Aber Liga drei ist nunmal Liga drei!

Wo geht die Reise hin in Wolfschlugen? Die Frauen, das hat mir Trainer Marco Melo erzählt, fühlen sich in der Liga sehr wohl. Aufstieg? Vielleicht irgendwann, aber im Moment würde das der Verein nicht packen. Wobei so ein Derby gegen die TG Nürtingen schon was hätte. Bei den Männern sieht es anders aus, die würden ganz gerne in die BWOL hoch gehen. Und für die Region wäre es auch gut.

Denn das EZ-Land ist in Liga vier im Moment nicht vertreten. Zizishausen ist ein bisschen außerhalb – und gerade eher unterwegs in Richtung Württembergliga.

Sven Strübin, ab dem Sommer Trainer der Berghandballer.

Heli hatte ich am Anfang auch kurz erwähnt. Die SG kommt in den vergangenen Wochen überproportional häufig in der EZ vor. Selbst verschuldet sozusagen. Aber die Art der Geschichten ändert sich: Der Rücktritt von Trainer Olaf Steinke sorgte für eine Negativ-Schlagzeile, dann übte Co-Spieler-Interimstrainer Henning Richter Kritik. Nach dem Jahreswechsel kam dann die Nachricht, dass Armin Dobler bis zum Saisonende bei seinem Herzensclub einspringt und auch die vom bevorstehenden – völlig reibungslosen – Wechsel bei den Frauen von Frank Haas zu Manfred Haase. Und jüngst der Coup mit der Verpflichtung von Sven Strübin als Männercoach für die kommende Runde. Den Mann werde ich im Laufe der Woche noch ein bisschen näher vorstellen.  


Von 0 auf 100

Das tat weh. Roman Fleisch und der TSV Neuhausen holen gegen Blaustein nur ein Unentschieden. Fotos: Rudel

Der Handball hat uns wieder – und zwar so was von. Die EM läuft, aber auch und gerade im EZ-Land war es fast ein Start von 0 auf 100. Mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen.

Mir gefällt jedenfalls heute der Blick in eine bunte EZ-Ausgabe mit vier Handball- und einem Wasserball-Bild auf zwei Seiten.

In der Verbandsliga gab es wieder einmal den Beweis, wie ausgeglichen die Liga ist. Da kann schon mal der Tabellenführer – HSG Ostfildern – gegen den Dritten – MTG Wangen – verlieren. Der HSG tat die Niederlage in Spiel eins nach der Verkündung des Manuel-Späth-Coups weh, aber sie wussten dort, dass der angestrebte Aufstieg kein Selbstläufer wird und es ist ja auch jetzt alles andere als Trübsal blasen angesagt.

Auszeit Denkendorf…

Auch unten bleibt es eng, so wie im Spiel zwischen dem TSV Köngen und dem TSV Denkendorf – in dem wieder mal das Team, das schlechter dasteht, knapp verloren hat. Und das durchaus unverdient, wie auch Trainer Ralf Wagner von den siegreichen Denkendorfern sagt. „Vom verdienten Sieg der besseren Mannschaft zu sprechen, wäre gelogen“, sagte Wagner.

… und Auszeit Köngen.

Besonders verrückt waren die Ergebnisse in der Württembergliga. Tabellenführer VfL Waiblingen verliert beim Kellerteam SKV Unterensingen, der TSV Deizisau patzt gegen die SG Schozach/Bottwartal – und beim TSV Wolfschlugen, der seine eigene Aufgabe beim Schlusslicht TSV Alfdorf/Lorch (mit Trainer Steffen Klett im Trikot) souverän gelöst hat, freuen sie sich. Wolfschlugen neuer Tabellenführer – das sieht gut aus. Ach, wie gerne hätten die Deizisauer auch profitiert. Jetzt spielen sie selbst gegen Waiblingen, in Waiblingen.

In Deizisau war die EZ am Wochenende mit Kerstin Dannath vertreten, in Neuhausen bei der Drittliga-Partie gegen den TSV Blaustein mit Steffi Gauch-Dörre, ich durfte vom Spiel der Plochinger gegen Konstanz berichten. Die Ausgangs- war so unterschiedlich wie hinterher die Gefühls-Lage in Neuhausen und Plochingen. Für die Neuhausener war es eines der wenigen Spiele, in denen sie Favorit waren – aber es hat nur zu einem Unentschieden gereicht. Immerhin stehen die MadDogs im direkten Vergleich besser da als die Blausteiner, was wichtig werden könnten, wenn die beiden Teams gemeinsam in eine Abstiegsrundengruppe gehen. Wie das dann genau abläuft – damit befasse ich mich, wenn es so weit ist und erkläre das dann auch mal. Nicht ganz unkompliziert, das alles.

Bei allem Kampf verliert Deizisau zum Jahresauftakt gegen Schozach/Bottwartal.

Eines ist klar: Plochingen und Konstanz werden nicht in eine gemeinsame Abstiegsrundengruppe gehen. Konstanz, da lege ich mich fest, wird aufsteigen. Für die Konstanzer, das erklärte Trainer Jörg Lützelberger hinterher, ist es eine komische Situation, dass sie immer wieder gegen Mannschaften spielen, für die das Ergebnis gegen sie nicht von Belang ist – der Modus bringt das mit sich. Sie selbst aber brauchen die Punkte im Rennen um den Aufstieg. Bei der HSG sind es 30:0, dahinter ist es seit dem Sieg von Daniel Bracks VfL Pfullingen gegen TuS Fürstenfeldbruck ganz schön spannend. Pfullingen ist mit jetzt 24:6 Punkten auf Platz zwei vorbeigezogen.

Der ist drin – Neuhausens Luis Sommer.

Aber hier interessiert Plochingen natürlich mehr. Was nehmen sie dort aus diesem komischen Spiel mit? 12:19 zur Pause mit allem, was aus TVP-Sicht nicht gewollt, aber auch nicht ganz unerwartet war: Die Mannschaft war in allen Belangen unterlegen. Die zweite Hälfte aber gewannen die Plochinger mit 17:14 – wobei diese Ausdrucksweise natürlich mit Vorsicht zu betrachten ist, denn man kann bei einem Endergebnis – 33:29 in diesem Fall – nicht beide Spielhälften getrennt voneinander betrachten.

Axel Goller gibt ein ordentliches Debüt für Plochingen.

Aber: Die Plochinger haben 30 Minuten lang ihr Herz in die Hand genommen. Sie haben in der Abwehr endlich so gearbeitet, dass Trainer Christian Hörner einiges von dem wiedererkannt hat, was er seit Ende Oktober im Training erarbeiten wollte. Und vorne war das auch nicht schlecht. Oskar Neudeck ging aus sich heraus wie noch nie im TVP-Trikot. Julian Mühlhäuser am Kreis hat mir gefallen und Zugang Axel Goller hat auch Akzente gesetzt. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass das alles daran lag, weil die Konstanzer etwa mächtig nachgelassen hätten. Sie mussten sich wirklich strecken.

Vor allem aber hat man das gesehen, was mich an ein Zitat von Hörner im Interview erinnert hat, das er mir in der vergangenen Woche gegeben hat und das in der Samstag-Ausgabe erschienen ist. Frage: Sie sagten bei ihrem Amtsantritt, die Qualität im Kader würde für den Klassenverbleib ausreichen. Sagen Sie das heute immer noch? Antwort: Ja, wenn man die Spieler einzeln betrachtet. Aber das muss natürlich auch im Kollektiv funktionieren.

Nachdenklich: TVP-Coach Christian Hörner.

Es war übrigens ein sehr interessantes Gespräch, bei dem auch ich den immer noch recht neuen Plochinger Trainer ein bisschen besser kennenlernen konnte. Der Mann macht sich Gedanken und hat Ahnung, so mein Eindruck.

So gut das war in Hälfte zwei gegen Konstanz: Die Plochinger bleiben in der laufenden Saison ohne Sieg. Nun in Fürstenfeldbruck sind sie wieder klarer Außenseiter und die TuS wird nach der Schlappe gegen Pfullingen entsprechend bissig auftreten. Dann aber geht es gegen Blaustein. Dann gilt es gegen Blaustein. Und ohne etwas herbeireden zu wollen, wäre es nicht das erste Mal, dass man nach so einem Spiel sagen müsste: Warum um alles in der Welt haben sie nicht eine ähnlich gute Leistung gezeigt wie in der zweiten Hälfte gegen Konstanz?

Yannik Schopp beim Torwurf.

Aber vielleicht sagen wir ja auch: Da war er, der Befreiungsschlag. Entsprechende Konzentration im Training und im Spiel wird Christian Hörner einfordern. Ein guter Zeitpunkt wäre es jedenfalls. Denn das Unentschieden im Hinspiel war der Knackpunkt der Hinrunde. „Von diesem Spiel an ging es in die Abwärtsspirale, die wir erst einmal nicht auffangen konnten“, sagte der TVP-Trainer im Interview. Ein Anfang zumindest ist gemacht.

Und habt ihr’s gemerkt? Ein ganzer Blog-Beitrag ohne Corona. Lassen wir es dabei. Alles Gute und bleibt gesund!


Sechs Themen zum Jahresabschluss

Eines der Themen der Woche: Olaf Steinke jubelt nicht mehr als HeLi-Trainer. Fotos: Rudel, Bulgrin (1)

Kurz vor dem Ende des Handball-Jahres, das im EZ-Land am Wochenende mit Jugendspielen endet, will ich hier noch ein paar Themen abarbeiten. Von wegen im Sport ist nichts mehr los. Also, auf sechs Punkte komme ich:

  1. EZ-Pokal ist abgesagt
  2. Unterbrechung der Amateursaison
  3. HeLi ist auf Trainersuche
  4. Plochingen ist auf Formsuche
  5. Manuel Späth ist auf Vereinssuche:
  6. Elf Jahre Blog

EZ-Pokal ist abgesagt: Heute früh habe ich auf Facebook gesehen: Das Tagblatt-Turnier Anfang Januar in der Mössinger Steinlachhalle fällt aus. Dass mich das berührt, hat persönliche Gründe. Bevor ich vor einundzwanzigeinhalb Jahren zur EZ gekommen bin, war das Hallenfußballturnier meiner damaligen Zeitung eines der Highlights im Jahr. Tübingen und Region ist Fußball-Hochburg, die Region Esslingen Handball-Hochburg. Seither gehört Anfang Januar für mich also fest dem Handball. Aber nun zum zweiten Mal in Folge nicht. 26 Mal hat der EZ-Pokal ohne Unterbrechung stattgefunden, jetzt müssen wir auf 2023 hoffen. Die Absage war eine schwere Entscheidung, aber eine der Marke „unausweichlich“.

Die Pokale müssen ein weiteres Jahr auf die Sieger warten.

Auch die EZ hat ja ein Fußball-Turnier, das ist sogar älter als der Handball-Pokal, fiel aber zwischenzeitlich schon ein paar Mal aus. Im Sommer 2021 haben wir gespielt – und es war ein Erfolg. Aber die Situation war eine ganz andere als jetzt: Es war Sommer, die Corona-Zahlen gingen nach unten, es war eine Aufbruchstimmung. Jetzt hätte kaum jemand verstanden, wenn wir ein Turnier ausgerichtet hätten. Deshalb waren die Reaktionen auch ausnahmslos: Sehr schade, aber richtig.

Vielen Dank an dieser Stelle noch mal dem Team Esslingen und der SG Hegensberg/Liebersbronn, die als unsere Partner-Clubs schon einiges investiert hatten und ein super Ausrichter gewesen wären. Aber die Pläne bleiben in der Schublade und werden wieder gebraucht! Das haben wir uns alle versprochen.

Unterbrechung der Amateursaison: Leider: Corona ist auch in der Sportberichterstattung wieder DAS Thema. Über Für und Wider der Saisonunterbrechung und ob es etwa sinnvoll ist, dass die BWOL spielt, die Ligen drunter aber nicht, möchte ich gar nicht mehr viel schreiben. Dazu gab und gibt es in der EZ ausreichend zu lesen, auch heute und morgen. Was mir daneben aber auffällt: Es haben nicht nur die verschiedenen Sportverbände unterschiedlich entschieden, auch die Reaktionen bei der jeweiligen Klientel sind sehr unterschiedlich. Die Freiluftsportler aus dem Fußball sind – zumindest in der Region – mehrheitlich für die Unterbrechung und hätten sie eher gerne noch früher gehabt, die Hallensportler aus dem Handball aber sind zum größten Teil dagegen.

Nellingen, hier im Derby gegen Wolfschlugen, spielt in der 3. Liga – und damit weiter.

Vielleicht liegt es daran, dass sich die Handballer eben aufgrund der Indoor-Situation länger und intensiver mit Hygienekonzepten befasst haben als die Fußballer. Und dass sie dabei gemerkt haben, dass es funktioniert. Und dass sie auch etwas von ihren Mühen haben wollen.

Aber es ist jetzt, wie es ist (auch diese Reaktion habe ich ein paar Mal gehört). Lasst uns die Regeln durchziehen und hoffen, dass es Mitte Januar wirklich wieder weitergeht. Der Lokalsport der EZ geht am Dienstag auch ein bisschen in die Weihnachtspause – eine Sonderbeilage zum EZ-Pokal muss ich ja auch nicht produzieren. Das Interessante: Ich gehe am Wochenende noch mal zum Handball, und zwar zum Jugendhandball. Mehr ist nicht mehr im EZ-Land. Mehr dazu in der Montagausgabe der EZ.

HeLi ist auf Trainersuche: Das war ein Montag. Ich hatte vor, etwas über die Bewegungs-Offensive von Stadt und Sportverband Esslingen zu schreiben – hab ich auch. Ich wollte noch etwas machen über die Abmeldung der Kreisliga-B-Fußballer der SV 1845 Esslingen – die Geschichte wurde heißer und damit umfangreicher als gedacht. Das würde eigentlich mehr als für einen Arbeitstag reichen, zumal ja noch das eine oder andere dazu immer anfällt. Aber dann hat sich auch noch Olaf Steinke von den Handballern der SG Hegensberg/Liebersbronn verabschiedet. Auch ein intensives und emotionsgeladenes Thema, das ich seriös darstellen wollte. Und zu dem ich für die morgige Ausgabe auch noch nachdrehe mit interessanten Aussagen von Co-Spieler- und Interimstrainer Henning Richter.

Henning Richter (Mitte) springt auf dem Berg mal wieder als Interimstrainer ein. Achtet in der morgigen EZ-Ausgabe auf dieses Bild.

Ich denke, es werden sich alle ihr eigenes Urteil darüber bilden, was da oben auf dem Berg passiert ist. Es ist jedenfalls Thema in der Szene, das habe ich mitbekommen. Deutlich wurde aber auf jeden Fall, dass es auch eine Frage der Kommunikation ist – während der zurückliegenden Monate und auch in der Situation, die erst zur angekündigten Trennung zum Saisonende (ausgehend vom Verein) und dann zur sofortigen (ausgehend vom Trainer). Und was auch klar ist: Nachdem einige Spieler jetzt nicht mehr mit dem Trainer zusammenarbeiten, mit dem sie nicht so gerne zusammengearbeitet haben, sind sie auf dem Spielfeld ganz schön gefordert. Denn sportlich war in der laufenden Saison nicht viel mehr rauszuholen als alle Beteiligten – inklusive Steinke – rausgeholt haben. Die Suche nach einem Nachfolger wird keine leichte sein.

Plochingen auf Formsuche: Zuletzt haben neben den höchsten Jugendhandballern nur noch die Drittligisten gespielt. Die Frauen des TV Nellingen bleiben bislang unter ihren Erwartungen. Das große Sorgenkind im EZ-Land aber ist der TV Plochingen. Auch beim Jahresabschluss in Pfullingen gab es – in diesem Fall so zu erwarten – eine Niederlage, womit das Team in der laufenden Saison ohne einen einzigen Sieg bleibt. Und das Mittel des Trainerwechsels wurde schon eingesetzt. Christian Hörner konnte den Bock bislang nicht umstoßen. Ich habe die Klatsche gegen Neuhausen gesehen und das war erschreckend. Aber: Alle in Plochingen beteuern, dass das Training super sei, das Hörner ein Guter sei und dass sich der Erfolg schon noch einstellen werde. Wir werden es beobachten.

Für Trainer Christian Hörner und die Plochinger wird es schwer. Aber der Modus könnte ihr Glück sein.

Das große Glück für die Plochinger könnte sein, falls die Suche nach der Form doch irgendwann erfolgreich sein wird: Durch den etwas merkwürdigen Modus in dieser Saison werden sie vermutlich „nur“ mit der Bürde von zwei Minuspunkten in die Abstiegsrunde gehen und dort könnten die Gegner etwas leichter sein. Alle Hoffnung ist also noch nicht verloren.

Manuel Späth ist auf Vereinssuche: Eher muss es heißen: Das Rennen um Manuel Späth hat begonnen. Wir als EZ und ich persönlich verfolgen den Weg von Manuel Späth schon lange. Ich erinnere mich, dass er so 15 Jahre alt gewesen sein muss, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Später hat er ja auch seine Kolumne „Späthlese“ in der EZ geschrieben und zu seiner Zeit in Porto war er so nett, virtuell Gast in meinem Lokalsportjournalismus-Seminar zu sein. Im Sommer wird er seine großartige – ja, ich bin vorsichtig mit Superlativen – Profikarriere beenden. Ostfildern, Neuhausen, Göppingen, Stuttgart, Porto, Hamburg und ?.

Immer voller Einsatz: Manuel Späth (rechts) arbeitet an seinem Kreis.

Klar ist: Manu verabschiedet sich aus der Bundesliga. Und er will neben dem Start ins bürgerliche Berufsleben noch ein bisschen spielen. Natürlich bietet sich da eine Rückkehr zum TSV Neuhausen an. Aber es werden ganz sicher alle Vereine anfragen, deren Hallen er mit einem vertretbaren Aufwand von Esslingen aus erreichen kann. Ich freue mich jedenfalls, ihn noch mal eine Weile in der Region Handballspielen zu sehen und bin damit ganz sicher nicht alleine. Bis dahin wünsche ich ihm aber noch ein paar schöne Spiele mit dem HSV und einen würdigen Abschied aus Hamburg – als er aus Stuttgart weggegangen ist, war das ja coronabedingt schon nicht möglich. Mal sehen, wo man sich sieht.

Ja, er ist es. Manuel Späth im Jahr 2004 im Trikot des TSV Neuhausen. Die Frage lautet: Wo spielt er in der kommenden Saison?

Elf Jahre Blog: Ja, es sind schon elf Jahre, dass ich hier am Kreis schreibe. Zum zweiten Mal kann ich um diese Jahreszeit nicht meine Standard-Überschrift „Wer gewinnt den EZ-Pokal“ schreiben, mit der alles begann. Seit ich hier bei der EZ ein paar Aufgaben mehr habe, komme ich nicht mehr so regelmäßig zum Schreiben. Das weiß ich. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Lust, ganz aufzuhören. Es macht Spaß und so lange ich vom einem oder anderen von euch auch höre, dass sie oder er gerne mitlest, mache ich weiter. Auch im zwölften Jahr. Halt nicht immer fast automatisch am Montagabend. Schaut halt regelmäßig rein, bleibt tuned auf Facebook. Und schreibt mir ruhig, was euch im Handballleben so bewegt. sigor.paesler@ez-online.de

Das war es für dieses Jahr. Bleibt oder werdet gesund, feiert schön Weihnachten und ein böllerfreies Silvester. Und ich bin gespannt, was es 2022 für Themen im Handball gibt. Alles Gute!       


2G+ und mehr

Timo Durst wirft, Marvin Fuß schaut zu. Fotos: Rudel/Paesler

Macht es Sinn, heute über Handball zu schreiben? Also über den, so wie er auf dem Feld gespielt wird? Warum nicht, immerhin wird ja gespielt. In den Klassen von der 3. Liga aufwärts. Ob auch darunter der Ball wieder in die Hand genommen wird, entscheidet sich morgen. Ich kann es mir nicht vorstellen. Die Handballer wären wohl die einzigen, die es tun.

Aber selbst bei den Spielen, die gespielt werden, spielt Corona immer mit. Zum Glück im übertragenen Sinne. So wie ich nun monatelang kaum einen Text geschrieben habe, in dem das Wort „Corona“ nicht vorkam, gibt es zurzeit keinen ohne die Kombination „2G+“.

Ein Gläschen in Ehlen – Denise Kunicke (links), Stephanie Frick (rechts).

Es war ein Zufall, dass beide Drittliga-Derbys im EZ-Land innerhalb weniger Tage über die Bühne gingen. Zunächst Nellingen gegen Wolfschlugen bei den Frauen und dann Plochingen gegen Neuhausen bei den Männern. Und natürlich war 2G+ ein Thema. In Nellingen, weil es der allererste Tag war, an dem die Regel galt, und in Plochingen, weil es der allererste Tag war, an dem in allen anderen Hallen der Region nicht mehr gespielt wurde.

Ich war bei beiden Spielen in der Halle. Und zu beiden Spielen kann man sagen: Chapeau dem ausrichtenden Verein und den Zuschauern. Es hat alles geklappt und alle haben sich an alles gehalten. Zumindest soweit, wie ich es gesehen habe.

Über Sinn und Unsinn der Regeln und ob weitergespielt werden soll, will ich mich jetzt nicht auslassen. Vielleicht ein andermal an dieser Stelle.

Der Gesichtsausdruck von Plochingens Trainer Christian Hörner sagt alles.

Deshalb noch kurz zum Sportlichen. Ich habe mich ja bemüht, das alles in der EZ darzustellen. In Nellingen hatte das Spiel den realistischerweise zu erwartenden Ausgang, Wolfschlugen ist zurzeit das bessere Team und hat verdient gewonnen. Ein Bild hat mir gefallen, das ich nach dem Spiel auch mit meinem alten Fairphone aufgenommen habe: Die Spielführerinnen Denise Kunicke und Stephanie Frick hatten im Gespräch mit mir angekündigt, dass sie hinterher noch ein Gläsle Sekt miteinander trinken würden, egal, wie es ausgeht. Ich weiß nicht, warum ich dabei einen Rosé-Sekt im Kopf hatte.

Und was sehe ich, nachdem ich mit Stimmenholen und Online-First und allem fertig war? Kunicke, Frick und einige andere Spielerinnen standen mit einem Gläsle Rosé-Sekt im Foyer der Sporthalle 1.

So sehen Sieger aus.

In Plochingen ein paar Tage später wurde Bier getrunken. Den Neuhausenern hat es besonders gut geschmeckt. Was soll man dazu sagen oder schreiben? Dass es in dieser Saison für beide Mannschaften schwer werden würde, war klar. Aber, so hab ich es ja schon in der EZ-geschrieben, die Neuhausener zeigen halt meistens, was sie können, und die Plochinger meistens nicht. Das 21:37 war ein Debakel für sie.

Wir sind schon in Rückrunde und der TVP hat kein einziges Spiel gewonnen. Und wer gesehen hat, wie die Mannschaft am Samstag gespielt hat, kann sich kaum vorstellen, wie das noch passieren soll. So hart muss man das ausdrücken. Es fehlt an Struktur im Team, es fehlt an Spirit, es fehlt an einem, der das Heft in die Hand nimmt. Die Jungen, vor allem Yannik Leichs, können einem leid tun. Sie versuchen es, bekommen aber kaum Unterstützung.

Umkämpfte Szenen gibt es für ein Derby wenige.

Ganz anders war das bei den MadDogs. Man merkt zwar, wie abhängig sie von Hannes Grundler und Timo Durst sind. Man merkt aber auch, wie es passt, wenn die beiden da und fit sind. Klar, das war nicht immer so in dieser Saison. Und klar, die Plochinger können die Hoffnung haben, dass sie bis zur Abstiegsrunde leistungsmäßig die Kurve kriegen.

2G+ und Masken auf den Rängen – alles funktioniert.

Am kommenden Wochenende ist bei beiden die Chance gering, dass sie etwas holen. Die Plochinger spielen bei Ex-Trainer Daniel Brack in Pfullingen, die Neuhausener beim Spitzenreiter in Konstanz.

Das war’s für heute. Jetzt warten wir mal ab, wie es weitergeht im Handball.