Rechenspiele in der BWOL

Das Hinspiel zwischen Deizisau und Plochingen war eine klare Sache für die Plochinger. Fotos: Rudel, Kern (1).

Irgendwann während einer Handballsaison – wie auch bei anderen Sportarten – beginnen die Rechenspiele. Wie viele Punkte brauche ich noch, um dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Wenn wie in der BWOL in diesem Jahr ein Modus mit Auf- und Abstiegsrunde dazu kommt, dann wird eigentlich vom ersten Spieltag gerechnet: Gegen wen sind die Punkte besonders wichtig, weil der Gegner mit mir in eine der beiden Runden mitgehen könnte. Denn dorthin nimmt man nicht nur die jeweiligen Mannschaften, sondern auch die Punkte gegen sie mit – spielt aber nicht mehr gegen sie, sondern nur noch gegen die aus der anderen Gruppe. Alles klar?

Das Spiel morgen um 20.30 Uhr zwischen dem TV Plochingen und dem TSV Deizisau gehört tatsächlich noch zu den klareren Angelegenheiten: Die Plochinger werden sehr wahrscheinlich in die Aufstiegsrunde gehen, obwohl sie zuletzt mit zwei Niederlage in Folge geschwächelt haben. Die Deizisauer werden gegen den Abstieg spielen. Aber abgesehen davon ist es ein Derby und das ist so oder so eine besondere Sache.

So siegt es gerade aus, zwischen den Plätzen vier und sieben geht es eng zu.

Der Lokalkampf der Deizisauer im Januar gegen die HSG Ostfildern, die an diesem Wochenende zuschauen muss oder darf, könnte da schon eine größere Bedeutung bekommen. Denn, so die Überlegung nicht nur des scheidenden Deizisauer Trainers Stefan Eidt: Sollte die HSG doch noch vom Aufstiegsrundenplatz vier nach unten rutschen, dann wären Punkte gegen sie wertvoll. Bislang haben die verletzungsgeplagten Deizisauer in der laufenden Saison erst einen einzigen Zähler geholt. Ostfildern muss derweil nicht nur die Mannschaften im Auge haben, die in Richtung Aufstiegsrunde gehen, sondern erst einmal schauen, selbst dabei zu sein. Übrigens vor allem, um damit den Klassenverbleib sicher zu haben.

Bei den Plochingern sieht das ein bisschen anders aus. Sie täten schon wollen. Dazu müssen sie sich aber anders präsentieren als zuletzt – mit ihren Niederlagen gegen Söflingen und Großsachsen haben sie gerade diese beiden Mannschaften wieder stark gemacht, die so der HSG näher gekommen sind.  Das Ganze zeigt aber auch: Die Tabelle sagt viel über den Weg in die Auf- und Abstiegsrunde aus, aber nicht unbedingt darüber, wie dort dann die Ausgangssituation ist.

Wahrscheinlich gehen Plochingen und Ostfildern zusammen in die Aufstiegsrunde – wo sie dann nicht gegeneinander spielen . . .

Gleichzeitig könnte es natürlich so sein, dass die beiden Niederlagen den Plochingern eben doch nicht so sehr weh tun, wenn nämlich sie und die Ostfilderner oben bleiben und Söflingen wie Großsachsen unten. Die HSG hätte dann von den drei Mannschaften aus dem EZ-Land die deutlich entspannteste Situation.

. . . möglicherweise muss Ostfildern aber auch mit Deizisau in die Abstiegsrunde.

Klingt alles ziemlich kompliziert. Am einfachsten ist es deshalb, raus zu gehen und zu versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Ich schau mir das morgen in Plochingen an und berichte online aktuell darüber.

Auf www.esslinger-zeitung.de – und in der morgigen gedruckten Ausgabe – ist mittlerweile übrigens der Spielplan zum EZ-Pokal vom 5. bis 7. Januar in der Halle im Sportpark Weil zu finden. Man sieht sich spätestens dann.  


Auf zum EZ-Pokal!

Um diese Pötte geht es im Januar wieder. Fotos: Rudel

Es ist schon etwas her, dass ich mich hier gemeldet habe. Erst ein für Herbst ungewöhnlich langer Urlaub – muss auch mal sein – und dann sehr viel aufzuarbeiten – musste auch sein. Einige Mühe hat dabei die Zusammenstellung des Teilnehmerfeldes des EZ-Handballpokals 2024 gekostet. Zwischendurch war auch eine Portion Frust dabei, denn so gering war die Zahl der Anmeldungen noch nie. Dafür gibt es ein paar konkrete Gründe wie das EM-bedingte spielfreie Wochenende nach dem EZ-Pokal und zum Teil kam auch einfach das eine oder andere zusammen.

Jetzt haben wir ein Feld. Wir spielen mit zehn Mannschaften und haben uns – das heißt Ausrichter TSV Denkendorf und wir von der EZ – einen Spielplan ausgedacht, der von den Mannschaften über die Fans bis zum Ausrichter allen gerecht wird, wie ich finde. Mehr noch: der Spaß machen wird. Genaueres folgt, wenn wir ausgelost haben.

Im Januar 2024 jubelten mal wieder die Neuhausener. Zwei der Herren auf dem Bild werden auch bei der Auslosung für das Turnier 2024 dabei sein.

Ich bin also davon überzeugt, dass wir vom 5. bis 7. Januar einen spannenden EZ-Pokal erleben werden. Und ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich den Macherinnen und Machern aus Denkendorf um Anna Klotz danken, die zwar auch erst enttäuscht waren, dann aber mit uns EZlern zusammen die Ärmel hochgekrempelt und die Arbeit vorangetrieben haben. Es ist noch einiges zu tun für alle – bitte dankt es damit, dass ihr an den drei Turniertagen wieder zahlreich in die Halle kommt und wie bei den vergangenen 27 Ausgaben für ein Handballfest sorgt! Nicht vergessen: Zum zweiten Mal spielen wir in der Halle im Sportpark Weil in Esslingen.

Wir hatten in den vergangenen Wochen mit vielen Vereinen Kontakt. Mit Vereinen, die eigentlich immer mitspielen, diesmal aber nicht gemeldet haben. Und mit Vereinen aus der Gegend um das EZ-Land herum. Feedback hier sehr oft: Diesmal reicht es uns nicht, aber sprecht uns für 2025 noch mal an. Heißt: 2024 wird gut und für die Zukunft können wir optimistisch sein, dass wieder mehr Mannschaften mitspielen. Denn auch das habe ich gehört und gespürt: Bock haben alle auf den EZ-Pokal. Und auch das ist eine Erkenntnis der vergangenen Tage: Es gibt einige Vereine, für die eine Teilnahme nicht zur Disposition steht. „Der EZ-Pokal gehört einfach dazu“, habe ich etwa Markus Fuchs, den sportlichen Leiter und Ex-Kapitän des TSV Neuhausen, zitiert.

Die Ränge bei der Premiere in Weil waren im vergangenen Januar gut gefüllt – und das hier ist „nur“ die Gegengerade.

Und was ist in den Hallen passiert? Zu weit ausholen will ich heute nicht mehr, es wird ja noch ein bisschen gespielt bis Weihnachten. Aber auffällig ist, dass es einige Überraschungen gab. Überraschungen, was die Tabellenstände betrifft, aber auch einzelne Spiele. Wer hätte etwa gedacht, dass das BWOL-Team des TV Plochingen in Söflingen verliert oder die Drittliga-Frauen des TV Nellingen in Schutterwald gewinnen. Oder Männer-Verbandsligist Team Esslingen den TV Steinheim ohne Punkte heimfahren lässt. Das wiederum liegt auch daran, dass das Team insgesamt in der Verbandsliga überraschend schlecht dasteht. Wie der TV Reichenbach und der TSV Köngen. Drei Kellerteams aus dem EZ-Land.

Der TSV Deizisau in der BWOL ist ein spezielles Thema. Dass es die Mannschaft als Aufsteiger schwer haben würde, war nicht nur mir klar. Aber solche Nackenschläge wie das 30:31 gestern gegen Germania Großsachsen sind echt schwer zu verdauen. Kopf hoch, ihr Deizisauer, kann man da trotz aller journalistischer Unabhängigkeit nur sagen!

Und genau, nochmal zurück zur Verbandsliga und zum Thema Überraschungen: Ich wurde ein paar Mal darauf angesprochen, dass ich den TSV Denkendorf in meiner Saisonprognose hier am Kreis von den hiesigen Verbandsligisten am weitesten vorne gesehen habe. Die Denkendorfer haben mich bislang bestätigt. Und was machen sie jetzt am Wochenende? Verlieren beim Letzten Wiwido. Wenn’s einen nicht selbst betrifft, wie in diesem Fall EZ-Pokal-Ausrichter Denkendorf, muss man sagen: Dass solche Ergebnisse möglich sind, ist doch das Schöne am Sport.


Viele Derbys und Daniel ist nicht Tobias

Derby: Deizisau gegen Plochingen. Fotos: Rudel

Das war mal wieder ein Handball-Wochenende. Fünf Derbys in den Spielklassen von der Landesliga aufwärts erlebt man auch nicht alle Tage und drunter waren es noch ein paar mehr. Alleine die Paarung TSV Deizisau gegen TV Plochingen gab es drei Mal. Wobei das mit dem Erleben so eine Sache ist, man kann sich ja nicht zerreißen.

Sven Strübin war einer von denen, die sich zumindest zwei Lokalduelle gegeben haben. Über das Ergebnis von beiden dürfte er sich gefreut haben. Zunächst stand er beim 34:21 der Plochinger in der BWOL in Deizisau an der Seitenlinie, dann düste er in die Neckarsporthalle, um seinen Ex-Club SG Hegensberg/Liebersbronn mit 27:19 im Stadtderby beim Team Esslingen gewinnen zu sehen. Dazu gab es in der 3. Liga der Frauen TSV Wolfschlugen gegen TV Nellingen (31:24) und in der Verbandsliga am Sonntagabend das Duell TV Reichenbach gegen TSV Köngen (32:28). Und bei den Landesligafrauen HC Wernau gegen Heli (31:17).

Derby: Team gegen Heli (mein Lieblingsbild aus der Serie).

Die Ergebnisse waren in der Tendenz alle nicht überraschend, in der Höhe teilweise aber schon. In der Verbandsliga zeigt sich, dass sich Reichenbach nach dem enttäuschenden Saisonstart und Heli nach dem überhaupt erst zweiten Saisonspiel weiter nach oben orientieren dürfen als das Team und Köngen. Das, also das mit dem nach oben orientieren, gilt auch für den TSV Denkendorf. Der 35:34-Erfolg in Steinheim war schon eine Überraschung, aber ich darf mich mit meiner Saisonprognose hier am Kreis fröhlich bestätigt fühlen, weil ich den Denkendorfern da viel zugetraut habe. Okay, das war jetzt kein Derby, aber dennoch erwähnenswert.

Ich war in Deizisau. Beim dritten Derby dort. Was soll ich sagen? Plochingen steht in der BWOL mit 8:0 Punkten ganz oben, Deizisau mit 0:10 ganz hinten. Und es kann gut sein, dass sich daran so schnell nichts ändert. Die Plochinger, finde ich, haben unter Strübin taktisch noch mal einen Schritt nach vorne gemacht. Die Deizisauer dagegen hätten es als Aufsteiger in einer starke Liga so schon schwer gehabt. Aber mit dem Ausfall von drei Top-Leistungsträgern sind sie im Moment eingeschränkt konkurrenzfähig. So hart das klingt, und ich habe es ja so auch in der EZ geschrieben.

Derby: Wolfschlugen gegen Nellingen.

Es war echt schade. Die Kulisse in der Hermann-Ertinger-Halle war so gut wie lange nicht mehr und die Atmosphäre sehr angenehm. Und dann hatten die Deizisauer dem Nachbarn nicht viel mehr entgegenzusetzen als Einsatz. Ich bin ja neutral, gerade in so einem Spiel. Aber ich wünsche den Deizisauern, dass sie bald wieder Land sehen.

Noch ein, nein zwei Dinge in eigener Sache. Mir hat es großen Spaß gemacht, für die Samstagausgabe die Geschichte über die historischen Verbindungen zwischen Deizisau und Plochingen zu schreiben. Saumäßig geärgert habe ich mich dann, dass ich im Text Daniel Fischer mit seinem Bruder Tobias verwechselt habe. Der eine, also Daniel, ist Handball-, der andere Fußball-Abteilungsleiter des TSV. Mit Daniel hab ich für die Geschichte gesprochen, mit Tobias hatte ich aber offensichtlich im Sommer anlässlich des EZ-Fußballpokals auf der Hinteren Halde so viel zu tun, dass mir mein Hirn beim Schreiben ein Schnippchen geschlagen hat.

Derby: Wernau gegen Heli.

Was mich aber echt gefreut hat, und das muss ich hier einfach mal festhalten: Es haben alle mit Humor genommen. Ich habe in meinem Berufsleben schon viel Häme erlebt, in diesem Fall aber null. Natürlich haben mich und meine Mitarbeiterin Steffi Gauch-Dörre, die privat in der Halle war, viele drauf angesprochen. Was auch zeigt, dass der Text offensichtlich gut gelesen wurde. „Hallo, ich bin der Tobias“, lief Daniel durch die Ränge. Und Tobias frotzelte: „Ich bin der Handball-Abteilungsleiter, ich hab hier schon ein paar Leute rausgeschmissen.“ Ob er trotzdem deshalb ein Käppi tief im Gesicht hatte, weiß ich nicht. Daniel meinte noch grinsend zu mir: „Eigentlich stimmt ja fast alles, außer dass mein Bruder nie im Tor stand.“

Falls ihr online nachschauen wollt, und das tun ja immer mehr, da ist natürlich längst Daniel Fischer zitiert.

So, ich mach hier mal ein bisschen Pause, weil ich einen Urlaub vor mir habe. Viel Spaß so lange in den Hallen der Region. Zum Beispiel bei Derbys. Denkendorf und Reichenbach toppen Deizisau und Plochingen noch. Denn dieses Aufeinandertreffen gibt es am kommenden Samstag gleich vier Mal.     


The Schmuckstück

Genießt die Eindrücke von der neuen Sporthalle 1. Fotos: Rudel, Paesler

Jede Handballhalle hat ihren eigenen Charme und oft ist es bei Spielen einfach gut, wenn sie voll ist. Aber es gibt schon Unterschiede. Einzigartig und geschichtsträchtig ist die Schelztorhalle. Und marode. Nicht so toll für Zuschauer sind die Hallen an der Römerstraße und in Denkendorf, auch wenn dort viel Stimmung gemacht wird. Nach der Renovierung toll steht die Halle in Weil da und ist damit auch der passende Austragungsort für den EZ-Pokal. Und jetzt gibt es die neue Sporthalle 1 in Nellingen. The Schmuckstück.

Diese Halle ist, um es auf den Punkt zu bringen, eine Wucht. Und selten war eben das Wort Schmuckstück passender als hier. Natürlich wurde es am vergangenen Samstag einige Male verwendet, als die Halle offiziell eingeweiht wurde. Auch ich hab mir die volle Ladung mit dem BWOL-Spiel der HSG Ostfildern und das der Drittligafrauen des TV Nellingen gegeben. Erst ein Sieg, dann eine Niederlage. Dazwischen warme Worte von Politik, Wirtschaft, Schule und Sport.

Ich versuche mal mit wenigen Worten zu beschreiben, was mir an der Halle gefällt – und lasse ansonsten Bilder sprechen. Sie ist im positiven Sinne modern. Sie ist durchdacht, vom Spielfeld bis zu den Tribünen, den Catering-Möglichkeiten und den technischen Möglichkeiten, die zumindest beim Spiel der HSG auch schön genutzt wurden.

Und sie hat die richtige Größe. 950 Zuschauer passen rein, davon viele Sitzplätze und einige Stehplätze dreiviertel um das Spielfeld herum. Das ist richtig gut geworden. Anfahrt und Parken, auch das ist nicht ganz unwichtig, passen auch. Als ich eine halbe Stunde vor dem Beginn des HSG-Spiels ins Parkhaus gefahren bin, war nur noch ein Deck frei, aber für normale Spiele reicht das.

Für Spiele der Nellingerinnen zurzeit eh. Und das ist vielleicht das Einzige, was schade ist: Es ist nicht ganz klar, wie die Halle ausgelastet ist. Die TVN-Frauen haben ihre Hochphase mit Zweit- und gar Bundesligahandball hinter sich und werden es in der laufenden Drittligasaison sehr schwer haben. Da werden, vermute ich, die Ränge nur sehr eingeschränkt besetzt sein.

Und die HSG? Sie hat die Auftaktparty mitgemacht, geschätzte 650 Zuschauer waren gegen den TSV Blaustein da. Der Eintritt war frei, aber die Fans bekamen zumindest in der zweiten Hälfte ein gutes Spiel zu sehen und werden wiederkommen. Aber wohin? Das Derby gegen den TV Plochingen am 10. November werden die Ostfilderner auch in der Sporthalle 1 austragen und da wird es bestimmt voll werden. Aber zumindest zunächst werden sie ihren Hallen in Scharnhausen und Ruit grundsätzlich treu bleiben.

Den Verein zieht es – möglicherweise in Union mit dem TSV Neuhausen – mittelfristig weiter nach oben und da wird sich mit Sicherheit irgendwann ganz grundsätzlich die Hallenfrage stellen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die uns bestimmt noch beschäftigen werden. Und davor die Macher der Filderhandballer selbst.

Klar ist aber auch: Mannschaft, Trainer und ich vermute auch Fans hat der Auftritt Spaß gemacht und sie werden sich nicht wehren, wenn sie wieder in der Sporthalle 1 antreten sollen. Die Hoffnung im Rathaus: Es ist ja alles Ostfildern. Der Sieg gegen Blaustein war ja ein gutes Omen. Klar, die Halle ist auch für die Schulen und als Trainingsstätte für viele Verein wichtig. Aber es droht ihr ein bisschen das Schicksal der Halle in Weil: viel zu schön, um so selten voll zu sein.

Soll ich noch was zum Namen schreiben? Sporthalle 1. Ne, das verkneife ich mir. Außer den lapidaren Satz: Da hätte man sich was anderes einfallen lassen können.

Wie hat es euch eigentlich so gefallen das neue Nellinger Schmuckstück?    


Saisonstart-Auffälligkeiten

Einigermaßen volle Ränge beim Derby zwischen Köngen und dem Team, beim Wurf hier Christoph Müllerschön. Fotos Jörn Kehle

Woran merke ich, dass wieder Handball-Saison ist? Es ist Montagabend, ich bin nach einem langen Tag in der Redaktion zu Hause – und noch nicht dazu gekommen, hier am Kreis etwas zu schreiben. Dabei habe ich schon eine Idee für ein Thema im Kopf. Bevor ich euch daran teilhaben lasse, noch ein paar Sätze zu diesem Tag. Dass es das erste Wochenende mit komplettem Handballprogramm – ein paar Nachzügler gibt es trotzdem – war, erkennt man daran, dass wir in der morgigen Ausgabe die erste Zusammenfassung der unteren Ligen von Uli Schmid im Blatt haben. Natürlich ist sie schon lange online zu lesen.

Und an diesem Wochenende haben gleich besonders viele Teams am Sonntagabend gespielt. Dass das generell ein blöder Zeitpunkt für ein Handballspiel ist, ist ein anderes Thema, das ich mir hier vielleicht auch mal vornehme. Für uns aber heißt es, dass es in der Dienstagausgabe etwas voller wird. Denn wir haben weiterhin in der Montagausgabe zwar alle Ergebnisse, aber nicht alle Spielberichte. Das hat zumindest den Vorteil, dass es auf den drei Lokalsportseiten nicht ganz so gedrängt zugeht und dass wir das Ganze in der Dienstagausgabe ordentlich einordnen können.

Florian Touet bringt das Köngener Team weiter.

Wenn wir bei einem Spiel am Sonntagabend vor Ort sind, wie in diesem Fall mit Steffi Dörre beim TSV Neuhausen, dann ist der Text bereits am späten Abend online, noch lange, bevor eine Zeitung in der Röhre steckt. Das ist, so abgedroschen es klingt, die Zukunft. Und ein Thema, das mich beruflich natürlich seit Jahren sehr beschäftigt.

Noch ein Satz zu Ulis Zusammenfassung: Wir haben uns entschieden, ab dieser Saison auf die Ergebniszeilen zu verzichten, sondern Liga-Zusammenfassungen zu schreiben. Das hat den,  wie ich finde, großen Vorteil, dass es eine echte Spieltag-Zusammenfassung wird, wie wir sie seit einiger Zeit auch im Fußball machen. Da kommt das gut an. Ihr könnt mich auch gerne eure Meinung wissen lassen. Ich finde, Uli schreibt das gut und man bekommt einen super Überblick, was in den Ligen so los ist.

Sodele, nun aber zu meinem eigentlichen Thema heute. In der neuen Saison war ich bislang bei zwei Spielen und mir sind ein paar Dinge aufgefallen. Dinge, die normal sind am Saisonanfang, aber gleichzeitig immer wieder neu. Eine neue Saison bringt natürlicherweise mit sich, dass es viel neues Personal bei den Teams gibt, auf dem Spielfeld und auf der Bank. Wobei das mit auf der Bank so eine Sache ist, weil die mir bekannten Trainer für geschätzte 96 Prozent der Spielzeit stehen. Und das selten ruhig.

Hannes Hagelmayer sieht das Tor, aber es erscheint in diesem Fall weit weg.

Auffällig fand ich bei meinen Besuchen in Pochingen und Köngen und auch nach Beobachtungen aus der Ferne von anderen Spielen, dass natürlich noch mehr Fehler passieren als irgendwann während der Saison. Beim Verbandsliga-Derby Köngen gegen Team war das teilweise krass, hat aber zumindest Team-Trainer Christian Straub nicht besonders beunruhigt. Verstehe ich, andere Sachen liefen gut und das Ganze wird bestimmt besser.

Straub hat die Mannschaft während der vergangenen Saison von Volker Pikard übernommen, bei den Köngenern ist Dominic Fischer ganz neu. Nach der Auftaktniederlage gegen Denkendorf hat die Mannschaft beim 29:29 den ersten Punkt geholt. Es hätte auch ein Sieg, aber auch eine Niederlage werden können. Fischer erkannte den Einiges-ist-neu-Faktor. „Wir sind am Ende in die alten Muster zurückgefallen“, bemängelte er beim Blick auf die Schlussphase und konkretisierte: „Da haben wir es zu sehr individuell als im Kollektiv versucht.“

Nun ist es zum einen so, dass Fischer als neuer Trainer neue Ideen mitbringt. Und er führte aus, dass das mit dem in alte Muster zurückfallen gerade die Spieler betraf, die in der vergangenen Saison schon da waren. Bei den Zugängen war das nicht der Fall. Mir ist da vor allem Florian Touet aufgefallen, an dem die Köngener Fans – und der Trainer – bestimmt noch viel Freude haben werden. Schön auch zu wissen, dass die Fischer’schen Aussagen ganz sicher keine Kritik an seinem Vorgänger Sascha Mitranic sein sollten. Bei allem Generationenwechsel schätzen sich die beiden. Aber wie gesagt, neue Leute müssen auch neue Sachen machen und bis alles klappt, dauert es ein bisschen.

Gian-Luca Pupin ganz allein am Kreis.

Etwas anderes ist mir bei den Plochingern zwei Ligen höher aufgefallen. Trainerfuchs Sven Strübin hat da von Trainerfuchs Christian Hörner übernommen – und eine zweite Abwehrvariante einstudiert. Der Vorteil: Beim einen weiß er, dass es die Jungs können, das andere erhöht die Flexibilität und ist wohl auch eher seine Vorliebe. Der noch größere Vorteil: In beiden bisherigen Spielen konnten die Plochinger während der Begegnung umstellen, was vermutlich in beiden Fällen den Sieg gebracht hat.

Und sonst? Ich könnte noch erwähnen, dass es die Deizisauer BWOL-Männer und die Nellinger Dritlliga-Frauen wohl schwer haben werden. Die einen, weil sie Aufsteiger und mit Verletzungssorgen konfrontiert sind, die anderen, weil sie aus der Abgänge-Not heraus ein sehr, sehr neues Team haben. Aber auch das ist so eine Saisonstart-Auffälligkeit: Die zum Teil noch jugendlichen TVN-Frauen haben eine Chance und wollen sie nutzen. Was am Ende nicht nur an einem Tabellenstand abgelesen werden darf.

So, ist jetzt doch mehr geworden, als ich dachte. Ich werde mich hier wieder während der Saison melden, möchte mich aber nicht unter Druck setzen, dass es superregelmäßig ist. Vielleicht begebe ich mich nach einem langen Montag in der Redaktion auch einfach mal direkt aufs Sofa. Schaut immer wieder rein und gebt gerne Feedback – hier, auf der Facebookseite „EZ-Handballpokal“, wo ich ja immer auch poste, und per Mail unter sigor.paesler@ez-online.de  


Auf Nuancen kommt es an

So kann es weitergehen: Der TVP mit dem neuen Trainer Sven Strübin startet mit einem Sieg. Fotos: Rudel, Paesler (1)

Die Handballsaison hat noch längst nicht für alle Mannschaften begonnen – aber sie hat uns voll wieder. In der Montagsausgabe der EZ sieht das so aus: mit Ausnahme einer Meldung zu den FCE-Fußballern wieder zwei Seiten Handball.

Ich will ja nichts sagen, aber bisher lässt sich schon das eine oder andere so erahnen, wie ich es in meiner Saisonprognose vergangene Woche angedeutet habe – wobei das natürlich noch alles mit sehr, sehr viel Vorsicht zu genießen ist.

Improvisation ist alles: Pressearbeitsplatz in der Schafhausäckerhalle.

Und es kommt natürlich auf Nuancen an. Ich war am Freitagabend in Plochingen. Da lief beim 27:23-Auftakterfolg schon vieles gut, vor allem in der Abwehr. Aber es muss sich auch noch einiges finden. Neuenbürg war ein guter Gegner, aber es werden noch einige andere gute Gegner kommen. Zum Beispiel am 11. November die HSG Ostfildern, beziehungsweise die Plochinger reisen da nach Ostfildern, und zwar in die neue Sporthalle 1 – dazu später mehr.

Das ist genau so ein Punkt: Ich hatte die HSG in der BWOL vor dem TSV Deizisau erwartet, aber dass Ostfildern das Derby zum Saisonauftakt gleich mit 40:23 gewinnt, natürlich nicht. Das war zumindest vom Ergebnis her fast schon eine Demütigung für die Deizisauer. Ich bin sehr gespannt, wie die beiden Mannschaften in den kommenden Wochen performen.

Das Derby in Deizisau war eine klare Sache.

Den erwartbaren Gang nahm das andere Derby vom Wochenende in der Verbandsliga zwischen dem TSV Denkendorf und dem TSV Köngen. 35:28 ist ebenfalls deutlich und ich glaube auch, dass die Denkendorfer am Ende der Saison ein paar Plätze vor den Köngenern stehen werden. Die erwarten am Freitagabend gleich das Team Esslingen zum nächsten Derby. Für das Team ist es der Saisonauftakt, auf den die SG Heli übrigens noch eine Woche länger warten muss. Glücklich ist das nicht.

Und Action: Das Derby in Denkendorf reiß gleich mit.

Bei allen hier erwähnten Spielen war die EZ in der Halle, das galt auch für die Sporthalle-1-Premiere der Nellinger Drittligafrauen. Wenn man den Text meines Kollegen Andreas Pflüger liest, dann erkennt man auch, dass in dem Spiel mehr steckte als „Außenseiter verliert gegen Favorit“. 34:23 für die SG Schozach/Bottwartal ist eine klare Sache. Schobott wird am Ende der Saison weit vorne landen, Nellingen weit hinten – vermute ich zumindest. Aber so deutlich die Sache auch war, hat mein Kollege auch Dinge entdeckt, die den Hornets-Fans Mut machen können. Vor allem, dass die Spielerinnen sich auch angesichts eines hohen Rückstandes nicht hängen ließen. Auch hier bin ich sehr gespannt und freue mich schon, auch mal in der neuen Halle zu sein. Vermutlich wird das am 7. Oktober der Fall sein, wenn sie mit dem Auftritt der TVN-Frauen und der HSG offiziell eröffnet wird.

Alles gegeben, aber wie erwartet haben die Hornets bei ihrer Saison- und Hallenpremiere verloren.

Nicht vergessen möchte ich aber auch den Sieg des TSV Neuhausen in der 3. Liga beim TSB Heilbronn-Horkheim. Auch hier darf ich mich bislang bestätigt fühlen: Drei Spiele, zwei Siege, eine Niederlage gegen das Top-Team HC Oppenweiler/Backnang. Ich glaube, wird dürfen uns bei den Maddogs auf eine gute Saison freuen, auf der sie weit weg sind vom berüchtigten Fahrstuhl.

So, das war erst der Anfang in Sachen Handball-Saison. In dieser Woche folgen die letzten Saison-Vorschau-Texte in der EZ, am Wochenende geht es dann Schlag auf Schlag weiter.


2023/2024 – die Saisonprognose

Tobias Klisch und der TSV Neuhausen haben schon zwei Spielen hinter sich – eines verloren und eines gewonnen. Fotos: Rudel

Welcome back, wie immer melde ich mich nach der Sommerpause hier wieder mit meiner Saisonprognose. In der EZ – ob online oder gedruckt – gab es in den vergangenen Tagen ja viel zum Thema Handball zu lesen. Mit den Sonderseiten sind wir mit der heutigen zur BWOL zum größten Teil durch, in der kommenden Woche folgt noch eine mit der Württembergliga sowie der Verbandsliga und Landesliga der Frauen. Und es gibt noch einen großen Text zu den unteren Klassen.

Bevor ich mich an die Prognose für 2023/2024 wage, noch ein Blick auf meine Ausbeute vom vergangenen Jahr. Naja, sie könnte besser sein, aber das ist ja das Risiko bei einer Prognose und es macht ja auch den Reiz aus, dass man sich aus dem Fenster wagt und daneben liegen kann. Ich versuche es trotzdem wieder. Bei acht der EZ-Land-Teams lag ich richtig, etwa beim Klassenverbleib des TSV Neuhausen in der 3. Liga und bei allen Männer-Verbandsligisten – dass ich das Team Esslingen ein bisschen weiter vorne gesehen habe, lass ich jetzt mal nicht zählen. Richtig daneben lag ich bei sechs Team, etwa bei beiden in der BWOL: Der TV Plochingen hat den Wiederaufstieg in die 3. Liga ebenso verpasst wie der TSV Wolfschlugen den Klassenverbleib.

Jetzt aber zur neuen Saison:

Timo Durst gehört weiterhin zu den Stützen der Neuhausener.

3. Liga: Da haben wir bei den Männern den TSV Neuhausen und bei den Frauen den TV Nellingen sowie den TSV Wolfschlugen: Die Neuhausener, die schon ein Spiel verloren und eines gewonnen haben, schaffen es wieder, in der Liga zu bleiben, und zwar souveräner als zuletzt. Ich traue den Maddogs zu, tatsächlich den nächsten Schritt zu einem etablierten Drittligisten zu machen.

Die Wolfschlugenerinnen bekennen sich diesmal dazu, dass sie den Aufstieg mitnehmen, wenn sie es schaffen. Ich glaube, dass sie den Relegationsplatz zwei schaffen – dann ist alles offen. Mehr wage ich nicht zu prognostizieren. Bei den Nellingerinnen kann ich mir beim Blick auf den Kader nicht vorstellen, wie das Team den Klassenverbleib schaffen soll. Es wird hammerhart und es müsste sehr viel gut laufen, damit es klappt. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren.

Gute Stimmung beim BWOL-Trainer-Vorsaison-Gespräch in Deizisau.

Baden-Württemberg Oberliga: Das wird eine superspannende Saison mit dem Modus mit zwei Staffeln, Hauptrunde und anschließender Auf- und Abstiegsrunde. Drei EZ-Land-Teams sind dabei. Also: Der TV Plochingen schafft es in die Aufstiegsrunde, dort aber nicht den Sprung nach oben. Wenn bei der HSG Ostfildern alles optimal läuft, kann es auch einer der ersten vier Plätze der Hauptrunde werden. Ich glaube aber, es reicht nicht ganz. Vor einem Jahr habe ich der HSG den Aufstieg nicht zugetraut und sie hat den Durchmarsch geschafft. Diesmal täusche ich mich gerne wieder. Ich bin mir aber sicher, dass die Mannschaft nicht absteigt. Das traue ich auch dem TSV Deizisau zu, aber es wird eine superenge Kiste und ganz sicher bin ich mir da nicht. Zumal es in der Runde drauf ja wieder nur eine BWOL gibt.

Der TSV Wolfschlugen hat sich aus der BWOL verabschiedet und tritt wieder in der Württembergliga an.

Württembergliga: EZ-Land-Derbys gibt es diesmal nicht. Bei den Männern ist Absteiger TSV Wolfschlugen dabei, bei den Frauen der Aufsteiger der vergangenen Runde TSV Köngen. Ich glaube, dass beide Teams oben mitspielen werden. Die Wolfschlugener werden zu den Top-Teams der Liga gehören, aber nicht aufsteigen. Die Köngenerinnen werden nach einer soliden Saison eine noch solidere spielen und im vorderen Viertel landen.

In der Verbandsliga gibt es wieder jede Menge Derby. Denkendorf und die SG Heli trafen sich schon beim Vorbereitungsturnier in Köngen.

Verbandsliga: Wieder sind fünf EZ-Land-Teams bei den Männern dabei. Und wie habe ich in der Vorschau geschrieben: Eine Prognose ist unmöglich. Aber hier muss ich ja. Okay, alle fünf Teams landen im breiten Mittelfeld und werden den Meister- und einzigen Aufstiegsplatz einem anderen überlassen. Dem SKV Unterensingen? Könnte sein, aber es gibt noch weitere Anwärter. Sie landen in der Reihenfolge TSV Denkendorf, TV Reichenbach, SG Hegensberg/Liebersbronn, Team Esslingen, TSV Köngen. Ich glaube das, weil die Denkendorfer einen guten und stimmigen Kader haben, die SG Heli es erst einmal schaffen muss, ihr Potenzial in möglichst vielen Spielen abzurufen und die Köngener ein paar personelle Probleme haben. Dem neuen und jungen Coach Dominic Fischer traue ich aber einiges zu.

Bei den Frauen wird der TSV Denkendorf ebenfalls einen guten Mittelfeldplatz erreichen, wie die des TV Reichenbach, die sich nach dem Abstieg sortieren müssen.

So, das war mein Part. Mich interessiert eure Meinung, hier oder in den Kommentaren bei Facebook. Und jetzt geht es noch nach Plochingen zum BWOL-Auftakt gegen Neuenbürg. Den Text dazu stelle ich heute Abend noch online auf https://www.esslinger-zeitung.de/sport/handball-in-der-region


Marco Gaßmann ist (wieder) der Trainer der Saison

Marco Gaßmann – das Foto entstand wenige Sekunden, bevor der Aufstieg in die BWOL gefeiert werden durfte. Foto: Rudel

Ihr habt abgestimmt – and the winner is Marco Gaßmann. Er ist der Handballtrainer der Saison im EZ-Land. Damit haben wir zum ersten Mal in der langen Geschichte eine Titelverteidigung. Der Coach der HSG Ostfildern hat einen deutlichen Vorsprung vor Marco Melo vom TSV Wolfschlugen. Einen ausführlichen Text über euren Gewinner gibt es morgen in der Eßlinger Zeitung und vorher schon auf www.esslinger-zeitung.de. Und auch hier im Blog jetzt noch ein paar Zeilen. Danke fürs Mitmachen!

Das Ergebnis in Zahlen.

Natürlich habe ich heute mit Marco Gaßmann telefoniert. Und natürlich wusste er schon, dass er die Wahl gewonnen hat. Gerechnet, das sagte er natürlich auch, habe er mit seiner Wahl nicht. Aber gefreut hat er sich. Interessant fand ich, dass er die vergangene Saison als weniger anstrengend empfunden hat als die davor. Und das, obwohl die Herausforderung, als Aufsteiger gleich wieder aufzusteigen, augenscheinlich ja die größere war. Aber der Druck war eben nicht so groß. Zumindest hat er es so empfunden. Lest in meinem Text in der EZ selbst, was er dazu zu sagen hat.

Die Wahl hier am Kreis gibt es ja schon seit vielen Jahren. Entsprechend hat es viele Sieger geben, die es alle verdient haben. Was es aber noch nicht gegeben hat: dass einer zwei Mal in Folge von euch gewählt wurde. Auch der Trainer der Saison 2021/2022 war Marco Gaßmann.

„Alleine, nominiert worden zu sein, empfinde ich als Auszeichnung. Jeder der Kollegen hätte es verdient, zu gewinnen.“ Das hat mir Marco Gaßmann auch gesagt. Es hat mich gefreut, weil es mir zeigt, dass ich mit meiner Vorauswahl offensichtlich nicht so falsch lag, aber auch, weil es für Gaßmanns große Wertschätzung gegenüber seinen Kollegen spricht. Sein Favorit war übrigens Markus Locher. Auch in meinen Augen ist das einer der besten Trainer, die wir im EZ-Land jemals hatten. Nominiert habe ich ihn schon oft, gewonnen hat er noch nie. Diesmal kam er auf 19 Prozent.

Damit teilt sich Locher Platz drei mit Stefan Eidt, der mit dem TSV Deizisau als Zweiter hinter der HSG den Aufstieg in die BWOL geschafft hat. Man sieht daran auch, wie schwer es ist, die Arbeit der Trainer zu beurteilen. Das ist mir durchaus bewusst, dennoch macht es in jeden Jahr wieder Spaß, die Wahl zu starten. Eidt hatte mit mehr Schwierigkeiten während der Saison zu schaffen als Gaßmann und er hatte auch nicht so einen guten Kader wie der Kollege. Und hat es dennoch geschafft. Marco Melo übrigens ist meiner Ansicht nach nicht nur für das Zweiter geworden, was er mit den Wolfschlugener Frauen in der abgelaufenen Saison erreicht, sondern auch, was er dort entwickelt hat. Auch das ist ein guter Grund.

Gaßmanns Haupt-Verdienst war, dass er es eben geschafft hat, aus einem starken Kader und angesichts der Erwartungshaltung ein Aufstiegsteam zu formen. Denn ein vorhandenes Potenzial abzurufen, sieht einfacher aus, als es ist. Zudem kann man nicht behaupten, dass er über jahrelange Erfahrung verfügt. Der Mann ist (gerade noch) 27, hat schon zwei Aufstiege geschafft und darf sich nun BWOL-Trainer nennen. Hut ab.

Die Auswahl war, das habe ich bei eben dieser schon geschrieben, leicht und schwer zugleich. An einigen Kandidaten kam ich nicht vorbei. Mir ist aber wohl bewusst, dass ich noch mehr Namen hätte nennen können. Jochen Masching, Sinisa Mitranic, Ralf Wagner etwa, aber auch die oder der eine oder andere, die oder der nicht so sehr im Mittelpunkt steht, weil sie oder er in einer unteren Klasse oder in der Jugend trainiert. Da waren sich Marco Gaßmann und ich übrigens auch einig.

Die Wahl zum Trainer der Saison hat in Marco Gaßmann also einen verdienten Sieger – alleine schon, weil ihr Leser und Kenner der Szene mit eurem Sachverstand gar nicht daneben liegen könnt. Aber sie darf durchaus als Wertschätzung für alle gelten, die mehrmals in der Woche in der Halle stehen und ihren Dienst am Sport leisten.

So, war das nicht ein passendes Schlusswort? Ich verabschiede mich hier am Kreis bis zum Saisonstart im September – es sei denn, es drängt mich zwischendurch, etwa zu schreiben. Einen schönen Sommer wünsche ich allen!


Wer ist der Trainer der Saison?

Das Derby zwischen der HSG Ostfildern und dem TSV Deizisau gehörte zu den Höhepunkte der Saison – inklusive EZ-Pokal gab es das Duell drei Mal. Die Trainer beider Mannschaften sind nun nominiert. Fotos: Rudel

Das Saisonende im Amateurhandball ist auch in diesem Jahr etwas zerfleddert. Die 3. Liga ist schon seit einer Weile fertig, die BWOL hat noch drei Spieltage vor sich, die meisten Ligen hatten am vergangenen Wochenende ihren letzten Spieltag. Wann also ist der beste Zeitpunkt, um den Trainer der Saison im EZ-Land zu wählen? Genau jetzt.

Wie ihr es seit vielen Jahren kennt, schlage ich hier einige Kandidaten vor und ihr habt dann etwa eine Woche lang Zeit, abzustimmen. Was diesmal anders ist: Bislang lief die Abstimmung über die Kommentarfunktion hier im Blog und auf Facebook. Jetzt machen wir es klassisch. Über hier gleich aufgeführten Link gelangt ihr zum Abstimmungstool, wo ihr ganz einfach für euren Kandidaten voten könnt. Aber, immer fair bitte, jeder nur ein Mal! Lest vorher aber noch ein paar Sätze zu den fünf Kandidaten Stefan Eidt, Marco Gaßmann, Christian Hörner, Markus Locher und Marco Melo. Die Vorauswahl war dieses Mal leicht und schwer zugleich. Es haben noch mehr Trainer gute Arbeit geleistet. Aber diese fünf heben sich doch noch ein bisschen ab und um sie geht es jetzt.

Gewählt werden kann bis zum kommenden Montag, 8. Mai, um 23.59 Uhr.

Hier geht es zur Abstimmung.

Stefan Eidt (TSV Deizisau)

In seiner zweiten Saison in Deizisau hat er mit der Mannschaft daran geschnuppert, in der dritten hat er es geschafft: Stefan Eidt steigt mit dem Traditionsverein in die BWOL auf, wo viele die Mannschaft auch richtig aufgehoben finden. Was wohl seine größte Leistung in der abgelaufenen Saison war: Er hat mit der Mannschaft auch schwächere Phasen überstanden, ohne von der Spitze abzurutschen. Er hat immer noch Verbesserungsbedarf gesehen und eben diese Verbesserung von den Spielern eingefordert – mit Erfolg. Mit 18 Siegen, zwei Unentschieden und sechs Niederlage schaffen die Deizisauer als Tabellenzweiter den Sprung in die vierthöchste Spielklasse. Der Vater des Erfolgs ist Stefan Eidt.  

Marco Gaßmann (HSG Ostfildern)

Vor einem Jahr wurde Marco Gaßmann für den Aufstieg der HSG in die Württembergliga unter anderem mit der Wahl zum Trainer der Saison im EZ-Land belohnt. Und dann? Er schaffte mit der Mannschaft gleich wieder den Aufstieg, also den Durchmarsch in die BWOL – und das als souveräner Meister mit 23 Siegen in 26 Spielen. Natürlich hatte Gaßmann einen starken, aufstiegsfähigen Kader zu Verfügung. Aber man muss es erst einmal schaffen, den Laden zusammenzuhalten und eine ambitionierte Mannschaft auch dahin zu führen, wo sie hin will und wo das Umfeld sie erwartet. Und das fast ohne jegliche Tiefs – und als 27-Jähriger als immer noch recht junger Trainer.

Christian Hörner (TV Plochingen)

Den Abstieg aus der 3. Liga hat Christian Hörner in der vergangenen Saison als Feuerwehrmann knapp nicht verhindern können und ob es in der noch laufenden mit dem direkten Wiederaufstieg klappt, ist nicht raus.  Zuletzt gab es in Konstanz einen Rückschlag, möglicherweise den entscheidenden. Aber was auf jeden Fall gilt: Es ist Hörners Leistung, mit einer Mannschaft in der starken Liga überhaupt ganz vorne mitzuspielen. Denn sie wurde nach dem Abstieg fast komplett neu aufgebaut, nur vier Handballer waren übrig geblieben. Der Coach hat in der Vorbereitung Wege gefunden, dass das Team sofort funktionierte. Nach dem Ende der Saison verabschiedet sich Hörner aus Plochingen, aber nur, weil die tägliche Anfahrt von seinem Wohnort Pforzheim auf Dauer zu viel ist. Beim TVP sind sie mit der Arbeit des Profi-Trainers sehr zufrieden und sie hätten gerne mit ihm weitergemacht.

Markus Locher (TSV Neuhausen)

Gäbe es hier einen Award für das Lebenswerk, Markus Locher müsste ihn bekommen. Er war bei den Maddogs schon mehrfach Chef-Trainer, Co-Trainer und Teil eines Trainerduos. So auch in der abgelaufenen Saison zusammen mit Alexander Trost. Ab dem Sommer geht er wieder in die zweite Reihe und wird dem neuen Coach Tobias Klisch assistieren. Weshalb Locher nun aber nominiert ist: Oft sind es nicht die Aufstiege, die eine besondere Leistung sind, sondern die verhinderten Abstiege. Genau das hat er gemeinsam mit Trost und der Neuhausener Mannschaft in der dritthöchsten Spielklasse geschafft. Zwar „erst“ am vorletzten Spieltag, aber insgesamt sehr solide und hoch verdient. Locher hat es wieder einmal geschafft, mit seiner Mischung aus akribischer Arbeit und dem Wecken von Emotionen das Beste aus der Mannschaft herauszuholen, die damit die Zuschauer begeisterte. Dazu trugen übrigens auch die mit 874 meisten geworfenen Tore aller Mannschaften der Liga bei.  

 Marco Melo (TSV Wolfschlugen)

Der Aufwärtstrend des Wolfschlugener Frauenhandballs ist eng mit dem Namen Marco Melo verbunden. In der abgelaufenen Runde spielte das Team lange um die Meisterschaft mit – und was machte der Coach? Er verkündete, dass die TSV-Frauen im Fall der Fälle nicht an den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga mitspielen würden. Er sah sie noch nicht so weit und erklärte zugleich, dass es in der kommenden Runde so weit sein könnte. Melo ist ein Mann der klaren Worte und der klaren Ausrichtung. Am Ende sprang der starke zweite Platz heraus.


Gratulation ins Allgäu – und an die Fils

Die Wangener bejubeln schon während des Spiels jedes Tor. Fotos: Rudel

Seit Sonntagabend steht fest: In der Verbandsliga wird es auch in der kommenden Saison ein EZ-Land-Quintett geben. Der TV Reichenbach hat die Meisterschaft verpasst. Einerseits kann man festhalten: Wenn eine Mannschaft das Spitzenspiel Erster beim Zweiten am vorletzten Spieltag so klar gewinnt, wie es der MTG Wangen beim 33:22 in Reichenbach gelungen ist, dann ist der Aufstieg der Mannschaft verdient. Gratulation ins Allgäu!

Andererseits war die Chance des TVR angesichts von vier Punkten Rückstand bei zwei Spieltagen nur noch sehr gering und entsprechend waren wohl auch Glaube und Wille bei den Wangenern größer. Und: Die Reichenbacher haben die Meisterschaft nicht an diesem Abend verspielt, sondern durch die Phase mit nur einem Sieg aus sechs Spielen von Ende Januar bis Mitte März. Lange hatten sie die Liga dominiert, am Ende aber gehen sie leer aus.

Der verdiente Verbandsliga-Meister: MTG Wangen.

Nach der ersten Enttäuschung werden sie es verschmerzen können. Und spätestens, wenn sie in der kommenden Saison wieder die Derbys gegen Heli, Team, Denkendorf und Köngen haben, werden sie ihren Spaß daran haben. Aber natürlich nagt das an einem, wenn man zunächst über den eigenen Erwartungen abschneidet, dann schwächelt, sich dann wieder fängt – und dann einem anderen gratulieren muss. Das Gefühl, eine insgesamt klasse Runde gespielt und seinen Fans viel Freude bereitet zu haben, wird sich bei den Reichenbacher Handballern wohl erst in ein paar Tagen einstellen. Trotzdem: Auch an die Fils Gratulation für die Leistung in dieser Saison!

Das habe ich in den vergangenen Tagen auch in einem Gespräch mit dem Ex-EZ-Kollegen Michael Panzram erfahren, der schon lange bei der Schwäbischen Zeitung arbeitet und die Stimmung rund um die Wangener Handballer aufgenommen hat: Bei der MTG und ihrem Umfeld wollten sie die Rückkehr in die Württembergliga unbedingt. In der laufenden Saison war es kein Muss, aber es sollte schon sein. Und: Die Wangener müssen immer weit fahren, egal in welcher Liga sie spielen. Dann doch lieber höher. Das Umfeld passt jedenfalls für mindestens Württembergliga. Anders herum gilt: So sehr es die Nachbarn im EZ-Land dem TVR gegönnt haben, auch sie reisen in der kommenden Saison lieber die paare Kilometer nach Reichenbach als ins Allgäu. Lediglich der TSV Wolfschlugen hat das nach dem Abstieg aus der BWOL nun vor sich.

Volle Ränge in der Brühlhalle…

„Es war heiß und stickig und laut im Bus auf der Rückfahrt. Es war Wahnsinn und schon sehr speziell“, ließ MTG-Trainer Sebastian Staudacher Michaels Kollegin von der Schwäbischen Zeitung jedenfalls wissen und kündigte an, dass das Montagabend-Training ausfallen würde, damit weitergefeiert werden konnte. Zudem erklärte der Meistertrainer: „Wir wussten schon, dass wir Qualität im Kader haben, aber auch, dass es an Erfahrung bei einigen Spielern fehlt. Wir wollten uns weiter etablieren in der Verbandsliga und möglichst im vorderen Drittel dabei sein. Dass es dann so ausgeht, ist schon außergewöhnlich.“

Und die Reichenbacher? Sie werden in der kommenden Saison wieder angreifen. Allerdings dürfte das nicht so einfach werden. Der Kader ist stark, aber die Liga ist es auch und große personelle Sprünge können sie nicht machen. Das hätte allerdings auch für den Fall des Aufstiegs gegolten. Eine Personalie kam eben frisch rein: Lenny Binder wechselt vom TSV Alfdorf/Lorch zum TVR, allerdings hört Fabian Tonn auf.

…und prächtige Stimmung.

Und es gibt einige Konkurrenten, die sich ebenfalls deutlich nach oben orientieren werden: Unterensingen, Steinheim, Heli und vielleicht auch wieder das Team Esslingen. Was die Denkendorfer und vor allem Köngener nach der aktuell guten Runde machen, wird auch spannend.

Trainer Jochen Masching und die Reichenbacher: Nächster Versuch in der nächsten Saison.

Was ebenfalls festgehalten werden muss: Auch wenn das Spiel am Sonntagabend in der Brühlhalle weniger spannend war als erwartet, war es stimmungsmäßig eine Werbung für den Amateurhandball. Mein Kollegin Steffi Gauch-Dörre, die für die EZ dabei war, berichtet Folgendes:

„Ich war das erste mal seit Monaten wieder in der Reichenbacher Sporthalle. Voll besetzt, wie erwartet beim Spitzenspiel zwischen dem Ersten und Zweiten der Verbandsliga. Ich hatte nicht erwartet, dass die Stimmung schon vor dem Anpfiff derart ausgelassen sein würde. Die Fans feierten ihre Mannschaften vor, während und nach der Partie. Bevor die Teams loslegten, standen die Reichenbacher Fans schon auf und ließen eben auch nicht nach, als der TVR immer deutlicher zurücklag. Stark!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass es Lust auf mehr macht. Noch ein bisschen in der Rest-Runde 2022/2023 und dann ab September wieder.