Daniel, der Libero

Früher im roten Trikot des TSV Neuhausen, am Sonntag vielleicht im blauen des TV Reichenbach: Daniel Hebisch. Foto: Rudel
Früher im roten Trikot des TSV Neuhausen, am Sonntag vielleicht im blauen des TV Reichenbach: Daniel Hebisch. Foto: Rudel

Wer ein seltenes Ereignis erleben möchte, sollte am Sonntag (17 Uhr) nach Wolfschlugen gehen. Da erwartet der Württembergliga-Spitzenreiter TSV Wolfschlugen das (untere) Mittelfeldteam TV Reichenbach zum Derby. Das Besondere daran ist, dass sich an der Seitenlinie Lars Schwend und Daniel Hebisch gegenüberstehen, die einstmals beim TSV Neuhausen zusammengespielt haben.

Es könnte aber noch besonderer werden. Morgen ist es in der EZ (Seite 20) zu lesen: Die Wolfschlugener sind mehrfach im Vorteil. Sie sind als Tabellenführer der klare Favorit, haben Heimrecht und können personell aus dem Vollen schöpfen. Die Reichenbacher sind Zehnter, treten auswärts an und haben große personelle Probleme. Und so könnte das eintreten, was Hebisch schon länger befürchtet hat – der Neu-Trainer ist als Spieler gefordert, um den wenigen verbliebenen Spielern mal ’ne Pause zu geben.

Daniel Hebischs Rückkehr auf das Spielfeld, das hätte doch was. Ich bin dann nur mal gespannt, auf welcher Position er aufläuft. In seiner aktiven Zeit war er Außenspieler. Routiniers zieht es erfahrungsgemäß allerdings immer mehr in die Mitte, wie man etwa bei Tine Gall vom HC Wernau sieht. Bei den Fußballern war es ja früher immer so, dass die Spielertrainer meistens als Libero gespielt haben, auch wenn sie gelernte Stürmer waren. Aber Libero gibt’s im Handball nicht. Und im Fußball im Übrigen auch nicht mehr.

„Wir werden das Beste aus dieser Situation machen“, wird Hebisch morgen in der EZ zitiert. Ob mit ihm oder ohne ihn auf dem Spielfeld. Allen Kranken und Verletzten in Reichenbach auf diesem Wege gute Besserung. Und allen anderen ein schönes (Handball-) Wochenende. Derbys gibt’s ja noch mehr.


Aus vier mach eins?

Links die Sieger, rechts die Verlierer - es war ein packendes Derby in Plochingen. Fotos: Rudel
Links die Sieger, rechts die Verlierer – es war ein packendes Derby in Plochingen. Fotos: Rudel

„Der Ausgang des Spiels hatte noch etwas Gutes: Dem TSV Wolfschlugen ist die Meisterschaft trotz dieser Niederlage kaum noch zu nehmen, der TV Plochingen wahrte die Chance auf den zweiten Platz und das damit verbundene Relegationsspiel gegen den Zweitplatzierten der Nordstaffel“. So beschrieb mein Kollege Andreas Müller in der gestrigen EZ-Ausgabe die Lage nach dem Württembergliga-Spitzenspiel und –Derby, das der TVP mit 31:29 gewann und das ihn mit 800 Zuschauern begeistert hat.

Es muss wirklich ein klasse Spiel gewesen sein und zeigt die Attraktivität der Sportart. Und das wäre doch was: Deizisau schafft den Klassenverbleib in der BWOL, woran keinerlei Zweifel besteht, und Wolfschlugen sowie Plochingen gehen hoch. Dann wäre fast schon die BWOL die neue EZ-Land-Liga.

Auch dieses Bild sieht nach Derby aus.
Auch dieses Bild sieht nach Derby aus.

Denn das ist eine andere Erkenntnis des vergangenen Wochenendes: Für die HSG Ostfildern wird es immer schwerer, den Klassenverbleib in der Württembergliga zu schaffen. Steigen die Wolfschlugener und der TVP auf und die HSG ab, dann bliebe aus dem EZ-Land nur noch der TV Reichenbach übrig. Okay, als Derbys gelten ja auch noch die Spiele gegen Unterensingen (dann mit Trainer Steffen Rost) und Zizishausen (Holger Breitenbacher). Und außerdem ist es ja noch nicht so weit.

In der Landesliga sieht es für die EZ-Land-Clubs nicht rosig aus. Aus verschiedenen Gründen. Das Team Esslingen, das mit dem neuen Trainer Vasile Oprea durchstarten wollte, muss das nach dem 21:29 beim direkten Konkurrenten TV Bartenbach möglicherweise in der Bezirksliga tun. Und dort gleich mal auf den anderen Esslinger Durchstarter SG Hegensberg/Liebersbronn treffen.

Abschied in Raten: Markus Ilitsch ist nicht mehr Trainer des HC Wernau.
Abschied in Raten: Markus Ilitsch ist nicht mehr Trainer des HC Wernau.

Und der HC Wernau? Trainer Markus Ilitsch hat, nachdem er zuvor schon seinen Ausstieg zum Saisonende bekannt gegeben hatte, sofort hingeschmissen. Er wirft der Vereinsführung vor, sie habe ihm in seine Arbeit hereingeredet – und die Vereinsführung ist überrascht. Wie es weitergeht, soll bald entschieden werden.

Ich will zu dem Thema gar nicht so viel schreiben, da ich bei dem, was passiert ist, nicht dabei war. Ich wünsche dem HCW nur, dass er sich wieder berappelt – und auch für die Männer so eine Trainerlösung findet wie mit Robert Schenker bei den Frauen, der, wie ich gehört habe, ein Guter sein muss.

Ich komme übrigens erst heute zum Schreiben, weil gestern wegen dem ganzen VfB-Doping-Gedöns überhaupt keine Zeit war. Heute früh – wirklich früh – durfte ich schon Zeitung in der Schule am THG machen (Klasse 9e, hat Spaß gemacht!) und gleich geht’s zu einem Termin mit VfB-Sportvorstand Robin Dutt. Viel los, nicht nur im Handball.


Treue Routiniers

Die dynamische Florence Koutny wirft auch in der kommenden Saison Tore für die HSGDD - wen wundert's? Fotos: Rudel
Die dynamische Florence Koutny wirft auch in der kommenden Saison Tore für die HSGDD – wen wundert’s? Fotos: Rudel

Am Ende rief noch Abteilungsleiter Joachim Steimle vom abstiegsbedrohten Landesligisten Team Esslingen an und verkündete den Zugang von Marco Adelt vom TSV Deizisau für die kommende Saison. Beim Team haben sie ja nach der Verpflichtung von Trainer Vasile Oprea viel vor – Klassenverbleib erstmal vorausgesetzt.

Ansonsten war in dieser Woche bei den Frauen-Teams im EZ-Land einiges los. Zunächst mal hat Württembergligist TSV Wolfschlugen einen Nachfolger für den am Saisonende nach einem Jahr schon wieder scheidenden Trainer Torsten Findeis gefunden: Rouven Korreik kommt von der SG Schorndorf. Wahrscheinlich übernimmt er das Team weiter als Württembergligist, mit dem Aufstieg sieht es ja nicht mehr so gut aus.

Auch Torhüterin Alexandra Brändle geht aus Wolfschlugen weg, sie wechselt eins höher in die BWOL zur HSG Deizisau/Denkendorf. Bei der HSG tut sich einiges. Trainer Veit Wager hat ja schon zugesagt, aber Sina Stumpp versucht es beim wahrscheinlich zukünftigen Drittligisten SC Korb, Meike Fritz hört auf, Bianca Ionita geht zur Polizei nach Bruchsal und Minnette Flaig wird in Bremen Schiffsbau studieren. Interessante Berufe haben sie da bei der HSGDD.

Eigentlich wollte ja auch Urgestein Florence Koutny in den Handball-Ruhestand gehen und an Jüngere übergeben. Dabei ist sie gerade mal 29. Aber wie das mit „eigentlich“ eben so ist: Wenn man so zu einem Verein gehört, dann kann noch so viel Arbeit, elterliche Gastronomie, Freund und Freunde sein – dann bleibt man. Zumal Flo, wie sie mir erzählt hat, gehofft hatte, dass Sina Stumpp ihren Part im Team übernimmt. Tut sie aber nicht.

„Wenn man so lange dabei ist, dann will man nicht zuschauen, wie es den Bach runter geht“, sagt Koutny – hat dann aber doch gleich eingeschränkt, dass das Team in der nächsten Runde schon ganz ordentlich sein wird. Jochen Luik, der Spielleiter, hat auch schon angekündigt, dass es das mit Zugängen noch nicht war und baut zudem darauf, dass sich die jetzigen Spielerinnen so weiterentwickelt haben, „dass wir auf jeden Fall kein schlechteres Team haben werden“.

Koutny will zumindest im Training etwas kürzer treten, bleibt sonst aber – wie wir sie kennen – mit vollem Engagement dabei. „Wer kann schon bei seinem Heimatverein vor der Haustür BWOL spielen?“, fragt sie. Immerhin hat sie bei zwei Aufstiegen ihren Teil dazu beigetragen. Sie weiß aber auch: „Es ist nicht einfach in diesem Umfeld, Spielerinnen zu bekommen, die für den Spaß spielen.“ Mit Geld können sie bei der HSGDD nicht um sich werfen.

Es könnte um die HSG bald einsam werden, wenn Wolfschlugen nicht auf- und gleichzeitig Wernau absteigt. Dann gäbe es im EZ-Land zwar weniger Konkurrenz um Spielerinnen, die BWOL spielen wollen. Aber so recht wäre das Flo dann auch nicht. „Ich fahre lieber zum Derby nach Wernau als nach Steißlingen“, sagt sie. Da geht es morgen hin.

Die dynamische Christine Gall wirft auch in der kommenden Saison Tore für den HCW - wen wundert's?
Die dynamische Christine Gall wirft auch in der kommenden Saison Tore für den HCW – wen wundert’s?

So richtig gut sieht es für die Wernauerinnen aber nicht aus. Sie sind Drittletzter und vier Teams steigen ab. Mit etwas Glück nur drei. Um sicherzugehen, müssen sie zwei Konkurrenten überholen, vor ihnen liegen mit jeweils drei Pluspunkten mehr Lahr und Ottersweier – auch nicht gerade Leichtgewichte. Malsch eins davor ist schon fast nicht mehr einzuholen.

Aber auch die Wernauerinnen lassen sich den Optimismus nicht nehmen. Ich hatte heute Routinier Tine Gall am Telefon – und die strahlt mit ihrer Art ja immer Zuversicht aus. Immerhin hat der neue Trainer Robert Schenker unabhängig von der Ligazugehörigkeit für die kommende Runde zugesagt. Mit den Spielerinnen laufen die Gespräche. Gall jedenfalls hat angedeutet, zu bleiben, „wenn ich verletzungsfrei bleibe“. Sie hat gerade einen Kreuzbandriss hinter sich und findet sich selbst „noch ziemlich langsam“. Aber das wird. „Ich bin nach Wernau gegangen, um hier etwas mit aufzubauen“, sagt sie. „Und wenn wir absteigen, dann will ich wieder aufsteigen.“ So was will man hören.

Schönes Handball-Wochenende allen. In Plochingen findet am Sonntag ja das Württembergliga-Spitzenspiel gegen Wolfschlugen statt. Da geht mein Kollege hin. Ich sehe morgen mal wieder Wasserball – und freu mich schon drauf. Handball im Wasser sozusagen.


Neuhausen ist nicht Köln

Frey-Flug: Philipp Freys Tore sind für die MadDogs wichtig. Foto: Rudel
Frey-Flug: Philipp Freys Tore sind für die MadDogs wichtig. Foto: Rudel

Der TSV Neuhausen ist nicht der VfB Stuttgart. Und der TSV Neuhausen ist nicht der 1. FC Köln. Wie ich zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis komme? Die Maddogs stecken wie die VfB-Fußballer im Tabellenkeller, haben am Wochenende aber durch einen Sieg gegen ein Mittelfeldteam Mut gefasst. Und Neuhausen ist wie Köln eine Fasnet- beziehungsweise Karneval-Hochburg, die Neuhausener Handballer können im Gegensatz zum FC aber nach den verrückten Tagen gewinnen. Die fünfte Jahreszeit ist vorbei, was man auch daran merkt, dass in der Vorschau in der Samstag-Ausgabe nicht mehr steht, dass einem Team Spieler „wegen Verletzung und Fasching“ fehlen.

„Nach der Fasnet gewinnen wir immer“, sagte Neuhausens Torhüter Hans Herrmann jedenfalls nach dem 23:20 gegen die HSG Konstanz. Nur noch ein Punkt ist ein Nicht-Abstiegsplatz entfernt, das müsste doch zu machen sein. Zumal Philipp Frey wieder dabei ist. Wie wichtig der Flügelflitzer ist, merkt man erst, wenn er fehlt. Ich habe ja hier kürzlich über Spieler geschrieben, die den Unterschied machen können – Frey ist so einer. Zehn Tore hat er gegen Konstanz geworfen. Davon zwar sechs Siebenmeter, aber die muss man ja auch erst mal reinmachen, vor allem in engen Spielsituationen.

Also, die MadDogs sind wieder dabei. Jetzt sollten sie aber nachlegen. Am Samstag geht es nach Horkheim. Der TSB steht in der Tabelle zwar hinter Konstanz, aber ist immer ein schwerer Gegner. Und die Neuhausener haben in dieser Saison auch erst ein Mal zwei Spiele in Folge gewonnen. Wobei das bei einem Kellterteam nicht viel bedeuten muss.

Dass zwei drunter in der Württembergliga Spitzenreiter TSV Wolfschlugen das Derby gegen den TSV Zizishauen gewonnen hat, ruft ebenso wenig übermäßiges Staunen hervor wie die Niederlage der Reichenbacher in Blaustein. Aber auch hier hat eine Mannschaft Mut geschöpft: Der Vorletzte HSG Ostfildern hat das Kellerduell gegen die SG Ober-/Unterhausen (mit dem zukünftigen Zizishausen-Trainer Holger Breitenbacher) gewonnen. Der Drittletzte Ober-/Unterhausen hat jetzt nur noch zwei Punkte mehr als die HSG. Der Sieg war sowas von wichtig – um selbst an die Rettung zu glauben, und um den Gegner nicht enteilen zu lassen. Denn für das Noch-Breitenbacher-Team wird es auch eng.

In diesem Zusammenhang ist es manchmal interessant zu schauen, wie es die andere Seite sieht. Die geschätzten Kollegen vom Reutlinger General-Anzeiger haben bei dem Spiel natürlich Ober-/Unterhausen und nicht Ostfildern im Blick. Unter der Überschrift „Seelenlos im Kellerduell“ ist in der heutigen Ausgabe die Rede davon, dass die SG „von einem Mitabstiegskandidaten vorgeführt“ worden sei. Da immer zwei Teams in der Halle stehen, haben die Ostfilderner wohl einiges richtig gemacht. Jetzt geht es zum Zehnten nach Gerhausen. Und in Plochingen steigt am kommenden Sonntag das Spitzenspiel gegen Wolfschlugen.


„Wurfgewalt aus dem Rückraum“

Ich darf euch heute eine Geschichte über Neuhausens Timo Flechsenhar mit obiger Überschrift ans Herz legen. Geschrieben von unserer MadDogs-Expertin Steffi Gauch-Dörre. EZ, Seite 17!

Foto: Rudel
Foto: Rudel


Faschingsferien auch hier – wenn auch nicht bei mir…
Feiert schön, bis nächste Woche!


Balsam-Spiele

Starkes Bild, starkes Spiel: Deizisaus Marcel Killat wirft auf das Willstätter Tor. Foto: Rudel
Starkes Bild, starkes Spiel: Deizisaus Marcel Killat wirft auf das Willstätter Tor. Foto: Rudel

Was für ein gutes Wochenende für die Handballer im EZ-Land – vor allem für die, die Punkte und Erfolgserlebnisse wirklich gebrauchen können gab es einige Balsam-Spiele. Exemplarisch für andere steht heute in der EZ (Seite 23) über dem Text vom 30:27-Sieg des Team Esslingen gegen die SG Kuchen/Gingen „Wir können es noch“.

Der Esslinger Landesligist hat den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Vasile Oprea eingefahren, und ich bin mir sicher, dass sich sein Vorgänger Thomas Freiwald auch sehr darüber freut. Das Team ist weiterhin Vorletzter, aber das wird schon.

Gleiches gilt für die HSG Ostfildern eine Klasse drüber. „Land in Sicht“ hat Co-Trainer Matthias Wichary nach dem 29:26 beim SC Vöhringen ausgerufen – und unsere Mitarbeiterin hat natürlich gleich die Überschrift draus gemacht (Seite 22).

Zu toppen ist das nur durch das, was meine Kollegin Steffi Gauch-Dörre über ihren Text zum 33:22-Kantersieg des TSV Deizisau in der BWOL gegen den TV Willstätt geschrieben hat: „Unfassbar gut“. Also das muss wirklich richtig klasse gewesen sein, denn bei uns in der Redaktion gilt die Regel, dass man mit Superlativen oder sonst besonders ausdrucksstarken Vokabeln vorsichtig umgehen soll. Denn wann man eine ordentliche Vorstellung als Weltklasse bezeichnet, was will man dann noch schreiben, wenn es wirklich Weltklasse ist? Okay, ich habe in der heutigen EZ auch von Weltklasse geschrieben, allerdings betraf das einen gewissen Herrn Alaba in einer anderen Sportart. Und das war Weltklasse. Andere Geschichte.

Für die Deizisauer freut es mich jedenfalls, weil sie nach bislang richtig guter Saison eine kleine Durststrecke zu durchlaufen hatten. Gefreut habe ich mich gestern auch für den Württembergligisten TV Reichenbach. Was macht man, wenn man drei Mal in Folge gegen ein Team, das hinter einem steht, nur ein Unentschieden geholt hat? Man schlägt eine Mannschaft, die vor einem steht. Das 29:28 gegen HV RW Laupheim tut den TVR-Spielern auch deshalb gut, weil das Spiel auch mit einem 29:29 hätte enden und sie sich darüber nicht hätten beklagen können. Die Erleichterung war entsprechend groß.

Nur beim Drittligisten TSV Neuhausen hat es mal wieder nicht geklappt mit einem überraschenden Punktgewinn. Und auch die MadDogs sind Vorletzter und damit in Abstiegsgefahr. Der Realitätssinn der Neuhausener aber gibt Anlass zur Hoffnung. Torhüter Hans Hermann, der nach Auswärtsspielen immer bei uns anruft, jedenfalls drückte sich nach dem 25:29 in Nußloch klar aus. „Die einzelnen Fehler, die wir gemacht habe, zeugen eher von einem Rückschritt“, hat er gesagt. Trotzdem blickt er positiv in die Zukunft und zwar aus einem einfachen Grund: Jetzt ist Fasnet. „Und danach kommt Neuhausen immer gestärkt zurück.“ Na dann los.


Kollektiv und Individualisten

Marco Neusser ist für den TSV Deizisau ein Gewinn. Foto: Rudel
Marco Neusser ist für den TSV Deizisau ein Gewinn. Foto: Rudel

Heute auf Seite 17 der EZ steht meine Geschichte über Marco Neusser vom TSV Deizisau. Wir machen das ja generell gerne, etwas weg von der 1:0-Berichterstattung, Personal-Geschichten interessieren immer. Und es macht auch Spaß, sie zu schreiben.

Am vergangenen Sonntag konnte Neusser die Niederlage des BWOL-Aufsteigers in Schwetzingen nicht verhindern. Er hat kein Tor erzielt, wobei das auch nicht zu seinen Hauptaufgaben zählt. Trotzdem habe ich das Hinspiel gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen als Einstieg für die Geschichte gewählt. Denn damals hat Neusser, obwohl es nach über einem Jahr Pause erst wieder sein zweites Spiel war, den Unterschied gemacht.

„XY macht den Unterschied“. Das ist eine Überschrift, die auch in der EZ immer mal wieder zu lesen ist. Bei verschiedenen Sportarten. Aber geht das heute überhaupt noch so? In einer Zeit, in der das Kollektiv immer wichtiger wird, in der Taktiktreue immer entscheidender wird, in der Fitness genauso wichtig ist wie Talent und Können. Oder anders ausgedrückt: In der Talent und Können die Grundvoraussetzungen sind, ein Spieler ohne Fitness aber durchs Raster fällt.

Im Handball ist es vielleicht nicht ganz so extrem wie im Fußball, aber auch hier haben Tempo und Athletik in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Man muss sich nur mal Spiele von früher anschauen. Oder die Statur der Spieler. Am deutlichsten ist es bei den Kreisläufern: Früher waren das die Wendigen, heute sind es die Brecher. Auch Marco Neusser, der ja nicht gerade ein Hüne ist, hat in dem spielfreien Jahr viel Zeit im Kraftraum verbracht hat. Das kommt ihm heute zugute.

Wie ist das nun mit dem Kollektiv und den Individualisten? Sagen wir mal so: Ein nicht funktionierendes Kollektiv kann nicht gewinnen, aber am Ende ist es immer noch so, dass ein guter Einzelspieler für die entscheidende Aktion sorgen kann. Dass muss nicht immer ein Leistungsträger sein, sondern auch mal einer, der an diesem Tag über sich hinaus wächst. Aber die Wahrscheinlichkeit ist natürlich größer, dass es ein starker Typ ist. Bei Neussers Deizisauern etwa Dennis Prinz oder Frieder Gänzle, bei den Neuhausenern Timo Flechsenhar, bei den Plochingern natürlich Daniel Brack oder bei den Wolfschlugenern Florian Falk.

Marco Neusser ist da eher der Typ, der vielleicht nicht für das entscheidende Tor sorgt, sondern der dem Spiel in einer entscheidenden Phase eine andere Richtung geben kann. Auch die sind wichtig. Die Idealvorstellung ist natürlich ein funktionierendes Kollektiv mit überragenden Einzelkönnern – der Traum jedes Trainers.


Liebe Freunde des Handball-Sports,
ich komme heute nicht zum Schreiben, darf euch aber schonmal Manuel Späths fünfte und letzte „Späthlese“ ans Herz legen, die morgen in der EZ auf Seite 15 und online hier nachzulesen ist.
sip


Tasten hauen statt Handball schauen

Und, habt ihr auch alle Handball-WM geguckt? Ich auch nicht. Zu Hause habe ich kein Sky und in der Redaktion ist der Fernseher bei größeren Sportveranstaltungen zwar an, aber wirklich draufschauen tut auch keiner – es müssen die Seiten gefüllt werden. Bei Fußballspielen führt das dazu, dass man zumindest manchmal noch die Zeitlupe der Tore mitbekommt, nachdem man im Hintergrund gehört hat, wie die leise gestellte Stimme des Kommentators etwas lauter geworden ist. Aber beim Handball fallen halt viel mehr Tore.

Am Montag während des Achtelfinales gegen Ägypten war es dann auch noch so, dass fast mit dem Anpfiff des Spiels der Handballer die Meldung vom VfB Stuttgart kam, dass der Verein die Stelle des Finanzvorstandes neu besetzt hat. Also, recherchieren und in die Tasten hauen statt Handball schauen. Heute bei Deutschland gegen Kroatien war das ähnlich, auch ohne neue VfB-Funktionäre.

Unser EZ-Handball-WM-Kolumnist Manuel Späth macht das ganz anders. Er schaut teilweise drei Spiele gleichzeitig. Gestern war seine vierte „Späthlese“ in der EZ und das Feedback, das sowohl er als auch wir bekommen, ist durchweg sehr positiv. Der Mann versteht was vom Handball und kann es auch in Worte fassen. Noch eine „Späthlese“ haben wir für Anfang kommender Woche ausgemacht, in der Manu seine Gesamtbilanz ziehen wird.

Im Interview, das ich vor der WM mit ihm geführt habe, hat Manu gemeint, das Viertelfinale wäre ein gutes Ergebnis für die deutschen Handballer. Aber wie es manchmal so ist: Wenn es gut läuft, steigen die Ansprüche – und so ist dann das Verpassen des Halbfinale eine Enttäuschung. „Aus der Traum“ steht deshalb über der „Späthlese“ Nummer vier. Vom heutigen Auftritt der deutschen Mannschaft dürfte er auch nicht allzu begeistert gewesen sein – nach dem bisschen, was ich dann doch noch gesehen habe.

Es gibt übrigens noch einige weitere WM-Kolumnisten bei anderen Zeitungen oder im Netz. Ganz spannend finde ich, was Stefan Krezschmar bei Sport1 schreibt.

Pascal Hens schreibt beim Spox.com:

Oliver Roggisch bei sportal.de…

…der Österreicher Conny Wilczynski bei Handball-World.

Und klar, Bob Hanning ist auf bob.hanning.de zu lesen.

Mein Kollege Matthias Foede von den „Neuen Westfälischen“ in Bielefeld, einem Partner unserer G14+-Kooperation, schildert in seiner Kolumne „Maat im Emirat“ über seine persönlichen Eindrücke in Katar.

Am Sonntag ist die WM vorbei – hoffentlich kann man das nächste Turnier wieder bei ARD und ZDF sehen.