Handball meets Wasserball

Handball im Wasser? Nicht ganz. Fotos: Rudel, Paesler (2)

Wir haben zwei relativ ruhige Lokalsportwochen hinter uns. Das wird sich jetzt schlagartig ändern. Nach der Faschingspause – wenn auch nicht für alle – kehren die Handballer auf die Spielfelder zurück und auch mit dem Amateurfußball geht es am kommenden Wochenende weiter. Was viel gespielt wurde zuletzt war Wasserball. Natürlich war auch ich bei dem einen oder anderen Spiel – und was habe ich da regelmäßig auf der Tribüne gesehen? Handballer.

Es macht immer Sinn und Spaß, sich als Sportler mal eine andere Disziplin anzuschauen. Ich erinnere mich an Gespräche mit Fußballtrainern, die sich beim Handball das eine oder andere abschauen. Können Handballer auch vom Wasserball lernen? Manche sagen ja, Wasserball sei Handball im Wasser. Ich finde, das wird beiden Sportarten nicht gerecht.

So war es: Nachwuchs-Handballerinnen, in diesem Fall von Hegensberg/Liebersbronn, beim Wasserball.

Es gibt ein paar Parallelen: Klar, bei beiden Sportarten wird mit der Hand auf ein Tor geworfen. Und bei beiden gewinnt, wer das öfter erfolgreich tut. Ich finde auch, dass die Bedeutung des Torhüters ähnlich ist. Sie können ein Spiel entscheiden. Wer meine Geschichte über Maria Eleni Kotroni, die Wasserball-Torfrau des SSV Esslingen, liest, wird erkennen, dass man manches davon auch über Handball-Torhüter(innen) schreiben könnte. Es kommt auf die Reaktion an, die Spannweite und es ist wichtig, dass die Abwehr von hinten dirigiert wird. Die Ausstrahlung also.

Am Samstag beim Spiel der SSVE-Frauen gegen den SV Nikar Heidelberg mit dem beeindruckenden 23:8-Erfolg war die weibliche Handball-A-Jugend der SG Hegensberg/Liebersbronn zu Gast. Mit dabei auch Leonie Patorra, die von Heli stammt, sich dort in der Jugend engagiert und beim Zweitligisten Frisch Auf Göppingen spielt. Wie oft in solche Fällen, folgte der Besuch einem persönlichen Kontakt. Bei den SSVE-Männern zu den Handballern der HSG Ostfildern etwa kam dieser über Manuel Späth zustanden, der nach seiner Profikarriere für die HSG Handball spielt und beim SSVE als Vereinsmanager arbeitet. Beim Heli-Nachwuchs und dem SSVE war es ein Training, das die jungen Berghandballerinnen mal bei den Wasserballerinnen gemacht haben.

Was die SSVE-Frauen um Kapitänin Elena Ludwig zeigten, beeindruckte auch die jungen Handballerinnen.

A propos jung: Die Bundesliga-Spielerinnen im Wasser waren teilweise jünger als die anfeuernden A-Jugend-Handballerinnen auf en Rängen. Beim Wasserball scheint der Sprung zu den Erwachsenen noch schneller zu gehen als beim Handball. Was aber wohl auch daran liegt, dass Wasserball von weniger Sportlerinnen betrieben wird.

„Es war sehr gut, wie sich die Esslingerinnen präsentiert haben“, war Patorra begeistert. Wie anstrengend Wasserball ist, hat sie am eigenen Leib erfahren, denn sie war bei dem Training damals dabei. In Sachen Athletik könnten sich die Handballerinnen etwas abgucken und auch, was die Tempogegenstöße betrifft – Thema Zusammenspiel von Torhüter und Feld- (oder Becken-?) Spieler. Patorra gefiel also sehr, was sie sah. Ansonsten aber widersprach auch sie der Wasserball-ist-Handball-im-Wasser-These. „Es sind schon zwei unterschiedliche Sportarten.“

Auch die Ostfilderner Handballer haben schon mal zugeschaut, bei den SSVE-Männern.

Ein Unterschied ist, dass man beim Wasserball weniger erkennt, weil viel in dem Bereich passiert, den man nicht sieht – nämlich eben unter Wasser. Weil das so ist und weil dadurch die Verletzungsgefahr durch versteckte Fouls größer ist, greifen die Schiedsrichter beim Wasserball öfter ein als beim Handball. Das Interessante daran ist – und da spricht der, der beide Sportarten regelmäßig beobachtet -, dass dadurch der Spielfluss nicht leidet. Eine Unterbrechung beim Handball ist eine echte Unterbrechung, es geht mit einem Freiwurf weiter. Über Fußball müssen wir in diesem Zusammenhang gar nicht reden.

Im Wasserball geht es viel schneller, nicht nur, weil sich die Spieler da nicht noch die Stutzen zurecht rücken können. Pfiff, die beiden Kontrahenten gehen auseinander, weiter geht’s.

Manuel Späth ist zurzeit die personifizierte Verbindung zwischen den beiden Sportarten.

Als die HSG- bei den SSVE-Männern zu Besuch waren, war es genau das, was sie nicht gleich verstanden haben. So war zumindest mein Eindruck. Beim Wasserball wird sicherlich insgesamt nicht weniger über Schiedsrichter-Entscheidungen diskutiert. Eher im Gegenteil. Aber das mit dem Spielfluss könnten sich andere Sportarten abschauen. Sofortiges Weiterspielen nach einem Foul könnte auch den Handball schneller machen. Keine Ahnung, ob das funktioniert. Vielleicht würde es nur für noch mehr Tore sorgen wie durch die neue Anspielregel ohnehin schon. Aber man könnte es mal ausprobieren.

Handball und Wasserball sind unterschiedliche Sportarten. Aber sie sind artverwandter als andere. Vielleicht zieht es auch deshalb immer mal wieder Handballer ins Becken. Der Heli-Nachwuchs ist nur ein Beispiel. Bundesliga-Handballteams, die beim Esslinger Marktplatzturnier dabei sind, machen immer mal wieder eine Übungseinheit  bei den Esslinger Wasserball-Kollegen. Und ich erinnere mich noch sehr genau: Vor etwas mehr als fünf Jahren habe ich eine Reportage darüber geschrieben, wie die Handballer des TV Plochingen mit dem SSVE trainiert haben.

Die Plochinger Handballer, damals noch mit Christopher Weiß, haben es selbst mal versucht . . .

Leider, muss ich zugeben, hat es damals mit dem Auftakt zu einer neuen EZ-Serie mit dem Titel „Quertreiber“ nicht geklappt. Aber es war spannend und hat Spaß gemacht (mir vielleicht auch, weil ich nicht mitmachen musste, sondern nur schreiben durfte). Ich erinnere mich noch gut daran, dass der damalige TVP-Trainer Daniel Brack, der ein halbes Jahr davor seine Spielerkarriere beendet hatte, von den Handballern die beste Figur im Wasser machte. „Wir können ja auch schwimmen, aber dieses sich ständig Überwasserhalten kostet unheimlich viel Energie. Man unterschätzt das“, sagte er damals. Die ganze Reportage könnt ihr gerne noch mal nachlesen.

. . . und der damalige Trainer Daniel Brack sah dabei besonders gut aus.

Was wir auf jeden Fall lernen können: Es macht Sinn und Spaß, sich mal aus der Zone seines Sports zu bewegen. Ich mache das beruflich seit vielen Jahren und finde es sehr bereichernd. Vor meiner Zeit bei der EZ kannte ich etwa Wasserball nur aus dem Fernsehen. Ich erinnere mich noch an Olympische Spiele mit dem Esslinger Patrick Weissinger als Kapitän der Nationalmannschaft. Seither habe ich unzählige Spiele live gesehen.

Und ich hoffe, dass mal wieder eine neuen Sportart auf mich zukommt.

Also, der Handball hat uns voll wieder, der Fußball auch – man sieht sich. Warum nicht mal beim Wasserball im Stuttgarter Sportbad. Die SSVE-Frauen sind gerade eine echte Erfolgsgeschichte. Die Männer schwächeln. Und brauchen umso mehr Unterstützung. Am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen die WF Spandau 04 – das Bayern München, äh THW Kiel oder Füchse Berlin des Wasserballs – werden sie keine Chance haben. Aber am 12. März um 14 Uhr haben sie gegen die SG Neukölln eines der entscheidenden Spiele im Kampf um den Klassenverbleib. Das reicht noch vor einem 17-Uhr-Match in einer Handballhalle. Nur mal so als Anregung.


Die Saison-Vor-Crunchtime

Die Plochinger, hier Manuel Haas, sind gegen Heiningen ausgerutscht. Fotos: Rudel

Es beginnen die entscheidenden Wochen in den Handball-Ligen. Das spürt man auch. Es stehen noch nicht die letzten Spiele an, aber die, die deutlich die Richtung weisen. Die Saison-Vor-Crunchtime sozusagen. Dazu kommt: Es ist die Phase des Jahres, in der sich die Meldungen von Trainer-Wechseln, -Verlängerungen und sonstigen Personalentscheidungen häufen. Die Vereine, die damit noch hinterherhinken, stehen unter Druck. Eine Schwierigkeit dabei ist freilich häufig gerade die Frage, wo das Team in der kommenden Saison spielt.

Einen (zweiten) Dämpfer gab es diesbezüglich am Sonntag für den TV Reichenbach. Alle bisherigen 13 Saisonspiele ohne Niederlage, dann zwei in Derbys in Folge verloren – zuerst beim Team Esslingen und nun beim TSV Denkendorf. So schnell kann es gehen: Von der Rolle des „Die kann keiner stoppen“ zum Verfolger des neuen Liga-Primus MTG Wangen.

Blöd für die Reichenbacher, dass in der Verbandsliga nur der Meister aufsteigt. Eine Liga drüber ist der TSV Deizisau Zweiter und bleibt die Mannschaft das, geht es nach oben. Was sie in Deizisau etwas unbedingter wollen als in Reichenbach. Wenn die Deizisauer weiter auch die Spiele wie zuletzt gegen den TSV Zizishausen gewinnen, in denen sie nicht vollends überzeugen, müsste es klappen.

Blauer Spieler vor blauer Mattenwand: Denkendorfs Sven Müller im Spiel gegen Reichenbach.

Was beide Vereine gemeinsam haben: Sie sind mit ihrer Personalplanung für die kommende Saison schon ziemlich weit. Das liegt auch daran, dass sie sich je nach Ligazugehörigkeit nicht sehr unterscheidet. Und das wiederum hat auch den Grund, dass beide Clubs einen finanziellen Rahmen haben, der ganz große Sprünge nicht erlaubt.

Solche Vereine müssen für ein Klima sorgen, das dazu führt, dass umworbene Spieler bleiben, obwohl sie woanders ein bisschen mehr überwiesen bekämen. Und dafür, dass der Nachwuchs eine Perspektive sieht. Trotzdem dürften die Deizisauer und Reichenbacher im Falle des Aufstiegs auch eins höher bestehen können. Ohne allerdings Bäume auszureißen.

Besonders eng geht es an der Spitze der BWOL zu. Und deshalb muss ich für diese Liga die These ein bisschen relativieren, dass bald Vorentscheidungen fallen könnten. Zwar kann es auch hier mit ein oder zwei Misserfolgen nach unten gehen, aber es wird vermutlich lange spannend bleiben. Der neue Tabellenführer TV Bittenfeld II hat 30:10 Punkte, dahinter stehen gleich drei Teams mit 29:11 Zählern und wiederum dahinter eines mit 28:12. Zwei aus fünf heißt es in Sachen Aufstieg.

Kommt ein Lukas Lohmann geflogen. Deizisau tut sich gegen Zizishausen schwer.

Nicht mehr in der Pole-Position ist der TV Plochingen nach der Niederlage gegen (den Neunten) TSV Heiningen. So wie beim 26:31 gegen die von Trainer Mike Wolz hervorragend eingenstellten Heininger wird es nichts mit dem Wieder-Aufstieg in die 3. Liga – auch wenn die Mannschaft noch auf einem Aufstiegs-Platz steht. Aber es gab ja einige bis etliche Spiele, in denen sie gezeigt hat, was sie kann. Und solche werden wohl auch wieder folgen. Zudem schwächeln die Teams an der Spitze im Wechsel.

Die fünf besagten Spitzenteams haben alle schon fünf Mal verloren – das sagt auch etwas über die Liga aus. Allzu viele mehr sollten es nicht werden – soll es etwas mit dem Aufstieg werden.

Die Plochinger jedenfalls müssen sich wieder darauf besinnen, weniger Fehler zu machen, kühlen Kopf zu bewahren, an sich zu glauben und sich von der Taktik des Gegners nicht den Schneid abkaufen zu lassen. Die Trainer der kommenden Gegner – der nächste im nächsten Heimspiel ist der TSV Blaustein – werden das Video vom Heiningen-Spiel mit Sicherheit aufmerksam anschauen.

Christian Hörners Zukunft beim TV Plochingen ist noch nicht geklärt.

Aber der Vorteil ist ja: Die Plochinger können gleich am Samstag zeigen, dass sie wieder mit einer souveränen Vorstellung gewinnen können. So wie 14 Mal zuvor in der laufenden Saison.

Die Plochinger sind einer der Vereine, bei denen die Verantwortlichen noch etwas Hirnschmalz (sowie Kontakte, Verhandlungsgeschick und finanzielle Mittel) für die Zusammenstellung des Kaders der kommenden Saison brauchen. Für den Fall des Aufstiegs wären Verstärkungen nötig, aber die Ligazugehörigkeit ist eben noch nicht klar. Ebenso übrigens wie die Zukunft von Trainer Christian Hörner. Die wird aber mit Sicherheit früher geklärt sein.

Zum Schluss möchte ich euch noch meine Geschichte über den Ex-Team und zukünftigen OLE-Trainer Volker Pikard ans Herz legen. Morgen in der gedruckten Eßlinger Zeitung und jetzt schon online.


Eine Wiederholung wäre am gerechtesten

Aleksa Djokic trifft nicht, aber das „Tor“ zählt. Fotos: Rudel

Hier mein Kommentar zum Plochinger Phantom-Tor (ausführlicher Text auf www.esslinger-zeitung.de vom 30. Januar):

Es war ein Doppelfehler mit Folgen. Welche Folgen das unberechtigt gegebene Tor von Aleksa Djokic zum zwischenzeitlichen 14:13 des TV Plochingen im BWOL-Spitzenspiel gegen die TGS Pforzheim haben wird, ist allerdings noch nicht klar. Weil noch nicht sicher ist, ob die geschädigte Partei, also die Pforzheimer, einen endgültigen Einspruch einlegen wird und wenn ja, wie darüber entschieden wird.

Klar ist, dass Djokics Wurf am Außennetz landete und nicht im Tor. Das haben – fast – alle Beobachter so gesehen und das ist auch auf den Videobildern zweifelsfrei zu erkennen. Klar ist, dass der erste Fehler beim Kampfgericht lag, das das Tor auf die Anzeigetafel stellte. Klar ist auch, dass die Schiedsrichter Marcus Enßle und Holger Krieg den Treffer nicht zurücknehmen ließen, obwohl sie ihn nicht gepfiffen hatten. Das war zweifellos der größere der beiden Fehler. Und er ist schwer nachvollziehbar. Dass ein Tor fälschlicherweise auf der Anzeigetafel erscheint, kommt hin und wieder vor. Doch normalerweise wird das schnell korrigiert.

Ab da wird es unklar: In der Haut der Unparteiischen, die ihren Fauxpas vermutlich längst erkannt haben, will keiner stecken, aber auch nicht in der der Pforzheimer und Plochinger Handballer sowie ihrer Verantwortlichen. Alles wäre halb so wild gewesen, wenn es ein deutliches Endergebnis gegeben hätte – so deutlich, dass niemand danach hätte fragen müssen, ob „Tor oder nicht Tor“ kurz vor der Halbzeit einen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf hatte. Aber das Spiel endete 29:29. Und niemand kann sagen, ob es anders gelaufen wäre, wenn Djokics Nicht-Treffer zurückgenommen worden wäre.

Die Zuschauer sehen ein packendes Spiel – Gesprächsstoff liefert aber fast nur eine Szene.

Zunächst einmal müssen die Pforzheimer nachdenken. Wenn sie Einspruch einlegen – der erste, formale wurde korrekterweise im Spielprotokoll eingetragen –, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie einen Sieg zugesprochen bekommen. Viel eher würde es eine Ablehnung oder eine Wiederholung des Spiels geben, wodurch die Möglichkeit besteht, dass sie nach einer Neuaustragung mit einem Punkt weniger dastehen als mit dem Remis vom Samstagabend.

Die Plochingen wiederum müssen sich diese Gedanken machen: Was, wenn es beim Unentschieden bleibt und dieser eine Zähler genau der ist, der am Ende der Saison den angestrebten Wiederaufstieg in die 3. Liga bedeutet. Gut würde sich das nicht anfühlen. Wobei jetzt schon festgehalten werden kann, dass sich die Plochinger fair verhalten und ebenfalls schon während der Begegnung darauf hingewiesen haben, dass der Ball nicht im Tor war. Das haben auch die Pforzheimer anerkannt.

Erinnerungen werden wach an eine Situation vor knapp einem Jahr in Konstanz in der 3. Liga: Der VfL Pfullingen hatte in der letzten Sekunde das Tor zum 34:34-Ausgleich erzielt. Das Kampfgericht – im Gegensatz zur BWOL ein unabhängiges – hatte jedoch entschieden, dass der Treffer von Paul Prinz nach dem Ablauf der Spielzeit gefallen sei. Die Schiedsrichter stimmten dem zu. Bei 34:34 wären die Pfullinger für die Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga qualifiziert gewesen, bei 33:34, wie das Spiel gewertet wurde, nicht.  Die Pfullinger legten Einspruch ein. Dieser wurde abgelehnt mit der Begründung, das Videomaterial, das eindeutig zeigte, das das Tor korrekt war, würde nicht als Beweismittel anerkannt. Der Pfullinger Aufstiegstraum war ausgeträumt.

Auch im Fall Plochingen sind die Videobilder eindeutig. Der Unterschied aber: Sollten sie auch hier bei einer möglichen Verhandlung nicht berücksichtigt werden, könnten die Plochinger in einer möglichen Befragung erneut Fairplay zeigen und erklären, der Treffer sei keiner gewesen. In Konstanz damals war der Fehler für die Live-Beobachtung viel schwerer zu erkennen.

Es ist offen, wie die Sache ausgeht. Die Gedanken, die sich die Pforzheimer machen, sind berechtigt. Das ungute Gefühl der Plochinger, so wenig sie für die Situation können, ist es auch.

Das 29:29 war leistungsgerecht, wie mein Kollege Dominic Berner als Augenzeuge berichtet. Und vielleicht wäre es auch so ausgegangen, wenn alles korrekt verlaufen wäre. Aber betrachtet man den gesamten Vorgang, wäre eine Wiederholung des Spiels am gerechtesten – an dessen Ende ein Sieg der einen oder der anderen Mannschaft oder ein Unentschieden steht, was dann seinen entsprechenden Einfluss auf den Kampf um den Aufstieg hat.   


Verstärkungen für das EZ-Land

Neuhausen landet in Spiel eins nach der Trainerverkündung gleich einen Coup. Fotos: Rudel (4), Baumann, Schmidt, Wild

Es gibt einiges aufzuarbeiten. Vielleicht habt ihr euch schon gewundert, dass ich mich hier am Kreis nicht vorher gemeldet habe, nach all dem, was Ende vergangener Woche im EZ-Handball-Land so passiert ist. Aber das musste ja erst einmal für die Zeitung verarbeitet werden, und am Freitagabend wusste ich auch wirklich, was ich getan hatte – mit Hilfe meiner tollen Kollegen.

Und irgendwie ist es auch gar nicht schlecht, mit zu betrachten, was am Wochenende in den Hallen so passiert ist. Teilweise war das sehr überraschend.

Ab dem Sommer steht Tobias Klisch an der Neuhausener Seitenlinie.

Die Handball-Themen, die wir in der Freitagausgabe hatten, hätten als Aufmacher für drei Ausgaben gereicht: Tobias Klisch wird im Sommer Trainer des TSV Neuhausen, Sinisa Mitranic wird dann beim TSV Köngen an Dominic Fischer übergeben und die HSG Ostfildern holt – unter anderem – Roman Fleisch aus Neuhausen zurück und lässt Tobias Haag nach Pfullingen ziehen.

Und dann kam am Freitag noch die Nachricht, dass sich die HSG bis zum Ende der Saison mit dem ehemaligen Balinger Bundesliga-Kreisläufer Christoph Foth verstärkt.

Markus Locher rückt wieder in die zweite Reihe.

Der Reihe nach. Die Namen, die bald hier im EZ-Land aufschlagen, kannte ich. Die Menschen dahinter kannte ich zum größten Teil jedoch nicht. Tobias Klisch etwa. Ich habe für den Text mit ihm telefoniert. Und was soll ich sagen: Ich habe wirklich das Gefühl, dass das mit Neuhausen passt. Er macht einen sehr sympathischen, offenen, für den Handball brennenden und fachlich kompetenten Eindruck. Klisch will in Neuhausen, von Söflingen kommend, den nächsten Schritt machen. Ermöglicht wird ihm das auch – und auch deshalb kann man ein gutes Gefühl haben – von Markus Locher.

Wer schafft es schon, zum fünften Mal bei einem Verein in die Co-Trainer-Rolle zu schlüpfen, nachdem er schon der Chef war? Wenn es einer schafft, dann Locher. Wenn Klisch und er menschlich wie fachlich zusammenfinden – und viel spricht dafür –, wird das was. Dass die Zusammenarbeit in der 3. Liga starten wird, ist am Samstagabend noch mal wahrscheinlicher geworden. Der 38:35-Erfolg gegen Tabellenführer Oppenweiler/Backnang ist das, was man einen Big Point nennt. Ich habe es schon x-mal geschrieben: Die Neuhausener pendeln zwischen dritter und vierter Liga, auch was die finanziellen Möglichkeiten betrifft, aber sie gehören einfach in die 3. Liga. Und wenn sie dort auflaufen, tut das auch der Region gut.

Köngen: Mitranic geht…

Sinisa Mitranic gehört auf eine Trainerbank, das könnte man auch sagen. Er will aber mal wieder aufhören und diesmal wird er sich wohl auch nicht umstimmen lassen. Schade. Selbst die, die mit ihm als Trainer nicht so gut zurecht kamen – die soll es auch geben – werden ihn vermissen. Das habe ich jedenfalls so vernommen. In Köngen lassen sie ihn wohl nur ungern gehen. Typen wie er tun dem Handball gut. Und auch, wenn er ab dem Sommer keinen Verein haben wird (oder soll ich doch besser einen Konjunktiv verwenden?), wird man ihn bestimmt hin und wieder in einer Halle als Zuschauer sehen. Seinen Nachfolger Dominic Fischer, den sie eher im Nürtinger Raum kennen, werden wir in der EZ noch genauer vorstellen.

…und Fischer kommt.

Und Ostfildern? Sie wollen es wissen bei der HSG. Nicht umsonst bin ich ungefähr so in meinen Text zur Verpflichtung von Christoph Foth eingestiegen. Einschub: Wir haben ja ein Foto von ihm im neuen HSG-Outfit gezeigt, das Bild auf der Titelseite der Samstagausgabe zeigt offensichtlich einen anderen Handballer – sorry. Also, der Aufsteiger steht schon wieder vor dem Aufstieg. Und weil es ein paar Ausfälle gibt, wurde Foth nachverplichtet. Zu haben war er, weil er seine vorherige Aushilfstätigkeit in Pfullingen beendet und immer noch Lust auf Handball hat. Für die HSG zu haben war er auch, weil Manuel Späth zwar verletzt ist, aber auch in diesem Fall helfen konnte, indem er bei Foth anrief.

Christoph Foth: So sieht er aus, der neue HSG-Kreisläufer mit Bundesligavergangenheit.

Auch mit Foth habe ich telefoniert, länger, als es für den Text unbedingt nötig gewesen wäre. Denn auch mit ihm kann man sich sehr gut unterhalten. Ein klasse Typ. Ich hab ihn in der vergangenen Saison als Dompteur der Balingen II-Rasselbande in Plochingen erlebt. Stark war das. Und stark war auch, dass er sich „nach einer halben Trainingseinheit“, wie er selbst gesagt hat, beim Sieg der HSG In Leonberg gleich mit sieben Toren eingeführt hat. Sollte er nicht vor allem in der Abwehr helfen?

Ansonsten ist es der normale Gang der Dinge: Tobias Haag kommt aus Bernhausen, hat sich in der JANO-Jugend entwickelt, den Sprung ins HSG-Team geschafft und macht im Sommer den Schritt in die 3. Liga zum VfL Pfullingen. Alles gut. Für Haag eh, und für die Ostfilderner auch.

Schönes Bild und schöner Erfolg für das Team Esslingen.

Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass nicht nur die Mannschaften interessante Ergebnisse hatten, die schon in der vergangen Woche im Blickpunkt standen: Allen voran der TV Plochingen, der das Spitzenspiel in der BWOL gegen Bittenfeld II gewonnen hat, damit noch lange nicht durch ist, aber zumindest einen Schritt in Richtung Rückkehr in die 3. Liga gegangen ist. Der TSV Deizisau hat ebenfalls gewonnen und ist durch den knappen Sieg in Schwaikheim wiederum der BWOL näher. Der TV Reichenbach hat ausgerechnet das Duell des zurzeit besten beim zurzeit schwächsten Verbandsligisten des EZ-Landes Team Esslingen verloren. Alles in der Montags-EZ nachzulesen. Es ist halt einfach ein spannender Sport, dieser Handball.

So, das waren meine Gedanken zum Geschehen der vergangenen Handball-Tage, mal sehen, was die nächsten bringen. Auf jeden Fall WM-Spiele. Dazu könnt ihr in der morgigen EZ (und jetzt schon online) lesen, was unsere Mitarbeiterin und Nellinger Drittliga-Spielerin Laura Dobler in Polen so erlebt hat und was sie der deutschen Mannschaft zutraut.        


EZ-Pokal als Formtest

TSV Neuhausen – der verdiente Sieger holt sich Selbstvertrauen für die Ligaspiele. Kurz darauf wird auch noch mit Sekt gespritzt. Fotos: Rudel, Aichele (1)

Ich bin gerade meinem Kollegen Andreas Pflüger auf dem Gang begegnet. Wir sitzen zwar gemeinsam in einem Büro, aber trotzdem ist man manchmal im Haus unterwegs. Plötzlich mussten wir uns angrinsen, und Andreas sagte nur: „Ja, ich eiere heute auch ein bisschen rum.“ Wie den Spielern, den Trainern und den Machern der SG Heli stecken auch uns in der EZ-Sportredaktion am Montag danach die drei Tage EZ-Pokal mit jeweils zehn Stunden in der Halle in den Knochen. Aber: Es hat sich so was von gelohnt.

Ich werde das Turnier jetzt nicht aus meiner Sicht nacherzählen, ihr könnt alles in der gedruckten EZ und vor allem online nachlesen. Aber ich muss einfach noch mal festhalten: Es war ein super EZ-Pokal. Das SG-Heli-Team war super, die Mannschaften waren super, mein EZ-Team war super, die Halle im Sportpark Weil als neue Spielstätte war super. Der EZ-Handballpokal 2023 hat Standards gesetzt. Ein dickes, dickes Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben. Auch an euch Fans – ich nehme an, wer hier am Kreis mitliest, wird auch beim Turnier gewesen sein. Toll, dass ihr die EZ-Pokal-Stimmung von der Neckarsporthalle rüber nach Weil gebracht habt!

Und nicht vergessen: Ihr habt noch fast eine Woche Zeit, bei der Wahl zum besten Spieler des Turniers mitzumachen!

Der „Balkon“ hinter dem Tor. Das zumindest erinnerte an die Neckarsporthalle.

So, jetzt will ich aber einer Tradition folgen und einen kleinen Formcheck der teilnehmenden Mannschaften machen, so wie ich es in den vergangen drei Tagen erlebt habe. Ich habe nicht jede Minute aufs Spielfeld geschaut, aber war die ganze Zeit über da und habe viel gesehen.

Zwölf Mannschaften, zwölf Ziele. Die allermeisten Teams, die beim EZ-Pokal mitgespielt haben, können mit einem guten Gefühl ins Ligajahr 2023 starten. So haben es die Trainer auch gesehen: Es ist ein Vorbereitungsturnier plus. Die Spiele dienen dazu, gestärkt in die Punktspiele zu gehen. Dazu ist es ein großer Szenetreff und ein gutes Abschneiden bringt Prestige.

Das obligatorische Siegerfoto, das heute auch die Seite 1 der EZ schmückt.

TSV Neuhausen – der Sieger

Beim zuvor letzten EZ-Pokal waren die Maddogs als Favorit im Finale am Rekordsieger TSV Deizisau gescheitert. Das sollte nicht noch einmal passieren. Kapitän Hannes Grundler sagte zwar, dass das diesmal im Endspiel keine Rolle mehr gespielt habe, aber man hat gemerkt: Bei den Neuhausenern war Zug dahinter. Sie waren im Finale (24:14) so überlegen, weil sie als ligahöchste Mannschaft ganz einfach den besten – und einen großen Kader haben. Als das Trainerduo Markus Locher/Alexander Trost während des Turniers durchwechselte, kamen zwar Ergebnisse wie das 12:12 gegen Bezirksligist TV Altbach und die 14:16-Niederlage gegen Württembergliga-Spitzenreiter HSG Ostfildern zustande. Aber auch da sah man schon, welch gute, junge Spieler aus der zweiten Reihe zur Verfügung stehen.

In der Liga gehören die Neuhausener nicht zu den Favoriten, sondern kämpfen gegen den Abstieg. Beim EZ-Pokal hat man gesehen, wie die Mannschaf den Verbleib in der dritthöchsten Spielklasse schaffen kann: Die Abwehr ist die Basis, das daraus entwickelte Tempospiel beeindruckend. Locher wies zurecht darauf hin: Die Neuhausener haben bislang die meisten Tore der Liga erzielt (546), und das als Viertletzter. Die Gegner in der Liga sind stärker als beim EZ-Pokal und der kommende TuS Fürstenfeldbruck besonders stark, aber Neuhausen hat Drittliga-Niveau und schon die Form, seine Stärken auf die Platte zu bringen.

Das Ende des Siebenmeterwerfens: Die Deizisauer dürfen über den Finaleinzig jubeln.

TSV Deizisau – der Zweite

Im Finale waren die Deizisauer platt, woran man schon erkennen kann, dass zumindest beim EZ-Pokal der Kader dünner war als bei den Neuhausenern. Ansonsten war das Turnier ein Spiegelbild der bisherigen Saison in der Württembergliga: Es gibt spielerisch Höhen und Tiefen, aber am Ende schafft es die Mannschaft, die Ergebnisse zu holen, um vorne dabei zu sein. Denn auch in der Liga sind die Deizisauer Zweiter. Gerade im Viertel- und Halbfinale hat man gesehen, wie gut und solide die Mannschaft spielen kann. Während der Vorrunde aber erkannte auch Trainer Stefan Eidt einige Defizite. Fazit: Die Deizisauer haben das handballerische Zeug dazu, wie angestrebt einen der beiden Aufstiegsplätze zu erreichen. Aber sie sollten es sich nicht zu oft erlauben, wie beim EZ-Pokal ihre Stärken nicht immer zu zeigen. Verfolger SG Schozach/Bottwartal, der als Vierter nur einen Punkt weniger hat, ist am kommenden Sonntag gleich mal ein guter Gradmesser.

Die Ostfilderner – ein Deizisauer hat sich ins Bild geschmuggelt.

HSG Ostfildern – der Dritte

Die HSG steht in der Tabelle der Württembergliga noch vor den Deizisauern, das direkte Aufeinandertreffen im Halbfinale verloren sie nur mit etwas Pech im Siebenmeterwerfen. Insgesamt sind die Ostfilderner schon gut drauf, obwohl ihnen wichtige Stützen wie Manuel Späth und Dominik Eisele gefehlt haben. Sie haben gezeigt, was sie können, nämlich – auch ohne Späth und Eisele – eine gute Abwehr stellen und vorne mit viel Dynamik auf Torejagd zu gehen. Einen Kandidaten für die Leserwahl zum besten Spieler des Turniers zu finden, war im Falle der HSG besonders schwer. Neben dem abgezockten Lukas Lehmkühler hätte es auch Tobias Haag sein können oder Kapitän Sebastian Pollich, der am Kreis ebenfalls ein bärenstarkes Turnier gespielt hat. Die HSG hat sich – als Aufsteiger wohlgemerkt – die Rolle des Top-Favoriten in der Liga erarbeitet und die Form auch über die Winterpause gebracht, die Mannschaft muss aber in jedem Spiel an ihr Limit gehen, um tatsächlich in die BWOL durchzumarschieren.

Volle Ränge in Weil. Und guter Handballsport.

TSV Zizishausen – der Vierte

Wer im Halbfinale gegen die zwei Liga höheren Neuhausener sehr gut mitspielt und nur knapp mit 16:18 unterliegt und wer Platz drei dann nur im Siebenmeterwerfen verliert, kann die Rest-Runde optimistisch angehen. Die Zizishausener waren als Vorletzter der nominell schwächste Württembergligist im Turnier, das hat man aber nicht gesehen. Trainer Georgios Chatzigietim, der im Oktober (wieder) von Florian Beck übernommen hat, ist jedenfalls zurecht optimistisch: „Die Spieler hatten einige Aufgaben, ich hoffe, dass es nach oben geht“, äußerte er sich bescheiden, dürfte aber auch gesehen haben, dass das Erreichen des Klassenverbleibs – die Mannschaft ist ja erst aus der BWOL runtergekommen – zwar nicht leicht wird, aber mit der EZ-Pokal-Form alles andere als außer Reichweite ist.

Die Bittenfelder verlangen auch den Reichenbachern alles ab.

SG Hegensberg/Liebersbronn, TSV Denkendorf, TV Reichenbach, TV Bittenfeld A-Jugend  – die Viertelfinalisten  

Wenn vier Mannschaften in der Liga höher angesiedelt sind, ist das Viertelfinale die natürliche Endstation und alles andere eine Überraschung. So betrachtet stehen die Verbandsligisten SG Heli, Denkendorf und Reichenbach zum Beginn des Jahres da, wo man sie erwartet. Etwas differenzierter betrachtet kann festgehalten werden, dass die Denkendorfer sich am starken Auftritt beim Aus gegen Zizishausen erst nach dem Siebenmeterwerfen orientieren sollten. Die Reichenbacher waren gegen Neuhausen klar unterlegen, haben in der Gruppe aber gegen Zizishausen gewonnen, insgesamt sehr ordentlich gespielt und müssen sich um die Verteidigung der Verbandsligaspitze wenig Sorgen machen. Bei den Berghandballern ist es ein bisschen wie bei den Deizisauern: Sie zeigen manchmal mehr, was sie können, und manchmal eben weniger. Aber auch sie können nach den Leistungen beim EZ-Pokal zuversichtlich in die Ligaspiele starten, die mit einem Sieg des Fünften gegen den Drittletzten SG Lauterstein beginnen sollten.

Das EZ-Team konzentriert bei der Arbeit. Die Herren rechts sind in der Szene auch bekannt. Danke an Bernd Aichele, ansonsten als Schiri im Einsatz, für das Foto.

Die erfrischendste Mannschaft des Turniers war die A-Jugend des TV Bittenfeld. Kaum zu glauben, dass der TVB-Nachwuchs in der A-Jugend-Bundesliga keinen Punkt geholt hat. Beim EZ-Pokal reichte es ins Viertelfinale. Natürlich kam den Jungs die kürzere Spielzeit entgegen. Aber man hat gesehen, was sie als Team, aber auch individuell draufhaben und sie nehmen auf jeden Fall viel mit. „Ich bin sehr froh, dass wir uns so gut präsentieren konnten“, sagte Trainer Ulf Hummel, der früher für den TSV Köngen gespielt hat, nach dem 12:22-Aus gegen Ostfildern – die einzige deutliche Niederlage der Mannschaft.

TV Altbach, hier gegen die HSG Ostfildern: Aus nach der Vorrunde, aber ordentlich gespielt.

Team Esslingen, HSG Ebersbach/Bünzwangen, TV Altbach, HT Uhingen-Holzhausen – die Ausscheider

Wie unterschiedlich man das Aus in der Vorrunde beurteilen kann, sieht man an diesen Mannschaften. Das Team Esslingen spielt eine enttäuschende Verbandsliga-Saison und konnte auch beim EZ-Pokal kein Selbstvertrauen tanken. Letzter in der Gruppe, nur der 13:11-Sieg gegen Reichenbach tat gut. Ansonsten aber merkte man: Es fehlt an Selbstvertrauen und daran, dass die Abläufe so funktionieren, wie sie mit fast derselben Besetzung in der vergangenen Saison noch funktioniert hatten. Ebersbach/Bünzwangen schied zwar ebenfalls knapp aus, der Mannschaft merkte man das Selbstvertrauen der Bezirksliga-Tabellenführung jedoch an. Es war stark, was sie ablieferte. Auch der TV Altbach überzeugte insgesamt und nährte damit den Optimismus von Trainer Steffen Braun, sich vom drittletzten Platz der Bezirksliga nach vorne zu arbeiten. „Bis zu Platz vier sind es nur drei Punkte“, merkte Braun an, „wir wollen noch Fünfter werden.“ Dort steht im Moment das HT Uhingen-Holzhausen, das als einziges Team beim EZ-Pokal keinen Punkt geholt hat und mit 36:75 auch kein tolles Torverhältnis erspielte. Hier könnte das Motto lauten: Nicht überbewerten, auf die Details achten und trotzdem gut ins Ligajahr starten.


Wer gewinnt den EZ-Pokal?

Die Pokale stehen bereit. Fotos: Rudel, Paesler (2).

Diesmal muss ich mir über die Überschrift keine Gedanken machen. „Wer gewinnt den EZ-Pokal?“ Diese Frage stelle ich mir jedes Jahr um diese Zeit, seit ich vor zwölf Jahren meinen ersten Text für den Blog geschrieben habe. Jedes Jahr? Nein, in den Jahren 2021 und 2022 ist das Turnier ausgefallen. Umso mehr freue ich mich, dass es endlich wieder losgeht. Gleichzeitig bin ich gespannt, wie es in der Halle im Sportpark Weil sein wird, wo wir ja nach 26 Ausgaben in der Neckarsporthalle von Freitag bis Sonntag zum ersten Mal spielen.

So haben die Deizisauer vor mittlerweile drei Jahren gejubelt.

Bevor ich zur Beantwortung der Frage komme, beziehungsweise dem Versuch, in die handballerische Glaskugel zu schauen, will ich unbedingt noch einen Dank loswerden. Oder mehrere Dankes. Vor allem finde ich es superklasse, wie sich die SG Hegensberg/Liebersbronn als diesjähriger Ausrichter reinhängt. Gerade und vor allem mit Cheforganisatorin Rike Schmitz ist die Zusammenarbeit, die ja schon seit einigen Wochen läuft, klasse. Auch für die SG ist der Umzug in die neue Umgebung eine Herausforderung – aber meinem Eindruck nach haben es die Berghandballer so was von im Griff. Und dann danke ich natürlich auch meinen Kollegen in der Redaktion, im Marketing, in der Anzeigenabteilung und in der Geschäftsführung. Würden wir nicht an einem Strang ziehen, wäre ein EZ-Pokal nicht möglich.  

Mittwochabend: Die Halle wartet auf die Handballer.

Und wer gewinnt nun? Um es kurz zu machen: Ich bin mir relativ sicher, dass sich Drittligist TSV Neuhausen diesmal keine Blöße geben wird. Schade, dass der TV Plochingen und der TSV Wolfschlugen aus einer Liga drunter nicht mitspielen dürfen, weil sie in der Liga ran müssen. Aber das ist ja genug thematisiert. Aber auch wenn sie dabei wären, wären die Neuhausener der klare Favorit. Der neue sportliche Leiter Markus Fuchs formuliert es in meinem Text in der morgigen EZ-Ausgabe so: „Ich sage nicht, dass wir gewinnen müssen. Aber wenn wir antreten, wollen wir das natürlich.“ An die 15 Mal hat „Fuchse“ selbst beim EZ-Pokal mitgespielt und wenn ich mich nicht verrechnet habe, fünf Mal gewonnen.

Schaut man auf die Tabellen der unterschiedlichen Ligen, müsste das Finale Neuhausen gegen Ostfildern heißen. Ausgerechnet. Die beiden Mannschaften arbeiten in der Jugendspielgemeinschaft JANO und auch sonst eng zusammen. Im direkten Aufeinandertreffen in der Vorrunde können sie schon zeigen, wer der Stärkere ist. Mit dem TSV Deizisau, dem Rekordsieger, wird natürlich auch zu rechnen sein. Die Mannschaft ist in der Württembergliga Zweiter hinter der HSG. In der Liga haben die Deizisauer in Ostfildern verloren, aber das muss für das Turnier nichts heißen.

Die Reichenbacher schwören sich auf die Spiele ein.

Ich glaube dennoch, dass die HSG sehr weit kommen wird. Vielleicht schafft sie sogar die Überraschung gegen Neuhausen, die 2020 den Deizisauern im Finale gelungen ist. Mich erinnert die HSG ein bisschen an den FC Esslingen im Fußball: Auf dem aufsteigenden Ast und voller Selbstvertrauen. Bei der Premiere des EZ-Fußballpokals in Weil im Sommer 2021 hat der FCE gewonnen und den Titel vor ein paar Monaten in Köngen verteidigt.

So war es in der Neckarsporthalle. In Weil gibt es Tribünen auf beiden Seiten des Spielfeldes.

Den dritten Württembergligisten TSV Zizishausen kann ich ehrlich gesagt schwer einschätzen. Die Mannschaft hat es 2018 immerhin ins Finale geschafft.

Würde es einer der Verbandsligisten ins Finale schaffen, wäre das eine Überraschung. Weit kommen könnte Tabellenführer TV Reichenbach, aber die Mannschaft tritt laut Trainer Jochen Masching nicht in Bestbesetzung an. Ich denke, dass Heli als Ausrichter eine gute Rolle spielen will und wird. Es schwankt noch ein bisschen bei den Handballern vom Berg. Aber sie haben eine gute Mannschaft und in Sven Strübin einen ambitionierten Trainer, davon habe ich mich in der laufenden Runde schon überzeugt.

Die Menschen in der Region wissen – und sollen wissen: Es ist endlich wieder EZ-Pokal-Zeit.

Die Bundesliga-A-Jugend des TV Bittenfeld wird vermutlich nichts mit der Vergabe des Wanderpokals zu tun haben. Ich freue mich trotzdem sehr, dass die Mannschaft von Trainer Ulf Hummel dabei ist. Das war ja schon vor einem Jahr geplant, als das Turnier dann ausfiel. Ich bin aber auch auf die Mannschaften aus den unteren Klassen wie die Bezirksligisten TV Altbach oder Tabellenführer HSG Ebersbach/Bünzwangen gespannt. Aufgrund der Fülle an hochklassigen Mannschaften geht es mir ehrlich gesagt wie wohl vielen, die von Freitag bis Samstag in der Halle sein werden: Ich sehe sie in der Regel nur beim EZ-Pokal. Das aber sehr gerne.

Die Mischung macht’s. Das ist EZ-Pokal. Gewinnen wird trotzdem Neuhausen, durch einen Finalsieg gegen Ostfildern. Kommt alle in die Halle, damit wir gemeinsam beobachten können, ob ich Recht behalte. Während des Turniers halte ich mich hier am Kreis übrigens wie in den vergangenen Jahren zurück, da bekommt ihr ausführliche Informationen und Hintergründe im Liveticker auf der EZ-Homepage. Ich melde mich dann im Laufe des Januars wieder.


Vier Aufsteiger – und Handball meets Wasserball

Elias Newel begeistert die Zuschauer in Plochingen. Fotos: Rudel, Späth (1)

Der Blick in die Montagausgabe und da auch auf die Handball-Tabellen macht Spaß. Würde das Tableau jetzt eingefroren – der Gedanke fällt beim Blick aus dem Fenster nicht schwer -, hätten wir im EZ-Land sage und schreibe vier Aufsteiger: TV Plochingen von der BWOL zurück in die 3. Liga, HSG Ostfildern und TSV Deizisau von der Württembergliga in die BWOL und TV Reichenbach von der Verbandsliga in die Württembergliga.

Das würde das ohnehin schon super Niveau in der Region noch mal kräftig steigern. Und es ist auch gar nicht unrealistisch, dass es am Ende der Saison auch tatsächlich so kommen wird. Wobei die Wahrscheinlichkeit von Mannschaft zu Mannschaft variiert. Und ich denke, bei folgender Einschätzung werden mir die Verantwortlichen der jeweiligen Vereine auch nicht widersprechen –  sie würden höchstens, und das gehört zum Geschäft, ein bisschen mehr tiefstapeln.

Ob sich die HSG am Ende der Saison durchsetzt? Die Chancen stehen nicht schlecht.

Die größte Überraschung ist für mich der TV Plochingen. Klar, die Mannschaft wurde als Absteiger vorne erwartet. Und der Kader ist auch stark besetzt. Aber: Er ist stark besetzt, wurde aber völlig neu zusammengestellt. Deshalb war zumindest nicht zu erwarten, dass es so schnell so gut laufen würde. Und dann war da ja noch die Sache mit dem kaputten Hallendach und dem daraus resultierenden Start mit vielen Auswärtsspielen.

 Der Verein bei der Verpflichtungspolitik und Trainer Christian Hörner in der Vorbereitung haben offensichtlich einiges richtig gemacht. Hörner hat da taktisch viel gemacht, aber es vor allem auch geschafft, dass es im neuen Team funktioniert. Zwei Namen stehen dafür beispielhaft: Youngster Elias Newel hat als Zugang voll eingeschlagen. Und Marvin Fuß, einer der wenigen Verbliebenen, läuft zu alter Stärke auf. Das hat mir zumindest mein Kollege Andreas Pflüger berichtet, der am Samstag beim Sieg gegen die HSG Konstanz II in der Halle war. Und – auch als alter Handballer – er kann das beurteilen.

Auch der TSV Deizisau ist noch dicke im Aufstiegsrennen.

Es geht an der Spitze der BWOL sehr eng zu, der Abstand zu den Verfolgern ist nicht groß. Aber gerade weil beim TVP zu erwarten war, dass sich die Mannschaft im Verlauf der Saison steigert, müsste es reichen mit Meisterschaft und Aufstieg.  Zu einem der Verfolger, zum TSB Schwäbisch Gmünd, geht es noch am Samstag zum Jahresabschluss.

Den hat die HSG Ostfildern noch am Samstag in Lauterstein, der TSV Deizisau ist für dieses Jahr schon fertig und überwintert auf dem Aufstiegsplatz zwei. Eins und zwei in der Liga aus dem EZ-Land – das ist top. Der Zweite darf in der Württembergliga ja direkt hoch, ohne Relegation und alles. Ostfildern wird, obwohl Aufsteiger, in die BWOL durchmarschieren, da sind sich die Experten einig. Zwar werden sie bei der HSG sagen, dass das nicht so einfach wird. Das wird es bestimmt nicht, wie die Mannschaft kürzlich bei der ersten Saisonniederlage gemerkt hat, aber ich schließe mich den Experten an: Die HSG ist so gut, sie wird es schaffen.

Aber die Deizisauer werden ganz schön kämpfen müssen, um es zu schaffen.

Deizisau ist von dem oben genannten Quartett der größte Wackelkandidat. In der vergangenen Saison ist die Mannschaft schon knapp am Aufstieg gescheitet und sie will jetzt unbedingt hoch. Aber die Konkurrenten sind den Deizisauern dicht auf den Fersen und das Niveau der Mannschaften ist ähnlich. Wenn Arne Staiger vom Management immer am Freitag zur Vorschau in der Redaktion anruft, klingt er auch ein bisschen skeptisch. Nicht falsch verstehen: Er glaubt an die Mannschaft, so wie ich auch, aber ausgemacht ist das ganze eben noch lange nicht und die Mannschaft hat auch in einigen Bereichen Luft nach oben, vor allem in der Abwehr. Aber: Wenn diese Luft mit Leistung gefüllt wird, kann es klappen. Spannend jedenfalls.

Auch der TV Reichenbach eins drunter ist noch lange nicht durch. Hier steht, wenn ich es richtig verstanden habe, die Zahl der Aufsteiger noch nicht fest. Wenn es zwei sind, wird die Chance deutlich größer, denn der TVR und die MTG Wangen dominieren die starke Liga doch ein bisschen. Aber die Reichenbacher haben eine Reifeprüfung nach der anderen bestanden, sind als einzige Mannschaft ohne Niederlage. Und wenn es in der langen Rückrunde zu einer kommen würde, was gut passieren kann, besteht die Hoffnung, dass es die Verfolger auch mal erwischt. Also ich glaube, Reichenbach sehen wir in der kommenden Saison in der Württembergliga.

Und der TV Reichenbach? Es könnte gut sein, dass die Mannschaft in einem Jahr in der Württembergliga spielt.

Lange vorher sehen wir uns aber alle vom 6. bis 8. Januar im Sportpark Weil beim EZ-Pokal. Ich arbeitete mit meinen Kollegen gerade mit Hochdruck an der Beilage zum Turnier. Trotzdem, jetzt muss ich den Schwenk kriegen, befasse ich in dieser Woche auch mit anderen Themen. Wir hatten gestern Abend in unsere neuen Videostudio Besuch. Von einem Handballer und Wasserball-Funktionär in Personalunion und von zwei Wasserballern.

Manuel Späth, besagter Ex-Bundesliga- und jetzt Ostfilderner Württembergliga-Handballer, hat sich als neuer Vereinsmanager des Wasserball-Bundesligisten SSV Esslingen nämlich was einfallen lassen: Vor dem sehr wichtigen Kellerduell des SSVE am Samstag (15.30 Uhr) gegen die SG Neukölln hat er die Werbetrommel angeworfen. Nach dem Motto: Wasserball ist so ein toller, aber zu wenig bedachter Sport, da muss sich doch was machen lassen. Um das Spiel herum ist viel geplant, ich werde das in der morgigen EZ-Ausgabe ein bisschen erklären – und das machen auch die SSVE-Spieler Valentin Finkes und Konstantinos Sopiadis mit meinem Kollegen Dominic Berner in dem Video, das vermutlich morgen erscheint.

Besuch im EZ-Videostudio – von zwei Wasserballern. Handballer Manu Späth steht im Hintergrund und macht das Foto.

Hauptpunkt ist eine Kooperation mit dem TVB Stuttgart: Wer am Donnerstag (19.05 Uhr) zum Handball-Duell zwischen Manus beiden Ex-Clubs TVB und HSV Hamburg in die Porsche-Arena kommt, darf mit dem Ticket davon am Samstag umsonst zum Wasserballspiel ins schicke neue Stuttgarter Sportbad. Ich kann es aus langjähriger eigener Erfahrung sagen: Wasserball ist ein coole Sport und es lohnt sich wirklich, da mal zuzuschauen. Zumal die größte Schwäche der Sportart in dieser Begegnung nicht zum Tragen kommt: Zu oft weiß man vorher genau, wer gewinnen wird, Überraschungen sind extrem selten. Wie das Spiel zwischen dem SSVE und Neukölln ausgeht, ist aber ziemlich offen.

So,  jetzt geht es wieder an die anderen Themen. Eine gute Woche euch, ich melde mich hier vermutlich erst im neuen Jahr wieder. Feiert also schön, falls man sich nicht vorher beim Wasserball sieht.   

Zum Handball-Meets-Wasserball-Video hier klicken!


In fremden Hallen

Wer erkennt, was hier erklärt werden soll? Fotos: Rudel, Paesler (1)

Das hier ist keine naive Malerei eines Vorschulkindes, sondern war mein Versuch, meiner Familie die Schlussszene des Handball-Derbys zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen zu erklären. Zwei Super-Tore habe ich in den vergangenen Tagen gesehen: Das von Brasiliens Fußballer Richarlison via TV aus Katar – und der Quer-über-das-Spielfeld-Kempa von Tim Boss und Thorben Merk vor Ort an der Römerstraße.

Viel Kampf, viel Leidenschaft – Derbytime an der Römerstraße.

Wie spannend und sehenswert das Derby und wie richtig das 27:27-Unentschieden war, muss ich hier nicht noch mal nacherzählen. Das hab ich alles ausführlich in der EZ geschrieben. Nur so viel noch: Man hat mal wieder gesehen, dass man für beste Sport-Unterhaltung nicht in eine Bundesliga-Halle gehen muss. Weil eben gute Sport-Unterhaltung längst nicht nur davon lebt, dass die Mannschaften taktisch und technisch top spielen. Das haben sie am Samstag beim Derby beileibe nicht, trotzdem hatte das Spiel alles, was das Fan-Herz erfreut. Und auch das des Sportjournalisten. Der wird zwar dafür bezahlt, dass er sich so ein Spiel anschaut. Aber klar, er sieht auch lieber ein gutes als ein langweiliges Match.

Gute Spiele gab es ja einige am Wochenende. Das Frauen-Drittliga-Derby zwischen dem TV Nellingen und dem TSV Wolfschlugen war eins. Und in der morgigen Dienstagausgabe – jetzt schon online – ziehen wir noch drei Sonntagabendsiege aus Plochingen, Deizisau und Reichenbach nach.

Zur Sache ging es auch beim Frauenderby in der Nellinger Sporthalle 1.

Auch etwas, was ich am Wochenende wieder erlebt habe: Der Blick über den sportlichen Tellerrand lohnt sich immer. Mir machen ja auch viele Sportarten Spaß. Sportarten, die ich schon lange kenne wie natürlich Fußball und Handball oder Basketball. Aber auch welche, die ich erst bei der EZ so richtig kennengelernt habe wie Wasserball und Turnen. Beim Derby an der Römerstraße habe ich etwa Fußballtrainer Michael Lattacher von der TSG Esslingen getroffen. Er hat sich das Ganze einigermaßen fasziniert angeschaut. Lattachers TSG hatte am Wochenende spielfrei. So wie Handball-Württembergligist HSG Ostfildern.

Die HSG-Handballer haben auch „fremd“ geschaut. Auf Einladung ihres Mitspielers Manuel Späth, der seit kurzem Vereinsmanager beim SSV Esslingen ist, haben sie beim Wasserball-Bundesligaspiel des SSVE gegen die White Sharks Hannover zugeschaut. Dabei haben sie unter anderem festgestellt, dass Wasserball nicht nur Handball im Wasser ist. Welche Parallele sie aber gesehen haben: Vorteile hat man, wenn die Abwehr gut steht – und Nachteile, wenn man das taktische Gerüst verlässt. So erging es den – als Außenseiter ins Spiel gegangenen – Esslinger Wasserballern bei der ärgerlichen 11:13-Niederlage, die nach einer 7:4-Führung nicht hätte sein müssen.    

Wasserball-Tribüne statt Handball-Spielfeld: Teile der HSG Ostfildern zu Gast beim SSVE.

Die Ostfilderner haben jedenfalls gut Stimmung gemacht im neuen Stuttgarter Sportbad – nicht immer regelfest, aber mit Spaß dabei. Und dem Getränkeumsatz hat ihr Besuch auch nicht geschadet. Ich habe es ziemlich direkt miterlebt, denn ich saß mitten im HSG-Tross inklusive Manu Späth.

Was Wasserball und Handball ebenfalls gemeinsam haben, und damit noch mal ein kurzer Schwenk zum Verbandsliga-Derby: Auch ein guter Torhüter ist viel wert. Beim Spiel Heli gegen Team hat es auch Spaß gemacht, Dominik Wolf auf der einen und Tim Boss auf der anderen Seite zu erleben, die einfach herausragende Akteure ihrer jeweilen Mannschaft sind. Und die sich sehr schätzen, wie man erlebt hat. Und, das darf man angesichts dieser Paarung gerne festhalten, die ihren Beitrag zu einem sehr fairen und von gegenseitigem Respekt geprägten Lokalduell beigetragen haben.


Spitzenteams beim EZ-Pokal

Das Objekt der Begierde beim EZ-Pokal Anfang Januar.

Dem geneigten Handballleser muss der Blick in die Montagausgabe der EZ Spaß gemacht haben. So ging es mir auch. Ich hatte das Wochenende frei, was für Sportjournalisten ja selten und damit besonders wertvoll ist, und habe schon am Sonntagabend mit Vergnügen die Texte meiner Kollegen gelesen. „Der Wille entscheidet das Derby“ hat Steffen Wahr zum Sieg des Team Esslingen gegen den TSV Denkendorf geschrieben. Das wird den Esslingern gut tun – und die Denkendorfer spielen trotzdem eine gute Runde.

Ansonsten sind viele Spitzenpositionen auf den Seiten: Die Frauen des TSV Wolfschlugen treten am Samstag als Zweiter zum Drittliga-Derby beim Vierten TV Nellingen an. Der TV Plochingen hat durch die Niederlage in Waiblingen in der BWOL zwar Platz zwei verpasst. Aber: In der Württembergliga und in der Verbandsliga kommt der Spitzenreiter aus dem EZ-Land.

Und so langsam glaube ich immer mehr: Es handelt sich hier auch um den künftigen Meister und Aufsteiger. Klar, die Saison ist noch lang. Aber auch die Siege der HSG Ostfildern durch ein „hartes Stück Arbeit“ (EZ-Print-Überschrift) gegen den TSV Schmiden als auch der Erfolg des TV Reichenbach im Top-Spiel beim TV Steinheim „im Stile einer Spitzenmannschaft“ lassen diesen Schluss zu.

Eine Szene aus dem Derby zwischen dem Team und Denkendorf.

Über Ostfildern wird in diesen Tagen ja viel geredet. Am häufigsten hört und liest man den Satz: „Das ist kein normaler Aufsteiger.“ Stimmt, mit diesem Kader ist das die HSG tatsächlich nicht. Sie ist mit einem Satz ein guter Württembergligist geworden. Ein sehr guter sogar. Nicht weniger. Aber auch noch nicht mehr. In dieser Saison muss die Mannschaft erst mal Konstanz zeigen. Und wenn es mal einen Rückschlag gibt, wie sie damit umgeht.

Und bei allen auch kritischen Stimmen, die es gibt: Für die Region ist es doch gut, eine Mannschaft zu haben, die gewachsen ist und sich dann noch mit Leuten wie Manuel Späth und Sebastian Arnold verstärkt hat. Und die auf dem Weg nach oben ist.

Der TSV Deizisau, Sieger von 2020, ist auch 2023 dabei – immer noch als Titelverteidiger.

Reichenbach in der Württembergliga – das hätte auch was. Die Struktur beim TVR ist ein bisschen anders als bei der HSG. Trainer Jochen Masching erntet zum einen die Früchte der Aufbauarbeit der vergangenen Jahre und päppelt das Pflänzchen entsprechend weiter auf. Das kann was werden mit dem Aufstieg. Wobei die Hürde dann doch etwas höher wäre als für Ostfildern.

Aber so weit ist es noch nicht. Ich freue mich erst mal, dass Ostfildern, Reichenbach und andere vom 6. bis 8. Januar beim EZ-Pokal mitspielen. Die Chance ist sehr, sehr groß, dass wir im dritten Anlauf endlich in Weil spielen. In der morgigen EZ – und jetzt schon online – ist das Teilnehmerfeld veröffentlicht. Es ist etwas kleiner als sonst, aber damit kann ich eben so gut leben wie die SG Hegensberg/Liebersbronn, die diesmal der Ausrichter sein wird. Und, das kann ich sagen, bislang einen megaguten Job macht.

Die Neckarsporthalle ist in Sachen EZ-Pokal Geschichte. Die Sporthalle in Weil ist größer – wird aber hoffentlich auch voll.

Das Teilnehmerfeld ist auf jeden Fall fein. Drei der Top-Mannschaften aus dem EZ-Land fehlen. Beim TSV Köngen haben sie sich, wie schon vor einem Jahr, entschieden, nicht zu melden. Der TV Plochingen und der TSV Wolfschlugen dürfen nicht, weil sie ein BWOL-Spiel absolvieren müssen. Beide sind enttäuscht darüber, wie sie mir erklärt haben. Die Plochinger haben alles versucht, um ihr Spiel gegen Weinsberg zu verlegen – ohne Erfolg. Die 34-Spiele-Saison in der BWOL ist ohnehin der Wahnsinn und kein Zuckerschlecken.   

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf den EZ-Pokal. Und viele Gespräche in den vergangenen Tagen haben gezeigt, dass es anderen auch so geht. Eine Herausforderung wird es nun, einen interessanten Spielplan zu kreieren. Wir haben da ein paar Gedankenspiele und wir sind auf einem guten Weg.

Der nächste Schritt ist nun die Auslosung. Für die Handballer der Region aber erst mal der kommende Spieltag. Und da gibt es nicht nur Spitzenspiele. Drittligist TSV Neuhausen wird beim EZ-Pokal zwar der Top-Favorit sein. Nach der frustrierenden Niederlage in Willstätt steht für die Mannschaft das nächste Kellerduell an. Und dann ist da ja noch das Verbandsligaderby zwischen Heli und dem Team. Aber das sind dann schon die nächsten Themen. Eine gute Woche euch.


Wenn der Wurm reinkriecht

Der neue Team-Trainer Christian Straub, der gar nicht neu beim Team ist. Fotos: Rudel

Es war ein Spiel, das elektrisiert. Die Halle war voll, was in der wenige Zuschauer fassenden in Ruit allerdings nicht so schwer zu erreichen ist. Neben begeisterten Fans inklusive der Ruiter Fußballer war beim Württembergliga-Derby zwischen der HSG Ostfildern und dem TSV Deizisau (39:31) auch Fachpublikum da. Ex-Bundesligaschiri Jürgen Rieber habe ich gesehen. Sowie die Trainer Michael Schwöbel und Volker Pikard. Beide waren bestimmt aus Interesse da, auf den Job bei einem der beiden Teams auf dem Parkett muss man zurzeit nicht spekulieren.

Der langjährige HSG-Coach Schwöbel ist eh gut in Unterensingen versorgt. Und Pikard wird erst einmal eine Pause machen. Damit der Schwenk zum zweiten Derby des Handball-Wochenendes: Verbandsligist Team Esslingen hat nach der Trennung von Pikard nach x Jahren das erste Spiel gegen Laupheim gewonnen, gegen Köngen aber wieder verloren. Es war die sechste Niederlage im achten Saisonspiel. Was für den Dritten der Vorsaison nicht befriedigend ist. Und was zur Trennung von Pikard geführt hat.  

Nicolai Mehlitz war die Verunsicherung beim Team noch am wenigsten anzumerken.

Pikard ist ein Team’ler durch und durch. In den vergangenen Jahren hat er immer mal wieder darüber nachgedacht, ob es Zeit für einen Wechsel ist. Sein Credo aber immer: So lange beide Seiten miteinander zurechtkommen, muss man nichts ändern. Und von Vereinsseite einen Trainerwechsel vorzunehmen, wenn die Mannschaft in einer sehr starken und ausgeglichenen Liga Dritter wird, ist auch schwer zu vermitteln.

Jetzt ist die Mannschaft nicht Dritter, sondern Drittletzter. Für Pikard und das Team sprach, wie sie die Saison angegangen sind. Aus dem Zusammenhang war verständlich, dass sie nicht den Angriff auf die Tabellenspitze ausgerufen haben. Dass es dann so laufen würde, wie es bislang läuft, war aber auch nicht zu erwarten. Daher entbehrt es nicht komplett jeder Logik, dass sich Trainer und Team getrennt haben. Einvernehmlich, wie es so schön heißt. Brechen wird Pikard mit seinem Heimatverein ohnehin nicht. Gegen Laupheim, habe ich mir erzählen lassen, war er sogar in der Halle. Bei der 29:38-Niederlage gegen Köngen habe ich ihn nicht gesehen.

Irgendwann wird Volker Pikard wieder in der Szene auftauchen. Vielleicht an der Seitenlinie einer anderen Mannschaft. Oder wie etwa sein Vorgänger Thomas Freiwald wieder beim Team, wo der die weibliche A-Jugend erfolgreich trainiert.

Der Grund für das Understatement vor Saisonbeginn: Beim Team wussten sie genau, dass in der vergangenen Saison viel gut gelaufen ist und sie viele Spiele knapp gewonnen haben. Und sie wussten genauso, dass sie zwar immer noch gut, weil kadermäßig kaum verändert, waren, dass es aber keine Garantie geben würde, dass es so weiterläuft. Torhüter Tim Boss beschrieb treffend, was dann passierte: „Die Spiele, die wir in der vergangenen Saison knapp gewonnen haben, verlieren wir jetzt knapp.“ Dann kriecht halt auch noch der berühmte Wurm rein. Das Spiel Team gegen Köngen hat auch gezeigt, dass der Unterschied eben nicht bei den Fähigkeiten der einzelnen Akteure oder des Kollektivs liegt, sondern dass es bei der einen Mannschaft zurzeit eben eher läuft und bei der anderen eher nicht.

Rückhalt auch in schwierigen Zeiten: Tim Boss.

Tim Boss sagte das eben nach der Niederlage gegen die Köngener, die das Gegenbeispiel zum Team in der momentanen Situation sind: In der vergangenen Runde schwebten sie in Abstiegsgefahr, weil sie meistens gut gespielt, aber oft knapp verloren hatten. Es ist noch mal gut gegangen und jetzt spiegelt sich so ungefähr das – oder auch ein kleines bisschen mehr – in Ergebnissen wider, was die Mannschaft kann. Momentan Platz fünf mit 10:6 Punkten.

Und das Team? Kann sein, dass die Mannschaft nicht aus der Negativspirale rauskommt. Kann sein, dass sie nach oben durchstartet. Kann sein, dass es irgendwas dazwischen wird. In der Liga geht es so was von eng zu.

Und der Neue? Ich war wie viele etwas überrascht, als die Spielgemeinschaft Christian Straub zunächst als Interims- und dann ganz schnell als Lösung bis zum Saisonende präsentiert hat. Überrascht war ich vielleicht deshalb, weil mir die Interna fehlen. Sie kennen den Mann beim Team und wissen, wie er arbeitet: Seit 2016 ist er aus Untertürkheim kommend bei den Esslingern, hat zunächst die Frauen und dann das zweite Männerteam trainiert.

Bei Hannes Hagelmayer und den Köngenern läuft es deutlich besser als zu dieser Phase der vergangenen Saison.

Klar, ich habe Christian Straub während des Spiels am Freitagabend in der „Schelze“ ein bisschen beobachtet und danach auch mit ihm gesprochen. Er ist ein ähnlich ruhiger Typ wie Volker Pikard. Was ich gut fand: Er war am Spielfeldrand zwar alles andere als ein HB-Männchen (kennt den Ausdruck noch jemand?), hat aber immer wieder einen Spieler zur Seite genommen und ihm etwas erklärt.

Das kann also gut ausgehen beim Team. Zumindest mit einem Mittelfeldplatz in einer höchst attraktiven Liga, wo die Mannschaft ganz gut hinpasst. Wir bei der EZ werden es weiter beobachten.

Das gilt natürlich auch für die anderen Ligen und Mannschaften im EZ-Land. Mit HSG gegen Deizisau bin ich eingestiegen. Zum Thema Ostfildern und die Tabellenführung gleich nach dem Aufstieg und der Frage, die die Szene zu bewegen scheint, ob es nun ein „normaler“, ein „unnormaler“ oder was sonst für ein Aufsteiger ist, werde ich mich hier auch noch beschäftigen. Erst einmal freue ich mich mit euch einfach an einer quicklebendigen Handballszene, die sich mitten in einer spannenden Saison befindet.

Was übrigens auch dazu führt, dass ich vor lauter G‘schäft in der Redaktion nicht mehr so viel zum Schreiben hier am Kreis komme. Aber wenn mir was einfällt und ich Zeit habe – wie jetzt ein gutes Stück nach Feierabend – , dann melde ich mich.