Die Richtung stimmt

Deizisaus Dennis Prinz: Häufiger in der EZ im Bild, und jetzt auch hier. Foto: Rudel
Deizisaus Dennis Prinz: Häufiger in der EZ im Bild, und jetzt auch hier. Foto: Rudel

Vor der kurzen Weihnachtspause lassen es die Handballer im EZ-Land noch mal richtig krachen. Das vergangene Wochenende hatte es jedenfalls in sich und brachte sehr interessante Ergebnisse. Die Knaller gleich am Freitagabend in der Württembergliga. Plochingen gewinnt in Wolfschlugen, Reichenbach in Zizishausen – dabei ist das letztere Ergebnis noch das überraschendere. Wobei, die Reichenbacher hatten zuvor schon fünf Mal in Folge gewonnen und die Zizishausener ein bisschen geschwächelt. Was ist da los in Reichenbach? Nach dem mauen Saisonstart hat die Mannschaft jetzt 15:11 Punkte, das passt. Ich denke, ich werde die nächsten Tage mal nachfragen und für diese oder nächste Woche was für die EZ schreiben über die Entwicklung beim TVR. Ich bin gespannt, wie sich die Mannschaft am kommenden Samstag beim nächsten Spitzenteam Heiningen schlägt. Der Unterschätz-Faktor dürfte jedenfalls weg sein.

Und Wolfschlugen? Es war schon die zweite Niederlage in Folge, die Tabellenführung ist weg. Aber kein Grund zur Nervosität, insgesamt läuft die Runde trotzdem ziemlich gut und vorne ist wirklich alles supereng beieinander. Zumal die Plochinger ja (für mich, ich weiß, nicht für alle) überraschend auch zur Spitzengruppe gehören und sie so auch für Wolfschlugen zu den Gegen-die-kann-man-verlieren-Gegnern gehören.

Neuer Tabellenführer ist der TSV Deizisau. Die Mannschaft hat gegen Gerhausen zwar nicht überragend gespielt, aber mit zehn gewonnen und steht jetzt ganz vorne. Mich freut das und ich muss ehrlich sagen, dass ich mir Deizisau in der BWOL gut vorstellen kann. Wenn es die Wolfschlugener schaffen, gönne ich ihnen das natürlich genauso. Hauptsache ein Team aus dem EZ-Land packt es. Die Richtung stimmt.

A propos Deizisau: Es war gestern Abend mal wieder gar nicht so leicht, welches Bild wir zum Spielbericht stellen sollten. Torhüter Philipp Eiler hätte sich laut Co-Trainer Daniel Kraaz angeboten, weil er stark gehalten hat. Jetzt habe ich von dem Kerl leider kein Bild im Archiv gefunden (Unter Eiler gab es nur Oppenweiler…). So ist es mal wieder der geworden, der die meisten Kisten gemacht hat, und das war mal wieder Dennis Prinz. Ich hoffe, wir plündern damit sein Portemonnaie nicht zu sehr – oder gibt’s bei den Deizisauern die Foto gleich Kiste Bier Regel nicht?

Die Neuhausener wiederum haben in der BWOL denke ich mal endgültig die Kurve bekommen. Bis zum Wiederaufstieg ist es noch ein weiter weg, aber die MadDogs sind als Vierter mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Oppenweiler dicke dabei. Zumal, wie Steffi Dörre heute auf Seite 23 der EZ berichtet, die Mannschaft deutlich stabiler geworden ist. Sieht gut aus.

Ein Satz zu unseren beiden Landesligisten Team Esslingen und HSG Ostfildern: Beide sind im Gleichschritt in ihrer Staffel Dritter – sauber.

Sorgen bereiten im EZ-Land eigentlich nur die Männer des HC Wernau, die in der WL mit 6:20 Punkten hinten drin stecken. Das 19:33 gegen den Zweiten Schwäbisch Gmünd war deutlich. Und was ist mit den HCW-Frauen? Nach ausschließlich Siegen gab es erst ein Unentschieden und dann drei Niederlagen in Folge. Hat das wirklich nur noch mit der Verletzungsmisere zu tun? Immerhin ist Christiane Haas ja wieder dabei, beim 27:35 in Nußdorf hat sie sieben Treffer erzielt. Sonja Lenhardt bekam gestern bei ihrem Anruf in der EZ-Redaktion jedenfalls souffliert, sie solle auch etwas Positives erzählen. Hat sie dann auch. Zum einen ganz persönlich, dass sie selbst nach langer Verletzungspause wieder mitgespielt hat. Und offensichtlich ist die Stimmung im Team noch lange nicht im Keller. Noch ein Spiel bis zur Pause, dann berappeln und weitermachen. Immerhin war es ja nicht unbedingt das Ziel des Aufsteigers, schon wieder ganz vorne zu landen. Das erste Spiel nach der Pause ist dann gleich das Derby gegen die HSG Deizisau/Denkendorf, das jedenfalls etwas mehr auf Augenhöhe über das Parkett gehen dürfte als in der Hinrunde.

Was bringt die kommende Woche? Ausnahmsweise mal kein Derby. Aber wieder mal Doppelstress für Plochingen: Morgen gegen Schlusslicht Frisch Auf Göppingen II und am Samstag gegen den Viertletzten Gerhausen. Sichere Punkte für das Team von Daniel Brack? Eigentlich schon. Aber die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass sich keine Mannschaft zu sicher sein sollte.


Leben neben dem Handball

Es war gestern ein langer Redaktionstag. So ein Interview mit dem VfB-Trainer zu führen, zu schreiben, in Form zu bringen usw. braucht ganz schön Zeit. Trotzdem hab ich gestern auch endlich mal wieder eine „Auszeit“ geschrieben. Die Muße dazu besteht leider nur selten. Da ging es nicht um Fußball, auch nicht um Handball, sondern um eine Sportart, die ich neben diesen beiden auch gerne schaue: Basketball. Früher zu meiner Tübinger Zeit war ich oft beim SV 03 in der Halle (heute sind das die Walter Tigers), live gesehen hab ich den Sport aber leider schon lange nicht mehr.

Ich weiß, dass seit Saisonbeginn, seit ich hier die Registriermauer hochgezogen habe, nicht mehr so viele Kommentare kommen, aber einige Registrierungen gibt es schon – und vielleicht wagen es ja noch ein paar mehr. Tut gar nicht weh. Es schauen ja eine ganze Menge Leute hier vorbei. Deshalb versuche ich es mal: Was seht denn ihr gerne an Sport, wenn ihr mal nicht Handball schaut oder spielt? Und warum? Nach dem Motto: Es gibt ein Leben neben dem Handball. Ich bin gespannt.

Und als Ideengeber hier meine Auszeit aus der heutigen EZ, neben dem Schneider-Interwiew:

16:3

Die Franzosen haben Glück. Sie haben Nicolas Batum. Und deshalb erfahren sie in ihren Medien von dem Wunder, das gerade im Rosengarten zu Portland/Oregon geschieht. Wir erfahren darüber nur, wenn ein gewisser Dirk Nowitzki gerade mal wieder mit seiner Mannschaft gewonnen hat, weil er selbst ein paar Bälle durch Körbe gestopft hat. Geben Sie es zu, erst beim Stichwort Nowitzki haben sie gemerkt, dass es sich hier um Basketball dreht. Ein Thema, das von deutschen Medienschaffenden nur so richtig beachtet wird, wenn es in ihrer (Uni-)Stadt ein Bundesligateam gibt. Überregional kommt dieser Sport nur größer, wenn Nowitzki was reißt. Aber so viel reißt der Würzburger ja mit seinen Dallas Mavericks zurzeit nicht.

Dass die Portland Trail Blazers gerade das Top-Team Oklahoma City Thunder mit 111:104 aus dem heimischen Rose Garden gefegt haben, erfahren auch die Leser dieser Zeitung nur in Form von nackten Zahlen, wenn sie mal kurz umblättern und bei „Eins Zu Null“ nachschauen. Dass Nicolas Batum, der Franzose, gegen die City Thunder ebenso 14 Punkte erzielt hat wie Damian Lillard, der „Rookie of the Year“ der vergangenen Spielzeit (wussten Sie das nicht?), dass LaMarcus Aldridge, der künftige wertvollste Spieler der Saison, sogar auf 38 kommt, kein Wort dazu. Und vor allem nichts darüber, dass die Blazers mit 16:3 Siegen an der Spitze der Western Conference stehen. So erfolgreich war die Mannschaft seit 20 Jahren nicht mehr. Damals hieß der Star noch Clyde Drexler – den kennen Sie aber noch, oder? Nowitzki, der mit seinen Mavs mit 12:8 Siegen gerade mal Siebter im Westen ist, bekommt 30 Zeilen. Am Sonntag fliegt „Dirkules“ mit weichen Knien nach Portland.

Der Schreiber dieser Zeilen teilt, Sie merken es, das Schicksal vieler Menschen, die eine spezielle sportliche Leidenschaft haben. Wer seinen Kaffee aus einer Blazers-Tasse trinkt, an dessen Arbeitsplatz ein Lillard-Poster hängt und der sich das einzige Blazers-Livespiel der Vorrunde bei spox.com (woanders gibt’s in Deutschland keine bewegten NBA-Bilder) in den Kalender eingetragen hatte und sich immer noch am miterlebten 118:110 bei den Toronto Raptors labt, der hat bei „Eins Zu Null“ auch nach den Blazers-Ergebnissen geschaut, als die nicht so toll waren. Aber jetzt will er seine Freude am 16:3-Run teilen. Sonst kriegt es im Land des Fußballs ja doch keiner mit. Und Sie wissen jetzt, wer Nicolas Batum ist.


Gucken, was möglich ist

Verrückte Handball-Welt. Am Samstag hatten wir noch ein Interview mit Wolfschlugens Kapitän Fabian Sokele in der EZ, in dem er erklärt hat, warum die Mannschaft in der Württembergliga zurzeit so erfolgreich ist. Einen Tag später unterlagen die Wolfschlugener dann beim Vorletzten TV Altenstadt mit 24:25 und bescherte diesem die Punkte Nummer drei und vier. Wie konnte denn das passieren? Die Wolfschlugener hatten – neben Verletzungssorgen, aber wer hat die nicht – offensichtlich einfach einen rabenschwarzen Tag, was man der jungen Mannschaft mal zugestehen muss. Oder hat es jemand anders erlebt?

Sehen wir es mal positiv: Wolfschlugen steht immer noch mit 20:6 Punkten ganz oben in der Tabelle, was man der Mannschaft nach dem Umbruch nicht unbedingt zutrauen konnte. Oben mitspielen, nachdem das in den vergangenen Runden ja auch schon so war, klar. Aber wenn ganz oben, dann nicht von Beginn an. So gesehen würde ich den Patzer in Altenstadt mal lediglich als Rückschlägle bezeichnen. Verkraftbarer macht es, dass die weiteren Top-Teams Zizishausen und Heiningen auch verloren haben. Spannend wird jetzt das nächste Derby am Freitag gegen die Plochinger, die auch besser dastehen als erwartet.
Wie man ein Kellerteam wegputzt, haben die Deizisauer gezeigt. 36:21 beim immer noch punktlosen Letzten Frisch Auf Göppingen II, das heißt für die Tabelle, dass die beiden Top-Teams aus dem EZ-Land kommen. Wolfschlugen eins, Deizisau zwei, das passt uns.

Auf dem aufsteigenden Ast befinden sich auch die Neuhausener in der BWOL. Das 29:25 gegen Wangen war ein Spiegelbild der bisherigen Saison: Erst Anlaufschwierigkeiten, dann durchgestartet. In der Tabelle steht der (Wieder-)Aufstiegsanwärter Neuhausen jetzt auf Platz vier, mit zwei Punkten Rückstand auf den Zweiten und drei auf den Spitzenreiter. Das ist nicht viel. Am Samstag (warum eigentlich Samstag?) kommt der Siebte Oftersheim in die Egelseehalle, da kann und sollte es einen weiteren Schritt nach vorne geben.

Und sonst? Es ist Dezember, der Paesler friert mal wieder beim VfB im Stadion und muss das Drama dort beschreiben, in der Region und beim Ausrichter TSV Deizisau wirft der EZ-Pokal seine Schatten voraus. 13 Mannschaften sind vom 4. bis 6. Januar in der Neckarsporthalle am Start, von unseren Top-Teams fehlt nur der HC Wernau. Morgen haben wir die Gruppenauslosung im Blatt. Und, um den Bogen zu schlagen, zu den Favoriten dürften die Vorjahresfinalisten Neuhausen und Deizisau gehören. Und natürlich der TSV Wolfschlugen. Auch da dürfte die Aussage von Kapitän Fabian Sokele (in dem Fall über den möglichen Aufstieg) aus dem Interview vom Samstag gelten: „Es bringt nichts, sich unter Druck zu setzen. Wir gucken, was möglich ist, mehr nicht.“


Was macht eigentlich Steffen Rost?

Wie angekündigt hab ich hier am Kreis was Neues vor. Keine ganz neue Idee, aber ich glaube, das könnte interessieren. Auch mich. Mir sind ein paar Leute aus der Handballszene des EZ-Landes eingefallen, von denen ich gerne wissen will, was sie heute handballerisch so machen. Oder was sie vorhaben, falls sie im Moment nichts machen. Ich hab auch über einen schmissigen Titel nachgedacht. EZ-Land-Legenden? Nee. Am-Kreis-Helden? Gefällt mir auch nicht. Dann nenn ich es eben so, wie es ist. Was macht eigentlich… Den Anfang mache ich mit Steffen Rost. Und setze das dann in loser Folge fort.

Steffen Rost als Deizisauer Trainer - die Ruhe selbst.
Steffen Rost als Deizisauer Trainer – die Ruhe selbst.

 

Steffen Rost als Deizisauer Spieler - immer mit vollem Einsatz. Der Herr rechts ist heute auch noch regelmäßig in der Halle. Fotos: Rudel
Steffen Rost als Deizisauer Spieler – immer mit vollem Einsatz. Der Herr rechts ist heute auch noch regelmäßig in der Halle. Fotos: Rudel

Was macht eigentlich Steffen Rost?

Er hat sich auf jeden Fall gewundert, als ich ihn angerufen habe. Bis zum Sommer 2011 war Steffen Rost Trainer beim TSV Deizisau, das hatte er bis dahin sechs Jahre gemacht. Davor war er 14 Jahre lang Spieler. Auch beim TSV Deizisau. Ich weiß noch genau, wie groß die Skepsis damals war, als er in der Hermann-Ertinger-Halle direkt vom Spieler zum Trainer wurde. Ich war mir auch nicht ganz sicher, ob das klappen würde, obwohl er ja auch als Spieler schon immer der Denker und Lenker war.

Es hat geklappt. Steffen Rost hat in Deizisau einen guten Job gemacht, was man auch daran erkennt, dass er bei den Heimspielen in der Halle immer noch gerne gesehen ist und sich selbst bei seinem Heimatverein immer noch wohl fühlt. Trainer ist jetzt Mike Wolz, den Rost früher trainiert hat. Allerdings hat Wolz einen Umweg weg vom TSV gemacht, bevor er den Posten übernommen hat.

„Was machen Sie heute handballerisch, Herr Rost?“ Die erste Antwort: „Ich bin ein interessierter Zuschauer, sehe mir das eine oder andere Spiel in unterschiedlichen Klassen an. Und ich spiele einmal in der Woche mit der AH 40 in Deizisau.“ Okay, da wird nicht nur Handball gespielt. „Aber wir tun da schon was für den Körper“, betont er.

Und dann trainiert er seit Rundenbeginn einmal in der Woche die D-2-Jugend der JSG Deizisau/Denkendorf. Allerdings ist das nicht ein Wiedereinstieg, sondern da hilft er nur ein bisschen aus. Als er gefragt wurde, hat er seinem Verein zugesagt.

Anfragen, wieder eine Aktiven-Mannschaft zu trainieren, hatte Steffen Rost in den vergangenen zweieinhalb Jahren einige. Und „es ist im Laufe der Zeit nicht weniger geworden, überhaupt nicht“, erzählt er. Zunächst sagte er alles ab, „weil ich nach den intensiven Trainerjahren komplett leergebrannt war“. Im Sommer 2012 dann machte er sich über ein Angebot „intensive Gedanken“ – aber „es wurde dann nichts draus“. Im vergangenen Sommer gab es dann für die Interessenten wieder keine Chance, weil sein zweiter Sohn gerade geboren war – es gibt eben Wichtigeres im Leben als Handball.

Und jetzt? „Im Moment stellt sich die Frage nicht, während der Saison ist das schwierig“, sagt Rost. Im kommenden Sommer könnte er es sich aber durchaus wieder vorstellen. Allerdings wird der Familienrat kräftig mit eingebunden. Bis dahin versucht er sich „aktuell zu halten, ich will am Ball bleiben“. Das bedeutet, dass er sich nach wie vor fast jedes Heimspiel der Deizisauer anschaut. Und an den anderen Wochenenden ein anderes Spiel. Die Auswahl bestimmt eine Mischung aus sportlichem Interesse und der Gelegenheit, alte Weggefährten zu treffen. So kommt man rum in den Hallen.

Und wie ergeht es ihm bei Spielen in der Ertinger-Halle? „Natürlich habe ich eine Deizisau-Brille auf, es ist ja mein Verein – ich freue mich, wenn die Mannschaft gewinnt. Aber ich sehe das auch mit den Augen des Trainers.“ Die Entwicklung der Deizisauer gefällt ihm. „Sie stehen doch ganz gut da. Und ich finde es schön, dass wieder mehr junge Spieler da sind. Es gibt ein gewisses Potenzial.“

Ein bisschen juckt es Steffen Rost wieder. Was seine momentane Situation als Familienvater, Aushilfsjugendtrainer und Handballzuschauer betrifft, so fühlt er sich damit aber durchaus auch wohl. „Für die nächste Runde schauen wir mal“, sagt er mit einer gewissen inneren Ruhe. Ich schaue dann auch hin. Alles Gute, Steffen Rost.


Schalalalalalalalala

Heute möchte ich euch nur eben an einer FB-Entdeckung teilhaben lassen.

Anklicken und anschauen. Einfach klasse.

https://www.facebook.com/photo.php?v=588469067855930

Und sonst? Deizisau (siehe Link) ist wieder voll da, Plochingen trotz der Derby-Niederlage noch ganz nahe oben dran, Reichenbach jetzt mit positivem Punktekonto und Wolfschlugen in der Württembergliga ein echter Tabellenführer. Neuhausen war in der BWOL auch souverän und siegreich. Beide Landesligisten genauso – zumindest bei den Männern im EZ-Land läuft‘s.

Für Ende dieser oder Anfang nächster Woche habe ich mir was Neues für Am Kreis vorgenommen. Mehr dann, bleibt dran.


Vorfreude und Kaltgetränke

Deizisau gegen Plochingen im HVW-Pokal im September. Plochingens Spielertrainer Daniel Brack hat den Ball, aber Deizisau gewinnt. Foto: Rudel
Deizisau gegen Plochingen im HVW-Pokal im September. Plochingens Spielertrainer Daniel Brack hat den Ball, aber Deizisau gewinnt. Foto: Rudel

Drei Sportereignisse, die morgen um 20.30 Uhr stattfinden, haben uns heute in der EZ-Sportredaktion beschäftigt. VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach, Team Esslingen gegen tus Stuttgart und TSV Deizisau gegen TV Plochingen. Ein Mal Fußball, zwei Mal Handball, ein Mal überregionaler Sport, zwei Mal Lokalsport. Beim VfB werden morgen 50 000 plus im Stadion sein. Aber lokal ist vor allem Handball.

Viel weniger Zuschauer als in der Fußball-Bundesliga, aber wenn im lokalen Bereich des Verbreitungsgebiets der EZ die Leute strömen, dann zum Handball. Selbst Thomas Freiwald würde morgen wahrscheinlich nach Deizisau gehen, wenn nicht ausgerechnet das von ihm trainierte Team Esslingen in der Landesliga spielen würde. Obwohl, die spielen ja dauernd freitags. Ich hab heute mit Thomas Freiwald telefoniert. „Ach ja, der VfB spielt ja“, hat er gesagt. Und dann: „Naja, ich glaube eher, dass uns Deizisau gegen Plochingen Zuschauer kostet.“ Und dann: „Aber ich gönne es ihnen.“ Ein wahrer Sportsmann.

Nicht, dass Team gegen tus nicht auch interessant wäre, die Esslinger können immerhin ihren sechsten Sieg in Folge einfahren (und ich glaube, das machen sie auch). Aber das Württembergliga-Duell zwischen Deizisau und Plochingen hat schon was. Deizisau, das einstige Handball-Aushängeschild im EZ-Land, gegen Plochingen, ein Verein mit viel Tradition, der im Sommer fast in der Landesliga gelandet wäre. Und dann, doch in der WL, bislang eine sensationelle Runde hinlegt. Plochingen Dritter, Deizisau Fünfter, wer hätte das gedacht? Ein paar hundert Zuschauer wird das auch anlocken.

Wir haben gerade einen fleißigen und talentierten Praktikanten in der Sportredaktion, der unbedingt Sportjournalist werden will. Jan Geißler, so heißt er, hat für die morgige EZ-Ausgabe eine Vorschau auf das Derby geschrieben mit der Überschrift „Das unerwartete Topspiel“. Hat er gut gemacht. Ich hab auch kurz mit Deizisaus Arne Staiger und Plochingens Ex-Deizisauer Alexis Gula (den übrigens mein Schornsteinfeger kennt…) gesprochen. Die Vorfreude auf die „Mutter aller Derbys“ (Gula) ist förmlich greifbar. Derby, hier im positiven Sinne. Gula hat es auf den Punkt gebracht: „Ich freue mich auf das Spiel. Und ich freue mich auf viele ehemalige Mitspieler aus Deizisau. Für 60 Minuten ruht die Freundschaft. Aber danach werden wir das eine oder andere Kaltgetränkt miteinander trinken.“

Das hätte ich nicht schöner ausdrücken können. Allen, die morgen in der Hermann-Ertinger-Halle sind, wünsche ich ein klasse Derby. Hat jemand Lust, hier direkt im Anschluss ein paar Zeilen zu kommentieren?


Huch, aber gemach

Es war ein eingeschränktes Handball-Programm am Wochenende. Deshalb auch nur ein paar Zeilen. Neuhausen hat mal wieder überzeugt und hat durch den 33:27-Sieg gegen Willstätt ein positives Punktekonto (13:9). Ein ausgeglichenes Punktekonto (11:11) hat in der Württembergliga der TV Reichenbach – und dazu kann man nach dem durchwachsenen Saisonstart durchaus gratulieren. Das 31:27 gegen Ober-/Unterhausen war „souverän“, wie heute in der EZ nachzulesen ist. Das werden sie beim TVR mal auch gerne über sich lesen.

Die Reichenbacher befinden sich genau in der Mitte der Tabelle, am Ende der Saison wären sie damit ganz zufrieden. Weniger gerne schauen die BWOL-Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf gerade auf die Tabelle. Vorletzter, huch. Das ging irgendwie schnell. Beim 24:29 in Pflugfelden hat DD keine so gute Figur gemacht. Aber gemach. Vorletzter sieht schlimm aus und würde, wenn jetzt Saisonschluss wäre, auch den Abstieg bedeuten. Aber ein Blick auf die Zahlen lohnt sich hier. 6:12 Punkte hat Deizisau/Denkendorf, die drei Teams davor haben mit einem Spiel weniger 6:10 und der Sechste und der Siebte haben auch nur 8:8. Zu diesem Siebten geht es jetzt. „Nächsten Sonntag in Nußloch ist wieder so ein Vier-Punkte-Spiel“, hat Spielleiter Jochen Liuk gestern gesagt, als er aus Pflugfelden angerufen hat. Also, weitermachen, Punkte sammeln, drin bleiben.

Das will auch der HC Wernau in der Württembergliga. Genau anders herum wie sich der neue Tabellenführer TSV Wolfschlugen am Freitag gegen den Letzten Frisch Auf Göppingen II lange sehr schwer getan hat (was man dem 36:25 so gar nicht ansieht), hat sich der HCW gegen das Spitzenteam TSV Heiningen sehr, sehr gut geschlagen (was man dem 24:25 ansieht). Sie ist also doch sehr ausgeglichen, diese Württembergliga.

Jedenfalls hätte keiner Gedacht, dass es am Freitag um 20.30 Uhr in der Ertingerhalle zum Spitzen-Derby kommt. Deizisau gegen Plochingen, Fünfter gegen Dritter (nicht anders herum!).

So, mehr fällt mir heute nicht ein, Montag ist eh immer so ein Tag, an dem nach einem langen Redaktionswochenende ein bisschen Matsch in der Birne ist. Gute Woche allen. Und tolles Derby am Freitag.


Aus dem Schatten

Ich kenne sie eigentlich weiter links - Christine Gall als Rückraum-Shooterin mit perfekter Wurfhaltung. Foto: Rudel
Ich kenne sie eigentlich weiter links – Christine Gall als Rückraum-Shooterin mit perfekter Wurfhaltung. Foto: Rudel

Ich hab heute noch einen langen Spätdienst vor mir und will zwischendurch noch für ein Stündle zur deutschen U-13-Meisterschaft der Wasserballer – tolles Thema. Aber kurz möchte ich noch auf meine Geschichte in der morgigen EZ-Ausgabe hinweisen. Ich hab mich mal mit den Handballerinnen des HC Wernau befasst, die momentan schon die dritte Kraft im Frauen-Handball des EZ-Landes sind. Es ist nicht ausgeschlossen oder vielleicht sogar wahrscheinlich, dass sie in absehbarer Zukunft zur Nummer zwei aufsteigen.

Es ist in der Szene viel darüber gesprochen worden, wie sie es in Wernau machen, dass dort Spielerinnen wie Maike Brückmann, Marion Radonic und Christine Gall spielen. Ich hab darüber mit denen, die ich angerufen habe, natürlich auch gesprochen. Die Protagonistinnen und Verantwortlichen beim HCW kennen ihren Ruf. Und „das werden wir nicht mehr los“, sagt auch Marion Radonic. Ich habe mich in meiner morgigen Geschichte aber bewusst vor allem mit der sportlichen Situation beschäftigt.

Und die ist spannend. Am Donnerstagabend haben die Wernauerinnen im Pokal gegen den eins drunter spielenden TSV Heiningen verloren, in der BWOL gab es zuletzt zwei Unentschieden – die ersten beiden Punktverluste des Aufsteigers und Tabellenführers der Saison. Das liegt natürlich vor allem daran, dass von den vier Spielerinnen mit Nationalmannschafts-, Bundesliga- oder Zweitliga-Erfahrung zurzeit drei fehlen und dazu noch Mara Derkowski. Das heißt: Jetzt muss das Team zeigen, was es nach zwei Aufstiegen in Folge ohne die Routiniers hinkriegt. Das Interessante daran: Einige im Verein sind begeistert von den jungen Spielerinnen, andere – oder zumindest eine – erwartet ein bisschen mehr von ihnen. Morgen auf Seite 20 . . .

Beim HCW wissen sie, dass sie nicht von allen gemocht werden. Ich finde, dass zum einen jedes Team, dass das Niveau im EZ-Land hebt, gut ist. Und wie sagte Tine Gall, die ja noch nie auf den Mund gefallen ist und die ich persönlich klasse finde, seit ich sie kenne: „Mich hat niemand gezwungen, in Wernau zu spielen.“ Die Punkte hat sich das Team jedenfalls auf dem Spielfeld erarbeitet. Und vielleicht ist es – natürlich verbunden mit den besten Genesungswünschen an die Verletzten – für die Stimmung im Team und die Akzeptanz von außen gar nicht schlecht, wenn jetzt mal die Spielerinnen, über die man in Bezug auf die HCW-Frauen nicht so oft spricht, aus dem Schatten springen und zeigen können, was in ihnen steckt. Dass viele Teams in dieser Phase der Saison Verletzungssorgen haben, steht auf einem anderen Blatt.

Am kommenden Samstag tritt das dezimierte HCW-Team beim Zweiten TV Lahr an. Spannend. Und am 12. Januar ist Derby-Rückspiel gegen die HSG Deizisau/Denkendorf (das Foto oben ist vom Hinspiel). Ich könnte mir vorstellen, dass das dann kurz nach dem EZ-Pokal auch wieder ein Thema für Am Kreis ist.


Sorgenkinder und Helden

Manuel Späth 2013.
Manuel Späth 2013.

Manuel Späth 2004. Man sieht den Unterschied. Fotos: Rudel
Manuel Späth 2004. Man sieht den Unterschied. Fotos: Rudel

Neuhausen in der BWOL 26:29 in Nußloch, Deizisau im Spitzenspiel der Württembergliga 18:29 in Heiningen, zwei der Top-Teams im EZ-Land waren am Wochenende die Sorgenkinder. Die Neuhausener, weil sie wieder einmal ihr Leistungsvermögen nicht abgerufen haben. Mit jetzt 11:9 Punkten sind sie im Moment weit weg vom Wiederaufstieg in die 3. Liga. Ich hab ja immer gesagt, sie schaffen es wieder hoch. Muss ich das jetzt revidieren? Dazu ist es noch zu früh, aber so langsam müssten die MadDogs mal in die Puschen kommen. Die Spieler hätten zwischenzeitlich die Köpfe hängen lassen, hat Co-Trainer und Ex-Spieler Daniel Hebisch gestern bei seinem Anruf in der Redaktion berichtet – das klingt nicht so richtig gut. Bin mal gespannt, wie es auf den Fildern weitergeht.

Den Deizisauern fehlte in Heiningen offenbar etwas die Kampfkraft. Dort kann man verlieren. Aber mit elf? Die Deizisauer stehen auf Platz fünf immer noch ganz gut da, das Maß aller Dinge im EZ-Land sind aber (vor dem Dritten Heiningen stehend) Wolfschlugen und, wer hät‘s gedacht, der Vorbehaltlich-der-vier-Punkte-Abzug-Tabellenführer Plochingen.

Es gibt also auch viel Positives bei den hiesigen Handballer(innen). Und darüber rede und schreibe ich ja eh lieber. Damit zu den Helden des vergangenen Wochenendes. Zwei davon sind Heldinnen, wie heute in der EZ auf Seite 23 direkt untereinander nachzulesen. Zum einen Florence Koutny von der HSG Deizisau/Denkendorf, die, so steht’s schon in der Überschrift, DD in der BWOL gegen Malsch nicht nur mit sechs Toren zum 27:25-Sieg geführt hat. Die kleine Frau geht bei der HSG ganz groß voran und ist eine echte Spielführerin. Egal, dass es den Posten offiziell nicht mehr gibt.

In der gleichen Liga hat Christine Gall vom HC Wernau Außergewöhnliches geschafft. Innerhalb weniger Wochen hat sie zwei Mal mit einem verwandelten Freiwurf nach der Schlusssirene für eine Entscheidung gesorgt. Kürzlich gegen St. Leon/Reilingen für den Sieg, am Sonntag gegen Eningen/Pfullingen hat sie so das Tor zum 25:25-Endstand erzielt. Das hätte ich gerne gesehen, denn Tine ist ja nicht gerade eine Zwei-Meter-Frau, die mal eben locker über die gegnerische Mauer wirft.

Ganz besonders viel Anerkennung habe ich – die Damen werden es verzeihen und sicherlich verstehen – für den momentan besten Handballer aus dem EZ-Land übrig. Manuel Späth hat gegen Eisenach sein 309. Spiel für den Bundesligisten Frisch Auf Göppingen bestritten, in der Liga war es das 250. Und das in Folge. Unglaublich. Wer hätte das gedacht, als Manuel vor acht Jahren von Neuhausen nach Göppingen gewechselt ist, zunächst mit einem Zweitspielrecht?

Jetzt ist er 28 Jahre alt, und man sieht ihm an, wie er in den vergangenen Jahren an sich gearbeitet hat. Früher war er eher ein (wie die Schwaben sagen) Hädele. Viele Jahre Training auf höchstem Niveau und Arbeit im Kraftraum haben aus dem Ostfilderner einen richtigen Schrank gemacht und damit einen Prototypen des modernen Kreisläufers. Ich jedenfalls erschrecke jedes Mal fast, wenn ich ihm mal wieder gegenüberstehe. Als dagegen Untrainierter kommt man sich richtig klein vor. Dabei bin ich, was die Körperlänge betrifft, glaube ich ziemlich genau gleich groß wie Manuel. Bloß halt längst nicht so breit.

Manuel Späth hat richtig was aus sich gemacht. Das kann man auch daran ablesen, was sein (Noch-) Trainer Velimir Petkovic über ihn gesagt hat (EZ heute, Seite 19): Er sei nicht das größte Talent, findet Petkovic. „Er ist ein Beispiel für junge Leute, um zu sehen, was möglich ist.“ Was gibt es da noch hinzuzufügen? Zwar ist es bei Manuel bei 28 Länderspielen geblieben, aber er ist ein richtig Guter, der gleichzeitig nicht vergessen hat, wo er herkommt. Beim nächsten EZ-Pokal im Januar schaut er bestimmt wieder in der Neckarsporthalle vorbei. Oder, Manuel?

Und, um den Bogen zu schlagen, seinen ehemaligen Neuhausenern wird er sicherlich auch bald wieder in der Egelseehalle persönlich die Daumen drücken, dass es wieder aufwärts geht.

Wir haben heute auch noch ein Zitat von Manuel Späth über sein Jubiläum in der EZ. Und das hier hab ich auch noch gefunden:

http://www.handball-world.com/o.red.c/news-1-1-1-52635.html


Lieber Schwede

Christian Schöne hat seinen zukünftigen Trainer Magnus Andersson heute schon kennengelernt. Foto: Rudel
Christian Schöne hat seinen zukünftigen Trainer Magnus Andersson heute schon kennengelernt. Foto: Rudel

Unsere sehr geschätzte und in Handballerkreisen wohl bekannte Mitarbeiterin Kerstin Dannath ist gerade bei IKEA einkaufen. Was das mit Handball zu tun hat? Die frühere Torhüterin hat heute Schweden-Tag. Denn am Vormittag war sie in Göppingen, wo Frisch Auf jetzt schon den Mann vorgestellt hat, der ab der kommenden Saison den höchsten Männer-Club in der Region trainieren wird. Magnus Andersson, früher einer der besten Spieler der Welt, kehrt zunächst mal in seine schwedische Heimat zurück, wo er bis zum Saisonende bei HK Malmö unter Vertrag steht. So lange soll Velimir Petkovic noch die Göppinger betreuen.

Das ist keine ganz normale Situation. Wobei die Göppinger die eigentlich schon haben, seit sie vor einiger Zeit bekanntgegeben hatten, dass mit Petkovic am Ende der Runde Schluss ist. Eine ganze Saison als Abschiedsvorstellung, das ist nicht einfach. Vor allem, wenn es wie geschehen nicht so gut losgeht – momentan nur Platz 14 mit 7:17 Punkten. Andererseits ist Petkovic eine Menge Druck los. Und er hat ja seine Verdienste um Frisch Auf, die sein Nachfolger erst mal nachmachen muss.

Als ich heute mit Kerstin – ihr Text ist morgen Aufmacher auf Seite 16 – telefoniert habe, hat sie Andersson sozusagen als lieben Schweden beschrieben: „Ein netter, bescheidener Zeitgenosse.“ Von der Ferne aus betrachtet ist er keine schlechte Wahl. Umgänglich ist ja schon mal gut. Aber er hat auch was vorzuweisen: Was er als Spieler geleistet hat, bringt ihm schon mal den Respekt der Spieler ein. Er kennt auch die Bundesliga, wo er lange gespielt hat. Als Trainer hat er in Dänemark und Schweden Erfolge gesammelt – als österreichischer Nationaltrainer eher weniger. Die schwedischen Junioren hat er zum WM-Titel geführt. Mit den Jungen kann er es also auch.

Gleichzeitig haben die Göppinger heute angekündigt, dass Ex-Spieler Alexandar Knezevic ab der kommenden Saison Sportlicher Leiter wird. Im Moment ist er noch Trainer und Geschäftsführer der Frisch-Auf-Frauen. Ich denke mal, alles wird er nicht machen können, für die Frauen brauchen die Göppinger also wohl auch einen Neuen.

Ich wünsche den Göppingern, dass sie die Saison in Ruhe mit Petkovic rumkriegen, dass mit der jetzigen Klarheit die Vertragsverhandlungen gut laufen – und dass Andersson dann seine Ankündigung wahr machen und Frisch Auf wieder „unter die Top Sechs der Liga“ führen kann.

Hat eigentlich noch jemand Bilder vom Spieler Magnus Andersson im Kopf?

Ach ja, vielleicht spielen die Göppinger ja demnächst doch mal mein Makrtplatzturnier mit…