Kein normaler Trainerwechsel

Nur ganz kurz – muss noch einen Spätdienst absolvieren und hab deshalb wenig Zeit. Die Nachricht des Tages heute in der EZ-Sportwelt: Volker Greiner muss am Ende der Saison als Trainer des Württembergligisten TV Plochingen aufhören. „Muss“ ist wohl der richtige Begriff, denn so richtig glücklich klang er nicht. Hat zumindest mein Kollege erzählt, der mit ihm telefoniert hat. Jedenfalls wird er das Angebot des Vereins, die Koordination der Jugend zu übernehmen, wahrscheinlich nicht annehmen.

Dass Trainer wechseln ist normal, dass sie gegangen werden, wenn ein Team hinter den Erwartungen zurückbleibt (was beim TVP in dieser Runde eindeutig der Fall ist) auch. Aber Greiner ist kein normaler Trainer: Sieben Jahre auf der Plochinger Bank, 40 Jahre im Verein. Meine Kollegin Stefanie Dörre hat letztens für unsere Beilage „Wir sind Plochingen“ ein schönes Porträt über das TVP-Urgestein geschrieben – wer hätte gedacht, dass es eine Abschiedsgeschichte wird. „Der Verein ist eine Herzensangelegenheit für mich“, hat er da erzählt. Das wird er auch bleiben, wenn Jens Geiselhart auf der Bank sitzt. Volker Greiner wird fehlen. Einen Posten, bei dem er nicht ständig in der Halle ist, wird er bei seinem Verein nicht annehmen. Das hat er schon mal angekündigt.

Es gibt bestimmt Gründe für den Wechsel. Aber, liebe Plochinger, lasst Volker Greiner doch bitte wie angekündigt bis zum Ende der Saison bleiben. Irgendwann, da bin ich mir ziemlich sicher, wird man ihn danach wieder in der Szene sehen. Dann vielleicht erstmals in seinem Leben bei einem anderen Verein als dem TV Plochingen.

Zum Schluss noch was anderes: Wie ich mitbekommen habe, ist Ex-Nationalspielerin Maike Brückmann wieder handballerisch in der Gegend unterwegs. Eine komische Geschichte ist das irgendwie. Mehr dazu nächste Woche.


Schaffen sie es?

26:35 – diese Zahlenkombination lässt aufhorchen. Und zwar alle, die sich für die 2. Frauen-Bundesliga interessieren im Allgemeinen und die Fans der Nellinger Hornets im Speziellen. Ich hatte an diesem Wochenende das sehr außergewöhnliche Vergnügen, frei zu haben. Hab mich gestern Abend bei Freunden in der Nähe von Freiburg aber kurz ans Internet gehängt und nach Handball-Ergebnissen geschaut. 26:35 stand da. Aufstiegsaspirant (und Tabellenzweiter) Nellingen hat beim Mittelfeldteam Nord Harrislee verloren. Und zwar nicht irgendwie, sondern gleich mit Neun. Uff.

Als ich heute Abend heim kam, die nächste Überraschung (ähm, hab ich nicht eigentlich frei? Na, egal): Tabellenführer Weibern hat in Halle 27:35 verloren. Was sind denn das für Ergebnisse? Für Weibern war es erst die zweite Saisonniederlage, die erste gab es in Nellingen. Die Hornets haben zwar auch erst wie Mal verloren, aber schon sechs Minuspunkte. Vor allem aber haben sie in den vergangenen drei Spielen zwei Mal einen und am Samstag gar keinen Punkt geholt. Ein 2:4-Minilauf. Gut ist das nicht. Und es ist auch nicht dadurch zu erklären, dass Harrislee in der Woche zuvor ähnlich hoch bei Rosengarten gewonnen hat und dass den Nellinerinnen im Spiel kurz vor der dänischen Grenze Daniela Stratmann und Sandra Faustka krankheitsbedingt gefehlt haben. Genauer informieren werde ich mich erst morgen (hab ja heute frei…), aber irgendwie ist bei den Hornets der Wurm drin. Trösten kann sie nur, dass auch die anderen Spitzenteams Punkte liegen lassen, wie eben jetzt Weibern oder die Woche zuvor Metzingen in Travemünde.

Wie geht es weiter? Noch stehen die TVN-Frauen auf Platz zwei, der am Ende der Saison den gewünschten Aufstieg in die Bundesliga bringt. Aber in der kurzen Weihnachtspause müssen sie, beziehungsweise muss Trainerin Irina Kolpakowa, überlegen, was getan werden kann, damit das Team stabiler, weniger auszurechnen und souveräner wird. Vor allem aber müssen sie am kommenden Samstag zum Jahresabschluss in eigener Halle Dortmund aus selbiger fegen. Da können sie die richtige Antwort geben. Dortmund ist schon Vierter und hat jetzt beeindruckend mit 43:29 in Wolfsburg gewonnen – die Hornets haben dort vor zwei Wochen 37:37 gespielt. Gewinnen sie das, zeigen, sie dass sie mit dem Druck umgehen können. Und vor allem überwintern sie auf einem Aufstiegsplatz. Bei einer Niederlage wären sie diesen los.

Jetzt meine Frage: Schaffen die Hornets einen Sieg gegen Dortmund? Und vor allem: Schaffen sie den Aufstieg? Ich bitte – trotz Weihnachtsstress – um rege Beteiligung.

Gute Nacht, ich schaue morgen mal nach, was ihr so denkt.


Mitten im Leben

Wir kennen das schon. Wenn es Richtung Jahresende geht in Deutschland, entlässt der VfB Stuttgart seinen Trainer und irgendwelche Sportlerinnen lassen ihr Leibchen fallen und sich in erotischer Pose für einen Kalender ablichten. Dieses Jahr ist alles ein bisschen anders. Nicht nur, weil Bruno Labbadia immer noch Trainer beim VfB ist. In diesem Jahr gibt es nämlich einen Kalender, der sehenswert ist, obwohl an nackter Haut nichts zu sehen ist, was man sonst auf der Straße oder in der Halle nicht sieht. Der Kalender, den die Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf und die Männer des TSV Denkendorf gemacht haben, hebt sich von anderen ab, gerade weil er nicht auf Erotik setzt.

Angefangen hat das ganze Ausgeziehe vor Jahren in Hamburg, als die dortigen Volleyball-Frauen auf diese Weise demonstrierten, dass sie nichts auf der Brust haben – nämlich keine Werbung. Das war eine witzige, weil neue Idee, brachte kurzfristig Geld und wenn ich mich richtig erinnere irgendwann auch den gewünschten Trikot-Sponsor. Hier in der Region waren die Fußballerinnen des VfL Sindelfingen die Ersten, die sich hüllenlos auf den Platz stellten und daraus einen Kalender machten. Und das gleich mehrmals. Seither gibt es x-fache Nachahmerinnen und keine sportliche Großveranstaltung, vor der sich nicht in dem Heft mit dem Häschen meistens weniger bekannte Teilnehmerinnen entsprechend ablichten lassen.

Als vor ein paar Jahren die damaligen Regionalliga-Handballer des TSV Deizisau auszogen, um sich auszuziehen, war das Neue daran, dass es ausnahmsweise Männer waren und man hat dem Werk auch angesehen, dass sich die TSV-Cracks dabei nicht zu wichtig genommen haben. Jüngstes Kalender-Beispiel ist bei den Zweitliga-Frauen der TuS Metzingen zu sehen, die sich in Unterwäsche in eine Fabrikhalle stellten und vom hiesigen Pressefotografen nicht sehr einfallsreich, aber künstlerisch wertvoll – weil schwarz-weiß – fotografieren ließen. Das Teil läuft im Vor-Weihnachtsgeschäft.

Jetzt aber zur HSG. Dort ersetzten sie den Verzicht auf Klamotten durch eine gute Idee und eine sehr gelungene Umsetzung durch die Handball-Models, die Fotografin und die Grafik. Szenen aus dem Handball wurden in den Alltag integriert. Mitten im Leben also. Da wird im Supermarkt ein Salatkopf geworfen, ist man im Flugzeug-Terminal halb in Business- und halb in Handball-Klamotten unterwegs oder der Muffel auf dem Sofa zeigt der aufgebrezelten Freundin die grüne Karte. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, könnte diese Szene bei den beiden Models im täglichen Beziehungsleben tatsächlich so ähnlich vorkommen.

Unsere Mitarbeiterin Stefanie Dörre, eine Fußballerin aus Deizisau übrigens, hat für die heutige EZ-Ausgabe eine Geschichte über den Kalender geschrieben, das Sofa-Bild ist da auch zu sehen. Mein Lieblingswort in dem Text ist: „Großelterntauglich.“ Dieser Kalender macht echt Spaß und wird auch in der Sportredaktion seinen Platz finden. Und was lernen wir aus dem Ganzen mal wieder: Handballer sind auch bloß Menschen.

Hier geht’s zum Artikel aus der EZ


Zwei Mal beim Zweiten

Ein Wochenende, wie ich es mag: 120 Minuten Handball. Am Samstagabend hab ich das Unentschieden der Nellinger Hornets gegen Bensheim/Auerbach gesehen, gestern dann den TSV Deizisau gegen Laupheim. War stimmungsmäßig ein ziemlicher Unterschied. Ich fand ein bisschen schade, wie wenig in Deizisau auf der Tribüne los war. Die Jugendlichen an den Trommeln haben alles gegeben, aber ansonsten waren fast nur die Laupheimer Fans zu hören. Vor allem aber war noch jede Menge Platz in der Halle. Okay, der TSV ist nicht mehr das Handball-Aushängeschild in der Region und spielt „nur“ noch in der Württembergliga – aber zurzeit sind die Deizisauer nach Drittligist Neuhausen immer noch die zweitbeste Männermannschaft im EZ-Land. Von daher hätten sie mehr als die 300 Zuschauer verdient, die gestern da waren. Denn die Mannschaft ist richtig gut. Die Laupheimer waren zwar wirklich kein Maßstab und hätte TSV-Trainer Michael Gengenbach nicht kräftig durchgewechselt, wären sie mit einer Packung statt nur mit 27:33 heimgefahren. Aber es hat schon Hand und Fuß – naja, mehr Hand –, was die Mannschaft da macht.

Gengenbach sieht den momentanen zweiten Tabellenplatz mit einiger Genugtuung, weil den TSV keiner so wirklich auf der Rechnung hatte, sondern ein vorderer Platz neben den überragenden Wangenern eher Wolfschlugen, Plochingen und Wernau zugetraut wurde. „Es war schon gut, dass der Verein nach dem Abstieg eher zurückhaltend war“, meinte der immer wieder auch noch spielende Trainer gestern. Und weiter: „Ich habe aber schon gewusst, dass wir vorne mitspielen können.“ Das Gute daran: Den Wiederaufstieg in die BWOL verlangt keiner von der Mannschaft. Und selbst, wenn es auch am Ende zu Platz zwei reicht, heißt das noch lange nicht, dass es auch klappt. Davon können die Wangener aus der letzten Aufstiegsrunde ein Lied singen. Aber schön auf jeden Fall, dass die Deizisauer da oben mitspielen. Ich gönne es ihnen – auch wenn ich für das Derby gegen Wernau am nächsten Sonntag natürlich gänzlich neutral bin.

Und die Hornets? Es bestätigt sich, dass es ein ganz schön hartes Brot ist, Aufstiegsfavorit zu sein. Auch die Nellingerinnen sind in ihrer Liga Zweiter und in der 2. Bundesliga reicht dieser Platz zum Aufstieg ohne Umwege. Aber nicht erst das 27:27 gegen Bensheim/Auerbach zeigt, dass es noch ein langer Weg ist. Weiter will ich das jetzt gar nicht ausführen, ich hab hier schon einiges über Nellingen geschrieben – und außerdem steht heute genug in der EZ. Und die lest ihr doch alle, oder…


Eine Vizemeisterin bei den Hornets

In der Dienstag-Ausgabe hatten wir in der EZ eine Geschichte über Handball in Großbritannien im Blatt, wo man unter diesem Begriff vor allem das Handspiel beim Fußball versteht. Wo aber große Anstrengungen unternommen werden, um sich in dieser Sportart bei den Olympischen Spielen in London im kommenden Sommer nicht völlig zu blamieren. In anderen Ländern steht es um den Handball nicht viel besser. Ich hab mich kürzlich mit Annika Schmid von den Nellinger Hornets unterhalten, die auch Erfahrungen in einem Handball-Entwicklungsland gemacht hat: Sie war ein Jahr in den USA. Was sie so alles zu erzählen hatte, ist morgen, Samstag, in der EZ zu lesen.

Welchen Stellenwert der Handballsport in Amerika hat, ist mir vor ein paar Jahren aufgefallen, als mein Cousin Klaus aus Portland, Oregon hier war. Ein völlig sportbegeisterter Typ, der sich für Formel 1, Fußball und selbstverständlich Basketball interessiert. Er und sein Bruder haben mir vor vielen Jahren die Portland-Trailblazers-Tasse geschenkt, aus der ich seither jeden Tag meinen Kaffee trinke. Und Klaus‘ Söhne sind seit seinem letzten Aufenthalt hier gut mit DFB- und VfB-Trikots ausgestattet. Ich hab Klaus damals zum EZ-Pokal in die Neckarsporthalle mitgenommen. Handball kannte er nicht, aber er war total fasziniert. Ein paar Wochen später hat er mir einen Artikel in der New York Times zugemailt, in der – wenn auch klein – über Pascal Hens‘ Versuch berichtet wurde, den Amis diesen wunderbaren Sport näherzubringen.

Warum Handball im Gegensatz zu Fußball in vielen Ländern kaum eine Rolle spielt? Ex-Bundestrainer Vlado Stenzel hat mal versucht, es mir zu erklären und vor allem die seiner Meinung nach zu komplizierten Regeln angeführt. Die will der gute Mann ja komplett revolutionieren – aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Mein Cousin jedenfalls ist Amerikaner und kennt (und mag) Handball mittlerweile. Er lebt heute in London und wird sich dort im Sommer vielleicht sogar das eine oder andere Spiel anschauen. Einige neue Handball-Fans gibt es auch in Maplewood, New Jersey. Dort hat Annika Schmid gelebt. Und sie ist mit dem New York City Team Handball Club amerikanischer Vizemeister geworden, was ihre Gastgeber total stolz gemacht hat. Die Trainingsbedingungen und das Niveau sind natürlich ganz andere als hier. Wie gesagt, morgen nachzulesen.

Am Abend (wie immer 19.30 Uhr) spielen die TVN-Frauen dann in der Sporthalle 1 gegen Bensheim/Auerbach. Ich bin mal gespannt, wie das ausgeht. Und auch auf Annika Schmid. Denn nach ihrer Rückkehr aus den USA hat die frühere Metzingerin und Nürnbergerin (das hört man ihr auch noch an) zunächst fast ausschließlich in der Abwehr der Hornets gespielt. Mittlerweile aber findet sie auch offensiv immer besser rein und wird dort auch eingesetzt. Beim sonst enttäuschenden 37:37 zuletzt in Wolfsburg hat sie immerhin vier Tore geworfen.

Das hier links auf dem Bild ist Annika Schmid, wie sie sich sichtlich über das Pokalchen für die amerikanische Vizemeisterschaft freut.


Das gibt noch was

Gestern neuneinhalb Stunden im Büro, fünf überregionale Seiten planen, SSV Esslingen schreiben, TV Nellingen II schreiben, viel redigieren – da ist mir am Abend für den Blog nichts mehr eingefallen. Was fällt mir heute ein? Mir fällt auf jeden Fall auf, dass es einige interessante Ergebnisse am Wochenende gab, für die Teams im EZ-Land oft mit nicht so angenehmem Ausgang. Angefangen hat es am Freitagabend, als in der Landesliga das Team Esslingen im Derby den aufstrebenden TV Reichenbach geschlagen hat. Unsere Fußball-Spiel-der-Woche-Schreiberin Karina Pflumm, die selbst bei den Team-Frauen aktiv ist, hat mir noch mal bestätigt, dass es ein spannendes Spiel war, dass die 600 Leute in der Halle mächtig Krach gemacht haben, und dass „der Thommy“, also Esslingens Trainer Thomas Freiwald, bester Laune war. Die Reichenbacher werden trotzdem ihren Weg gehen.

Ernüchterung beim Drittligisten TSV Neuhausen. Nach der ersten Heimniederlage der Saison steht die Mannschaft auf Platz 13, mit 11:15 Punkten. Blöd ist das vor allem, weil das nicht so ausgemacht war. Denn eigentlich heißt es in dieser Runde: Daheim gewinnen, auswärts verlieren, Mittelfeldplatz, alles gut. Jetzt ist nicht alles schlecht, aber es muss dann halt auch mal in fremder Halle was gehen.

In der Württembergliga haben zwei von Verletzungen gebeutelte Teams unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Spitzenteam Wernau geht „auf der letzten Rille“ (Trainer Frank Ziehfreund) und hat nach Halbzeitführung gegen Weilstetten verloren – und dabei 23 Gegentore in der zweiten Hälfte kassiert. Kellerteam HSG Ostfildern fehlte am Ende auch die Kraft, aber es reichte noch zu einem Punkt gegen Mittelfeldmannschaft Zizishausen. Der tat gut.

Bei den Frauen lief es auch nicht so dolle. Wobei die Niederlagen des TVN II und der HSG DD weniger schmerzen als das Unentschieden des ersten Nellinger Teams in der 2. Bundesliga. Warum? Ganz einfach: Nellingen II und Deizisau/Denkendorf hatten Spitzenspiele gegen souveräne Tabellenführer. Die HSG durfte sich höchstens darüber ärgern, dass sie nicht in der Lage war, Sindelfingen ein bisschen zu ärgern. Wenn der Zweite beim Ersten mit 25:32 verliert, sieht man, was in der Liga los ist. Nellingen II hat sich beim 29:31 gegen Neckarsulm sehr gut verkauft, ich hab’s selbst gesehen. Hat Spaß gemacht.

Und die Hornets? Die kassieren beim Zwölften in Wolfsburg 37 Gegentore, „das geht gar nicht“, sagt Trainerin Irina Kolpakowa völlig zu Recht. Vorbei die Zeit, in der sich das Team trotz manchmal mäßiger Leistung – ich will nicht sagen durchgemogelt, aber doch irgendwie noch zu seinen Siegen gekommen ist. Am Samstag kommt Verfolger Bensheim/Auerbach zum Klassiker in die Sporthalle 1, dann geht’s fast bis nach Dänemark nach Harrislee und dann kommt Verfolger Dortmund. Da sollten die Nellinger Frauen möglichst alle Punkte holen. Denn man darf nicht vergessen: In der Hinrunde haben (oder hatten) sie ausnahmslos alle direkten Konkurrenten um den Aufstieg – Metzingen, Weibern, Bensheim, Dortmund – in eigener Halle. In der Rückrunde, wenn es gen Showdown geht, müssen sie dorthin reisen. Das gibt noch was.

So viel für heute.


Interessanter Vergleich

Morgen (Freitag) Abend wird in der Fußball-Landesliga das Spiel zwischen dem TSV Deizisau und dem TV Nellingen ausgetragen. Es ist das Aufeinandertreffen der derzeit besten Fußballteams im EZ-Land. Platz 10 gegen Platz 15 (der TSV Köngen ist Letzter). Eine halbe Stunde nach dem Anpfiff in Deizisau beginnt in der Schelztorhalle das Handball-Derby zwischen dem Team Esslingen und dem TV Reichenbach. Ebenfalls Landesliga. Platz 5 gegen Platz 3. Es ist aber das Match zwischen den (männlichen) EZ-Land-Mannschaften Nummer 8 und 7.

Das nur vorab, und ehrlich gesagt würde ich mir höherklassigere Fußballmannschaften in der Region wünschen. Das Spiel in Schelztorhalle ist auch unter diesen Voraussetzungen interessant. Das Team ist etabliert und hatte schon einen höheren Stellenwert im Ranking der Region, der TVR ist einer der Aufsteiger dieses Jahres. Erstaunlich, dass die Reichenbacher trotz widriger Umstände (wochenlang kaputte Beleuchtung in der Brühlhalle) so gut gestartet sind und sogar vor den Esslingern stehen. Die ärgert das ein bisschen, aber sie freuen sich auf das Spiel, wie mir Trainer Thomas Freiwald erklärt hat.

Die Reichenbacher freuen sich auch, über ihren guten Start und auf den Vergleich mit dem Team. Eine „hitzige“ Atmosphäre erwartet Trainer Daniel Mayr, wie er mir im Interview gesagt hat, das bestimmt schon alle gestern auf Seite 19 der EZ gelesen haben…

Die Reichenbacher, so mein Eindruck, sind ziemlich selbstbewusst und von dem überzeugt, was sie machen. Das meine ich nur positiv. Ob sie wirklich „ein bisschen mehr als die anderen“ tun, wie Mayr sagt, weiß ich nicht. Aber sie sind ganz schön ernsthaft dabei. Natürlich sind sie morgen der Favorit. Aber gegessen ist der Käse damit noch nicht. Die Esslinger sind motiviert, es dem Neuling zu zeigen, und sie sind wahrscheinlich besser als es ihre momentanen 10:8 Punkte aussagen. Was mich freut, ist, dass beide Trainer mit großem Respekt voneinander sprechen. Nach dem „hitzigen“ Duell vor gut gefüllten Rängen (mit vielen Reichenbachern) gibt man sich wieder die Hand. Möge, Achtung Phrasenschwein, der Bessere gewinnen.

Ich hätte mir das Derby sehr gerne angeschaut. Wir haben am Dienstplan rumgeschraubt, es aber nicht geschafft. Ich muss (oder darf) in der Zeppelinstraße meinen Dienst am Leser verrichten. Gerade abends ist bei uns in der Redaktion immer mehr los, dazu kommen Urlaube und weitere Termine. Zum Beispiel der in Deizisau. Da geht mein Kollege Michael Panzram hin, der ja zuletzt viel bei den Neuhausener Handballern unterwegs war. Wenn die beiden besten Fußball-Teams im EZ-Land gegeneinander spielen, müssen wir da hin. Selbst die (meisten) Handballer werden das verstehen.

Am Wochenende sind wir dann drei Mal beim Handball: Andreas Müller geht am Sonntag zu Neuhausen gegen Friedberg, unsere Nachwuchskraft Julia Schröder feiert am Samstag ihre Premiere bei Wernau gegen Weilstetten und ich schaue mir ebenfalls am Samstag nach den SSVE-Wasserballern noch das Spitzenspiel in der Frauen-BWOL zwischen Nellingen II und Neckarsulm an.


Von Hunden, Katzen und Füchsen

Agner, Scherbaum, Adam, Fuchs, Beck, Locher, der doppelte Schwab war doch auch mal… Bei den Drittliga-Handballern des TSV Neuhausen weiß man irgendwie nicht so genau, wer da für was zuständig ist. Was etwas unübersichtlich erscheint, ist aber die große Stärke des Vereins. Wir hatten hier mal die Idee, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Und als mein junger Kollege Michael Panzram – älter als fast alle Spieler ist der trotzdem – und ich mal diskutiert haben, wie die Geschichte aussehen soll, haben wir schnell gemerkt, dass das was Größeres wird. Am Ende wurde es sogar eine ganze Reportage-Seite. Es ist eine echt schöne Geschichte geworden, an der Michael Panzram lange recherchiert hat. Und die in der morgigen (Montag) EZ-Ausgabe auf Seite 14, also am Ende des zweiten Buches und damit direkt vor der ersten Sport-Seite mit dem VfB Stuttgart, erscheint. Absolut lesenswert.

Mein Kollege ist nicht nur der Frage nachgegangen, wer beim TSV was macht, sondern was hinter dem Begriff „Handball-Familie“ steckt, mit dem sich die Neuhausener schmücken. Die Identifikation mit seinem Club ist überall groß. Ich hab das bei meinem kleinen Heimatverein auch erlebt, wo ich erst gekickt und dann (deutlich erfolgreicher) zum Badminton-Schläger gegriffen habe. Um höher zu spielen, musste ich wechseln und war dann auch in netten Vereinen. Aber in Neuhausen scheinen sie noch ein bissle verrückter zu sein als in vielen anderen Orten. Deshalb passt auch der Name Maddogs – verrückte Hunde – gut zu der Mannschaft. Schön finde ich übrigens auch, wie das Frauenteam des TSV heißt – Madcats. Auch wenn ich persönlich Hunde lieber mag.

Beeindruckend ist auf jeden Fall, dass in Neuhausen meistens mehr Leute auf der Tribüne sitzen als der Verein Mitglieder hat, dass die Zahl der Facebook-Freunde mittlerweile fast doppelt so hoch wie die der Mitglieder (und Zuschauer) ist. Und es dürfte wohl wenige Vereine geben, in der sich prozentual an der Mitgliederzahl so viele Menschen auch engagieren – mit dem Taschenrechner, dem Wischer, der Trommel oder der Computer-Tastatur. Wir wollen mit der Geschichte auf keinen Fall den Einsatz in anderen Vereinen schmälern, auch da gibt es die Scherbaums, die Adams und viele Füchse. So gesehen kann die Reportage auch als Hoch auf das Ehrenamt im Allgemeinen gesehen werden. Und wird hoffentlich auch mit Vergnügen von Leuten gelesen, die mehr dem TV Nellingen oder dem TSV Deizisau die Daumen halten. Oder auch irgendwelchen Fußballern, Wasserballern undsoweiter.

Bei den Deizisauern – Themawechsel – hat das gestern ja gut geklappt. Mit 28:27 durch einen frechen Kempa-Trick mit der Schlusssirene hat die Mannschaft das Verfolgerduell der Württembergliga gegen den TSV Blaustein gewonnen und so Platz zwei gefestigt. Wow. Auch diese beeindruckende Wiederauferstehung nach dem Abstieg aus der BWOL wäre übrigens ohne viel Engagement im Hintergrund nicht möglich.


Metzingen und Nellingen

Es war ein gutes Wochenende für unsere Handballer(innen), zumindest für die meisten. Nellingen eins und zwei, Neuhausen, Deizisau, Wernau, Wolfschlugen, HSG DD, Reichenbach – alle gewonnen. Dass es ein paar Verlierer gab, lag auch daran, dass Derbys anstanden. In der 2. Bundesliga der Frauen leg ich mich nach dem beeindruckenden Sieg der Nellinger Hornets gegen das bis dahin ungeschlagene Top-Team TuS Weibern jetzt mal fest: Nellingen und Metzingen schaffen den Aufstieg. Falls sich die Runde anders entwickelt, kann ich’s mir ja noch mal anders überlegen. Ich hoffe, nicht allzu bald, aber gegen Greven werden die TVN-Frauen am kommenden Samstag (wieder daheim) nicht vergeigen. Obwohl, Achtung Phrasenschwein, es gibt in dieser Liga (wirklich!) keine leichten Gegner.

Aber ich glaube einfach, dass sich diese beiden Teams an den ersten neun Spieltagen als die stabilsten herausgestellt haben. Weibern ist wegen dem besseren Torverhältnis zwar immer noch vor Nellingen, aber das Team hat auf Dauer einen zu dünnen Kader und zudem in den ersten Wochen etwas über den Verhältnissen gespielt. Zudem war der Aufstieg in Weibern vor Saisonbeginn überhaupt kein Thema, dort sind sie einfach nur happy, dass es so gut läuft. Gut ist das Team aber trotzdem und wird auch oben dabei bleiben.

Metzingen macht auf mich bislang den besten Eindruck, trotz der bisher drei Minuspunkte und nicht nur wegen dem Sieg in Nellingen. Die TuS, also die aus Metzingen, hat sehr viele Spielerinnen auf ähnlichem Niveau, und das wird in der langen Saison wichtig sein. Gerade Metzingens Trainerin Edina Rott betont immer wieder, dass man einen langen Atem braucht und hütet sich, zu laut über den Aufstieg nachzudenken. Obwohl die selbst ernannten Tussies auch mal Zeit dafür aufwenden, sich in Unterwäsche für einen Kalender ablichten zu lassen, werden sie im Training hart arbeiten. Denn auch in Sachen Willen sind die Metzingerinnen vorne dabei.

Das sind sie auch in Nellingen, dort spricht man auch lauter über die Bundesliga. Und das Team füllt das auch mit Leben aus. Der Saisonstart war nicht so dolle, die Punkte waren trotzdem auf dem Konto. Aber die Hornets haben sich gesteigert. Und, ganz wichtig, immer mehr zeigen auch die Spielerinnen aus der zweiten Reihe ihre Leistung. Das macht in einer Spitzenliga den Unterschied, wie man auch in der Bundesliga beobachten kann. Stark schätze ich auch noch Bensheim/Auerbach ein, aber diesen Konkurrenten können die Nellingerinnen am 3. Dezember aus der eigenen Halle putzen.

Noch ein Wort zu Neuhausen: Der Drittligist ist ganz schön stabil geworden, zumindest in eigener Halle. Waren Spiele der  Maddogs früher immer permanente Wechselbäder der Gefühle, so haben sie gestern die Kickers richtig dominiert – und damit auf jeden Fall schon mal das Rennen der beiden Aufsteiger gewonnen. Sich als Neuling in dieser Liga gleich zu etablieren – und das kann man bei der Zwischenbilanz von 11:11 Punkten so sagen – ist schon eine starke Leistung. Nicht nur an diesem Wochenende, insgesamt machen die Handballer(innen) im EZ-Land in dieser Runde richtig Spaß.


A und O

Wie angekündigt, habe ich mich mit Nellingens Trainerin Irina Kolpakowa über das bevorstehende Frauen-Zweitliga-Spitzenspiel der Hornets gegen TuS Weibern unterhalten. Am Samstag (um 19.30 Uhr geht’s in der Sporthalle 1 los) ist das Interview in der EZ, getroffen hab ich mich mit ihr schon am Dienstag. Und ich war beeindruckt, was sie zu diesem Zeitpunkt schon alles über den Gegner wusste. Auch Details, die ich jetzt nicht geschrieben habe. Die Frau ist neu in dem Amt – aber sie hat einen Plan. Und so langsam hat sie auch die Umstellung von der Mitspielerin zur Cheftrainerin hinbekommen.

Keine Ahnung, wie ihr Standing im Verein und um den Verein herum wäre, wenn das eine oder andere der vier mit einem Tor gewonnenen Spiele verloren gegangen wäre. So aber hat die ehemalige weißrussische Nationalspielerin und TVN-Abwehrchefin eine Zwischenbilanz von sieben Siegen aus acht Spielen vorzuweisen. Nach einem Erfolg gegen Weibern hätte sie noch mehr Freunde. Und der ist machbar, auch wenn die Vulkan-Ladies gerade ziemlich viel Feuer und in der laufenden Runde noch gar nicht verloren haben. Aber das Team ist gegenüber der vergangenen Saison kaum verändert, also vom Papier her nicht viel besser. Aber: Weibern hat einen Lauf und da klappt alles. Wenn die Hornets also wieder schwach starten, wird das nix. Wenn sie gleich wach sind, vielleicht schon.

Die Vorzeichen für ein echtes Spitzenspiel sind also gut. Zumal Duelle zwischen Nellingen und Weibern meistens besondere Spiele waren. Ich erinnere mich an eins, als die TVN-Frauen in der letzten Minute noch einen Drei-Tore-Vorsprung aus der Hand gegeben haben. Aber das müssen sie ja nicht unbedingt wiederholen.

Ich hab das Gespräch auf einem Bänkle vor der Sporthalle im Scharnhauser Park übrigens auch genutzt, um Irina Kolpakowa mal zu fragen, wie man denn nun ihren Nachnamen richtig schreibt, der in der Urform ja kyrillisch ist. Also, das ist nicht so einfach. Sie selbst schreibt Kolpakova mit „V“. Das ist die russische Variante, direkt aus dem Weißrussischen müsste man aber Kalpakowa vorne mit „A“ schreiben, was ich auch schon mal in einer Aufstellung gelesen habe. Wir bei der EZ schreiben seit jeher Kolpakowa vorne mit „O“ und hinten mit „W“, ganz einfach deshalb, weil das der Regel der Deutschen Presse-Agentur dpa folgt, die wir im überregionalen Teil verwenden. Das ist wichtig, weil man sonst zum Beispiel irgendwelche neu aufkommenden russischen Tennis-Sternchen nicht auseinander halten und verwechseln kann. Da hatte ich beim Porsche-Grand-Prix schon mal größte Schwierigkeiten, weil der Frauen-Tennis-Verband WTA wieder andere Regeln hat. Aber auch bei bekannteren Fußballern wie Anatolij Tymoschtschuk (Anatoliy Timoshchuk) oder Pawel Pogrebnjak (Pavel Pogrebnyak) etwa findet man die verschiedensten Schreibweisen. Irina Kolpakowa kann mit der Schreibweise Irina Kolpakowa gut leben, sagte sie – und ergänzte nur mit einem breiten Grinsen: „Bei meinem Mädchennamen wäre es noch viel schwieriger.“ Ich konnte mir nicht merken, wie der war.