Zwischen Blues und Aufbruch

Ich hab in der heutigen EZ-Ausgabe nur noch eine kleinere Meldung untergebracht, weil die Seite eigentlich schon fertig war, als die Nachricht kam. Aber diese Nachricht war mal wieder eine gute von den Nellinger Zweitliga-Frauen: Geschäftsführer Stefan Wiech hat es tatsächlich geschafft, Maren Weigel davon zu überzeugen, eine weitere Saison für die Hornets zu spielen. Wobei er betont, dass es wohl eher Trainer Arne Kühr war, der die richtigen Worte gefunden hat. Leicht war es bestimmt nicht, denn Weigel ist zwar erst 18 Jahre alt, aber ehrgeizig. Und wenn dann ein paar Bundeslisten anrufen, kann man schon mal schwach werden. Aber wie gesagt, sie ist erst 18 und kann noch früh genug höher spielen. Für ihre Entwicklung ist es bestimmt nicht schlecht, noch ein Jahr nicht eine von vielen in einem Bundesligakader zu sein, sondern Top-Scorerin bei einem Zweitligisten. Zumal sie mit weiter guten Leistungen auch für die ambitionierteren Bundesligisten interessant wird, die jetzt schätze ich mal noch nicht bei ihr angeklopft haben.

Allerdings, und mich würde interessieren, wie sie davon überzeugt wurde, muss sich dazu auch das Nellinger Team weiterentwickeln. Denn die laufende Saison ist eine zum Vergessen. Ein Jahr ohne Aufstiegsrennen und mit der Entwicklung der Ideen des neuen Trainers wurde angekündigt, aber dass so wenig geht, war nicht ausgemacht. Und so wirklich ist es angesichts der momentanen Lage schwer vorstellbar, dass das Team in der kommenden Runde wieder ganz oben mitspielen kann – und Maren Weigel vielleicht sogar mit Nellingen in die Bundesliga aufsteigt. Im Moment herrscht in Nellingen eher der Blues.

Aber: Es gibt Dinge, die positiv stimmen. Auch Kreisläuferin Ariane Geissmann hat verlängert. Die Schweizerin macht nicht nur viele Tore, sondern ist auch eine, die für viel Push auf dem Spielfeld sorgt. Dazu sind ja auch so wichtige Spielerinnen wir Daniela Stratmann, Agne Zukauskaite und Louisa Wolf in der kommenden Runde dabei. Und Sandra Faustka. Die Ex-Spielführerin soll nach ihrer Baby-Pause noch in der laufenden Runde wieder einsteigen. Bin mal gespannt. Und ich bleibe dabei: Hätte Sandra Faustka die vergangene Runde bis zum Ende durchgespielt, wären die Hornets jetzt wahrscheinlich in der Bundesliga. Stünden da aber ebenso wahrscheinlich nicht so dolle da – es war wohl besser so…

Einiges muss sich im Kader noch tun, im Rückraum fehlt’s, im Tor. Und links außen. Tina Habiger hört auf und jetzt hat auch Tine Gall angekündigt, nach acht Jahren die Hornets zu verlassen. Damit fehlen nicht nur zwei gute Spielerinnen auf der gleichen Position, sondern auch zwei Persönlichkeiten, die für den Teamspirit wichtig sind. Es wird eine Herausforderung, dafür Ersatz zu schaffen.

Sehr, sehr spannend, was in den kommenden Wochen bei den Nellingerinnen passiert. In den Hallen muss erst mal klargestellt werden, dass es nicht doch noch eng wird in Sachen Ligaverbleib. Nach drei (sieglosen) Auswärtsspielen kommen am Samstag (19.30 Uhr) die Berliner Füchsinnen in die Sporthalle 1. Wiech hat in dem Zusammenhang übrigens darauf hingewiesen, dass wir in der Montag-Ausgabe zwar richtig geschrieben haben, das das Team drei Punkte vor einem Abstiegsplatz steht – aber drei Pluspunkte, wegen den weniger gespielten Spielen sind es auf der Minusseite sieben. Das sieht schon besser aus.

Zurück zum Thema: Im Hintergrund müssen Wiech und Co. ein starkes Team zusammenstellen. Nicht nur ein starkes, sondern auch eines, in dem es stimmt. Aufbruchsstimmung muss her. Aber offenbar hat der Geschäftsführer da das eine oder andere in der Pipeline. Und Trainer Kühr muss zeigen, dass er wirklich ein Guter ist, der die Hornets dahin bringen kann, wo sie hinwollen. Auch für ihn ist am 11. Mai die Übergangssaison und damit auch die Schonfrist vorbei.

Maren Weigel wirft auch in der Saison 2013/2014 Tore für die Hornets.

Nicht nur Tine Galls Flüge aufs Tor werden fehlen.


To be continued

Die Montage nach den Spieltagen werden weniger. Und damit auch die Wochenenden, an denen die Teams Punkte holen können, um ihre Ziele zu erreichen. Das Interessante im EZ-Land: Die Entscheidungen rücken näher, entschieden ist aber noch nichts. In der Württembergliga gab es sozusagen einen EZ-Land-Festspieltag: Die höchst möglich Zahl an Derbys, nämlich zwei. Nur der TSV Wolfschlugen hat fremdgespielt, und das nicht so erfolgreich wie gewünscht: 27:27 gegen den SC Vöhringen. Dennoch gebe ich einigen Kommentatoren hier Recht: Wolfschlugen ist vielleicht die unterschätzteste Mannschaft im EZ-Land. Trotzdem dürfte sich das Team um Trainer Lars Schwend besonders über den Punktverlust ärgern, denn auch der TSV Deizisau, der Hauptkonkurrent im Kampf um den Relegationsplatz zwei, hat einen gelassen – und zwar schön in der Region gegen den TV Plochingen (22:22).

Die Plochinger haben damit einen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht, haben aber immer noch die schlechtesten Karten von „unseren“ Teams. Nicht arg gut sieht es aber auch für den HC Wernau aus, der beim TV Reichenbach klar mit 26:35 verloren hat und das auch verdient, wie die EZ-Berichterstatterin Steffi Dörre heute auf Seite 23 geschrieben hat. Aufsteiger Reichenbach dagegen dürfte durch sein. Gratulation dazu. Es bleibt also wohl bis zum Schluss offen, ob wir auch in der kommenden Saison fünf Württembergligisten haben werden. Das Team Esslingen kann ja immer noch hoch kommen.  

Was bei der Gelegenheit auffällt: Nicht nur in Sachen Ligazugehörigkeit könnte sich einiges tun, auch bei den Wechseln ist eine Menge im Gange. Oder kommt es mir nur so vor, dass in diesem Sommer besonders viele Namen auf neuen Kaderlisten auftauchen werden? Ich versuche mal zusammenzutragen, was das EZ-Land betreffend bisher schon über die Bühne ist oder als Gerücht herumschwirrt. Hier am Kreis schon (Danke auch), und was ich sonst so gehört habe. Ein Blick auf die Seite von Oppenweiler ist auch immer hilfreich, wobei die dort ja auch nur das zusammenschreiben, was sie woanders mitbekommen haben. Aber damit machen sie einen richtig guten Job.

 

Also, fangen wir mal mit den Trainern an:

Mike Wolz: Spieler HC Wernau -> TSV Deizisau

Daniel Brack: KTV Altdorf -> TV Plochingen

Michael Schwöbel: Sportlicher Leiter HSG Ostfildern -> HSG Ostfildern

Nico Kiener: HC Wernau -> H2Ku Herrenberg

Markus Illitsch: H2Ku Herrenberg II -> HC Wernau

Volker Greiner: früher TV Plochingen -> VfL Pfullingen

Michael Abele: früher HC Wernau -> VfL Waiblingen

Frank Illi (Ostfildern) und Michael Gengenbach (Deizisau) hören Stand jetzt auf.

 

Zu den Spielern – wobei einiges davon klar wird, wenn man die Bewegung bei den Trainern anschaut.

Ehrlich-Brothers: HSG Ostfildern -> TSV Wolfschlugen

Sebastian Dunz: FA Göppingen II -> HSG Ostfildern

Ladislav Goga: TV Plochingen -> VfL Waiblingen

Michael Gehrlich: HC Wernau -> VfL Waiblingen

Hannes Gerdes-Röben: HC Wernau -> TSV Deizisau

Manuel Tremmel: HC Wernau -> TSV Deizisau

Tina Habiger, Jessica Schulz und die eine oder andere mehr werden die Frauen des TV Nellingen verlassen. Wobei das bei Habiger verletzungsbedingt ist – sie wird in einer anderen Form im Verein mithelfen.

 

Aber wie gesagt, das eine oder andere davon ist noch ein Gerücht oder nicht ganz fix, dass Tremmel Wernau verlässt zum Beispiel ist wohl eher schwer vorstellbar. Um ein paar Vereine muss man sich schon Sorgen machen bei dem was man hört. Denn das auf der Liste ist mit Sicherheit noch nicht alles, ich denke, es wird auch noch ein paar Überraschungen geben. To be continued sozusagen. Spekulationen dazu verkneif ich mir jetzt mal. Gute Woche allen.


Guter Trainer

Leute, Leute, das ist ja der helle Wahnsinn hier. Heute sind die Kommentare gefühlt im Minutentakt eingelaufen. „Zielgerade“, auch schon eine Woche alt, ist mit im Moment 49 – ne, jetzt 50 – Kommentaren schon der neue meistkommentierte Am-Kreis-Beitrag ever. Danke!

Man merkt, dass die Handball-Saison in die entscheidende Phase einbiegt. Oder wie es „lukas“ so schön ausgedrückt hat: „Es ist die Zeit der ‚komischen‘ Ergebnisse.“ Komische, oder sagen wir interessante, Ergebnisse gab es am Wochenende einige: Deizisau kommt in Weilstetten unter die Räder, Plochingen wirft Zizishausen wohl endgültig aus dem Aufstiegsrennen und sammelt wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib.

Derweil ging ein Kommentar fast unter, weil er zu einem älteren Beitrag war und wegen der vielen neuen schnell wieder von der Liste rechts oben verschwunden ist. Stefan Haigis hat sich zu „Es muss was gehen“  vom 8. Februar geäußert, wo ich unter anderem was zu den – von ihm von 2007 bis 2011 trainierten – Nellinger Hornets geschrieben und auf meinen Print-Text am Tag darauf hingewiesen habe. Ich will das jetzt nicht nacherzählen, der Text ist ja nur ein paar Klicks entfernt. Spannend fand ich, wie Haigis  seinen Kommentar geschlossen hat, nämlich mit einem „Versuch einer Definition zum Thema Trainer“. Ich zitiere:

„Ein guter Trainer ist jener, der bei der Übernahme eines Teams, den Satus Quo im Bezug auf das Personal und die vorhandene taktische Ausrichtung detailliert und trefflich analysiert und auf der Basis dieser Analyse in der Lage ist, mittelfristig Erfolg samt mannschaftlicher und individueller Zufriedenheit zu generieren.“   

Stefan Haigis selbst, das hat er gezeigt, ist ein Guter – ob nach seiner eigenen Definition, muss er selbst entscheiden. Da ihr ja gerade so schön kommentierfreudig seid, meine Frage dazu: Was ist für euch ein guter Trainer?


Logischer Schritt

Ich will hiermit jetzt nicht die Diskussion zu meinem letzten Beitrag abwürgen, macht ruhig weiter! Und wenn ich nicht gleich dazu kommen, die Kommentare freizugeben – nur Geduld. Aber mir ist in dieser Woche noch ein anderes Thema aufgefallen und ich hab gerade ein bisschen Zeit – was angesichts des heute schon fünften VfB-Spiels innerhalb von 14 Tagen selten ist –, denn ich sitze im ICE auf dem Weg nach Leverkusen. Und die Sonne scheint!

Von den Nellinger Handballfrauen gibt es ja zurzeit nicht so viele gute Nachrichten. Das hier war aber eine sehr gute: Der Verein ist mit seiner weiblichen A-Jugend in der kommenden Saison in der neu geschaffenen Nachwuchs-Bundesliga dabei. Und zwar ohne Umwege. Die TVN-Mädels sind eines von 17 gesetzten Teams, 15 weitere haben noch die Chance, sich durch die Qualifikation einen der insgesamt 32 Startplätze zu sichern. Glückwunsch nach Nellingen, das ist eine gute Sache. Zum Glück wird das Ganze dann in mehreren Staffeln ausgespielt, so dass die jungen Frauen, die ja oft noch die Doppelbelastung mit dem Drittliga-Team des Vereins haben, (zunächst) nicht durch die ganze Republik reisen müssen. Nur wer in einer der acht Vierergruppen einen der ersten beiden Plätze belegt, steht dann im Achtelfinale auf dem Weg zur Meisterschaft. Aber bis dahin ist noch über ein Jahr Zeit.

Dann haben wir also zwei Handball-Bundesligisten im EZ-Land. Oder doch nicht? Im männlichen Bereich läuft die A-Jugend-Bundesliga ja schon seit zwei Jahren und der TSV Wolfschlugen ist dabei. Die Mannschaft hat zurzeit aber nur drei Pluspunkte und ist Letzter. Ich hab mal versucht rauszufinden, wie da die Abstiegsregelung ist. Da ich nicht gleich fündig geworden bin, hoffe ich mal wieder, dass das hier jemand weiß. Auch wenn das Wolfschlugener Team von Trainer Lars Schwend unten drin steht, haben die Spieler in der Bundesliga eine Menge Erfahrung gesammelt und viel für den Handball in der Region getan. Dass die Männer-Mannschaft der Wolfschlugener „nur“ in der Württembergliga und nicht wie die TVN-Frauen in der 2. Bundesliga spielt, passt schon. Denn meiner Meinung nach wäre der Sprung im männlichen Bereich von der Jugend in die 2. Bundesliga kaum machbar, höchstens mal für ein Ausnahmetalent. Im weiblichen Bereich geht das schon eher, wie man ja auch immer wieder beobachten kann.

Für Nellingen ist die Teilnahme an der Jugend-Bundesliga der logische Schritt. 2. Bundesliga. 3. Liga, Jugend-Bundesliga und Trainerin Veronika Goldammer, die sich um die zwei Perspektivteams kümmert, das macht Sinn. Und es ist was, was kaum ein anderer Verein vorweisen kann. Nicht mal die TuS Metzingen, die mit dem Nachwuchs ebenfalls in der neuen Liga dabei ist und deren Aushängeschild  ebenfalls (noch?) in der höchsten Klasse spielt. Das Zwischen-Sprungbrett 3. Liga ist dort aber nicht.

Auch von Verbandsseite war es übrigens der logische Schritt, es ist ein Zeichen, welchen Stellenwert der Nachwuchs in Handball-Deutschland hat und dass den Vereinen, die da viel machen, eine gute Plattform gegeben wird. Allein schon vom Namen – Bundesliga, das klingt nach was.

Nur müssen sie beim TVN den Effekt dann auch nutzen und in Zukunft wirklich konsequent auf die Spielerinnen setzen, die von der Jugend hochkommen. In diesem Sinne wäre dem Team zu wünschen, dass es auch in der übernächsten Saison noch in der Bundesliga dabei ist, denn wie bei den Jungs zwei Jahre zuvor, wird die Zahl der Teams nach der Startsaison von 32 auf 24 Teams reduziert. Aber wenn die Nellingerinnen jetzt schon zu den 17 gesetzten Teams gehören, sollte es reichen.

Ich möchte hier aber auch nicht vergessen zu erwähnen, dass sie in Nellingen und Wolfschlugen zwar etwas voran gehen, dass aber insgesamt im EZ-Land eine klasse Jugendarbeit geleistet wird. Nicht umsonst füllen wir während der Saison in jeder Mittwoch-Ausgabe ungefähr eine halbe EZ-Seite mit Jugendhandall. Es wird ja gerne mal über die Zeitung gemeckert, aber ich kenne keine in Deutschland, die das macht. Muss auch mal gesagt werden. So, jetzt noch in Kölle umsteigen und dann schau ich mal was der VfB in der BayArena macht.


Zielgerade

Die Württembergliga biegt auf die Zielgerade ein – und am Wochenende haben die Mannschaften aus dem EZ-Land genau so gespielt, wie es ihrer Situation entspricht. Vielleicht mit Ausnahme des TV Reichenbach, der sich zwar auch nach unten orientieren muss, aber nicht unbedingt gegen den Letzten H2Ku Herrenberg II hätte verlieren müssen. Auch der TV Plochingen hat (mit viel Pech) in Grabenstetten verloren und schwebt von „unseren“ Teams nach wie vor am heftigsten in Abstiegsgefahr. Ob es reicht?

Der TSV Wolfschlugen hat durch den beeindruckenden Sieg gegen den TSV Blaustein einen weiteren bisherigen Aufstiegsmitkandidaten aus dem Weg geräumt. Ist damit der Weg frei für den TSV Deizisau? Unsere Sonntagsspielsonderbeauftragte Steffi Dörre war gestern in Deizisau und berichtet von einem sehr spannenden Spiel gegen den HC Wernau. 29:27 – Tabellenführer Deizisau hat gewonnen, Kellerteam Wernau verloren. Aber der Unterschied war wohl nicht sooo groß. Mitten drin war Mike Wolz, der ein starkes Spiel gemacht hat. Für Wernau und gegen das Team, das er in den kommenden Runde gerne in der BWOL trainieren würde. Es ist eh die Zeit der Trainer in Wartestellung. Wolz, auf den sie sich in Deizisau freuen, wird mit Sicherheit bis zum Ende alles dafür tun, dass der HCW den Klassenverbleib schafft, den dann Markus Ilitsch übernimmt, der ja mit H2Ku II in Reichenbach für ein bisschen für Hoffnung im Herrenberger Lager gesorgt hat. Bei den Plochingern sitzt Daniel Brack bangend auf der Tribüne und bringt sich schon als Trainingsgast mit ein.    

Deizisaus Aufstiegs-Bastler Michael Gengenbach wird kommende Runde dann pausieren und sich ganz um seine berufliche Karriere kümmern. Wie übrigens auch Ostfilderns Noch-Trainer Frank Illi. Nachdem er bekanntgegeben hatte, dass er bei der HSG aufhört, haben offensichtlich einige Vereine an ihm gegraben. Auch höherklassige. Aber das hätte sich dann doch irgendwie nicht mit dem Wunsch vereinbaren lassen, mehr Zeit für die Familie zu haben. Dass er sich erst mal für ein paar mehr freie Abende und Wochenenden entschieden hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ewig ohne Handball wird bei ihm aber sicher nicht gehen, das weiß die Familie mit Sicherheit auch. Und mindestens wenn Gengenbach mit den Deizisauern den Aufstieg schafft, wird auch bei ihm hin und wieder das Telefon klingeln. Ein Dr. als Trainer ist hier in der Region ja nichts Neues. Spannend alles.

Nachdem die Spiele ja so langsam weniger werden – was glaubt ihr, wer hoch geht und wer runter muss?

Und was macht in der Landesliga das Team Esslingen trotz der Niederlage in Kirchheim?

Noch ein paar Worte zu den Frauen: Dass der HCW beim Drittletzten nur 24:24 gespielt hat, wird in der Szene mit Erstaunen aufgenommen worden sein, aber ist hinsichtlich des bevorstehenden Aufstiegs kein Beinbruch. Württembergliga-Konkurrent TSV Wolfschlugen hat gegen Ebersbach/Bünzwangen geschwächelt und 22:30 verloren – auch nicht weiter schlimm, das Team hat nach unten wie nach oben nichts (mehr) zu befürchten. Die HSG Deizisau/Denkendorf hat in der BWOL durch den beeindruckenden Sieg gegen das Spitzenteam TV Holzheim das letzte Aufstiegs-Gespenstle verjagt. Und dass die Nellinger Zweitliga-Frauen kurz vor Dänemark in Harrislee nach dicker Führung noch einen Punkt haben liegen lassen, dürfte auch zu verschmerzen sein. Die Runde ist für die Hornets durch und zwar so was von.

Umso spannender ist es bei den Württembergliga-Männern. Die EZ bleibt am Ball. Und ich am Kreis.


Die Spaß-Handballerinnen

Die positiven Nachrichten im EZ-Land häufen sich. Für die morgige EZ-Ausgabe habe ich im Zug auf dem Weg von Genk heim nicht nur eine lange Geschichte über den VfB Stuttgart geschrieben (deshalb war ich immerhin dort), sondern auch eine ebenfalls nicht ganz kurze über die Handball-Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf. Tenor: Alles gut bei der HSGDD. Der Klassenverbleib in der BWOL ist für den Aufsteiger in greifbarer Nähe, auch wenn man am Sonntag gegen den TV Holzheim die Punkte nicht von vorneherein einplanen sollte. Vor allem aber: Die Spielerinnen haben Trainer Horst Fritz überredet, weiterzumachen.

Das muss man so ausdrücken, weil tatsächlich die Spielerinnen die treibende Feder dabei waren. Fritz hat übernommen, nachdem Sinisa Mitranic gegangen war. Und so wie er zuvor von Mitranic überredet worden war, sein Assistent zu werden, sagte er damals nicht Nein, als er als Interimslösung gebraucht wurde. Aber nur bis zum Saisonende, hieß es. Denn der Mann schichtet und das macht das Trainer-Dasein nicht leicht. Nur spricht der Erfolg für ihn und eben, dass die HSG-Frauen keinen anderen Trainer wollen. Und die haben auch deshalb einiges zu sagen, weil sie – ich glaube das jetzt mal – keine Kohle fürs Handballspielen kriegen. Wie sagte mir Spielführerin Florence Koutny: „Uns kann niemand sagen, dass wir ins Training kommen müssen, weil wir Geld dafür kriegen. Wir machen es, weil wir Spaß haben und wegen dem Teamgeist.“ Dieses Zitat habe ich für den Print-Text nicht verwendet, aber diese Einstellung kommt denke ich trotzdem rüber.

Das mit dem Spaß und dem Teamgeist nehmen viele Teams für sich in Anspruch, im Handball ist das wichtig. Bei den einen kommt es mehr zum Tragen, bei den anderen weniger. Bei der HSGDD sicherlich mehr. Immerhin hält sich das Team so in der vierthöchsten Spielklasse. Damit das so bleibt, geht es aber wohl nicht ohne Verstärkungen im Sommer. Denn, so vermutet es zumindest Horst Fritz, die Liga wird stärker sein und die HSG weiterhin nicht zu den besseren Vertretern gehören. Dass er und sein Mitstreiter Jochen Luik bei der Auswahl – und die ist durch die viele Konkurrenz im Umkreis erschwert – besonders aufpassen müssen, dass die Spielerinnen auch menschlich passen, versteht sich von selbst.

Horst Fritz hat sich übrigens gerne zum Weitermachen überreden lassen. Trotzdem sucht er bereits selbst nach seinem Nachfolger. Wenn der passt, so sagt er, könne er sich mit gutem Gewissen zurückziehen. Angepeilt ist zur Saison 2014/2015. Aber wie war das mit dem Wasser und dem Neckar?

Die Frauen des HC Wernau werden in der kommenden Saison ziemlich sicher Ligakonkurrentinnen der HSGDD sein. Bei den Württembergliga-Männern des HCW gibt es derweil auch Neues: Markus Ilitsch, bislang Trainer von H2Ku Herrenberg II, wird Nachfolger von Nico Kiener – der Trainer von H2Ku I wird. Auch das steht morgen in der EZ. Schade nur, dass die Sache schon auf der HCW-Homepage zu lesen war (und auch hier am Kreis kommentiert wurde), ohne dass die Zeitung informiert wurde .


Nicht zu stoppen

Großmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall, deshalb dürfen die Deizisauer das selbst nicht sagen: Ich aber glaube nach dem Sieg des TSV im Württembergliga-Spitzenspiel gegen den TSV Zizishausen, dass die Deizisauer Handballer zumindest auf dem Weg in die Aufstiegs-Relegation nicht mehr zu stoppen sind. Trainer Michael Gengenbach selbst hat es gestern gegenüber meiner Kollegin Steffi Dörre am treffendsten ausgedrückt. Ein Auszug aus ihrem Text in der heutigen EZ:

Gengenbach betonte, dass die Deizisauer nun von Spiel zu Spiel denken wollen und auch noch einige schwere Gegner warten. Aber im Kampf um Platz zwei „sind wir jetzt richtig dick dabei“, sagte Gengenbach und fügte dann doch hinzu: „Und eigentlich auch um Platz eins.“

Sieben Spiele haben die Deizisauer noch, sie sind Tabellenführer – wenn auch nicht wirklich: Denn der Zweite HSG Langenau/Elchingen hat zwei Punkte, aber auch zwei Spiele weniger. Wenn die HSG die gewinnt, ist sie wieder an Deizisau vorbei. Aber für den direkten Aufstieg der Deizisauer spricht, dass sie einen super Lauf von zuletzt zehn Siegen haben und dass sie den Verfolger Zizishausen nicht einfach geschlagen, sondern mit 37:28 aus der Ertinger-Halle geschossen haben. Wer soll diese Mannschaft stoppen? Der abstiegsbedrohte HC Wernau wird es am Sonntag jedenfalls schwer haben. Erster Verfolger des Führungsduos ist jetzt wieder der TSV Wolfschlugen – bei dem die Deizisauer noch antreten müssen.

Und, jetzt kommt das Schöne: Wenn sich Langenau/Elchingen und Deizisau auf dem Weg zum letzten Spieltag keine Blöße geben, kommt es am 27. April (19.30 Uhr) in der Langenauer Pfleghofhalle zum Showdown Erster gegen Zweiter und die Deizisauer können sich mit einem Sieg noch den direkten Aufstieg sichern. Denn durch den 28:27-Erfolg im Hinspiel hätten sie dann auch den direkten Vergleich gewonnen. Was für Abgang wäre das für Trainer Gengenbach, das wäre im wahrsten Sinne des Wortes sein Meisterstück. Und wenn das nicht klappt, dann heißt es in der Relegation zwar Einer aus Vier, aber „unserem“ Württembergligisten werden dabei generell die besten Chancen eingeräumt.

Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn die Deizisauer nach einiger Zeit des Darbens den Sprung in die BWOL schaffen und damit auch ligamäßig zumindest wieder zur zweiten Männer-Kraft im EZ-Land aufsteigen würden. Aus Neuhausen hört man übrigens immer noch nicht, wie es weitergeht…  

 


Es muss was gehen

Ich hab hier schon einige Male über die Klasse der Handballszene im EZ-Land geschwärmt. Komisch nur, dass zurzeit ausgerechnet unsere beiden Top-Clubs die größten Sorgen bereiten: Die Drittliga-Männer des TSV Neuhausen und die Zweitliga-Frauen des TV Nellingen. Abgesehen davon, dass sich beide Teams nicht gerade in der Spitzenregion ihrer Liga tummeln, sind die Probleme allerdings völlig unterschiedlich geartet. Während ein Verein nach dem anderen mit seiner Trainerentscheidung durch ist und dadurch bedingt sich auch mit den Spielergesprächen leichter tut, gibt es bei den Maddogs aus Neuhausen einen gewissen Entscheidungsstau. Die Zukunft von Trainer Florian Beck ist völlig ungewiss. Vieles spricht für Trennung, aber nicht alles. Immerhin hat Beck einiges aufgebaut in Neuhausen und meiner Beobachtung zufolge leistet er insgesamt auch gute Arbeit. Aber die Entscheidung steht immer noch aus. Und je länger sie ausbleibt und je länger die Gerüchteküche kocht – und sie kocht wild – desto schwieriger würde es für Florian Beck, falls er doch weitermacht.

Die Spieler warten, wie es in der Trainerfrage weitergeht, aber nicht nur darauf. Immer noch fehlt ein neuer Hauptsponsor und damit die finanzielle Sicherheit. Offensichtlich hat sich immerhin jemand gefunden, der bis zum Saisonende auf die TSV-Brust geht, aber das reicht nicht. Nun ist es nicht so, dass es die Spieler mit Macht wegzieht. So wie ich es sehe, ist sogar bei den meisten die Bereitschaft zum Bleiben groß. Die Spieler wissen, was sie am Verein haben und sie sehen, dass die Macher im Hintergrund rödeln. Aber, das wissen die Verantwortlichen auch, der Kredit hält nicht ewig. Ich sag mal, in ein bis zwei Wochen müssen entscheidende Weichen gestellt sein. Und vor allem die Trainerfrage geklärt sein. Neuhausen steht vor einer schweren Zukunft, es wäre superschade, wenn es nicht für eine ordentliche Drittliga-Mannschaft für die kommende Saison reicht.

Bei den Hornets in Nellingen hat Trainer Arne Kühr noch Vertrag bis 2014 und Geschäftsführer Stefan Wiech lässt keinen Zweifel daran, dass der trotz einer sportlich enttäuschend verlaufenden Saison auch erfüllt wird. Gespart und der Etat etwas reduziert werden muss zwar auch, aber insgesamt ist finanziell beim TVN alles in trockenen Tüchern. Wenn man bedenkt, dass ohne das Geld von Mäzen-Gesellschafter Urs Zondler vor ein paar Jahren gar nichts gegangen wäre, dann muss man sagen, dass gute Arbeit geleistet wurde. Auch dank des Geldes von Sponsor-Mäzen-Gesellschafter Dietmar Hantke natürlich. Zondler hat sein Interesse an den Hornets verloren und steigt zum Saisonende ganz aus, was man ihm nicht verübeln kann. Dafür, dass er eigentlich keinen Bezug zu Nellingen hat, hat er erstaunlich lange mitgemacht, die ganze Geschichte muss ich hier jetzt nicht nacherzählen. Jedenfalls hat Wiech die Lücke offensichtlich so gut wie gestopft.

Das zum Finanziellen. Für die morgige EZ-Ausgabe (Seite 20) habe ich mal zusammengeschrieben, was sportlich so los war und wie es weitergeht. Die Hornets erleben gerade eine spannende Zeit. Dass es sportlich nicht so läuft, hat ganz bestimmt auch mit Verletzungen zu tun. Und falls nicht noch der worst case Abstieg passiert, was ich mir nicht vorstellen kann, dann ist das auch nicht so schlimm. Die ganze Zeit wurde von einer „Übergangssaison“ gesprochen, das macht nach drei Mal Aufstiegsrennen auch Sinn. In Kühr kam ein neuer Trainer, bei dem nicht nur der Dialekt anders ist. Ich hab oft genug mit ihm geredet – ich höre das Thüringisch übrigens gern – und muss sagen, dass er ein „cooler Typ“ ist, wie er wohl selber sagen würde. Auskunftsfreudig, offen und ehrlich, echt. Und ich glaube, er hat auch eine Menge Ahnung von Handball. Trotzdem passt das alles noch nicht so richtig zusammen. Warum, das ist schwer zu fassen. Vielleicht waren die Umstellungen für die Spielerinnen doch größer als erwartet, übrigens auch von ihm. Auch typmäßig muss das noch zusammenfinden. Mein Lieblings-Zitat in der morgigen Geschichte: „Wo ich mich noch verbessern kann, ist den Charakter der Schwaben zu verstehen. Aber ich komme Schritt für Schritt voran.“

Kühr ist stolzer Thüringer, wobei er handballerisch nach eigener Aussage mehr ein Däne ist. In diesem Fall muss einfach noch zusammenwachen, was zusammen gehört. Er selbst hat es sich auch leichter vorgestellt, aber ist zuversichtlich, dass nächste Runde alles besser wird. Bei seiner früheren Station in Halle sei das ähnlich gewesen. Aber wie in Neuhausen ist der Druck groß, dass tatsächlich was geht. So wie es ausschaut wird der Kader für die kommende Saison ordentlich sein, auch wenn es in der Planung noch einige Fragzeichen gibt und der Verein das Problem hat, im württembergischen Frauenhandball zurzeit nur die Nummer vier zu sein. Aber dadurch ergeben sich ja auch Möglichkeiten. Jedenfalls ist klar, dass die kommende Saison keine Übergangssaison mehr sein wird. Da muss es vorangehen. Sonst wird das Umfeld ungeduldig und es auch für Kühr irgendwann eng. Kritiker, die nicht so recht an den Erfolg des Projektes glauben, gibt es jetzt schon. Wobei meiner Meinung nach das Thema Aufstieg trotzdem erst mal tabu ist, obwohl es im Kopf des einen oder anderen Fans und wohl auch Geldgebers immer noch viel Platz einnimmt.    

Ich mach jetzt auch ne Woche Faschings-Urlaub und melde mich dann wieder.


Reise nach Jerusalem

Und es dreht sich weiter, das Trainerkarussell im EZ-Land. Es wird sich auch noch ne Weile weiterdrehen. Württembergligist TSV Deizisau hat nicht ganz unerwartet Mike Wolz für die kommende Saison verpflichtet. Soweit ich das beurteilen kann, eine gute Lösung. Als Spieler war er schon top und als Trainer hat er auch Erfahrung gesammelt – dass es bei den Stuttgarter Kickers den Bach runter ging, lag nicht an ihm, sondern an der Insolvenz. Gut möglich, dass Wolz die Deizisauer in der BWOL übernimmt, denn auch wenn sein Abschied zum Saisonende feststeht, eilt Noch-Trainer Michael Gengenbach mit der Mannschaft von Sieg zu Sieg. Neun in Folge sind es jetzt schon und die Tabellenführung. Zu gerne würde sich Gengenbach mit dem Aufstiegscoup verabschieden, da bin ich sicher. Allerdings ist die Tabelle etwas schief, weil der Zweite Langenau/Elchingen drei Spiele, aber nur einen Pluspunkt weniger hat. Interessanter ist da schon, dass Zizishausen schwächelt – zuletzt gab es eine Niederlage beim HC Wernau.

Passende Überleitung: Auch nicht ganz uninteressant ist, dass Mike Wolz ja gerade in Wernau spielt, wo auch ein Trainer gesucht wird. Aber der Kontakt zu seinem Ex-Club Deizisau bestand schon länger und ohne den Wernauern nahe treten zu wollen, ist die Aufgabe dort auch mindestens so interessant. Der HCW fängt sich gerade und ist dem Klassenverbleib näher, aber Deizisau schnuppert am Aufstieg. Die Zukunft von Wernaus Noch-Trainer Nico Kiener steht derweil auch schon fest: Ihn zieht es zurück zu seinem Heimatverein SG H2Ku Herrenberg. Ich hätte ihn zwar eher im weiblichen Bereich erwartet, aber seine Ankündigung, 3. Liga oder so zu trainieren, macht er wahr. Ich wünsche ihm an dieser Stelle, dass nach seiner Kreuzband-OP alles gut wird, aber wie es aussieht, wird er in Herrenberg den Zusatz „Spieler“ vor -Trainer streichen.

Wolfschlugen hat angekündigt, mit Lars Schwend weiterzumachen, in Reichenbach bleibt Daniel Mayr, Plochingen bekommt (auch im Fall des Abstiegs) Daniel Brack und Ostfildern Michael Schwöbel. Vom Team Esslingen habe ich nichts anderes gehört, aber es gibt keinen Grund, warum Thomas Freiwald nicht weitermachen sollte. Und bei den Frauenteams in Nellingen, Wernau und Wolfschlugen wird sich auf der Trainerposition wohl auch nichts ändern. Was ist also noch offen bei unseren Top-Clubs? Wernau, klar. Dazu Drittligist TSV Neuhausen, wo einige Zukunftsfragen offen sind. Finanzielle Fragen. Und die Trainerfrage. Der Verein hat allerdings Gerüchte dementiert, nach denen der Abschied von Florian Beck feststeht. Es wird offenbar in mehrere Richtungen verhandelt.

Und dann sind da ja noch die BWOL-Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf. Seit Horst Fritz den Trainerjob von Sinisa Mitranic übernommen hat, hat das Team nur drei Punkte abgegeben, zuletzt waren es acht Spiele ohne Niederlage. Respekt, den Klassenverbleib hat der Aufsteiger jedenfalls eingetütet. Ob Fritz weitermacht, ist aber trotzdem nicht klar. Eigentlich hat er ja angekündigt, aus beruflichen Gründen nur bis zum Saisonende auszuhelfen – die Schichterei. Aber ich glaube, die Mädels werden ihn nicht so leicht gehen lassen.      

Und wer ist noch zu haben? Frank Illi, Michael Abele und Jens Geiselhart fallen mir ein. Irina Kolpakowa gibt es auch noch. Gengenbach macht wohl erst mal Pause, Stefan Haigis ist auch nicht allzu heftig auf der Suche. Hab ich jemanden vergessen? Ein bisschen hat die Trainergeschichte im EZ-Land was von Reise nach Jerusalem. Nur noch wenige Stühle sind frei.

Arg verändert hat er sich nicht: Mike Wolz vor fast fünf Jahren als Spieler in Deizisau – bald ist er dort Trainer.


Reichenbach oder Madrid

Ob Andi Möller Reichenbach kennt? Wahrscheinlich nicht. Aber um kalauernd einzusteigen, wandel ich gerne mal auf den Spuren des Exfußballnationalspielers und sein berühmtes Zitat ab: „Reichenbach oder Madrid, Hauptsache Italien.“ Hä? Was will der Autor dieser Zeilen damit sagen? Er hat verzweifelt nach einer Überleitung zu seinem eigentlichen Thema gesucht. Ich habe nämlich TV geschaut. Reichenbach-TV. Oder kurz: TVRtv. Seit ein paar Tagen ist auf der Seite des Handball-Württembergligisten TV Reichenbach der Beitrag zum 26:19-Derbysieg gegen TV Plochingen zu sehen. Seither ist nichts weiter passiert, denn am vergangenen Wochenende hatten die Reichenbacher spielfrei.

Ich bin auf den vereinseigenen Fernseh-Auftritt vor ein paar Wochen via Facebook gekommen, am besten ist er aber unter

http://www.tvreichenbach-handball.de/index.php?id=1125

zu finden. Ich wollte schon viel früher schon was darüber schreiben, aber dann kamen eben so Dinge wie Trainer-Abschiede und -Findungen oder der EZ-Pokal dazwischen. Auf alle Fälle finde ich beachtlich, was die Reichenbacher da machen. Sie haben zwar bei weitem ihre Ankündigung nicht eingehalten, von jedem Heimspiel ein Video zu veröffentlichen – bisher sind es erst drei –, aber die sind wirklich gut gemacht. Filmisch okay, aber vor allem gut geschnitten und gut gesprochen. Ich weiß, wie schwer das ist, denn ich hab auch mal fürs Radio gearbeitet und war Praktikanten-Leidensgenosse eines gewissen Wolf Fuss beim DSF – war seine, aber nicht meine Welt.

Nur die Interviews fehlen beim TVRtv eigentlich noch. Warum das so gut gemacht ist, lässt sich leicht erklären. Jochen Masching ist beim TVR nämlich nicht nur Spielercotrainerpressewart, sondern sogar Spielercotrainerpressewartfilmemacher. Das Tausendsassa der Reichenbacher studiert in Ludwigsburg Filmproduktion, was man meines Wissens nach an wenigen Orten so gut machen kann wie dort. Daher kann er das. Das Sprechen übernimmt ein Bekannter, dessen Namen er mir nicht sagen wollte. Und das Filmmaterial kommt von Spieler-Vater Rolf Strohmaier. Masching schneidet das dann im stillen Kämmerlein zusammen und stellt es auf Youtube, was er dann wiederum auf der TVR-Seite und auf Facebook verlinkert. Um die fünf Minuten sind die Stücke lang, dass er es bisher erst drei Mal geschafft hat, liegt daran, „dass es ziemlich zeitaufwändig ist. Wenn man‘s macht, dann gscheit“, wie er sagt. Glaube ich. Dass es vom Spielergebnis abhängt, lässt sich entkräften: Drei Filme, zwei Siege, eine Niederlage. Der vom Erfolg gegen Plochingen hat aber bestimmt trotzdem besonders viel Spaß gemacht. Die Zuschauer-Zahlen sind noch nicht ganz auf Wetten-Dass-Niveau. Aber vielleicht ändert sich das jetzt ein bisschen.

In der Region sind die Reichenbacher mit ihrem TV ziemlich einzigartig. Drittligist TSV Neuhausen hatte mal einen Filmpartner, der aber nur einmal oder so da war, und dann war es das wieder. Da gab es allerdings Interviews, bei denen man gehört hat, dass die Maddogs echte Schwaben sind. Wir bei der EZ arbeiten ja mit dem Filmproduzenten-Team von „Die Ligen“ zusammen, die unser Fußball-Spiel-der-Woche machen und auf esslinger-zeitung.de stellen. Die Kollegen waren auch schon beim Nellinger Frauenhandball. Wenn man bei Youtube so rumschaut, was leicht geht, wenn man die Links nach dem Ende eines TVR-Berichts verfolgt, kann man sich übrigens manchmal schlapp lachen, was man da aus dem Norden und Westen der Republik so findet. Comedy pur, dagegen ist TVRtv höchst professionell.

Und was hat das nun mit Madrid zu tun? Ganz einfach: Als ich zum ersten Mal ein Vereins-TV wahrgenommen habe, war es das Real-Madrid-TV. Das sendet natürlich ein bisschen umfangreicher als das der Reichenbacher. Mittlerweile hat ja jeder große Club seinen eigenen Sender, oft gemacht von echten ehemaligen Fernseh-Leuten, meistens aus dem regionalen Bereich. So übrigens auch beim VfB, bei dem es vfbtv-Mann Holger Laser mittlerweile sogar zum Stadionsprecher gebracht hat.

Das kann Jochen Masching übrigens nicht machen. Denn noch wird er auch als Spieler und Co-Trainer gebraucht. Vielleicht könnte man mal Andi Möller fragen. Sofern ich weiß, hat der im Moment nichts zu tun. Man müsste ihm nur erklären, dass Reichenbach nicht in Italien liegt. So, jetzt reicht’s aber.

 

P.S. Morgen erscheint in der EZ Teil zwei der Wernau-Geschichte, diesmal geht es um die Frauen. Und die nächste Trainer-Entscheidung steht offenbar auch an.